"Richtige" Effektreihenfolge - Tips, Tricks, Vor-/Nachteile...

RomanS
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Bin selber noch "Recording-Anfänger", und hab in letzter Zeit ziemlich viel zum Thema gelesen (sowohl online als auch in Büchern) - worüber ich noch relativ wenig gefunden habe, ist, in welcher Reihenfolge man Effekt (bzw. PlugIns) idealerweise einsetzt; mir ist klar, dass es da in vielen Fällen kein "richtig" oder "falsch" gibt, und manches vom gewünschten Ergebnis oder persönlichen Vorlieben abhängt - aber ein paar generelle Tips oder Erfahrungen von alten Hasen könnten für Newbies wie mich schon hilfreich sein...
Vielleicht kann dieser Thread auch mehr als allgemeiner Erfahrungsaustausch dienen, nicht so sehr auf ein ganz konkretes Einzelproblem bezogen?

Also: Wo in der Effektkette platziert man Kompressor (einerseits als "Effektkompressor" zur Signalverdichtung - "mehr Punch", andereseits als Limiter zum Kappen von Pegelspitzen), Gate/Expander, DeEsser, Equalizer (einerseits EQ zu "Fehlerbeseitigung" - also z.B: Dröhnfrequenzen, andererseits "kreativer" EQ um z.B. Spuren weiter nach vorne oder hinten zu bringe), Hall, etc.

Beispiele:

Limiter zur Unterdrückung von Nebengeräuschen: VOR dem Kompressor, damit der Nebengeräusche gar nicht erst anhebt, oder DANACH, damit Kompressor-Nebengeräusche unterdrückt werden?

Equalizer: VOR dem Kompressor, damit dieser nicht z.B: von Pegelspitzen im Bass beeinflußt wird, oder DANACH, um den punchigeren "Kompressorsound" nochmals fein zu bearbeiten?

De-Esser: VOR dem Kompressor, damit die für Zischlaute kritischen Frequenzen vom Komp. gar nicht erst hervorgearbeitet werden, oder DANACH, um durch Kompressorbearbeitung hervorgetretene Zischlaute zu unterdrücken.

In welchen Situationen und bei welchen Effekten macht es Sinn, sie nicht in Serie (als Insert) zu verwenden, sondern sie parallel (z.B. in einem Send-Kanal) mitlaufen zu lassen (Hall? New York-Style Kompressor für Drums?)


Vielen Dank für Tips, Erfahrungsberichte, Beispiele, und andere Beiträge!
 
Eigenschaft
 
öhm... Nebengeräusche bekommst du nicht mit einem Limiter weg, sondern mit einem Gate oder Expander - und den, wenn, dann immer vor dem Kompressor einsetzen.
Ansonsten ist es meist Geschmackssache und abhängig von dem Material. Ich bevorzuge den EQ hinter dem Kompressor um mehr Dynamik zu erhalten. Ob man einen De-Esser überhaupt braucht hängt sehr vom Mikro und Material ab. Bei sehr lautem Gesang hat man gute Karten dass man auch ohne auskommt, bei ruhiger Sprache hingegen ist er meist unverzichtbar.
Als Send Effekt kann man im Grunde alle Zeit-basierten Effekte nutzen, die gleichzeitig einen deutlichen Dry-Anteil im Mix brauchen. Also sind das in der Regel alle Echo, Reverb und Chorus Effekte. Bei Phasern und Flangern würde ich aber doch eher Insert empfehlen, da hier die zeitlichen Varianzen so gering sind dass der Effekt schon durch die Laufzeitdifferenz von analogem Direktsignal zu I/O digitalgewandeltem Effektsignal eine ganz andere Färbung bekommen wird. (Ich setze hier mal einfach digitale Effektgeräte am analogen Mischpult vorraus.)
Anders wäre es in einer komplett analogen oder komplett digitalen ("ITB" DAW) Mischung, denn hier entstehen keine Laufzeitunterschiede und man könnte sogar Phaser und Flanger als Sendeffekt einsetzen. Grundsätzlich ist ja bei Send FX auch darauf zu achten, dass diese immer ein 100% Wet Signal ausgeben, die richtige Mischung macht man dann über den Returnkanal im Mischer.
 
Ooops, sorry, Gate, nicht Limiter - schon klar, war nur kurzes durcheinander beim Tippen des Eintrags...
 
Für mich ist das Anwendungsfall-abhängig... die Beispiele sind nur, wie ich da heran gehe.

Beispiel 1: moderne Bassdrum, viel Kick, sehr trocken, trotzdem ordentlich Wums:
- Gate: alles raus was keine Miete zahlt
- Filter: siehe Gate :) also Low und HighCuts und grundsätzlich nur Absenkungen. Hier darf der EQ für mich gar nicht neutral genug arbeiten. Störende Frequenzen filtern usw.
- EQ: hier kommt der eigentlich soundformende EQ, darf auch gerne einen gewissen Klangcharakter mitbringen. Aber Filter und EQ sind bei in den meisten Fällen 2 verschiedene PlugIns
- Compressor: bei einer Bassdrum gehe ich auch gerne agressiv an Transienten und Ausklingenverhalten ran.

Beispiel 2: cleane, gedoppelte E-Gitarre
- Filter: siehe oben
- Compressor: hier möchte ich erstmal ein wenig bügeln um das Stereobild glatter zu kriegen (wenn es denn gewünscht ist). Das gießt mir die gedoppelten Gitarren etwas besser in Form
- EQ: danach kommt die kreative Soundformung mit dem EQ

Aber auch hier kann sich das mal ändern und ich teste auch gerne einfach mal die Reihenfolge aus um herauszufinden wie das Instrument auf die Bearbeitungen reagiert. Aber grundsätzlich versuche ich folgende Schritte einzuhalten.
1. Aufbereitung. Alles was das Signal bereinigt und das Ausgangsmaterial durch Wegnehmen auf den richtigen Kurs bringt.
2. Klangformung. Alles was das Signal verbiegt, dreht, knautscht oder sonstwie zu dem Klang führt den ich möchte.
 
Meine Herangehensweise wäre ähnlich wie die von Navar.
- Klangsäubernde/-säubernde Effekte ganz am Anfang: z.b. Gate zur Störgeräusch/Rauschunterdrückung, Resonanzen ziehen am EQ, Hoch- und Tiefpass...
- Klangformende Effekte möglichst am Ende: EQ und Kompressor zur Klangformung usw. Einen EQ würde ich hier meistens nach den Kompressor schalten, da der Kompressor die Wirkung des EQs wieder einschränkt.
- Leveling-Effekte (Kompressor für automatisiertes Levelling) ganz am Ende.

Alles andere ist ziemlich anwendungsabhängig.
 
Wie sieht's aus, wenn man z.B. Lead Vocals sowohl mit Delay (im speziellen Fall z.B. Slapback Echo für einen Fifties-Effektsound) und gleichzeitig noch einem dezenten Hall (als gemeinsamer Send-Effekt für mehrere Kanäle, damit sie virtuell "in einem Raum" spielen) benutzen will?
Delay als Insert-Effekt, und dann das gesamte "ver-echo-te" Singal per Send in den Hallkanal - oder trockene Stimme in per Send in den Hallkanal, und parallel dazu nochmals ins Delay, und danach beides zusammenmischen?
 
Das ist schon ein etwas besonderer Fall. Ein Slapback Echo ist ja gerade durch seinen unnatürlichen Sound gekennzeichnet und steht somit nie wirklich "in einem Raum" mit anderen Spuren, die ohne SB erklingen. Diese Wirkung würde durch einen zusätzlichen Reverb entweder sabotiert werden, oder aber es wirkt noch größer (abhängig vom eingestellten Charakter des Reverbs), aber es wird sicher nie richtig "zusammenwachsen". Ich würde hier wohl am ehesten parallel arbeiten, ich könnte mir vorstellen dass es sonst schnell zu verwaschen klingt.
Aber sowas kann man ja auch einfach mal ausprobieren, erlaubt ist was gefällt.
;)
 
Danke! Werd mal verschiedene Varianten probieren...
 
Zum Glück geht es in der digitalen Welt ja schnell mit dem Ausprobieren. Aber ich bevorzuge generell die Trennung von Delays und Räumen in parallelen Sends. Das wird mit zu schnell hässlich wenn sich die unterschiedlichen Delay Zeiten in die Quere kommen. Außerdem krieg ich ansonsten Probleme bei der Automatisierung, das wird mir dann zu viel Frickelei :)
 

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