Hallo!
Ich hab noch ein paar kleine Ergänzungen zu den obigen Beiträgen.
Die A-Gradierung der Holzarten ( A-AAAAA ) ist lediglich auf die Optik zurückzuführen. Bitte dadurch nicht auf die Klangqualität schließen. Never!
Selbst bei Fichtendecken ( wo diese Gradierung eher sinnlos ist ) sagt eine enge Maserung nicht besonders viel über das klangliche Potential des Holzes aus. Dazu später noch etwas mehr.
Bei Ahorn, Koa und anderen Korpushölzern hat diese Gradierung - klanglich gesehen - sogar einen Gegeneffekt. Umso stärker und spektakulärer das Holz gemasert ist, desto "schlechter" ist dies ( zumindest in der Theorie ) für den Klang bzw. die Schwingungsausbreitung. Dabei muß man bedenken, daß z.B. bei Riegelahorn strukturelle Unterschiede vorherrschen. Verschiedene Zellausrichtungen führen zu einer unterschiedlichen Schallausbreitung. Hinzu kommt, daß Riegelahorn tendentiell ( Western Maple ) etwas weicher ist als schwächer gemasertes Ahorn. Bei Akustikgitarren kann es aber durchaus von Vorteil sein, daß klanglich etwas zahmeres Riegelahorn anstatt dem knallenden plain maple genommen wird.
Diese Regelung trifft prinzipiell auf jede spektakulär gemaserte Holzart zu. Die A-Gradierung wird gerne als Werbemittel benutzt. Ist es auch... aber hauptsächlich für's Auge. Bei den Ohren muß man individuell jede Gitarre prüfen.
Bei Fichtendecken würde ich mich auch nicht von der Faustregel "enge Maserung=hohe Qualität" täuschen lassen. Es mag paradox klingen, habe ich doch grad oben beim Ahorn von den "Nachteilen" unregelmäßiger Maserung gesprochen, aber: die mit teuersten Gitarren haben Decken aus Adirondack-Fichte. Bei kleinen US-Gitarrenbauern kostet diese Zusatzoption gerne mal ein paar hundert $ Aufpreis. Wenn man sich diese Decken mal genauer ansieht, wundert man sich dann schon: dieses Holz ist oftmals eher unansehnlich. Breite Maserung, oftmals Verfärbung, so daß man hier oftmals zur Sunburstlackierung greifen muß. Klanglich sagt man ihr aber wirklich Großes nach. Inwieweit dies zur Regel wird, weiß ich nicht. Ich hatte schon einige hochpreisige Gitarren mit Adirondackfichte in der Hand und die waren durchgehend alle superb. Verallgemeinern sollte man das nicht. Die Adirondack-Fichte ist u.a. deshalb so populär, weil sie bei Martin in deren "Golden Era", also der Zeit vor dem 2. Weltkrieg Verwendung fand. Darauf springen jetzt viele an. Auf jeden Fall eine gute Fichten-Variante.
Adirondack-Fichte:
Auch bei den sonst üblichen Sitkafichten und Engelmann-Fichtendecken kann man von der Maserung nicht immer auf die Klangqualität schließen. Letztendlich ist es dann doch das Zusammenspiel aller Hölzer und das handwerkliche Können bzw. die Beleistung, die eine Gitarre lebendig bzw. tot klingen lassen können.
Zu einzelnen Holzarten will ich noch was sagen:
Mahagoni:
mittig, ausgewogen, leicht nölig holziger Charakter, seidige Höhen, schlanke Bässe. Sehr schön für Spielweisen, bei denen man nur die Saiten sanft mit den Fingerkuppen ansteichelt.
Palisander:
wuchtig, fett, sehr bass-dominant, bei großen Korpusformen fast schon zu bassig, die Höhen sind am Anfang oft etwas unterbelichtet matt, was sich aber nach längerem Spielen legt. Dann springen sie deutlicher als bei Mahagoni, bei dem sie mehr anschwellen. Eingespielt deutlich mittenärmer als Mahagoni. Setzt sich deswegen aber sehr deutlich im Ensemble durch.
Sapele:
das klassische Taylor-Holz des Mid-Price Bereichs. Prinzipiell ähnlich dem des klassischen Mahagonis, die Traditionalisten zögern noch ein bißchen, aber mir gefallen die Gitarren eigentlich gut. Löst etwas feiner auf als Mahagoni, wobei Maha etwas mehr Charakter hat.
Ahorn:
"knallig" trifft es wohl am Besten. Es sind sowohl Bass als auch Höhen im Überschuß vorhanden, die Mitten treten in den Hintergrund. Der klassische Vertreter ist der Gibson Jumbo SJ 200. Die Gitarre nimmst Du auch unverstärkt überall wahr. Country-Western Klingelton.
Koa:
ein Trendholz der letzten Jahre. Zu Unrecht etwas spöttisch als Nur-Optik-Holz abgetan. Etwas weniger holzig als Mahagoni, dafür mit etwas mehr seidiger Präsenz in den Höhen. Sehr fein auflösend. Schlanke Bässe. Bei Dreadnoughts etwas arschlos, bei kleineren Korpusformen und dem richtigen Anwendungsgebiet vielleicht die ultimative Lösung
Walnuss:
irgendwie ein Zwischending aus Mahagoni und Palisander. Eher holziger Ton, aber mit weniger Mitte und eine Spur dominanteren Bässen als Mahagoni, in den Höhen aber mehr das Springende des Palisanders.
es gibt noch zig verschiedene andere Hölzer die Verwendung finden, das würde jetzt aber den Rahmen sprengen.
Bei den Akustikgitarren sind die Streuungen innerhalb der Serien noch gewaltiger als bei E-Gitarren. Anspielen ist absolutes Muß.
Halte die Auflösung einer vollmassiven Gitarre für besser als die einer mit laminiertem Korpus. Und der Klang wird nicht nur durch die Decke geformt.
Logischerweise kann man bei einer 400 € Vollmassiv-Gitarre nicht erwarten, daß diese Rechnung aufgeht. Da ist dann das "Vollmassiv" eher werbeträchtig als klanglich überzeugend.
Ich weiß jetzt nicht, wie hoch das Budget ist, aber prinzipiell tendiere ich zu vollmassiven Akustikgitarren. Vernünftige Gitarren bekommt man hierbei schon für 700-800 €, richtig gute über 1000 €. Wenn möglich, lieber etwas mehr ausgeben, als am zu eng gesetzten Budget zu scheitern. Akustikgitarre spielen kann zur Passion werden.
Es ist natürlich wieder das Ohr gefragt und oftmals bieten hier die Underdogs das bessere Preis/Leistungsverhältnis. Bei Herstellern wie Cort bekommt man für das Geld wahrscheinlich schon hervorragende Gitarren, während man bei Martin sich mit zu teuren Einsteigergitarren rumplagen muß.
Hygrometer ist definitiv sinnvoll, bei einer Gitarre über 800 € bzw. vollmassiv würde ich auch zu einem Koffer raten, wenn nicht sowieso vorhanden.