Danke für die Antworten. Ja, ich kenne auch ein Literaturforum, und sicherlich gibt es etliche davon, aber auf die meisten dürfte die ironische Betrachtungsweise zutreffen, die ich mal diesbezüglich las, nämlich, daß es da von künftigen Möchtegern-Literaturnobelpreisträgern wimmelt. Mir sind da ganz "normale" Leute lieber.
Zum Text, er ist ein Auzug aus einem Buch-Manuskript. Die Lektorin die ich im Auge habe, nimmt erst ab August wieder Arbeit an, bis dahin muß ich leider warten. Man könnte den Textauszug vielleicht als Intermezzo, bzw. "Zwischenspiel" bezeichnen. Er fiel mir beim Durchlesen des Manuskripts wieder auf. Also, vertonen läßt es sich nicht, obwohl, man weiß ja nie!
Verrinnende Tage, ewiger Kreislauf von Leben und Tod, so wie der Tag von der Dunkelheit verschlungen wird, um am nächsten Morgen, diese mit seinem Licht verscheuchend, wieder neues Leben, neue Hoffnung bringt, so wechseln Leben und Tod, Hoffnung und Verzweiflung. So leben wir im steten Wechsel dahin, Liebe, Hoffnung, Verzweiflung, versuchen das Leben gierig in uns aufzusaugen, und wir glauben zu leben, seinen Atem zu spüren, glauben zu spüren wie es durch unsere Adern pulsiert, nur um dann eines Tages schmerzlich erkennen zu müssen, daß unser Leben ohne Sinn war, daß uns die Tage unseres Dasein in Wahrheit verronnen, wie Sand durch die Finger rinnt. Dann stehen wir vor dieser Erkenntnis, und fragen uns, wo der Sinn des Lebens sei, wo er geblieben ist, um schließlich noch schmerzvoller zu erkennen, daß da nie ein Sinn war, wo wir einen glaubten zu sehen. Den Atem des Lebens, den wir glaubten zu spüren, er war nichts als ein Gebilde unserer Vorstellungen und Wünsche, denn in Wahrheit plätscherte unser Dasein dahin, und der wahre Atem des Lebens war irgendwo, nur nicht bei uns.
Man glaubte zu lieben, und hat doch nie wirklich geliebt. Nur Schatten waren es, schemenhaft, die vorüberglitten, und wir selbst waren auch nur ein Schatten der vorbeistrich, kaum wirklich wahrgenommen, verschwommen und unbedeutend, nicht der Erinnerung wert, das Glitzern des Lebens das wir wahrnahmen, nur Schein, den Wünschen entsprungen, und letztlich nur Blendwerk, dahinter nichts von Bedeutung, nichts wahrhaftig von Wert. So das pulsierende Leben, welches wir glaubten zu spüren, nichts anderes war, als unser eigener Herzschlag, der sich berauschte am hohlen Blendwerk.
Verlorene Zeit, geträumte Träume, von Liebe zu Liebe gewandert, und doch nie wirklich geliebt, noch je wirklich geliebt worden, und so voll angeblicher Liebe, und doch nie erfahren was wahre Liebe ist, und nie erkannt, daß alles nur Schein ist, und so in der Unwissenheit glücklich gewesen, ein Glück in Unwissenheit. Verlorene Zeit!
Verlorenes Leben, dahingegangen, glücklich im Nichtwissen was Leben ist, um dann eines Tages zu erkennen, daß alles nur Schein war, daß dahingegangene Leben ein Blendwerk, nur ein Schatten, nicht wirklich Leben, und so den falschen Träumen entronnen, erkennend was verloren ist. Glücklich sind da die Unwissenden, denn sie wissen nicht um das verlorene, und werden es nie erfahren.
So den eigenen falschen Träumen entronnen, stehen wir da, entblößt von allem falschen Schein, nackt, vor der Erkenntnis, daß nichts so war, wie wir es glaubten, und uns ist kalt, in dieser Wahrheit. Kein Sinn da, wo wir glaubten einen zu sehen, kein Leben, wo wir glaubten seinen heißen Atem zu spüren, keine Liebe, wo wir glaubten uns ihrer reichlich zu erfreuen, nichts als Trugbilder unserer Wünsche, gesehen nur das, was wir wollten sehen. Und nun, wo aller Schein vergangen, wo alles Blendwerk eingefallen, erfaßt uns tiefe Verzweiflung, und dunkles Grauen vor unserer eigenen Leere, vor der Sinnlosigkeit des eignen Seins.
So ohne jede Hoffnung, verloren in der eigenen Sinnlosigkeit, und getrieben von unsäglicher Angst, erscheint ein neuer Tag, beleuchtet wie zum Hohn, noch unser ganzes Elend. Warum muß es einen Tag geben, kann es nicht immer Nacht sein, so dunkel wie es in uns ist? Wir brauchen den Trost der Dunkelheit, den Trost der Schatten. Das Licht des Tages ist nun unser größter Feind, es zeigt uns ein verlorenes Leben, das Licht des Tages bringt keine Hoffnung mehr, nur Trostlosigkeit erkennen wir in seinem Licht, und wenden uns der Nacht zu, denn sie verbirgt die ganze Leere, und wie die Unwissenden glücklich sind in ihrer Unwissenheit, so verbergen wir uns und unser Elend im Schutz der Dunkelheit, vor uns selbst, und vor der Welt .