Der Tod kam vorbei

Tygge
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Der Tod kam vorbei

Zwischen den Tannen
schmalsteinige Wege
häufig gegangen
felsig nebelumweht

Grau von den Bergen
tropft kriechend die Kälte
öffnet die Arme
verdrängt Sonnenwärme

Wer sieht ihn kommen
und ahnt seine Nähe
totes Gepfähle
schwarzklagende Arme

Sie künden die Botschaft
bald wird es vollbracht
noch strömt Blutes Wärme
und rötet die Haut

Lachen und Tanzen
sich biegende Tische
es fehlt noch ein Gast
vom Berg naht es dunkel

Ihn hört keiner klopfen
ist schon unter uns
zerbrechender Atem
der Tod kam vorbei

Der Tod kam vorbei
holte was er wollte
Der Tod kam vorbei
es blieb nur die Stille
Der Tod kam vorbei
 
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Berührt mich sofort! Was weiß denn ich, worauf alles meine Gefühle reagieren, aber hier ist es unter anderem bestimmt die mich berührende Verwendung deiner Adjektive und Adverbien. Mein Lob erstaunt mich selber, denn viele Kritiker warnen ja vor einer häufigen Nutzung dieser Wortarten. Aber menno :hat: , das hier ist in freien, meist 2-hebigen Versen geschrieben! Und dazu noch mit kreativen Adjektiven wie „schmalsteinige“ Wege!

Sorry, dass ich mit der Form begann. Sie bestimmt für mich eben die Macht des Inhaltes. Und dieser Inhalt ist für mich hervorragend geschrieben. Ich finde nichts, dem meinen Vorstellungen vom Tod widersprechen möchten.
 
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Gut, dass Jongleur sich schon geäußert hat, das erspart mir die Tipperei am Handy. ;)
Nee, im Ernst, das Ding haut mich um. Ich spüre förmlich, wie der Todesschauder die Leute erreicht. Gut gemacht! :)
 
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Lieber @Jongleur, liebe @Teestunde vielen Dank für eure anerkennenden Worte und an alle Sterneschenker ebenfalls. Es freut mich sehr, dass ihr euch auf diesen Text eingelassen habt. Er basiert auf einem frischen Erlebnis. Ich habe dieser Tage an einem Treffen einer Gruppe von Akkordeonspielern hier aus dem MB im Thüringer Wald teilgenommen. Während dieses Treffens verstarb unser Herbergsvater auf seiner Geburtstagsfeier und unser Treffen endete frühzeitig. Dies Ereignis hat uns alle sehr beschäftigt. Ich habe mir meine Gedanken von der Seele geschrieben.
 
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Er basiert auf einem frischen Erlebnis. Ich habe dieser Tage an einem Treffen einer Gruppe von Akkordeonspielern hier aus dem MB im Thüringer Wald teilgenommen. Während dieses Treffens verstarb unser Herbergsvater auf seiner Geburtstagsfeier und unser Treffen endete frühzeitig. Dies Ereignis hat uns alle sehr beschäftigt. Ich habe mir meine Gedanken von der Seele geschrieben.
Mich berührt diese konkrete Geschichte auf Anhieb mehr als Dein eher allegorischer Text, obwohl ich diesen als stimmig und gefühlvoll empfinde. Er kann auch eigenständig für sich stehen. Was die Wirkung angeht - da sind aber die Geschmäcker und Empfindungen verschieden, wie ja die posts von @Jongleur und @Teestunde belegen - und das ist auch gut so.

Herzliche Grüße

x-Riff
 
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Nach warmer Harmonie nun nasskaltes Grausen - ich mag deine Texte sehr!
Sie sprechen etwas in mir an. :great:
 
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Gefällt mir sehr... obwohl das Bild des "umherziehenden Todes" ja häufig genutzt wird und schon arg strapaziert ist. Aber du hast dem sprachlich nochmal so frische Seiten abgewonnen, dass ich gerne las, wie der Tod herbei kam und dann an mir vorüberging. Chapeau!
 
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obwohl das Bild des "umherziehenden Todes
Das ist eine interessante Facette. Ich verstehe auch, wie du auf den "umherziehenden Tod" kommst. In meinem Kopf hatte ich allerdings weniger einen vagabundierenden Tod, sondern einen Tod, der gezielt kommt, sich holt, was er will, aber das so beiläufig, wie sich andere ein Pastetchen vom Buffet holen oder zum Tee vorbeikommen.
Danke für deine Rückmeldung!
 
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Ja, der Titel müsste noch nicht unbedingt in Stein gemeißelt werden. Ich habe mal nach „der Besucher, Text“ gegoogelt. Dieser Titel ist noch relativ unverbraucht. Und berührt mich trotz mehrmaligen Lesens gleich von 3 Seiten: es könnte der Tod, der Verstorbene oder letztlich jeder Mensch gemeint sein…

Sorry für das scheinbar kalte Kalkül. Aber ich suche tatsächlich regelmäßig mehrere mögliche Perspektiven als winzige Wegweiser durch ein rätselhaftes Leben.
 
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Das würde mir als Titel sehr gut gefallen, passt auch zur Grundidee und würde den Leser nicht so schnell darauf einstimmen, wer da kommt. (y)
Sehe ich absolut genau so! Je länger uns ein Text ohne Qualen beschäftigt, umso tiefer lassen wir ihn vermutlich in uns versinken…
 
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Sorry für das scheinbar kalte Kalkül
Finde ich absolut ok. Das Thema ist aufwühlend genug. Als ich den Text vor Veröffentlichung nochmals mehrmals durchlaß, hatte ich prompt wieder einen Kloß im Hals. Etwas Distanz ist da hilfreich.
 
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Finde ich absolut ok. Das Thema ist aufwühlend genug. Als ich den Text vor Veröffentlichung nochmals mehrmals durchlaß, hatte ich prompt wieder einen Kloß im Hals. Etwas Distanz ist da hilfreich
Ja, das macht gelungene Texte wohl aus: Die jeweiligen Autoren geben ihre Tiefe, statt ihrer Ängste preis!
 
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Mich berührt diese konkrete Geschichte auf Anhieb mehr als Dein eher allegorischer Text, obwohl ich diesen als stimmig und gefühlvoll empfinde. Er kann auch eigenständig für sich stehen.
Das verstehe ich hinreichend, Denn auch die Beschreibung des Hintergrundes ist beherrscht und berührend zugleich. Aber im eigentlichen Text finde ich zusätzliche Farben!
 
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Je länger uns ein Text ohne Quallen beschäftigt,
Du meintest vermutlich "Qualen", aber die "Quallen" werde ich mir mal vormerken, für einen eher meerorientierten Text. Und Quallen können auch sehr viele Qualen erzeugen, besonders die der Sorte Feuerqualle ;)
Qualle.jpg

Beitrag automatisch zusammengefügt:

die Beschreibung des Hintergrundes war beherrscht und berührend zugleich.
Danke. Wir waren wenige Tage vorher durch den Thüringer Wald gefahren und hatten das Vernichtungswerk des Borkenkäfers mit Erschrecken gesehen. Daher das "tote Gepfähle" und die "schwarzklagenden Arme". All diese Bilder ergaben dann mit dem schrecklichen Todesfall ein grausiges Ganzes; so ein Gefühl von Tod allerorten.
 
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Zu spät! Ich hatte meinen Fehler bereits selber entdeckt und korrigiert! - Hm …:unsure: Selbst dieser optische Hintergrund würde mein Verhältnis zu deinem Text nicht zerstören.

Nachtrag: Gerade haben wir scheinbar parallel Parallelen geschrieben! Beruhigend! :hat:
 
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Selbst dieser optische Hintergrund würde mein Verhältnis zu deinem Text nicht zerstören.
Das beruhigt mich, wobei....für viele Meereslebewesen bedeutet das Vorbeikommen solcher Quallen den Tod. Also so völlig abwegig ist meine Assoziation nicht.
 
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Schrieb ich doch gerade! :)
 
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Der Besuch

Zwischen den Tannen
schmalsteinige Wege
häufig gegangen
felsig nebelumweht

Grau von den Bergen
tropft kriechend die Kälte
öffnet die Arme
verdrängt Sonnenwärme

Wer sieht ihn kommen
und ahnt seine Nähe
totes Gepfähle
schwarzklagende Arme

Sie künden die Botschaft
bald wird es vollbracht
noch strömt Blutes Wärme
und rötet die Haut

Lachen und Tanzen
sich biegende Tische
es fehlt noch ein Gast
vom Berg naht es dunkel

Ihn hört keiner klopfen
ist schon unter uns
zerbrechender Atem
der Tod kam vorbei

Der Tod kam vorbei
holte was er wollte
Der Tod kam vorbei
es blieb nur die Stille
Der Tod kam vorbei

Ich habe den Vorschlag von @Jongleur aufgegriffen, der einen neuen Titel für den Text vorgeschlagen hat, der mir ausgesprochen gut gefällt und meiner Intention besser Ausdruck verleiht als der vorherige Titel. Vielen Dank an dieser Stelle auch noch einmal an @streamingtheatre , der mich ebenfalls auf die Problematik hingewiesen hat, die in dem vorherigen Titel angelegt war.
🥰Tygge
 
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