Wie schwierig ist denn das Beethoven Violinenkonzert Op. 61?

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Ewiger Anfenger
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Ich habe mir die Noten zu dem Konzert besorgt und es macht Spaß beim Hören mitzulesen. Aber wie schwierig ist das? Ist das so mit technischen Höchstschwierigkeiten gespickt, dass nur ein ausgebildeter Profi das vernünftig durchspielen kann? Oder kann sich jemand, der/die das Niveau für eine Aufnahmeprüfung zum Studium hat, bereits damit beschäftigen? Oder sind die Anforderungen nichtmals so hoch? Ich kann das selbst leider nicht beurteilen.
 
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Das ist nicht einfach zu beantworten. Das Stück ist definitiv schwer für den Solisten, ich als recht guter Amateurmusiker habe es nie im Geigenunterricht (hatte bis 27 Jahre Unterricht) behandelt. Wenn Du Kammermusik (Quartette, Sonaten) oder andere Stücke von Beethoven schon öfters gespielt hast, ist der Einstieg sicher nicht so schlimm. Wenn Du das Stück nur durchspielen willst und in den hohen Lagen sicher bist sowie schnelle Passagen keine Schwierigkeiten und auch schon dich mit schwereren Doppelgriff-Studien beschäftigst hast, sollte es gehen. Wenn Du es musikalisch erarbeiten willst dann hängt es stark von Deinem jetzigen Können und Erfahrung ab. Hast Du schon öfters Konzerte aufgeführt ? Nicht nur mit Klavierbegleitung, mit Orchester meine ich. Das sind ein paar Faktoren.

Gruß

Edit/Nachtrag:

1. Satz mit Klavier:
http://www.youtube.com/watch?v=Bay-hY6jgDs
http://www.youtube.com/watch?v=Ws_lPK08SA4

Das Rondo mit Klavierbegleitung:
http://www.youtube.com/watch?v=Rk3bww7maDE
 
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Ich bin selbst Lichtjahre davon entfernt. Den "Anfenger" in meinem Nick darfst du ernst nehmen. :D Dass es sehr schwierig ist, ahne ich schon. Mich interessiert, ob das für einen versierten Amateur erreichbar ist. Wahrscheinlich werden das die Wenigsten ernsthaft durcharbeiten, weil es mangels Orchester an Gelegenheit fehlt, das vorzutragen. Aber wenn ich sehe, wie Hilary Hahn das als 15-jährige hingezaubert hat, dann komme ich nicht aus dem Staunen raus.


@suamor, Danke für deine Links zu youtube. Das wusste ich gar nicht. Klingt gut, auch wenn es "nur" Klavierbegleitung ist, aber es ist die vollständige Solovioline.
 
Zuletzt bearbeitet:
Für Violinkonzerte braucht man nicht zwingend ein Orchester, denn die meisten bekannten Konzerte
gibt es auch mit Klavier-begleit-Transskiptionen. Nur braucht man dafür dann auch nen wirklich guten
Pianisten..
Es gibt auch play-along-Versionen zu kaufen. Kenn mich in der Klassik da speziell nicht aus, aber ich
halts für möglich, daß es da heute auch einiges gibt.


cheers, fiddle
 
@Ewiger Anfenger @suamor @fiddle
Ich, nicht Geigenspieler, hatte im Kopf, dass sich Hilary Hahn in einem Interview, das ich mal gelesen hat, genau zum Beerhoven Konzert geäußert hat. Ihr legendärer Geigenlehrer Jascha Brodsky ließ sie erst ganz spät an dieses Stück heran.

Yes, and he was 83. I had a wonderful time studying with him. He told me tons of stories. He had studied with Eugène Ysaye in Paris in the '20s, and Ysaye was born in the 1850s, so there is just one generation between me and this great Belgian School. I studied with Brodsky for seven years, until he died, when he was 89 and I was 17. He took what Mrs. Berkovich had taught me and refined and developed it. He took me through the next sequence of études—Kreutzer, Sevcik, Gaviniès, Rode, and the Paganini Caprices. He taught me about 28 concertos, recital programs, and lots of short pieces. He gave me a thorough technical training and, like Mrs. Berkovich, wouldn't let me go on to the next thing until what I was working on was absolutely right.
He had a kind of musical hierarchy that he wanted me to work through, with Beethoven and Brahms at the end. I wanted to do the Beethoven Concerto a couple of years too soon according to his schedule. I would beg him to allow me to do it, promising to practice really, really hard. His response was always, "No, you must wait until you have studied all the other repertoire. Then you will be completely prepared for it." So I put a lot of time and effort into the other pieces and moved fairly quickly through the repertoire, because I wanted so badly to be able to work on Beethoven and Brahms.

http://www.allthingsstrings.com/News/Interviews-Profiles/A-Conversation-with-Hilary-Hahn

und dann fand ich dies-)

http://www.henle.de/de/detail/index.html?Titel=Violinkonzert+D-dur+op.+61_326

auf Erläuterungen zum Schwierigkeitsgrad recht klicken, Stufe 8 von 9, nur das Berg Violinkonzert wird in dieser Rangliste als schwerer eingestuft.
 
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auf Erläuterungen zum Schwierigkeitsgrad recht klicken, Stufe 8 von 9, nur das Berg Violinkonzert wird in dieser Rangliste als schwerer eingestuft.

Na, da frag ich mich doch mal: wieviel Prozent derer, die das Geigenspiel erlernen, erreichen diese "Stufe 8" überhaupt?

Und worum geht es beim Musizieren eigentlich? Ist es tatsächlich das erlernen komplexer Techniken? Sind schwierige Stücke schöner oder besser als einfach zu spielende Sachen? Ausserdem lehrt einen jeden Geiger sein Instrument mit Demut zu betrachten, ich kenne kaum einen Streicher, der sich selbst nicht als "ewigen Anfänger" betrachtet.

Wenn ich mich selbst als Beispiel nehme, so habe ich nach 10 Jahren Unterricht, langem Aussetzer und nun 5 Jahren des Autodidaktismus zwar eine saubere Intonation, spiele sicher auch 3. und 5. Lage (letztere aber nur auf A- und E-Saite, hab blöde, kurze, dicke Finger), aber mein Vibrato ist nach wie vor eine Katastrophe, Notenlesen ist nach wie vor anstrengend, vom Blatt spielen nur auf blutigem Anfängerlevel denkbar. Und das alles interessiert mich nicht mal wirklich. Weil ich Dinge, die mit Sprache nicht zu sagen sind, mit der Musik ausdrücken kann. Weil ich beim Geige spielen mein Inneres Gleichgewicht herstellen kann, Wut, Ärger, Sorgen, Trauer verfliegen und kommen anschließend auch nur mit halber Kraft zurück. Aber ein jeder muss sich selbst seine eigenen Ziele setzen, ich persönlich fände es viel interessanter, ernsthaft in den Jazz einzusteigen, als mir skurile Paganinitricks anzueignen, oder flüssig in Es-Moll zwischen halber und zweiter Lage zu wechseln.
 
Zu den Schwierigkeitsgraden noch eine Tabelle, die ich interessant fand. Mit etwas Vorsicht zu genießen, aber als Orientierung sicher nützlich:

Level 1 Werke für Geige und Orchester


Level 2


Level 3
Vivaldi, Concerto in A-minor, Op. 3, No. 6
Vivaldi, Concerto in G-Major, Op. 3, No. 3
Level 4
Bach, J.S., Concerto in A-minor, No.1
Bach, J.S., Concerto in E-Major, No.2
Bach, J.S., Doppelkonzert d-moll f. 2 Violinen
Accolay Concerto in A-minor, No.1
Haydn Concerto in G-Major, No. 2
Level 5
Beriot, Concerto a-moll No. 9, Op. 104
Beriot, Scene de Ballet, Op. 100
Haydn, Concerto in C-Dur, Op. 48
Kabalewski, Violinkonzert
Mozart, Concerto in D-Dur, No. 2, K 211
Level 6
Beethoven, Romance in G-Dur, Op. 40
Beethoven, Romance in F-Dur, Op. 50
Haydn, Concerto in C-Dur, No. 1
Kreisler, Concerto in C-Dur (im Stil v.Vivaldi)
Mozart, Concerto in G-Dur, No. 3, K 216
Mozart, Concerto in D-Dur, No. 4, K 218
Vivaldi, Four Seasons: Spring, E-Dur, Op.8, Nr.1
Vivaldi, Four Seasons: Summer, g-moll, Op.8, Nr.2
Vivaldi, Four Seasons: Herbst, F-Dur, Op. 8, No. 3
Vivaldi, Four Seasons: Winter, f-moll, Op. 8, No. 4
Level 7
Bartok Rhapsody No. 1
Bartok Rhapsody No. 2
Beethoven, Triple Concerto
Mendelssohn, Concerto in d-moll
Mendelssohn, Doppelkonzert d-moll, Violin und Piano
Mozart Concerto in B-Durr, No. 1, K 207
Mozart Concerto in A-Dur, No. 5, K 219
Mozart Sinfonia Concertante in Es-Dur
Vaughan Williams The Lark Ascending
Viotti Concerto in a-moll, No. 22
Viotti Concerto in G-Dur, No. 23
Bartok Concerto No. 1
Khatchaturian, Violinkonzert
Level 8
Barber , Violinkonzert, Op.14
Bruch, Violinkonzert Nr. 1 Op. 26 + Nr. 2 Op. 44
Bruch, Scottish Fantasy, Op. 46
Chausson Poeme, Op. 25
Dvorak Romance in f-moll Op. 11
Lalo Symphonie Espagnole, Op. 21
Mendelssohn, Violinkonzert e-moll, Op. 64
Prokofieff Concerto Nr. 1, Op. 19 + Nr. 2, Op. 63
Ravel Tzigane
Saint-Saens, Violinkonzert h-moll, Nr. 3, Op. 61
Saint-Saens, Havanaise, Op. 83
Sarasate Zigeunerweison, Op. 20
Spohr Concerto in a-moll, Nr. 8
Wieniawski, Concerto in d-moll, Nr. 2, op. 22
Berg Violinkonzert
Penderecki, Violinkonzert
Level 9
Beethoven, Concerto in D-Durr, Op. 61
Brahms, Concerto in D-Dur, Op. 77
Brahms, Doppelkonzert a-moll Op.102, Violine &Cello
Dvorak Concerto in a-moll , Op. 53
Glazunov Concerto ina-moll , Op. 82
Goldmark Concerto, Op. 28
Nielsen Concerto, Op. 33
Saint-Saens, Introducion u. Rondo Capriccioso, Op.28
Sarasate Carmen Fantasy, Op. 25
Sibelius Concerto d-moll, Op. 47
Stravinsky, Concerto D-Dur
Tchaikovsky, Concerto D-Durr, Op. 35
Vieuxtemps, Concerto Nr. 4, Op. 31 + Nr. 5 Op. 37
Szymanowski, Violinkonzerte Nr. 1 + Nr. 2
Level 10
Paganini Concerto in D-Dur, No. 1, Op. 6
Paganini Concerto in h-moll, No. 2, Op. 7
Wieniawski, Concerto fis-moll, No. 1, Op. 14
Bartok, Violinkonzert No. 2

Definition of Levels 1 - 10

1. Beginner
2. 1st position with different patterns, detaché and legato
3. Shifting, introduction to different positions, elementary spiccato
4. Playing in higher positions, double stops, vibrato
5. All of the above with reliable sound production
6. All strokes in basic forms, variety of vibrato, scales and double stops with advanced speed
7. Fast right and left hand coordination, solid intonation includes double stop passages, all strokes in advanced patterns
8. Comfortable on the entire finger board, advanced bow control and sound production
9. Mastery of all techniques
10. The crazy fun stuff, experts only
 
Schade, die Tabelle bezieht sich ausschließlich auf das technische Niveau, das aber ebenso wichtige musikalische Niveau wird ausgelassen (bzw. ich bekomme den Eindruck, das passiert erst ab Level 10). Ich würde mich auf 7-8 einschätzen, spiele aber bspw. ungern in hohen Lagen (so ab 7 aufwärts), experimentiere aber musikalisch seit vielen Jahren am Klang. Ich kenne viele Musiker, die musikalisch auf viel höherem Niveau sind als das technische Niveau.

Stollenfiddler hat da vollkommen recht. Viele Profis erreichen niemals Stufe 9, sind aber musikalisch viel weiter entwickelt. Die musikalische Entwicklung ist sehr komplex und wächst mit jedem Konzert weiter, also vor allem praktische Erfahrung. Ich bin mir sicher, das es dazu auch Bewertungstabellen gibt.

Es ist schon öfters vorgekommen, daß das technisch perfekt gespielte Violinkonzert das Publikum gelangweilt hat, während die musikalisch weit fortgeschrittene oder innovative Interpretation ein Riesenerfolg war.
 
Ich hab meine Zweifel, ob sich das musikalische Niveau so einfach quantifizieren lässt, da wird die Bewertung doch ohnehin sehr subjektiv. Die obige Tabelle für das technische Niveau ist sicher auch nur eine grob gerasterte Hilfe, mehr nicht. Wenn man sie als solche auffasst, ist sie ganz nett, wenn man sie aber zu ernst nimmt, stößt man sicher irgendwann auf Widersprüche. Also: Orientierung ja, aber bitte nicht überbewerten.
Es ist schon öfters vorgekommen, daß das technisch perfekt gespielte Violinkonzert das Publikum gelangweilt hat, während die musikalisch weit fortgeschrittene oder innovative Interpretation ein Riesenerfolg war.
100% Zustimmung!
 
Ja über die Interpretation an sich läßt sich streiten - das ist der subjektiv schwierig zu bewältigende Anteil - allerdings nicht über den Grad der Ausführung. Es gibt Kritiken, die genau diesen Grad anerkennen, auch wenn sie mit der Art Interpretation nicht einig sind und manchmal küren ja Experten/Jurys andere Sieger als das Publikum.
 

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