Schattensprünge - Heiner Frauendorf

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Nach Jürgen Ganzers Fantasie 84 schrieb sein Schüler Heiner Frauendorf ein Stück, welches der Fantasie sehr nahe steht.
Auch Ligetis Einfluss ist in beiden Stücken deutlich zu spüren.

Nun möchte und muss ich aus (schon wieder) aktuellem und tragischen Anlass heute sein Stück Schattensprünge präsentieren.
In einem 5/4 Takt laufen Vierer - und Fünfergruppen parallel. Dadurch entsteht ein minimalistisches Gewebe, das sich nach 5x4 bzw 4x5 Noten immer wieder "einholt" und in das man sich meditierend hineinhören kann. Man findet dann immer neue Rhythmen und Harmonien und regt die eigene Fantasie an.
Das Prinzip wird auch im Mittelteil beibehalten, durch die Achtel und Viertel-Struktur und die Harmonik ergibt es ein fast japanisches Flair.
Beim Video habe ich mich dieses mal ästhetisch von @polifonico beraten lassen. Danke Dir sehr!!!

Heiner ist so alt wie ich gewesen und wir haben zusammen studiert. Seine Schattensprünge waren auch Pflichtstück beim Internationalen Wettbewerb Klingenthal.
Ich habe leider vergessen, in welchem Jahr.
Sicherlich ist das nicht jedermanns Geschmack, aber Kölz hat mir mehrfach bestätigt, dass er die Schattensprünge besser findet als die Fantasie 84 und wollte sie unbedingt auf die CD Duofieber haben, der er uns damals gesponsert hat.

Über die näheren Umstände möchte ich nicht sprechen, er lebte sehr bedeckt und ich glaube er fänd es nicht gut, wenn hier viel über ihn berichtet wird.
Danke Heiner !!!

 
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dachte, hörste mal kurz rein, was neues eingestellt wurde.... und zack... hör ich das jetzt schon zum dritten mal direkt hintereinander!

Auch wenn ich sonst bisweilen immer wieder mal so meine Probleme mit neuer Musik habe - das ist eine echt coole Nummer!:great:
 
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Heiner Frauendorf war mein erster Akkordeonlehrer Ende der 90er hier in Berlin.
Ich hatte bis dato allein gespielt und er musste mir einige Fehler ausbügeln...
Eine ungemein freundliche Person und ein hervorragender Akkordionist !
Seine musikalische Ausrichtung ging eindeutig in eine Moderne , wohin ich ihm nicht folgen konnte.
Er war aber für jede Art Musik zu begeistern, hatte seinerzeit sogar ein Projekt mit einer Heavy Matal Formation.
Sein "Schattensprünge" kannte ich bisher nicht , ich hab es jetzt auch einige Male gehört und finde es genial !
Natürlich trägt Klangbutters Umsetzung bestimmt auch seinen Teil dazu bei !
Beim Video habe ich mich dieses mal ästhetisch von @polifonico beraten lassen
Da gab es nicht viel zu tun, die entscheidenden Ideen mit den laufenden Balken und dem Farbwechsel bei Harmoniewechseln hattest Du doch selber !
Auch von mir , aus ganzem Herzen !
 
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Hallo,

Es kommt hier im Forum selten vor, dass ich mich verpflichtet fühle, meine Einschätzung zu begründen. Fünf Sterne „Gefällt mir“ gab es unter erstem Post bevor ich mir den Track angehört habe (ca. um 22:00 Uhr). Ich klicke jedoch auf das Glühbirnensymbol „Interessant“. Wieso denn? Weil es ein großartiges Werk ist, das einen Menschen beim Zuhören inspiriert. Ich kann diese Art der Inspiration am Beispiel von Mond und Sonne erklären. Die Sonne ist ein Genie und ihr Talent strahlt in alle Richtungen. Mit der Reflektion seines Lichts kann er sogar Objekte erhellen, die das alleine nicht können – zum Beispiel den Mond. Diese Musik ist auch wie ein Lichtstrom – so wirkt und inspiriert sie auch mich. Deshalb finde ich den Begriff "Gefällt mir" nicht vollständig und wähle die Bewertung "Interessant" mit näherer Begründung. "Interessant" = man ist überrascht, dann interessiert, dann beginnt man über den Aufbau des Stücks nachzudenken, hört es sich immer wieder an...

VG, Vladimir

P.S. Ich kenne Heiner Frauendorf und seine Arbeit überhaupt nicht, danke für die Information.
 
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...das Stück gefällt mir immer besser , je öfter ich es höre !
Es rührt sonderbarerweise , nicht wie andere Musik , vordergründig an irgendeiner Emotion .
Sondern man ist , wie verkabelt , direkt physikalisch angeregt von diesem feinen Gewebe aus Tonfolgen.

Zudem wüßte ich auch kein Instrument , mit dem sich dieses so umsetzen ließe.
Minimalisten, wie viele nach Philip Glass , arbeiten ja auch in diese Richtung ; am Klavier würde es aber nicht klingen,
da der natürliche Nachhall des Instruments diese filigranen Tonfolgen nicht abbilden könnte.
Da das Akkordeon gar keinen Nachhall hat , bleibt jeder einzelne kleine Ton , auch in rascher Folge und in Halbtonabstufungen ,
präzise wahrnehmbar. So kreiert Frauendorf ,von Klangbutter auch brilliant umgesetzt, ein rhythmisch extrem verschachteltes feines Muster , das aber immer kristallkar scharf gezeichnet bleibt.
Chapeau !
 
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Interessant Deine Einschätzung und Wahrnehmung!

Mit der Einzigartigkeit des Akkordeons bin ich zwar anderer Meinung (hör mal hier bei Ligeti rein), aber das Akkordeon steht da zumindest ziemlich gut da.

Was die Meditation anbelangt, hat Schattensprünge zu viele "Sprünge" - kaum hat man sich in ein Muster hinein gehört, kommt etwas anderes. Die Änderungen entstehen nicht fließend sondern sprunghaft.

Das ist bei Ganzer anders (Bei 1:35 ist die Struktur etabliert.)

 
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Was die Meditation anbelangt, hat Schattensprünge zu viele "Sprünge"
deshalb heißt ja auch Schattensprünge...

Aber diese 4 gegen 5 Passagen finde ich obercool - die erzeugen fast schon zwangsmäßig Druck und nix mit Meditation ... Weiß grad nicht, wie ich drauf komme... aber es gab mal den Film "Kojaanisqatsi" - da würden für die schnelleren Passagen das auch ganz gut hinpassen.
 
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Lieber Uwe, zuerst tut es mir leid zu hören, dass du wieder einen Gefährten verloren hast.

Das Stück hatte ich als erstes auf YT gehört/gesehen (Abo-Vorschlag) und versucht, über Heiner Frauendorf Infos zu finden. Erst später habe ich es hier im mb gesehen und den Zusammenhang erkannt.

Die Struktur des Stückes ist durch deine Beschreibung und die sparsam eingestreuten Noten einleuchtend und nachvollziehbar. Das Erarbeiten des Stückes versuche ich erst gar nicht nachzuvollziehen.

Den Kommentaren kann ich nichts hinzufügen, lerne eher daraus.

Dein Ligeti-Link ist als Ganzes hochinteressant, zeigt mir aber, wie weit ich im Alltag von dieser Kunst entfernt bin. Obwohl ich alles griffbereit hätte.

Beim Video habe ich mich dieses mal ästhetisch von @polifonico beraten lassen
kongenial
Heiner Frauendorf war mein erster Akkordeonlehrer
was für ein Einstieg ...
Es rührt sonderbarerweise , nicht wie andere Musik , vordergründig an irgendeiner Emotion .
darin sehe ich den großen Unterschied, ungeachtet des technischen Anspruchs (und der Popularität!) zu - z.B. - Einaudi u.ä.

Danke für die Einspielung ... und auch für die "Erdung" ...
 
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deshalb heißt ja auch Schattensprünge...

Da bin ich erst später drauf gekommen.
Anfangs dachte ich, die Überlagerungen der Schatten (sichtbar an den sich ändernden Abständen der Striche im Video) stellen die Sprünge dar, denn nach einem Takt "springt" die erst zunehmende und in der zweiten Takthälfte wieder abnehmende Entfernung wieder zusammen.
 
Faszinierend. Konkreatiefsinnig. Da passt alles. Komposition, Interpretation, Instrument, Darstellung. Schön, dass Du es mit uns teilst.
 
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