Steht nach Noten spielen im Gegensatz zum Klavierspielen ohne Noten?

  • Ersteller langhaarrocker
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Was hält Keyboarder ab, einfach nur zu spielen, Harmonien und Lieder aus dem Kopf zu lernen?

Das Instrument ist populärmusiktechnisch eeetwas komplexer als die Klampfe. Gerade wenn es intuitiv wird, reicht auf der Klampfe oft eine Idee zwischen gegriffenen Akkorden und halbwegs automatischer Schlagtechnik. Als mitspielender Pianist musst du für den gesamten Song denken – vorausgesetzt die Notation nimmt dir diesen Job nicht ab. Und wenn du gelernt hast, dir das abnehmen zu lassen, willst du ungern auf diesen superkomplexen Job zurück. Vom Blatt spielen ist leicht, weil du nicht denken musst. Dieses Denken ist beim mitspielen der Hauptjob, das Spielen nur noch Nebenaufgabe – das ist auch bei der Klampfe nicht anders, aber die sind es von ihrer generellen Herangehensweise eher gewohnt.
 
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Gerade wenn es intuitiv wird, reicht auf der Klampfe oft eine Idee zwischen gegriffenen Akkorden und halbwegs automatischer Schlagtechnik. Als mitspielender Pianist musst du für den gesamten Song denken
Widerspruch - auf dem Level des Lagerfeuerklampfens kann man auch Klavier spielen. Nur können die meisten Pianisten, die es durchhalten, mehr. Ok, das Instrument ist auch schwerer und größer, dadurch ist Lagerfeuer kein normaler Use Case.
 
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Widerspruch - auf dem Level des Lagerfeuerklampfens kann man auch Klavier spielen. Nur können die meisten Pianisten, die es durchhalten, mehr. Ok, das Instrument ist auch schwerer und größer, dadurch ist Lagerfeuer kein normaler Use Case.

Und die meisten Lagerfeuersongs nicht für Klavier geschaffen. Ich hab mehr Lagerfeuerhammond und -leadsynth gespielt als -klavier in meinem Leben (es lebe der Microkorg, by the way).


In der Sache aber d'accord. Klavierbegleitung ist nicht so schwer per se. Das kann jeder Indie-Gitarrist nebenbei, der ein paar Grundlagen übt, wenn der Song es mal verlangt.

Nur die Umsetzung des spielerischen Levels, das ein geübter Notenspieler pianistisch hinkriegt, zurück in die Impro; die ist die Hürde, die es zu überwinden gilt. Die Hände könnten, der Kopf (noch) nicht.
 
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Wo kommen eigentlich immer die ganzen Gitarristen mit ihren Tipps für Tastenspieler her, wenn es im Key-Sub mal wieder ums Notenlesen geht? :gruebel: :D ;)
Weil es vielleicht Gitarristen gibt, die selbst Klavierunterricht und Gitarrenunterricht hatten und ein paar Unterschiede erfahren haben? Und gewechselt haben, weil man ein Klavier nicht so einfach zu einem Lagerfeuer schleppen kann und da einem Mozart Sonatinen auch nicht mehr so richtig weiterhelfen. Aber es gibt beim Klavier halt eine Jahrhunderte alte Bibliothek von Noten und Schulen für junge Menschen, die einem das Notenlesen und Klavierspielen beibringen. Bei der Gitarre ist das nicht so populär.
 
und da einem Mozart Sonatinen auch nicht mehr so richtig weiterhelfen.
Die 6 Wiener Sonatinen von Mozart sind ursprünglich gar keine Klavierwerke, sondern für Bläser gesetzt. Sie wurden von einem Unbekannten für Klavier adaptiert. Besser nimmt man eine ausgewachsene Mozart-Klaviersonate. Und daß diese Sonatan durchaus heute noch aktuell klingen können, kann man hier anhören (lohnt sich, aber nicht nur in den Anfang reinhören!): https://www.musiker-board.de/threads/klassik-mozart-klaviersonate-a-moll-kv-310.747887/

Viele Grüße,
McCoy
 
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Ich verstehe die Aussage bzw. die Frage des Thread Titels nicht wirklich. Wieso Gegensatz? Beides hat seine Berechtigung, und es kommt auf die Anwendung an. Will man ein komplexes Lied spielen lernen, sind Noten ein gutes Hilfsmittel und gewährleisten, dass es am Ende auch so klingt, wie der Komponist es sich gedacht hat. Ein Konzertpianist hat mir das mal so erklärt: Er übt das Lied Stück für Stück nach Noten ein, am Ende - also bevor er es irgendwann aufführt hat er es so verinnerlicht, dass er keine Noten mehr braucht.
Bei weniger komplexen Songs - vor allem in der Popularmusik - kommt es a. nicht so im Detail drauf an, und b. kann es sich der versierte Keyboarder oder Pianist auch durch hören drauf schaffen. So handhabe ich es seit vielen Jahren. Ich greife dann auf Noten zurück, wenn es schwierige Passagen gibt, die ich mir nicht so ohne weiteres durch hören erarbeiten kann, oder wo es mir zu aufwendig ist. Dann besorge ich mir die Noten, spiele es aber am Ende auch auswendig. Noten verwende ich immer dann, wenn ich eine Gedankenstütze brauche, weil mein Repertoire oftmals so groß ist, dass ich mir nicht alles merken kann. Als live praktizierender Musiker finde ich es immer unglücklich, wenn ich ständig an den Noten kleben müsste. Blickkontakt mit dem Publikum und natürlich auch mit meinen Mitmusikern ist viel wichtiger.

Eine andere Sache ist es, wenn man das Instrument erlernen möchte. Da ist gerade am Anfang das Spielen nach Noten enorm von Vorteil, wobei ich es immer wichtig finde, wenn auch das freie Spielen fester Bestandteil des Unterrichts ist, was bei vielen traditionellen Lehrern leider häufig vernachlässigt wird.
 
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Ich habe Klavier vor 54 Jahren 8 Jahre lang klassisch nach Noten gelernt und betrachte das als gute Ausgangsbasis/Handwerkszeug, dass meine 10 Finger halbwegs das machen, was ich will. Mit 14 fing ich dann an Blues und Boogie Woogie zu spielen. Da war die erlernte Fingerbeherrschung erstmal äußerst hilfreich, aber es kam das freie Spiel und die Impro dazu. Teils erstmal nach Noten nachgespielt (tolle Bücher von Axel Zwingenberger und Christian Willisohn) und dann mit zunehmendem Verinnerlichen der möglichen Phrasen und VIEEEEL Hören dieser Musik von Platte, dann CD und live zunehmend selber frei. Jetzt spiele ich in einer Band, die 60iger-80iger Jahre Musik macht, und nun erarbeite ich mir alle Stücke nur noch nach den Akkorden aus Chordsheets und spiele mehr oder weniger frei danach und versuche, je nach Interpretation, mehr oder weniger den Originalsound zu imitieren. Schwierige oder mit zunehmendem Alzheimer nicht mehr merkbare Passagen extrahiere ich mir dann wieder als Notenzeilen, als Gedächtnisbrücke... Also ich denke, das eine schließt das andere nicht aus. Notenlesen, vom Blatt spielen, frei Interpretieren und Improvisieren sind verschiedene Skills, die alle gelernt werden können und auch kombiniert werde können. Aaaaber, was ich schon oft merke: Solange ich auf mein Chordsheet schaue, bleibe ich immer etwas eingeschränkt. Erst, wenn ich ein Stück"im Kopf" habe (auswendig), beginnt der Kopf frei zu werden und das Improvisieren wird freier, da der Kopf nicht mehr mit Lesen beschäftigt ist, sondern sich besser auf die Stimmung/Melodie/Impro konzentrieren kann...
 
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Wenn ich als schicksalhafter Autodidakt meine Erfahrung zu diesem Thema zum Besten geben dürfte, dann sei immerhin gesagt, dass mir die frühpubertäre Begegnung mit dem Klavier nichts als Neugier und Willen zur Musik verhieß und mein musikalischer Weg dahingehend vielleicht dem eines Musikschülers gegenüber gestellt werden könnte, der eventuell eine weniger formlose als eine didaktisch-pädagogische Beziehung zu seinem „Werkzeug“ aufbauen durfte.

Dieser undisziplinierte Werdegang führte mich unweigerlich zu dem noch heute bestehenden Umstand der Faulheit, Legasthenie und des Müßigganges, es mir am Klavier zu bequem und selbstgefällig ergehen zu lassen; die von mir - neben Eigenkompositionen und Dauerimprovisationen - kleineren beherrschten Stücke Bartóks, Khachaturians und Debussys kann ich mir aus weniger sportlichen denn rein ästhetizistischen Motiven in Rechnung stellen, da der Weg dorthin einer sprachbarrieregleichen Gebärde aus Befähigung, Liebe, Frustration und Erahnungen gleichkam.

Etwa dem Versuch ähnlich, einem abgehalfterten fremdländischen Greis in einem ungarischen Dorfe mit etwas Englisch-Gestikulation die Antwort auf die missverstandene Frage nach dem rechten Wanderwege zu entlocken: auch der steinige Pfad führt uns - wennauch hinderlich - zum Ziele.
Ein Werkzeug, welches vieles erleichtert hätte, wäre die Schule dieser Sprache, des Ungarischen oder der Notenschrift gewesen. Leichtlebig, sollte einer des Ungarischen mächtig sein, hätte er in Situationen wie dieser doch mitnichten seine Sprache, sein Hilfsmittel dafür abgegeben, um mit wilden und peinlichen Gebärden den Versuch einzugehen, ob ihn das reine Geräusch, der Ton und das Fleisch ebenso zum Ziele führt, wie die vom Greis genutzte Sprache. Dies zu fürchten, wäre natürlich.
Losgelassen wären wir in die Natur dieser reinen Körperlichkeiten, ratlos und des Ausganges nicht mächtig; verdattert wäre vielleicht der Alte, nach Anhängern suchend oder von uns erschüttert in Irrwege weisend. Doch das passiert nur denen, die im Labyrinth eilig werden: die Eile führt sie tiefer in die Irre - sich aber mit ihrem Risiko, der Ruhe ihres unverbrauchten Feldes abfinden zu können und Beobachtungen zuzulassen, die der des Gewöhnlichen, Schienenhaften und Funktionalen entbehrt, nämlich Nicht-Improvisieren, nicht prima vista, die Situation, die Sprache, die Noten nicht verstehen und benutzen zu können, halte ich für das Lob der Fähigkeit, zu improvisieren, zu riechen, den Mann zu sehen, der Wunder nimmt, hilflos ist und uns in die Irre leitet.


Ich wäre damals wohl in jeder Hinsicht dankbar für die Fähigkeit gewesen, mich mit den Kompositionen derer, deren Ingenium mir am Herzen liegt, verständigen zu können, als nur zu horchen und zu raten. Das aber, was mir die Erfahrung dieser Leeren Tafel, des Nicht-Noten-Lesens erbracht hat, ist schließlich Vertrauen - und vor allem Freude.

Dies wird einer, der die Schrift beherrscht nicht weniger besitzen, als einer, der sich ohne Wegweiser zum Gipfel begab. Letzterer kann jedoch nicht behaupten, er wisse um den Ort und Berg, auf dem er steht: er ist der Nackte ohne Rüstzeug, auf zerrissenen Sohlen und kennt nur die Fremde. Er wird nicht höher kommen, nicht weiter gehen, als es die ihm angeborene Fähigkeit, sich ohne Ausstattung auf lebensfeindlichen Höhenmetern zu bewegen, gestattet. Diesen Zyklus vermag er ohne Sachen nicht zu lernen. Er ist nicht der Sauerstoffmann mit dem Eispickel, kein Teil des Basislagers, er ist ohne Thermozelt und Gasbrenner, er sucht nach Früchten, und Feuerholz im Grenzland, wo die letzten Bäume stehen. Zwischen den Wolken wandeln die anderen, mit Mühe und Ausdauer erreicht, mit Achtsamkeiten, Fähigkeiten, die es notwendig machen, dort sein zu können; Mittel, Handgriffe, Lektionen, die dem, der zwischen
den Bäumen ist seine Welt verfärben würden.
Dort wären keine Bäume, an denen er hangelt, keine Beere, die er sammelt, dort hieße es Kamm, Grat, Joch und Kar, Glissando, Auftakt, Achtelnote oder Quarte; ich denke dennoch, es liegt ein wohlweisender Unterschied darin, ob der Alpinist die Seilbahn gen Hochgebirge nimmt oder von Zeit zu Zeit im Vorland über den weglosen Waldboden wandert.
 
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