Tonstudio für Filmmusik

[Reinhzdf]

Hallo Zusammen,

wer wie ich als Dokumentarfilmer für Sendeanstalten arbeitet, konnte bis vor kurzem jede GEMA-Musik, also nahezu jede Musik für seine Filme verwenden. Da die Sender ihre Filme nun zusätzlich online stellen, müssen wir auf GEMA-freie Musik ausweichen (es gibt Ausnahmen, aber das führt hier zu weit). Dies ist oft mit großen Schmerzen verbunden.

Alternativ dazu kann man freilich auch mit Filmkomponisten arbeiten. Problem: die Budgets sind meist sehr niedrig, die guten Komponisten teuer (recht so), die Billigen leider oft (ja, es gibt Ausnahmen) billig. Habe viele schlechte Erfahrungen gemacht und die Nase voll.

Möchte deshalb meinen Schnittplatz erweitern um in Zukunft meine FM selbst zu machen.

Vorhanden ist:

Final Cut Schnittplatz (MacPro) mit allem was bildseitig dazugehört
Macbook Pro
Audio-Interface (zwei XLR-Eingänge - bisher nur für Sprachaufnahmen genutzt)
schallisolierter Musikraum
Keyboard mit MIDI-Anschluss
Mikrofone
40 Jahre praktische und theoretische Musikerfahrung


Soweit ich die Sache überblicke, fehlt mir doch nur:

eine (möglichst gute aber idiotensichere) Final-Cut-kompatible Software, die im Gegensatz zu GarageBand auch ein Bildfenster für den Film bietet (Logic?)

ein kleiner Mischer fürs Recording sowie der Möglichkeit abzumischen (auch in Final Cut)

Hab ich was vergessen? Welche Software / Hardware könnt ihr mir empfehlen?


Möchte v.a. akustische Instrumente einspielen, tp, b, dr, aber auch Keyboard (Midi).




Vielen lieben Dank!!!

 

[pico]

nun, die 'Profis' arbeiten soweit ich weiß unter anderem mit Steinbergs Nuendo.
Ein Mischpult brauchst Du eher nicht, denn der Mischvorgang findet im Rechner statt - falls Du gerne mit Fadern arbeitest, dann ein DAW-Comtroller zB ein Mackie-Control

 

[Astronautenkost]

Logic ist schon bei den Profis im Einsatz. Was hast Du denn an Mikrofonen im Einsatz und welches Interface? Bei Drums kommst Du mit 2 Kanälen nicht weit. Für professionelle Aufnahmen kommt Recorderman nicht in Frage.

 

[Reinhzdf]

Hallo pico, hallo artcore,

danke fürs schnelle Feedback.

Im Rechner mischen finde ich umständlich, Fader ist mir lieber. Hab div. Mikrophone für Bläser + Gesang u.a. Sennheiser, Neumann. Schlagzeug sehe ich erst mal nicht. Richtung eher Klangflächen, etwa tp + b. 8 Kanäle müssten doch reichen, oder?

 

[Astronautenkost]

Bin nicht so ein Mac-Experte. Hat Dein Macbook Fireface? Dann käme das Apogee Ensemble in Betracht. An das Mischen mit der Maus kann man sich schnell gewöhnen! Das Ensemble und seine Software hat eine gute Integration in Logic. Das RME Fireface 800 wäre noch eine günstigere Möglichkeit. Bei USB das Fireface UC. Alle Interfaces sind Ausbaufähig über ADAT, falls dann doch mal Drums dazukommen

 

[Nerezza]

Wenn Dir das mischen mit der Maus nicht gefällt kannst Du ja immer noch einen Controller wie diesen

http://www.musik-service.de/euphonix-mc-mix-prx395762820de.aspx

holen. Mischpulte bedeuten deutlich mehr Aufwand. Einmal beim Handling, zum anderen auch finanziell.

Grüße
Nerezza

 

[pico]

mit ein paar Mackie-Control kann man das auch ganz gut machen

(bei Mika)

 

[tino80]

Also ich kann nur sagen, dass so ziemlich alle Filmkomponisten die ich kenne mittlerweile (von Logic) auf Cubase 5 oder Nuendo 5 umgestiegen sind. Warum kann ich jetzt aber auch nicht sagen (da ich eher in der Film Post Pro tätig bin und nicht mit Komposition zu tun habe), vielleicht weils auf mac und pc läuft? Ich weiß nur dass OMFs und AAFs vom Nuendo mittlerweile ohne Probleme im Pro Tools öffnen lassen, diese Sachen funktionieren recht gut. Es gibt sogar einige Mischstudios (Tendenz steigend) die nicht mehr mit Pro Tools Filme mischen, sondern mit Nuendo 5, vielleicht greifen die Komponisten auch deswegen immer öfter zu Steinberg.
Ich würde dir noch empfehlen in deinem Setup auf jeden Fall vorzusehen, dass du auch eine Stem Mischung von der Musik machen kannst und nicht nur eine Stereo Mischung. Für Kino oder 5.1 Produktionen ist das echt ärgerlich wenn die fertige Musik (dann meist noch in TV Dynamik) als Stereo File bekommt. Da hätte man lieber (wie es auch eigentlich richtig ist) einzelne Stereo oder Mono Stems (z.Bsp.: BD einzeln, Snare einzeln, Rest Drums einzeln, Flächen einzeln, Solo Instr. einzeln, Bass einzeln,....).
Also dann wahrscheinlich eher die Controller Variante, ansonsten bräuchstes du wahrscheinlich ein Mixer mit mind. 8 Bussen und dementsprechend vielen Ein- bzw. Ausgänge am Interface, beim Controller kannst du das Routing ja im Programm selber machen.

Viele Grüße, Tino!

 

[paulsn]

also wenn du mit final cut arbeitest bietet sich logic natürlich an. is dann ja quasi aus dem selben haus und bietet massig features die überkreuzend genutzt werden können. du hast da auch ne 80 GB library mit gemafreien jingles, transistions, foleys und dem ganzen kram dabei. es gibt sogar ein extra programm speziell für scoring das mitgeliefert wird. softwaremaßig gibts nur protools was in der professionellen welt darüber steht... das wäre dann vergleichbar mit einem avid schnittplatz und kommt auch vom gleichen hersteller. aber wie du ja sicher weisst ist das... naja schweineteuer eben ^^... sowas brach man dann aber glaub ich ers ab größenordnung "hollywood blockbuster" wirklich. ich kenn zwar ein paar kleinere produktionsfirmen die auch schon mit avid/protools ausgestattet sind, das is bei denen aber glaub ich eher ne image sache wenn du verstehst....

ansonsten finde ich wärs mal wichtig zu klären in wie fern das ganze surround-fähig sein soll. auch wenn du's momentan noch nicht brauchst, aber das ist nur eine frage der zeit bis 5.1 zum standard wird... das würde für dich dann wieder heissen: aufrüsten. viel verändert sich an den ansprüchen dann ja eh nicht. du brauchst ein brauchbares 5.1 satelliten subwoofer system (is halt teuer weil du eben 6 solcher monitorkisten brauchst anstatt nur 2) und ein interface das 6 analoge outputs hat. eventuell noch diverse dolby converter kisten.... hierbei ist jetzt halt die große frage inwiefern du dich beruflich für die nächste zeit festlegen willst. wenn du eventuell spass an der sache findest und dann vielleicht auch kleinere kinoproduktionen machen willst ist das natürlich ein argument dafür. das will ich dir nur mal so als denkanstoß geben. ist dann als thema vielleicht doch etwas zu intim für ein internetforum

ich weiss jetzt nich wie's bei dir in sachen abhöre aussieht. an schnittplätzen findet man ja sehr häufig diese kleinen fostex6301 lautsprecher. die sind für ihre größe ja wirklich erstaunlich gut, aber für audiozwecke eher als zweit-abhöre gedacht. da müsste man eventuell nach den üblichen verdächtigen im bereich nahfeld monitore ausschau halten. genelec, adam, yamaha, dynaudio und so zeug. darüber kann man dann aber wieder uferlos streiten, was jetzt besser is als das andere. zuerst mal schaun ob du sowas überhaupt brauchst.

softwaremäßig bist du mit logic schon mal ganz gut dabei. vielleicht wärs aber sinnvoll noch ein paar zusätzliche virtuelle instrumente dazu zu kaufen. so ein native instruments bundle nimmt dir da viel bastelarbeit ab. gerade der absynth 5 hat unglaublich geile und vollwertige presets mit denen man schnell zu nem ergebnis kommt. wenn man da mal so durch die library durch klickt bleibt man regelmäßig irgendwo hängen und denkt "hey, das ist doch aus dem computer spiel... hey das haben die in dem film gestern auch gehabt.." usw... wirklich erstaunlich das ding und macht einem als komponist das leben um einiges leichter.
aber da gibts auch eine RIESEN palette an produkten deren sinnhaftigkeit eben stark von deinen bedürfnissen abhängt. brauchst du viele orchester? brauchst du mehr kleine electronische arrangements? ... da muss man sich eben vorher gedanken über sein aufgabenfeld machen und darauf basierend dann entscheiden, was man jetzt wirklich kaufen muss um dem gerecht zu werden.

naja wie du siehst gibts da noch einiges das du dir überlegen solltest um fehlinvestitionen zu vermeiden.

grüße,
paul


edit: ui da hat mir der tino gerade meine punchlines geklaut

 

[Reinhzdf]

Danke euch allen für die Anregungen!!!

Tolles Forum, wir hören uns noch ...;-)

 

[.s]

das wäre dann vergleichbar mit einem avid schnittplatz und kommt auch vom gleichen hersteller. aber wie du ja sicher weisst ist das... naja schweineteuer eben ^^... sowas brach man dann aber glaub ich ers ab größenordnung "hollywood blockbuster" wirklich.

Ich glaube nicht, dass "Blockbuster" mit dem Avid-System geschnitten werden, sondern normalerweise mit einem speziell dafür hergestelltem Schnittplatz. Alles was Softwarebearbeitung ist, ist für Consumer bis EB- / Kurzfilm oder Semi-professionelle Filme was.

Und Avid ist alles andere als ein Imageplus, da wo ich herkomme. Die ÖR sschneiden zB mit Avid, viele kleine Produktionsfirmen mit FCP und teilweise sogar Premiere oder Vegas.
Aber genug OT

 

[paulsn]

Ich glaube nicht, dass "Blockbuster" mit dem Avid-System geschnitten werden, sondern normalerweise mit einem speziell dafür hergestelltem Schnittplatz. Alles was Softwarebearbeitung ist, ist für Consumer bis EB- / Kurzfilm oder Semi-professionelle Filme was.

Und Avid ist alles andere als ein Imageplus, da wo ich herkomme. Die ÖR sschneiden zB mit Avid, viele kleine Produktionsfirmen mit FCP und teilweise sogar Premiere oder Vegas.
Aber genug OT

ja da hab ich mich wahrscheinlich zu weit aus dem fenster gelehnt und tirol ist da auch sicher nicht der geeignete standort für studien über globale standards ... bin kein postpro typ und mit den postpro typen die ich kenne, rede ich auch nur über die audio abteilung... aber damals an der SAE gabs nen avid platz

 

[.s]

SAE
Ich denke da steht nur Avid rum, weil, wie du schon richtig bemerktest, Avid und ProTools zusammen hängen. So genug gestichelt
(War nie da, ausser zum Tag der offenen Tür, deswegen wärm ich hier nur einen Stereotypen auf)

Arbeitest du mit ProTools? oder hab ich da was überlesen?

 

[ars ultima]

Ich glaube nicht, dass "Blockbuster" mit dem Avid-System geschnitten werden, sondern normalerweise mit einem speziell dafür hergestelltem Schnittplatz.

Was sollen dass denn für "speziell angefertigte Schnittplätze" sein? Avid hat im Film- und Videobereich wohl den gleichen Status wie ProTools bei Audio: beide sind quasi die Erfinder des digitalen Arbeitens, und immer noch Industriestandard. auch wenn FinalCut Pro da wohl aufgeholt hat. Aber womit werden denn Hollywood-Blockbuster geschnitten, wenn nicht mit Avid?

Alles was Softwarebearbeitung ist, ist für Consumer bis EB- / Kurzfilm oder Semi-professionelle Filme was.

Naja, so wie man ProTools LE nicht mit einem HD-System vergleichen kann, sollte man Avid XPress etc. nicht mit MediaComposer/FilmComposer/Nitris/... in einen Topf werfen.

 

[tino80]

Was sollen dass denn für "speziell angefertigte Schnittplätze" sein? Avid hat im Film- und Videobereich wohl den gleichen Status wie ProTools bei Audio: beide sind quasi die Erfinder des digitalen Arbeitens, und immer noch Industriestandard. auch wenn FinalCut Pro da wohl aufgeholt hat. Aber womit werden denn Hollywood-Blockbuster geschnitten, wenn nicht mit Avid?


Naja, so wie man ProTools LE nicht mit einem HD-System vergleichen kann, sollte man Avid XPress etc. nicht mit MediaComposer/FilmComposer/Nitris/... in einen Topf werfen.

Danke, seh ich genauso, ich bekomme sowohl im Film- als auch im TV-Bereich immer OMF Exporte von Avids!

 

[.s]

Ich glaube nicht, dass Avid den 4:4:2 Standard oder gar 4:4:4 von Hollywood-Filmen umsetzen kann, wenn doch, dann habe ich mich sehr getäuscht.
Meines Wissens werden soche Filme nicht mit "herkömmlichen" und "bekannten" Programmen geschnitten, sondern auf speziellen Maschinen.

 

[ars ultima]

Ich glaube nicht, dass Avid den 4:4:2 Standard oder gar 4:4:4 von Hollywood-Filmen umsetzen kann,

Das sollte das geringste Problem sein - bzw. kann das doch eigentlich jedes andere Programm auch. Ist ja nur ne Formatfrage an sich nichts spekatuläres. Neben dem "Media Composer" hatte Avid auch mal direkt den "Film Composer". "Der Englische Patient" war der erste Film, der einen Oscar für den Schnitt bekam, und der mit Avid geschnitten wurde. Und wenn man mal auf die Avid-Homepage schaut, dann findet man dort Stories über "2012", "Iron Man 2", "Hurt Locker", "Star Trek" "Avatar", "taking Woodstock", die offenbar auch alle mit Avid geschnitten wurden. Wenn man mal im Kino bs zum Schkluss sitzen bleibt, also den ganzen Abschann schaut, sieht man da auch oft Avid-Logos.

Aber mittlerweile wird so mancher Blockbuster wohl sogar mit auf Final Cut Pro geschnitten, z.B. "Unterwegs nach Cold Mountain".

Aber genug Off Topic

 

[.s]

Okay, das verwundert mich gerade. Aber kann ich so akzeptieren, und habe wieder was anderes gelernt, als man und damals in der Schule erzählte.

 

[Reinhzdf]

Hallo Zusammen,

besten Dank für die vielen, vielen Anregungen. Muss noch eine Produktion abschließen, dann schließe ich mich ein und werde in die Testphase gehen.

Bis dahin,

Reinhard


P.S. Avid ist Marktführer bei den ÖRs aber auch im Film. Hat sich aber viele Feinde gemacht durch die hohen Kosten und die recht zähe Produktaktualisierung. FC holt auf, nutzt natürlich große Hollywood-Produktionen fürs Marketing, hat aber z.Z. Probleme mit div. Bugs. Apple setzt zu sehr auf die Hobbythek-Nummer, will halt verkaufen, verkaufen, verkaufen, am besten alles vom iPhone bis zur Download-Musik. FC wurde dadurch in letzter Zeit etwas vernachlässigt. Mal sehen. Premiere und Co. sind nicht wirklich etabliert in diesem Segment

 

[.s]

Ich hoffe Premiere etabliert sich noch ein wenig. Ich nutze es sehr gerne, und auch intuitiv dank FCP Hotkeybelegungen
Laut Gerüchten, die es bei Apple ja immer fleissig gibt, soll mit FCP7 die letzte Version erschienen sein. Danach soll iMovie und FCP zusammengelegt werden