Hat dir schon mal jemand erklaert, wie du die "Zwerchfellatmung" beim blasen einsetzen solltest?
Zwerchfellatmung ist ein irreführender Begriff. Es geht eigentlich um eine vollständige(re) Atmung im Gegensatz zu einer (oft sehr) flachen Erwachsenenatmung oder einer überkontrolliert verkrampften Atmung von verzweifelten Blechblasamateuren.
Bekanntlich braucht man zum Blechblasen eine gute, koordinierte Ein-
und Ausatmung. Das Zwechfell unterstützt aber nur die Einatmung, bei der Ausatmung ist es entspannt.
Eine kontrollierte Blechbläser-Ausatmung geschieht mit Hilfe der Rumpfmuskulatur (Bauch-, Rücken- und Zwischenrippenmuskulatur).
Ein Problem vieler Blechbläser ist, dass man
zuviel bewusste Kontrolle über die Atmung anstrebt. Das führt zu Anstrengung und schlechtem Klang.
Ideal ist eine Atmung wie die eines gesunden Babys, das bekanntlich ohne Probleme prächtig lange und laut schreien kann.
Es gibt eine ganze Reihe hilfreicher Übungen, um die oft wenig effektiv gewordene "Erwachsenenatmung" oder eine verkorkste Blechbläseratmung wieder auf Kurs zu bringen .
Zunächst braucht man eine entspannte Einatmung und angepasst kraftvolle Ausatmung, auch Stütze genannt. Der bekannte wie meist didaktisch hilflos gegegebene Lehrerhinweis "tiefer atmen" oder "mehr Luft" ist dann falsch, wenn der natürliche Rhythmus von Entspannung und Spannung bei der Atmung nicht in Ordnung ist.
Deutliche Anzeichen dafür sind, dass man sich beim Spielen nicht wohl fühlt, vorschnell erschöpft ist und der Ton in Qualität und Intonation nicht klingen kann.
Eine einfache Möglichkeit, entspannt-tiefe Einatmung zu erfahren ist z.B., das Warm-Up mit ein paar kurzen kraftvollen Ausatmungsstößen zu beginnen und sich dabei körperlich wahrzunehmen.
Die Anspannung der Rumpfmuskulatur wird dabei gespürt und, ganz wichtig: die automatische sich anschließende Entspannung während der Einatmung. Die Luft fällt in den Körper, weil in der Lunge ein Unterdruck entstanden ist, aktives Beeinflussen der Einatmung ist dabei überflüssig.
Den ganzen Zauber um das für uns sowieso
unerspürbare Zwechfell kann man sich also schenken. Das gilt auch, wenn man auf gesunde Art "tiefer" atmen will.
Eine Übung dafür wäre der kräftige und gerichtete Atemstoß bis nichts mehr geht. Dann einfach wieder "loslassen" und die Einatmung erfolgt zwangsläufig tief (siehe auch das Kapitel "Breathing" auf der James Morrison Lehr-DVD).
Sehr bekannt ist auch die Übung, sich vor eine Wand zu stellen und einen Zettel allein mit dem kraftvoll gerichteten Atemstoß an der Wand festzuhalten (zu sehen z.B. auf der Malte Burba Lehr-DVD).
Zwei andere Wege der tiefen Einatmung kennt auch jeder. Das wäre einmal das Gähnen, es ist ganz zwangsläufig mit einer Reihe von Entspannungsprozessen des Atemapparats sowie tiefer Einatmung verbunden.
Die zweite tiefe Einatmung geschieht beim Riechen (= Aufsaugen des Dufts) an einer Blume, die man mag. Bei mir sind das die Rosen im Garten.
Macht man das immer mal wieder als aktive Übung, genügt bereits die Vorstellung zum Auslösen einer entspannenten tiefen Einatmung.
Wenn man eine normalisierte natürliche Atmung hat, ist ein willentlich tiefes Atmen kein Problem, weil der Körper (wieder) weiß, wie es geht.
Einen nützlichen kleinen Videoworkshop mit einem Übungsprogramm zur Atmung habe ich hier vorgestellt:
https://www.musiker-board.de/threads/breathing-fundamentals-atemübungen-mit-kristian-steenstrup.574146/
Die dort vorgestellten Geräte sind für den Erfolg der Übungen nicht unbedingt notwendig. Sie dienen überwiegend der Anschaulichkeit von Vorgängen bei der Atmung. Ich benutze (inzwischen nur noch gelegentlich) den
Breath Builder, der mir anfangs prompt eine unbemerkte Lücke zwischen Ein- und Ausatmung offenbarte, außerdem habe ich den
Tri-Ball (derzeit nicht in Gebrauch).
Mein oft benutztes Lieblings-Gadget ist ein
Peak Flow Meter (Asmaplan+) . Dort bläst man einen kräftigen Atemstoß hinein und kann auf einer Skala ablesen, wieviel Liter Luft pro Minute hypothetisch fließen würden (peak flow).
Die Rückmeldung des verbesserten Atemvorgangs erfolgt unmittelbar über den vesseren Klang beim Spielen.
Eine näher am Musizieren angesiedelte Übung für Atmung
und musikalisches Hören sowie besseren Klang ist das "Buzzing" auf dem Munstück. Man "spielt" die Übung oder Teile eines Stücks dabei allein auf dem Mundstück mit Ausdruck und kräftigem Ton. Das geht natürlich auch ohne den im Clip sichtbaren angeschlossenen "Inspiron".
www.youtube.com/watch?v=WcRuvltoVKk
Mehr Informationen zum Song and Wind Konzept und der Blechblaspädagogik von Arnold Jacobs finden sich hier:
http://www.windsongpress.com/
Gruß Claus