Gibt es taube Tontechniker ?

  • Ersteller Bernie63
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Ach ja, das beliebte Tontechniker-Bashing...
Es ist natürlich legitim, Kritik an einer tontechnischen Darbietung zu äußern. Dies jedoch an den ausführenden Personen festzumachen, ohne Detailumstände zu kennen (im Klartext: ohne beim Aufbau, Setup und Soundcheck dabei gewesen zu sein) halte ich inzwischen für unzulässig. Es spielen gerade bei einer Großbeschallung so viele Parameter in das Gesamtergebnis, dass man von außen kaum die Ursache eines Problems identifizieren kann. In dem Zusammenhang empfehle ich die Lektüre dieses Buchs:
http://www.amazon.de/Sound-System-Design-Optimization-Technoques/dp/0240521560
das einem einen sehr guten und ausführlichen Einblick in die Problemstellungen der (Groß-)Beschallung gibt und letztlich nur den Schluss zulässt, dass dies einfach immer sehr kompromissbehaftet ist. Ein sehr guter Systemer wählt die Kompromisse so, dass die Mehrheit des Publikums davon profitiert. Je nach Umständen ist aber ein optimales Ergebnis für alle einfach nicht möglich.

Und das Thema Lautstärke haben wir hier:
https://www.musiker-board.de/threads/lautstärke-bei-rock-metal-konzerten.589669/
doch schon ausführlich behandelt.
 
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Ein paar möglichkeiten gibt es schon noch, auch wenn es keine "reguläre 3 Jahres" Ausbildung ist. :)

http://www.wave-akademie.de/sites/ausbildung/audio-engineer.php
das stimmt so nicht ganz, man kann Toningenieur studieren und zwar an Fachhochschulen und Unsiversitäten, das kannst Du z.B. in Wikipedia ganz einfach nachlesen. Der Begriff Toningenieur ist im Übrigen geschützt. Das Studium ist dann deutlich mehr als eine 3-jährige Berufsausbildung bieten kann. Aber ich gebe Dir Recht, wenn es um die Fähigkeit geht einen guten Sound zu mischen, da lässt sich vieles nicht lernen. Der von Dir erwähnte Audio-Engineer ist kein geschützter Begriff, das heisst aber nicht zwangsläufig, dass die Ausbildung nichts taugt.
Das Problem mit dem Sound beginnt schon damit, dass selbst wir Musiker nicht alle dasselbe Verständnis von einem guten Sound haben und setzt sich mit dem jeweiligen Zeitgeist fort. So klingt z.B. bei Produktionen aus dem Hip Hop Bereich die Bassdrum deutlich anders, als das was ich als gutklingend empfinde. Darüber hinaus wird der Bassbereich bei Liveacts heute oftmals mit einer Lautstärke gefahren, der vieles andere zudeckt. Das ist aber, wie ich glaube, genau so gewollt - auch Zeitgeist ?
Wenn wir uns aber auf eine möglichst objektive Übertragung der Musik und auf das Bestreben einigen, dass die Musik möglichst an jeder Position gleich gut zu hören sein soll, dann gibt es durchaus einige Dinge, die man in einem Studium deutlich mehr vertiefen kann, als in einer Berufsausbildung, die es ja leider so auch nicht gibt.
Damit meine ich physikalsiche Dinge wie Frequenzen und deren Verläufe im Allgemeinen, Begriffe wie Linearität, Wissen um Akustik, Wissen um die techn. Gerätschaften/Komponenten, die eingesetzt werden. Aber auch das Wissen über die spezifischen Frequenzbereiche der Instrumente und Stimmen, etc.. Last not least auch das Wissen um die speziellen Eigenschaften der Anlagentypen, wie Line Arrays oder Punktschallquellen, etc.
Im Übrigen bieten einige Hersteller Seminare an, wo man vieles zur Praxis mit der jeweiligen Anlage lernen kann. Manche Hersteller haben auch Software Tools anhand derer man die Lautsprecherausrichtung am Raum vornehmen kann und auch die Controller der Anlage bereits programmiert werden. Damit ist dann bereits eine gewisse Grundeinstellung vorhanden.
Klar wenn alles nichts kosten darf, dann kann man das vergessen, aber bei den teilweise genannten Bands, sollte das schon drin sein.

Gruss Helmut
 
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Das hat schon nen Grund wieso nahezu ausnahmslos alle professionell produzierten Live-Videos/DVDs mit dem eigentlichen Live-Sound nicht mehr viel zu tun haben und bearbeitet und overdubbed bis zum geht-nich-mehr sind.
Das ist ein interessanter und meiner Meinung nach nicht zu vernachlässigender Aspekt. Folgendes betrifft den klassischen Bereich Oper, doch das Prinzip ist übertragbar.

Die Leute kaufen CDs/DVDs oder schauen sich im TV mit Supersurround über richtig gute HiFi-Boxen die Opern an. Da ist der Sound (meistens) perfekt, weil mit Mikros aufgenommen und nachbearbeitet wurde. Den Tenor hört man, als ob er mitten im Wohnzimmer stünde, die Chöre haben ein Volumen und eine Breite - Wahnsinn! Man hört, wie die Sopranistin tief Luft holt, bevor sie zu den Koloraturen ansetzt. Auch im Orchester ist jedes Detail hörbar, der Bogenstrich des 1. Kapellmeisters erzeugt Gänsehaut... und so weiter, und so fort.

Das sind die Leute heutzutage gewohnt.

Und dann gehen sie ins Theater. In ein stinknormales kleines Stadttheater. Wo die Orchestermusiker im Orchestergraben sitzen, die Sänger auf der Bühne agieren. Da gibt es keine Mikrofone, als die Opern geschrieben und uraufgeführt wurden, gab es ja auch keine Mikrofone.

Tja, und jetzt haben wir das Problem: hochgespannte Erwartungshaltung der Zuschauer vs. Realität auf der Bühne.

Ich denke, daß diese Diskrepanz auch hier eine Rolle spielt, man kennt die Soundqualität der Band von CDs und ist enttäuscht, wenn der Livesound im Vergleich dazu hinten runterfällt... ;)
 
So sehe ich es nicht.
Ich habe nämlcih durchaus schon Konzerte gesehen, wo der Sound Live so nah am CD-Sound war, dass man wirklich begeistert sein konnte. Das besagte In Flames Konzert in Memmingen war z.B. so ein Fall.

Also auch Live kann der Sound tatsächlich richtig richtig gut sein, wenn die Voraussetuzungen (KnowHow des Soundmannes, gute Anlage, gute Raumakustik, angenehme Lautstärke...) gegeben sind. Auch so gut dass die größten Erwartungen erfüllt werden.

Und grade auf großen Festivals, wo alle dieselbe Anlage und dieselben "Raum"-Bedingungen haben merkt man es am krassesten, wie groß der Unterschied zwischen den einzelnen Bands ist. Und da ändern sich nur 2 Komponenten: Die Musiker und der Soundmann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Forumskollegen,
sieht so aus als wäre ich nicht der einzige, den dies nervt.
Klar ich hatte bei einem Status Quo Konzert jetzt nicht erwartet, das mich ein Konzert auf allerhöchstem Niveau erwartet.
Aber ein halbwegs vernünftig abgemischter Sound sollte schon vorhanden sein. Den Gesang muss man hören - egal ob Profis oder Amateur.
Die Jungs haben 6000 Konzerte gespielt, da sollte man sein Testostoron verbraucht haben und auch den Kollegen auf der Bühne mal Raum lassen sich zu entfalten. Ich denke die Jungs haben einfach ihren Verstärkern auf der Bühne schon so Dampf gegeben, dass auf den ersten Metern nur die Gitarren / Bass dominiert haben, sie haben ja schön ihr In-Ear drin, auf dem sie vielleicht den tollen Sound hatten.

Ich mache eigentlich den Schwachmaten an der Technik den Hauptvorwurf. Ich glaub einfach nicht. dass ich allein war der nix hörte.
Wenn da ein Keyboarder auf der Bühne steht, der da das Piano malträtiert wie ein Berserker und du hörst null komma nix davon dann frag ich mich wozu die den dabei haben - vielleicht hilft er ja bein Auf und Abbau mit.
Wenn ich 60 € bleche dann darf ich verlangen, das es einigermaßenklingt, ich erwarte nicht das Synfonieorchester aber wie ne Schülerband, bei der jeder der lauteste sein will, darfs einfach nicht klingen.
Da waren gut 5 Mann in der "Kommandozentrale", mit Frequenzspektrum des Sounds und sonstigem Schnickschnack und haben nur Brei produziert.
Da war echt das erste mal, dass ich es auf einem Konzert derart drastisch erlebt hab.
Die Jungs sind bei mir unten durch.
viele Grüße aus dem Schwarzwald
Bernhard
 
Das könnte in erster Linie damit zusammenhängen, dass es keine Berufsausbildung zum Tontechniker gibt (und auch nie gegeben hat). ;)

Die einzige Berufsausbildung, die irgendwie in die Richtung geht, ist die zu "Fachkraft für Veranstaltungstechnik". Da lernt man aber nichts zum Thema Tontechnik (zu Licht und Video aber genau so wenig) - der Schwerpunkt der Ausbildung liegt hier auf dem Lernen und Anwenden von Vorschriften (BGV C1, VStättVO, etc.).

Wer Tontechniker werden will hat nur die Möglichkeit "Learning by doing".

Deine Worte zur Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik würde ich so nicht unterstreichen. Du lernst nicht, wie man eine Band perfekt mischt. Geht ja auch gar nicht pauschal. Aber dass man nur Vorschriften lernt ist kurz gesagt falsch. Man lernt (allein in der Berufsschule!) sehrwohl wie man mit einem Mischpult umgeht, wie man einleuchtet etc. Plus das was man im Betrieb lernt und auch das kann sehr viel sein.
Und zur Ausbildung zum Tontechniker allgemein wurde ja jetzt auch schon einiges gesagt...

Aber back2topic:
Ein guter Tontechniker muss meiner Meinung nach nicht gelernt haben. Man muss es entweder einfach hören oder zumindest durch Übung hören/merken obs passt...
 
Ich bin kein regelmäßiger Konzertgänger. Auf einem Konzert mit Showgrößen wie Status Quo war ich schon seit .... Jahren nicht mehr.....
Dafür umso häufiger im Amateur- und SemiPro-Umfeld. Nicht falsch verstehen: das sind teilweise Konzerte mit bis zu 2.000 oder 3.000 Leuten beschallt durch hammermäßige Anlagen z.B. von Nexo oder auch d&b.
Hier durfte ich in den letzten beiden Jahren Konzerte erleben welche ein richtiger Ohrenschmaus waren. Ein Sound der mich jedesmal umgehauen haut und immer noch Gänsehaut erzeugt wenn ich nur daran denke.
Die Jungs am Pult waren sicherlich ebenfalls durchweg Profis oder zumindest SemiProfis. Also ich sag mal: es geht doch !

Und ich glaube, dass wenn einer der Herren von Status Quo mal vorne stehen würde dann täten sie den Tontechniker umgehend ersetzen. Oder sie sind selber schon fast komplett taub oder es interessiert sie schlicht und ergreifend überhaupt nicht - was ich beides auch nicht ausschließen möchte.

Aber dass kein Verantwortlicher ein Ohr dafür hat was gut klingt und was nicht will mir nicht in den Kopf und hält mich umso mehr davon ab auf eines solcher Konzerte zu gehen.
Schade.
 
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Was ich - neben schlechtem Mix - mittlerweile auch ständig feststelle: Abnormale Lautstärkepegel.
Selbst in kleinsten Läden wird die PA bis zum geht nicht mehr aufgerissen, was ich absolut nicht nachvollziehen kann.

Als Kameramann, der häufig auf solchen Veranstaltungen arbeitet, kann ich ein Lied davon singen. Trotz Panzerkopfhöhrer (kennt man von Arbeitern mit Presslufthammer), können wir kaum ein Wort aus dem Ü-Wagen
mitbekommen. Vor 2 Wochen stand ich bei einem Motörhead Konzert in Düsseldorf vorn an der Bühne, zwischen mannshohen Basstürmen (von denen insgesamt 9 oder 10 vor der Bühne aufgebaut waren).

Was da ´rauskam, war die Bass Drum. Bei jedem Schlag dachte ich, mir schlägt jemand auf die Brust. Schallwellen können richtig weh tun.
 
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Deine Worte zur Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik würde ich so nicht unterstreichen. Du lernst nicht, wie man eine Band perfekt mischt. Geht ja auch gar nicht pauschal. Aber dass man nur Vorschriften lernt ist kurz gesagt falsch.

Wenn das bei dir so ist.....

Ich bin jedenfalls gerade im dritten Lehrjahr und finde es absolut lächerlich, was einem in der Schule tatsächlich an veranstaltungstechnischer Therie vermittelt wird.
 
Wenn das bei dir so ist.....

Ich bin jedenfalls gerade im dritten Lehrjahr und finde es absolut lächerlich, was einem in der Schule tatsächlich an veranstaltungstechnischer Therie vermittelt wird.

Könntes du das vielleicht etwas konkreter ausführen? Ich bin da etwas neugierig :)
 
Tja, und jetzt haben wir das Problem: hochgespannte Erwartungshaltung der Zuschauer vs. Realität auf der Bühne.
So sehe ich es nicht.
Ich habe nämlcih durchaus schon Konzerte gesehen, wo der Sound Live so nah am CD-Sound war, dass man wirklich begeistert sein konnte

Ihr vergleicht hier aber jetzt Äpfel mit Birnen.
@tonstudio2 redet von der Oper: einerseits die CD, die mit erstklassigen Sängern und genauso hochklassigen Musikern mit hochwertiger Technik (nehme ich mal an) eingespielt wurde. Und dann in irgendeinem Provinztheater die Aufführung. Da sind höchstwahrscheinlich schon Sänger und Orchester mindestens eine Stufe weniger erstklassig als auf der CD. Und selbst wenn nicht, sitzen die Musiker im Orchestergraben und die Sänger müssen - ohne technische Hilfe - darüber hinwegschmettern. Dass da das Klangerlebnis weniger optimal ist als zuhause von der CD ist irgendwie logisch.

@LongLostHope und die anderen in diesem Thread reden vom Rock. Da stehen normalerweise die gleichen Musiker auf der Bühne, die vorher im Studio die CD eingespielt hatten. Stimmen und Instrumente werden auf der Bühne wie im Studio elektronisch abgenommen / verstärkt. Da finde ich es legitim vom Konzertbesucher, einen Klang zu erwarten, der zumindest Ähnlichkeit aufweist mit dem der CD. Dass möglicherweise Abstriche gemacht werden müssen bei akustisch suboptimalen Räumlichkeiten (viele große Hallen wurden nicht als Konzertsäle konzipiert) ist das Eine - dafür hat man ja das Live-Erlebnis, das das wieder ausgleicht. Wenn aber nur ein Klangbrei im Publikum ankommt oder sonstwie ein Sound, der mit dem, den man kennt (und weswegen man ja ins Konzert geht) nichts mehr zu tun hat, ist - meiner Meinung nach - der Konzertbesucher zu recht enttäuscht ... je höher der Eintrittspreis, um so berechtigter.
 
Könntes du das vielleicht etwas konkreter ausführen? Ich bin da etwas neugierig :)

Da gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen.

Alles was uns an tontechnischem Wissen vermittelt wurde: So sieht ein (analoges) Mischpult aus, das passiert, wenn man im Kanalzug an diesem Knopf dreht. Das gleiche noch mal für die üblichsten Dynamics (Kompressor, Limiter, Expander, Gate). Aber Hauptsache wir haben unser gesamtes erstes Lehrjahr damit verbracht zu lernen, wie man mit Schallgeschwindigkeiten rechnet oder Schalldruck in dB umrechnet (also die Dinge, die man auf ner Baustelle andauernd macht :rolleyes:). Über Systemtechnik wurde nie auch nur ein Wort verloren (was für unterschiedliche Arten einen Lautsprecher zu konstruieren gibt es, welche Vor-/Nachteile haben die verschiedenen Konstruktionen, Aufstellung/Ausrichtung von Lautsprechern). Dann kommt noch hinzu, dass unser Tontechnik-Lehrer leider keine Ahnung hat wovon er eigentlich redet (hat keine Ahnung wozu ein Allpass-Filter da ist, ist der Meinung, dass es keinen Sinn macht unterschiedliche Trennfrequenzen für Subs und Tops einzustellen.....).

Licht kam überhaupt nur während des ersten Lehrjahres dran und beschränkte sich darauf welche Arten von konventionellen Scheinwerfern es gibt und was die könnnen. Als wir damit duch waren wurde auch nur aller möglicher Kram mit allen physikalischen Größen, die irgendwie mit Licht zu tun haben, gerechnet (auch hier wieder: Wer braucht das auf ner Baustelle?). Kein Wort darüber, wie man ein Lichtkonzept erstellt oder ähnliches.

Das einzige Fach in dem ich wirklich das Gefühl hatte was zu lernen war E-Technik.
 
Also mein Konzert von Status Quo im November in Lingen war von der Band und vom Sound her 1a! Lou Gramm (Vorgruppe) hatte da in jeglicher Hinsicht größere Schwierigkeiten. Das Konzert in Lingen war von SQ eines der besten, die ich in letzter Zeit gesehen und gehört habe. 2011 (?) waren sie schon einmal in Lingen und da war der Sound aber eine echt Katastrophe, total übersteuert. Dieses Jahr war der Sound in der gleichen Halle viel besser.
 
Ein guter Bekannter von mir macht seit Jahrzehten Ton. Auffallend war bei ihm ein gewisser Höhenverlust, was wohl am strapazierten Gehör lag.
Dagegen hatte er ja aber die Höhenregelung am Pult. War aber meistens zu verkraften und im noch akzeptierbaren Bereich....
Das Problem war aber ein anderes: Kam jetzt noch Alkohol ins Spiel, ließ sein Hörvermögen wohl immer weiter nach. Also noch mehr Höhen rein !
Es gab Musiker, die behaupteten, dass sie am Sound bestimmen konnten, bei wieviel Promille der Techniker angekommen war. :D
 
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Allerdings war der Sound schlichtweg mies und unerträglich. Gitarren, Gitarren, Gitarren.

Damit geht es idR los: Die Musiker drehen oft auf, ohne Rücksicht auf die Auswirkungen auf den Gesamtsound - ich habe Billy Sheehan mit drei voll aufgedrehten Bassstacks mit den Winery Dogs in einem 600 Zuschauer-Club gesehen. Die ganze Band (drei Mann) benutzte InEar-Hörer - der FOH-Mann hat es geschafft, den Basssound auch noch zu verstärken auf Kosten einer Lautstärke, die für viele aus dem Publikum nicht mehr zu ertragen war!

Das Schlimme daran ist, dass diese "Tontechniker" selbst davon überzeugt sind, dass das Publikum diesen unsäglichen Sound und Lautstärke verlangt.
Ich weiß nicht, ob sie überzeugt sind. Ich würde eher sagen, mit der Zeit gewöhnen sich manche daran mit solchen Lautstärken zu arbeiten - sie müssen ja irgendwie ihren Job ausführen und haben sozusagen Streikverbot!

Man muss auch da durchaus mal so realistisch sein, dass profesionelle Musiker auch nur Menschen sind und da gibts mehr als genug Leute die mit Musik ihre Brötchen verdienen, aber trotzdem auch nach unzähligen Jahren nicht herausgefunden haben wie man nen guten Bandsound hinbekommt.... oder alternativ ihren eigenen Kram auch nicht gut (genug) zocken können.
Bei einigen FOH-Leuten sind auch einfach irgendwann die Ohren im Eimer - die hören schlicht und einfach bestimmte Frequenzen nicht mehr. Hinzu kommen Alkohol und LeckmichamArschHaltung... solange sie noch engagiert werden machen sie einfach so weiter wie immer.

Ich habe nämlcih durchaus schon Konzerte gesehen, wo der Sound Live so nah am CD-Sound war, dass man wirklich begeistert sein konnte.
Mit Wissen und Disziplin geht das auch fast überall heutzutage recht gut - aber das Beispiel Billy Sheehan oben zeigt, dass auch erfahrene Musiker ohne Nachzudenken auf die Bühne gehen und ihren Amp so einstellen wie immer, auch wenn gestern die Location vielleicht im Freien war und heute ein kleiner Club ansteht :bang:

Manche lernen's nie!
 
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Ich habe mal die Beschallung einer Blues-Band gemacht.
Der Namensgeber und Gitarrist der Band ...angeblich schon mit Santana gespielt....riss seinen Combo bei ca. 200 Besuchern in einem knapp 300 Personensaal dermaßen auf, dass er unverstärkt von der PA alles totmachte.
Nachdem ich ihn beim Soundcheck angeprochen hatte, keine Reaktion. Dann ging ich zum Management, wo mir erklärt wurde, dass müsse so sein. :bang:
Ich hab daraufhin das Pult verlassen, bin an die Bar gegangen und habe gehofft dass der Spuk bald vorbei ist:rolleyes:

Es sind, wie Martin schon schrieb, mitunter auch die Musiker, die für einen schlechten Sound verantwortlich zu machen sind.
Wissen und Disziplin

genau, das sind die Zauberworte!
 
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Jepp, mit den Musikern fängts an, ich kenn da ja beide Seiten. Wenn ich einen Gitarristen sehe, der sich mit voll aufgerissenem Halfstack die Knie föht und meckert, er hört sich nicht, werd ich sauer. Guter Sound fängt auf der Bühne an. Wenns dort nicht klappt, ists egal, was man am Pult macht.
 
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Auf der einen Seite hatte ich als Mischer beim Konzert auch schonmal einen Gitarristen, der seinen Amp so laut hatte, dass ich ihn beim besten Willen nicht über die PA schicken konnte. Als ich ihm das gesagt habe damit er sich leiser macht, wurde er noch frech, weil er es nicht einsah sich leiser zu machen, weil er ja nicht über die PA kam, sondern hat sich erstmal noch lauter gemacht...

Auf der anderen Seite war ich als Basser, wie mir Freunde nach dem Auftritt gesagt haben, auch schon zu laut aber dem Tonmann war das anscheinend vollkommen egal - er hatte mal weder beim Soundcheck, noch beim Konzert nichts dazu gesagt. Schade um den Gesamtsound - ich hätte mich ja leiser gemacht, aber ich hatte das auf der Bühne schlichtweg so nicht mitbekommen...
 
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Hallo zusammen :)

Erstmal danke, dass ab und zu, wie in diesem Falle, interessante Themen auch auf eurer Facebook-Seite verlinkt werden, hab leider kaum mehr Zeit hier regelmäßig im Forum vorbeizuschauen.

Als Toningenieurs-Anwärter (ich studiere an der TU bzw. Kunstuni in Graz) möchte ich zunächt, auch wenn Offtopic, kurz auf den Ausbildungs-Exkurs eingehen:

das stimmt so nicht ganz, man kann Toningenieur studieren und zwar an Fachhochschulen und Unsiversitäten, das kannst Du z.B. in Wikipedia ganz einfach nachlesen. Der Begriff Toningenieur ist im Übrigen geschützt. Das Studium ist dann deutlich mehr als eine 3-jährige Berufsausbildung bieten kann. Aber ich gebe Dir Recht, wenn es um die Fähigkeit geht einen guten Sound zu mischen, da lässt sich vieles nicht lernen. Der von Dir erwähnte Audio-Engineer ist kein geschützter Begriff, das heisst aber nicht zwangsläufig, dass die Ausbildung nichts taugt.

Ja, man kann Toningenieurswesen auch studieren, da gibts europaweit ein paar Unis, die das anbieten (unter anderem in Graz; nicht zu verwechseln mit dem Tonmeister). Ich kenne aber ehrlich gesagt keinen einzigen Absolventen, der nach einem (mindestens) 5jährigen Masterstudium Bock drauf hat, mit Bands um die Welt zu touren. Klingt hart, ich will da auch niemandem zu Nahe treten, aber da gibts mit der Ausbildung bessere Jobs. Mischen ist zwar in gewisser Weise Bestandteil des Studiums, aber nur zu einem sehr kleinen Teil. Eigentlich geht es dabei eher um den Überbau, also in erster Linie sehr viel Theorie. Theorie der Raumakustik, Elektroakustik, elektronische Schaltungstechnik, digitale Signalverarbeitung, und hey, sogar ein keiner Teil Musiktheorie. Ein Ingenieursstudiengang einfach, im Umfang vergleichbar mit Maschinenbau oder Elektrotechnik. Wenn man wirklich Mischen will, gibts die angesprochenen privaten Fachhochschulen, derer Bewertung entzieh ich mich aber, gehört auch nicht hier her. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass, selbst wenn man so einen Studiengang (SAE, Deutsche Pop, wiesiealleheißen) gemacht hat, es trotzdem auf learning by doing hinausläuft, man braucht dafür einfach Erfahrung, die kann einem keine Schule/Uni/Kurs/Buch vermitteln.

So, aber zum eigentlichen Thema.

Die Sache mit den Line-Arrays glaub ich absolut nicht. Sicher kann man mit einem falsch eingestellten LA einiges kaputtmachen, bei einer Produktion wie Status Quo ist aber sicher ein Systemer dabei, dessen einziger Job es ist, das System zu berechnen, einzuwinkeln und einzumessen.

Meiner Meinung nach liegt das Problem bei solchen großen Produktionen an den riesigen Venues. Kleinere Venues klingen verhältnismäßig ähnlich: Überschaubare Nachhallzeit, keine Ränge, mehr oder weniger trocken. In den großen Hallen schauts dagegen ganz anders aus. Und damit meine ich nicht, dass die komplett anders klingen, als kleine Hallen, sondern dass große Venues auch untereinander sich teils massiv voneinander unterscheiden: riesige, wahnsinnig hohe Deckenkonstruktionen, Ränge, große Foyerhallen die sich auch auf die Akustik im Saal auswirken, aussergewöhnliche Raumgeometrien, usw.. wenn man da keine Technikcrew hat, die die Halle gut kennt (d.h. mindestens schon 2-3 Shows da gespielt haben), schauts mit dem Sound wohl eher schlecht aus.
Klar, es gibt auch einen Soundcheck, aber dabei ist die Halle leer. D.h. das Technikteam (FOH, Monitor, Systec) muss davon ausgehen, dass die Halle mit Publikum trockener wird, die Nachhallzeit abnimmt bzw. sich die Raumakustik einfach komplett verändert. Ist das allerdings nicht in dem Umfang der Fall, wie man sich das vorgestellt hat, schauts auch hier wieder ziemlich schlecht aus mit gutem Sound. Große Hallen bringen nunmal leider eine riesen Palette an Unsicherheitsfaktoren gegenüber kleinen Hallen mit sich.
Schallausbreitung im Raum ist nunmal ein sehr komplexes Thema, der Job der Soundcrew ist es natürlich, die im Griff zu haben. Aber da geht es nunmal um mehr als um Fader schieben. Für den Konzertbesucher natürlich enttäuschend, ich würde da aber auch nicht davor zurückschrecken, mich beim Veranstalter (höflich) zu beschweren, dass in Zukunft zB entsprechende Halle gemieden werden, und deren Betreiber zur Optimierung des Raumes oder auch der Abläufe, je nach dem, zu bewegen.

Gruß, Stefan.
 
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Naja, es gibt halt keine QA (quality assurance) für Musiker und Mischer. Auf beiden Seiten tummeln sich solche und solche. Und ganz viele andere auch, die nun völlig anders unterwegs sind. Daher gehe ich nur noch recht selten auf Konzerte. Die raren Aussnahmen sind solche Künstler, bei denen ich mir sicher bin, für das Eintrittsgeld auch was zu bekommen.

MUSE im November 2012 in der Münchener Olympiahalle war die tontechnische Definition von "perfekt, und dann noch eine Schippe draufgelegt." Und das in der angeblich so problematischen Olympiahalle. Die Vorgruppe dagegen war in klanglicher Hinsicht eine Zumutung, die an Körperverletzung grenzte. Aber da zu diesem Zeitpunkt niemand an dem riesigen Analogmischer stand, war das vom Management wohl so gewollt. Schade. Hat das ganze Event runtergezogen.

Peter Gabriel im November 2014 in der Salzburger Arena war ein soundtechnisches Gedicht, und das inclusive der Vorgruppe. Okay, die beiden Damen sangen dann auch in seiner Band, also kein Grund, die erst in Grund und Boden zu mischen - ausserdem sind die ebenfalls bei Realworld unter Vertrag, und PG wollte an dem Abend wohl möglichst viele CDs absetzen :) Das einzige, was ich deutlich anders gewollt hätte, wäre, dass die Bassdrum von Manu Katche ohne zwei bis drei Sekunden Hall abgemischt wird. Aber Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, und wenn ich jetzt sage "niemals mehr als anderthalb Sekunden dezenten Hall auf die BD," dann kommt das möglicherweise arg dogmatisch rüber.

Queen, Sting, Gary Moore (vor seiner Bluesphase), White Lion und Dream Theater waren andere Beispiele für guten bis exzellenten Livesound (okay, manche davon schon ein ganzes Stück zurückliegend). Die meisten davon spielten auch noch in sehr annehmbarer Lautstärke.

Ich kann es nur vermuten, denke aber, dass die folgenden Faktoren zu einem schlechten Gesamtsound beitragen können:
- übergroße Bühnenlautstärke (insbes. in kleineren Locations)
- zuviel Ego bei Musiker oder Mischer
- abgerockte Altstars "mit ohne" funktionierendem Gehör
- ein Übermaß an fehlenden Verständnis, was der Location und der Musik angemessen wäre
- das ruinierte Gehör des Tonis
- MuA (Mischen unter Alkoholeinfluß) - der Mischer hat trocken zu bleiben bis zum Schlussakkord!

Die Liste ließe sich vermutlich noch lange fortsetzen.

Gruß,
Jo
 
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