Eigenbau 1x12 Gitarrenbox "The Kruesi-Box C112" Creamback G12H-75

cyaneo
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Bauprojekt „The Kruesi Box C112 G12H-75“



Vorwort

Ich habe Anfang Jänner - gemeinsam mit meiner Tochter - begonnen, (e)Gitarre spielen zu lernen, daher musste natürlich auch ein transportabler (Übungs)Verstärker her.
Nach zahlreichem Studium diverser Testberichte und anspielen beim Händler, fiel die Entscheidung dann auf den Blackstar ID Core 10.
Tja, und da es zu zweit mit einem Verstärker nicht lange gut ging und üben via Audiointerface & PC auf Dauer auch nicht das Wahre war musste ein zweiter Gitarrenverstärker her.
(Ein)gebildet vom vielen lesen hier im Forum, hab ich einige Objekte meiner Begierde bei diversen Händlern angespielt (besser gesagt: anspielen lassen) und schnell war klar: einer mit Röhren musste es sein…

Peavey Valveking II Microhead
Bei einem Video vom Stahlverbieger wurde ich auf diesen Röhrenverstärker aufmerksam und nach anschließendem „abhören“ etlicher jutub-videos sowie lokales Vorspiel beim Händler wusste ich: der soll es werden und bei einem Preis von 259 Euro konnte ich sowieso nicht mehr wiederstehen. Zum Topteil wollte ich eine 1x12 Gitarrenbox (bis max. 250 Euro) und nach etlichen Vergleichen bei den umliegenden Händlern konnte ich zumindest schon mal eingrenzen.
Aber: Die, die sich wirklich gut anhörten, waren mir viel zu teuer (z.B. Mesa Boogie Recto-Verb).

Harley Benton 112 Vintage
Ich hatte mir daher die HB112 Vintage geholt, da preislich sehr günstig und wie die Mesa Boogie mit einem Celestion V30 bestückt - wird sich wohl gleich anhören. Trugschluss, wie sich herausstellte – schon ganz gut, aber nicht wirklich mit der Recto vergleichbar.
Es wäre auch bei der Box geblieben, hätte ich nicht den G12H-75 Creamback - in einer Palmer 112 - gehört. Klar hätte ich den Creamback auch in die HB112 bauen können, hatte aber Zweifel, ob der wiederum in der HB Box so gut klang wie in der Palmer. Nur – die Palmer war mir zu groß und gefiel mir auch nicht.
Da ich schlussendlich keine Box gefunden habe, die 1. den Creamback verbaut hatte und 2. sich preislich im vorgestellten Rahmen bewegte und 3. mir von der Größe & Optik zusagte habe ich mich entschlossen, eine Box selber zu bauen.

Welche Rolle spielt eigentlich die Größe des Gehäuses wirklich?
Ein Vergleich von vier mit einem Creamback bestückte Boxen zeigte: Sie hatten alle unterschiedliche Größen:
- Friedman Pink Taco 1x12, $599 (48x42x31cm)
- Two Rock 1x12, $695 (61x56x46cm)
- xTone Box Blue112 (38x45x28cm)
- Palmer MI CAB 112 CRM (58x45x29cm)
Haben die nun alle die Boxen extra für den G12H-75 berechnet? Grundsätzlich soll ja eine geschlossene Box mehr Tiefe bringen, eine (halb)offene Box mehr Räumlichkeit.
Und in die Palmer Box wird eigentlich auch so ziemlich alles reingeschraubt, was 12“ hat.


Bauplan: kruesi box
Ich habe den Bauplan „The Kruesi Box C112“ von www.sound-design.ch verwendet (Größe ca. 52x39x31cm)
da sie für einen G12H ausgelegt ist und die Größe mir auch sehr gut passt.




Kostenaufstellung (inkl. Versand- und/oder Arbeitskosten)
Korpusteile:
18mm Sperrholz Birke (lokaler Holzmarkt): Preis: € 52,85
Lautsprecher:
Celestion G12H-75 8Ohm (via Bucht; Versandrückläufer): Preis: €102,-
Bauteile für Box:

1x Klinken-Anschlussbuchse aus Metall, 6,3 mm (€2,22 conrad.at)
1x Kabelsatz für Lautsprecher (€0 war vorhanden)
4x Gummifüße (€1,95 ADAM HALL 4906TP)
8x Einschlagmuttern M5 (€1,86 vom Baumarkt)
1x Griff (€2,10 ADAM HALL 3423TP)
1x IKEA SKYDD Holzöl (€0 bereits vorhanden)
1x Jute Sack neu (€1,- 80 x 60 cm vom Baumarkt) für Frontbespannung
1x UHU Holzleim original 250ml (€0 schon vorhanden)
Div. Schrauben & Zubehör (€2,69)
Preis: €11,82

SUMME: € 166,67





Die Arbeitsschritte
Mangels Werkstatt wurde das Projekt im Wohnzimmer durchgeführt; Schleif- Säge- und sonstige "Schmutzarbeiten" fanden auf der Terasse statt.


Die zugeschnittenen Teile frisch vom Holzmarkt:

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Da nicht in ausreichender Größe vorhanden, verwende ich anstelle von Schraubzwingen (Transport)Spanngurte zum Verleimen:

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Der Innenrahmen für die Rückwand wird nun verleimt und zusätzlich verschraubt. (Tipp: Löcher vorbohren!):

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An der vorderen Schallwand habe ich mit einer Stichsäge das Loch für den Lautsprecher ausgeschnitten und die Schlagmuttern montiert. Anschließend wurde die Schallwand mit der Box verleimt; zusätzlich habe ich die Schallwand mit Holzleisten fixiert.
Für den richtigen Abstand (damit der Spannrahmen vorne schön bündig abschließt) habe ich beim Verleimen unter der Schallwand den Spannrahmen und etwas Karton untergelegt:

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Am inzwischen (ebenfalls mit Spanngurten) verleimten Spannrahmen sowie an der Rückplatte werden die Kanten abgerundet;
An der Box habe ich die Ecken mit einer geliehenen Oberfräse abgerundet (Radienfräskopf, Radius 6mm) und die ganze Box sammt Spannrahmen 1x mit 120er und 1x mit 400er Schleifpapier nachgeschliffen und gesäubert.

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Die Box, die Rückwand sowie der Spannrahmen werden 2x mit IKEA Holzöl behandelt und der 12" Creamback mit der Schallwand verschraubt:

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Auf den Spannrahmen habe ich inzwischen den zugeschnittenen Jutesack aufgespannt, mit einem Tacker fixiert (zur einem ev. späteren Tausch habe ich keinen Klebstoff verwendet) und mit der Box verschraubt:

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Die Mono-Klinkenbuchse werden mit dem Lautsprecherkabel verlötet und die Kabelschuhe mit einer Crimpzange gequetscht - somit steht der Montage der Verkabelung in der Rückwand nichts mehr im Wege:

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Hier habe ich die Verstrebung verleimt, die lt. Kruesi die Schwingungen reduzieren soll (auf ausreichend Abstand zum Lautsprecher achten):

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Der Lautsprecher wurde mit dem Kabel verbunden, bevor die Rückwand mit der Box verschraubt wird (Löcher vorbohren!).
Ich habe schönere messingfärbige Schrauben verwendet (leider hab' ich keine passende messingfärbige Mono-Klinkenbuchse gefunden):

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Zum Abschluß noch die Gummifüße und den Griff (welchen ich demnächst gegen diesen hier ersetzen werde) montiert:

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Das war’s - auf zum 1. Soundcheck!

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Hinweis: Ich habe vorerst auf das Dämpfungsmaterial verzichtet. Mal sehen, ob sich das nachteilig auswirkt.

Fazit: Leistung & Klang
Im subjektiven Vergleich steht für mich meine Box der Mesa in nichts nach, sie hat reichlich Druck und hört sich lt. Aussage vom Verkäufer größer an als sie ist (wie eine 2x12er).
Zusammen mit dem Valveking ist die Combi bei 20 Watt als Heim-Übungs-Beschallung reichlich überdimensioniert, macht aber jede Menge Spaß!

Über der Lautstärkenstufe 3 (von möglichen 10) sollten die Nachbarn vorher gewarnt werden und Stress zu vermeiden ;-).

Nur gut, dass sich der Valveking auch mit 5 bzw. 1 Watt betreiben lässt, das reicht dann fürs Wohnzimmer völlig aus.

Alles hört sich viel definierter und direkter (Clean) an, der „Twäng“ meiner Squier Strat hört sich nun mehr nach „Twäng“ an, aber auch Spielfehler werden gnadenloser ans Gehör transportiert.

Ich habe bis zu diesem Zeitpunkt nicht geahnt, wie gut sich die Squier und auch die Pacifica eigentlich anhören. Dachte bereits an den Kauf einer teureren Gitarre – das kann ich nun für längerer Zeit aufschieben und mich mit dem Üben beschäftigen.



Sobald ich eine günstige Re-Amping Box habe, versuche ich einige Audiobeispiele hier reinzustellen.


Liebe Grüße,
Herb
 
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Schön, sieht gut aus.
Nur der Jutesack macht meiner Meinung nach das Design der Box kaputt.
Da würde ich Beizeiten doch mal ein paar € in vernünftigen Boxenstoff investieren.
 
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Ach ich finde es nicht schlimm, hat was!
 
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Wenn schon Jute, dann hätt ich nen bedruckten Kaffeesack (oder Tee) genommen. :D
Es ist nur wichtig, bei grobmaschigen Stoffen, das Material beim Aufziehen nicht zu "verziehen". Soll heißen: Die Fäden müssen schön gerade, parallel und rechtwinklig zu einander verlaufen. Bei stark elastischen Stoffen eine echte Herausforderung, aber bei Jute / reiner Baumwolle durchaus machbar.
Noch etwas Manöverkritik: Spanngurte erreichen bei weitem nicht den selben Anpressdruck wie Zwingen,vor allem, wenn man keine Kantenschoner/Zulagen verwendet, aber ich glaube die "Bastel"-Holzleime sind da etwas tolerabel eingestellt.
Aber trotzdem: Sehr schönes Wohnzimmer-DiY-Projekt! :great:
 
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Hat jemand vielleicht noch den Bauplan abgespeichert?
Der Link funktioniert leider nicht mehr
 
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So..jetzt nach zwei Wochen ist meine Box auch fertig. Ich habe einen Harma Clear Sapphire verbaut und bin mit Gesamtergebnis mehr als zufrieden.

An dieser Stelle möchte ich die Sound Factory erwähnen https://www.watfordvalves.com/soundfactory.asp
Hier kann man seinen Speaker schon mal grob einschätzen und die Unterschiede doch recht gut erkennen.

Zu dem Bauplan und wie sie gebaut wird, braucht man nichts mehr zu sagen. Ich möchte nur ein paar Tips geben, was ich das nächste mal anders machen würde.

1. Den Rahmen und die Rückwand erst auf Maß bringen, wenn die Box bezogen ist. Je nach Dicke des Bezuges können die Maße variieren. Ich mußte leider beide noch nacharbeiten, als sie schon bezogen und bespannt waren. Auch bei dem Versatz der Schallwand vorne und der Rahmen hinten muss die Materialstärke berücksichtigt werden.
2. Ich habe alle Bohrungen mittig zentrisch angerissen und dabei nicht bedacht, das dabei die Schrauben aufeinader treffen.
3. Eine Dämmung habe ich nicht (noch) eingebracht....da muss ich mal probieren.
4. Kunstleder hat eine wertigere Optik und Haptik, ist aber nicht so robust wie Tolex.
5. Ich werde beim nächsten mal keinen Spühkleber von Turbocoll verwenden, sondern Technicoll zum streichen. Damit habe ich die Rückwand gemacht und es ist viel besser zu verarbeiten und klebt auch besser.

Fazit: Eine sehr gut klingende Box, die auch von Laien zu bauen ist. Großes Lob an den Konstrukteur.
 
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