Richtmikrofone auch im Studio?

Etna
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Moin!

Konträr zum Thread der gerade parallel über die Findung der alten Blues Sounds statt findet, hatte ich eben eine andere Idee. Der Titel verrät es eigentlich auch schon komplett.

Mal als Vorgeschichte:

Ich bin vor einem halben Jahr umgezogen und meine neue Wohnung hat leider nicht nur eine sehr schlechte Akustik mit Flatterechos, sondern auch ein sehr offenes Design, sodass Küche, Wohnzimmer, Musikzimmer, Büro und sogar die Treppen mitsamt des Flurs eigentlich ein und der selbe Raum sind. Da kann ich nicht einfach alles voller Absorber und Diffusoren zustellen, da alles einsichtig ist und man (zumindest ich) nicht wirklich vom Wohnzimmer aus viel Geraffel an Wand und Decke sehen mag. Das geht sogar so weit, dass im Schlafzimmer Flatterechos vorhanden sind. Dies trotz dicker Gardinen, Teppichboden, der Matratze, großem offenen Kleiderschrank und viel Krams an der Wand wie Pflanzen und Bücher. Ich bin dabei an optisch zuträglichen Orten Planzen und als Bild getarnte Absorber zu platzieren. Immerhin klingt die HiFi Anlage nach viel Müh und Not erträglich. Ich habe in meiner Couch Platz für einen großen Helmholzresonator. Aber leider dröhnt es nicht, sondern der hochfrequente Schall macht mir zu schaffen.

Da das ganze mit Home Recording alles andere als wirklich zuträglich ist, wollte ich fragen, ob jemand schon mal fern ab der Video Branche mit Richtmikros recordet hat. Beim Stöbern auf der Thomann Seite fand ich einige interessante Mikros dazu. Natürlich wird es kein Sennheiser MKH XXX oder ein Neumann KMR 82/81... aber es gab da einige Mikros in Budget Nähe, wie das Rode NTG2, Sennheiser MKE 600 oder AT 897. Kann man das als Versuch mal ausprobieren, um möglichst viel Raum weg zu lassen? Mir ist bewusst, dass ich trotz Innenraumaufnahme einen Windschutz auflassen sollte, da jeder kleine Windhauch zu hören wäre.

Interessanterweise fand ich unter dem Suchbegriff Richtmikrofon auch Modelle wie das Beyerdynamic M88TG oder MXR 603, die mir vorher gar nicht in den Sinn kamen. Ich denke das M88TG hat seine Marktlücke live, wenn alles andere pfeiffen und rückkoppeln möchte anstatt im Studio. Aber vielleicht hilft hier die Charakteristik.

Also was sagt ihr? Sinnig, unsinnig oder soll ich einfach eine "normale" Super- oder Hyperniere ausprobieren?

Ich habe schon andere Möglichkeiten ausgelotet, dir mir eigentlich recht gut gefallen. Westerngitarre kann ich gut mit einer Grenzfläche an der Wand klebend und dagegen spielend aufnehmen. Das wirkt auch recht fett vom Grundcharakter her und lotet schon einmal viel Hall von dieser einen Wand aus. Vor allem, wenn ich es an der größten freien Fläche versuche. Vor meinem Amp habe ich schon eine Wand aus Schaumstoff gebaut, damit die ersten bodennahen Reflexionen nicht bereits ins Mikro gelangen. Zum Glück kommt das Schlagzeug aus der Dose. Aber so langsam bin ich mit meinem Latein am Ende. Denn die oft als Helfer für Gesangsaufnahmen propagierte Schaumstoffabsorber hinter dem Mikro sind ja mal nicht so das Gelbe von Ei.

Vielleicht gehe ich dann doch vintage und bluesy mit 3m Mikrofonabstand, der dann alles vom Raum ungefilter mit aufnimmt... :evil:

Schicken Gruß,
Etna
 
Eigenschaft
 
Richtmikrofone sind alle Mikrofone die "gerichtet" also keine Kugel sind ... deswegen hast Du auch das 88 über Deine Suche nach Richtmikrofonen gefunden (weils eins is ... :) ).
Du fragst Dich also ob Du ein Richtrohrmikrofon (Interferenzrohr) im Studio benutzen "darfst". Woll?
Klar. :) Gerade die MKH Rohre 415 und 416 werden gern für Sprecher im Studio genommen und sind in dem Bereich, zumindest in den USA, Klassiker.
Ich hab hier ein altes MKH415 liegen, das macht sich auch sehr gut an der Gitarre (western). Mit ein bisschen suchen gibts die oft günstig bei Ebay ... meistens leider tonadergespeist, aber da gibts ja Adapter.
Ich hab mal mit einem Produzenten gearbeitet der gerne MKH816 als gerichtete Raummikrofone benutzt hat.
 
Kann man das als Versuch mal ausprobieren, um möglichst viel Raum weg zu lassen?

Thomann bietet doch eine 30 Tage Rückgaberecht an.

Da kann ich nicht einfach alles voller Absorber und Diffusoren zustellen, da alles einsichtig ist und man (zumindest ich) nicht wirklich vom Wohnzimmer aus viel Geraffel an Wand und Decke sehen mag

Ggf. könntest du Dir mobile Stellwände erstellen und als Paravan "getarnt" hinstellen. Wenn ich aufnehme stelle ich zudem die Matraze von eines Gästebetts hinter dem Sänger vor das Fensterauf und habe einen Karton mit Diffusor/Absorber Schaumstoffplatten (60x60) die ich vor Heizung, Fernseher und Komode rumrum aufstelle.
 
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Hallöchen,

es ist leider ein Trugschluss, dass ein Richtrohr weniger Raum aufnehmen würde - es nimmt den Raum nur anders und deutlich unhomogener auf als die anderen Mikrofontypen.

Typische Richtrohre verfügen im Bassbereich über quasi Kugelcharakteristik, werden dann immer schmäler und erreichen meist erst ab frühestens 1-2kHz tatsächlich Keulencharakteristik. Ab diesem Bereich gibt es dann aber immer auch starke rückwärtige Keulenbildung. Also werden alle seitlich und rückwärtig einfallenden Quellen (also auch Raumreflektionen) stark verfärbt.
Das kann für Aufnahmen funktionieren, muss aber nicht - und kann eben keinesfalls den Raum "ausblenden".

Ciao, G.
 
Und wenn du dir einen kleinen Raum in den Raum baust?
 
Grenzfläche ist noch am ehesten Erfolgversprechend. Richtrohr eher nicht.......
 
Und wenn du dir einen kleinen Raum in den Raum baust?


Dazu fällt mir immer folgendes ein:

Als ich Ende der 70er Jahre in einem Studio meine Drums habe recorden lassen, musste/durfte ich mit meinen Trommeln in eine separate kleine Kabine. Das war damals durchaus Stand der Wissenschaften, das so zu machen.
Heute soll/muß(?) man seine Schlagzeugaufnahmen in möglichst großen Raumen (Aufnahmesaal) machen. Solche Sääle (Paläste) werden im www gerne gezeigt, weil sichs gut ansieht und man das Zuhause auch nicht hat.

Zusammenfassung:
Damals in der Kabine klangs gut
Heute im Palast klingts gut

Moral von der Geschicht: sch.....egal wo man Drums recordet. Das Ergebnis kann richtig gut werden.;)
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Da das im Moment nicht weiter hilft:

Vielleicht kannst du eine kleine Ecke in der Wohnung akustisch aufpeppen. Absorber, die man aufstellt, oder vorübergehend aufhängt.
Ein Gobo (Schallwand). Das kann man z.B. aus so einem mobilen Kleiderstangenständer basteln. Darüber eventl. Decken, kleiner Teppich.....

Sicher etwas bastelbudenmäßig :D aber könnte, richtig angewendet, das Ergebnis optimieren.
 
Moin!

Danke für die vielen Beiträge hierzu!

Gut, ich meinte tatsächlich Mikrofone mit Richtrohr. Da habe ich mich falsch ausgedrückt, aber jeder hat mich wohl verstanden. Das ist schon einmal gut.

Ich wunderte mich nur über die letzten Beiträge. Dann habe ich ins Datenblatt gesehen und in der Tat, haben einige Richtrohre fast schon Charakter einer 8, wenn auch eine Seite einen wesentlich kleineren Pegel hat. Wie kommt es dann, dass sie derart erfolgreich sind im Ausblenden? Wahrscheinlich ist hier dann doch die Aufstellung sehr wichtig. Ich habe mir einige Ratgeber auf YouTube angesehen und wie mir scheint muss zur Ausblendung das Mikro senkrecht dazu aufgestellt werden. Da müsste ich mal verschiedene Aufnahmen ausprobieren, ob ich es irgendwie mehr oder minder ausblenden kann.

In der tat habe ich angefangen Grenzflächen zu lieben. Die kann man nicht nur unter den Flügel kleben. Sondern machen in einem offenen Gitarren Cab ziemlich viel Druck. Oder an einer Wand direkt bespielt gute Instrumentenaufnahmen. Das beschränkt sich ja nicht auf meine Western, sondern man kann auch Bläser damit aufnehmen. Naja und in einer Bassdrum hat sie sicherlich auch der eine oder andere gelegt.

Sooooo... da bleibt dann doch leider nur auf kurz oder lang die Akustik aufzupäppeln. Das mit den Aufstellern ist eigentlich immer eine gute Idee. Nur weiß ich bisher nicht wo ich die unterbringen soll. Bisher versuche ich ja wie gesagt freie Flächen mit als Bild getarnten Absorbern zu bedecken. Es ist akustisch sehr schwer hier, da alles großvolumig ist und so verwinkelt. Die größten Reflexionen kommen über die Dachschräge vom Boden des Wohnzimmers zurück ins Büro. Ein Teppich auf dem Boden hat geholfen. Allerdings würde ich am liebsten die ganze Decke mit Absorbern und Diffusoren im Wechsel zukleistern. Nur weiß ich noch nicht wie ich das bezahlen soll. Und Aufstellern im Keller lassen sich so schlecht mal eben für ein kurzes Take aufstellen. Naja... kommt Zeit, kommt Bastelei und Geld es zu bezahlen.

Ich werde mir aber versuchen ein MKH 415 anzulachen, wenn mir eins über den weg läuft.

Schicken Gruß,
Etna
 
Das mit den Aufstellern ist eigentlich immer eine gute Idee. Nur weiß ich bisher nicht wo ich die unterbringen soll.

Neben einer Faltmatratze für Gäste (die ich vor die Fenstertür stelle) habe ich mir ein Lampenstativ mit Traverse besorgt. An der Traverse habe ich durch die Schraubenlöcher Klemmen mit kurzen Seilenden befestigt.
Fotoklemme_Ma_e.jpg


Ist das Stativ mit Traverse aufgebaut, hänge ich mein Deckbett an und habe so schnell einen Akustikvorhang, den ich entsprechend plazieren kann. Abgebaut verschwindet der Ständer in einer Tasche unters Bett.
 
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