Normalisieren ist, bis auf wenige Ausnahmen, ein unnötiger Schritt.
Ohne das extrems vertiefen zu wollen (damit könnte man ganze Bücher füllen), sei nur so viel gesagt: Jede Bearbeitung, auch digital, raubt erstmal Signalqualität - vor allem, wenn das Material nur in 16Bit zur Verfügung steht.
Kurz gesagt geht es um sich summierende Rundungsfehler bei kleinen Wortbreiten. Sie entstehen bei _jeder_ Bearbeitung des Materials, summieren sich und ergeben als Summe u.U. durchaus hörbare Artefakte.
Auch das stumpfe Anwenden eines Maximizers ist aus meiner Sicht nicht der richtige Weg.
Wenn der Mix an sich druckvoll, transparent und gut ist, macht man mit Maximising eventuell mehr kaputt als man an subjektiver Lautheit erreicht.
Abgesehen davon halte ich es für eine Sackgasse, nur immer "lauter" sein zu wollen als andere Produktionen.
Unsere diesbezügliche Referenz ist nun einmal 0dBFS (full scale).
Sprich: Der größte Pegel einer Produktion kann diesen Referenzpunkt nicht überschreiten - auch nur 0,1dB darüber führen zu digitalem Clipping.
Was Lautheitsanpassungen eines Albums angeht, ist der einzige funktionierende Weg die Benutzung einer kalibrierten Monitoranlage und der eigenen Ohren.
Für den "Heimanwender" reicht es schon, während dieser Arbeitsschritte den Pegelsteller am Verstärker nicht anzufassen, bis das Album fertig ist.
Liegen die Songs in der richtigen Reihenfolge vor (eine Wissenschaft für sich...), kann man daran gehen, sie in ihrer Lautheit aneinander anzupassen.
Eine rockige Uptempo-Nummer sollte subjektiv "fetter" und "lauter" daherkommen als eine sanfte Ballade.
Da wir, wie gesagt, die 0dBFS-Referenz haben, kann es durchaus sinnvoll sein, "von oben nach unten" zu arbeiten, also mit der "lautesten" Nummer des Albums anzufangen.
Nach der Lautheitsanpassung folgen dann hübsch passende Fades und das Setzen der Pausen. Beide Schritte haben einen großen Einfluß darauf, wie der Konsument das Album letztendlich wahrnimmt.
Alle diese Punkte sind sehr stark abhängig von persönlichen Präferenzen und natürlich dem Ausgangsmaterial - sie können eine bereits gute Produktion vergolden oder komplett ruinieren - also obacht!
Gegen den allgemeinen Lautheitswahn sei noch gesagt: Wenn der Mix sauber ist, kleine Anpassungen mittels EQ, Pegelanpassung etc. im Mastering gemacht sind, muß man das Material nicht "maximieren", wenn es bereits "fett" ist.
Im Gegenteil: Jede Kompression/Limiting nimmt dem Material einen Teil seiner Dynamik, die Musik erst interessant macht.
Ist die Platte "leiser" als andere (kommerzielle) Produktionen, verfügt aber über gute Dynamik und ist korrekt gepegelt, stellt das für mich kein Problem dar: Ich habe an meinen Wiedergabegeräten Lautstärkesteller
Oft wird gesagt, man müsse das Material für die Wiedergabe auf kleinen Systemen vorkomprimieren - das Gegenteil ist der Fall!
Durch sog. Power-Compression wird das Material auf kleinen Anlagen (mit wenig Leistung und schwachbrüstigen Lautsprechern) eh komprimiert - auf großen Systemen macht aber gerade sehr dynamische Musik sehr viel Spaß: Hier kann eine dynamische Produktion richtig Punkten, da diese Wiedergabesystemen ebenfalls entsprechend dynamisch zu werke gehen.
Insbesondere, wenn das Material radiokompatibel sein soll, ist übermäßige Kompression ein absolutes no-go, da OptiMod und Co. ansonsten gerne anfangen, das Werk komplett zu zerstören.
Empfohlen sei an dieser Stelle mal wieder "Mastering Audio - The art and the science" von Bob Katz (englisch).
Sehr gute Lektüre für alle, die etwas über Mastering lernen wollen.
Ach ja: Die Lautheitsanpassungen werden selbstverständlich am Stereo-Mixdown durchgeführt.
Eine gebräuchliche Bezeichung ist "Pegel verändern".