Eigentlich ist der Schritt: Bearbeitung -> Aufnahme -> Bearbeitung
Channelstrips werden gerne wegen ihrem "Eigenklang" genommen. Dadurch möchte man den Sound von hochwertigem analogen Equipment (Röhren, EQs, Kompressoren etc.) schon vorher mit dabei haben, um später auf eine zusätzliche Wandlung verzichten zu können. Die Soundgestaltung mit solchen Geräten wird oft als "charaktervoll", "offen", "warm" oder "musikalisch" bezeichnet. Alles Attribute, die man in der digitalen Welt eher selten verwendet oder hört. Das geht natürlich über diese schwammigen Begriffe hinaus und lässt sich auch tatsächlich hören. Und gerade diese Dinge möchte man bei seinen wichtigsten Signalen (wie zum Beispiel Vocals) einsetzen. Zum Beispiel ist es bei Preamps aus digitalen Kombi - Interfaces (Preamp + AD Wandlung) in erster Linie wichtiger, dass sie möglichst neutral klingen. Ein Channelstrip darf dagegen ruhig färben und Charakter haben. Der Techniker wählt dann für sein Einsatzgebiet die beste Kombination aus Mikrofon, Preamp und Klangbearbeitung aus. Letztendlich kommt es also am Ende genau so wenig auf das Gleiche hinaus wie bei der Auswahl des Mikrofons, auch hier legt man sich ja schon im Vorfeld auf etwas fest.
Die digitale Bearbeitung ist zwar sehr weit fortgeschritten, dennoch ist sie stellenweise immer noch von den hochwertigen analogen Komponenten entfernt. Das ist nun auch teilweise eine philosopische Frage, denn hier treffen unterschiedliche "Schulen" aufeinander. Der Homerecordler, der sein ganzes Leben lang die Vorzüge und Arbeitsweise einer digitalen Umgebung kennengelernt hat, wird zwangsläufig anders arbeiten als der Techniker, der eher seine Seele, denn sein altes Analogmischpult verkaufen würde.
Außerdem kann ein vorher behandeltes Signal anders ausgesteuert werden. Man legt sich zudem schon im Vorfeld auf einen gewissen Sound fest. Das bringt für erfahrene Techniker nicht nur Nachteile. Manchmal gilt auch "der erste Eindruck ist der Beste". Wenn man hinterher Stunden damit zubringt in einer digitalen Umgebung ein Signal an allen Ecken und Enden zu verbiegen stellt man unter Umständen fest, dass die ersten Schritte eigentlich schon das gewünschte Ergebnis gebracht hätten und alles danach nur "Verschlimmbesserung" war. Legt man sich durch den Einsatz von gewissem Equipment schon vorher teilweise fest, schränkt man sich hinterher ein. Für jemanden mit wenig Erfahrung ist das problematisch, für jemanden mit Erfahrung, der ein klares Bild von dem Endprodukt schon vor der Aufnahme im Kopf hat, ist das sogar hilfreich.
Channelstrips werden vor der Aufnahme selten für "krasse" Klangbearbeitungen genutzt. Hier wird leicht vorkomprimiert, ein paar störende Frequenzen leicht gefiltert und dann evtl. etwas "Seide" in die Höhen hineingedreht. Man formt den Klang vor und gibt ihm das gewisse "Etwas", dass man in der digitalen Welt nur schwer hinkriegt. Klangveredelung wäre hier das richtige Wort.
So, jetzt habe ich einen langen Beitrag geschrieben mit vielen ""
Abschließend dazu noch vielleicht die Frage wann sich so ein Channelstrip denn meiner Ansicht nach lohnt. Genau dann wenn man ihn vermisst. Ab dem Punkt, wenn man bei einer Aufnahme dasteht und feststellt, dass man gerne gewisse Dinge gerne vorher gemacht hätte.