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Die Musikindustrie des 21. Jahrhunderts - wo geht es lang?

  • Ersteller Sunny_Hunny
  • Erstellt am
Was der Musikindustrie vor allem auf die Füsse gefallen ist dass man mit der Umstellung des Mediums von CD auf Download nicht ncohmal alles verkaufen konnte, so wie es bei der Schallplatte auf CD ging. Da schwamm man ja förmlich in Geld. Nur kauft sich kaum jemand der die CD hat das gleiche nochmal als Download und zum Zweiten hat man die Umstellung als Musikindustrie schlicht und einfach verschlafen. Napstar hatte das für sie erledigt.

Und während die Musikindustrie gegen Windmühlen gekämpft hat und sich Unsympathen wie Lars Ulrich zum Affen gemacht haben sind halt die Umsätze weg gebrochen.


Aber mal ehrlich, will wirklich irgendein Musiker hier in die 70er zurück? Seit ihr sicher dass es da Milch und Honig geflossen ist und jedem Musikem seine angemessene Gage, Koks und Nutten hinterhergeworfen wurde?
 
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mich würden mal zahlen zu einnahmen bei live konzerten interessieren .. weil wenn ich ehrlich bin: ich kauf deutlich weniger cds als dass ich auf konzerte geh .. live is halt doch iwie geiler ;)
 
mich würden mal zahlen zu einnahmen bei live konzerten interessieren .. weil wenn ich ehrlich bin: ich kauf deutlich weniger cds als dass ich auf konzerte geh .. live is halt doch iwie geiler ;)
Ohne jetzt genaue Zahlen zu haben - angesicht der Tatsache dass die Zuschauerzahlen auf Konzerten und vor allem auch auf Festivals rapide zunimmt und dass sich die durchschnittlichen Eintrittspreise auch deutlich erhöht haben wird da wohl deutlich mehr Geld rüberwachsen als früher.
 
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nicht ohne grund hat die GEMA die großen rabatte für großveranstaltungen wie festivals zurückgefahren. mal sehen wie sich große labels ihren kuchen vom livegeschäft holen wollen, ich hab das nicht im blick ob die 360-deals noch so populär sind, da wird ja immer wieder gewarnt vor...
 
Ich sehe das Problem aber auch auf der Seite der Musiker. Ich habe mich mit einigen meiner Lehrer und meinen Eltern etc. unterhalten, wie es sich früher mit der Musikszene verhielt:

Alleine hier um unsere "Kuhkäffer" (Bad Laasphe) gibt es gewiss 100 Bands!
Früher gab es einfach noch nicht derart viele Musiker und Bands. Die Globalisierung hat dafür gesorgt, dass gute Instrumente nichtmehr zu teuer sind und das Internet macht dich binnen weniger Wochen zu einem brauchbaren Musiker. Vor 40 Jahre hätte sich keiner mal eben "die Tabs" gezogen, entweder man konnte Noten lesen oder hat vorm Plattenspieler gesessen und gehört.

Dazu kommt das Überangebot an Medien.
TV, Radio, Internet - das alles hat sich verändert. Wir entscheiden permanent was als nächstes auf uns einprasseln soll, oder nicht.
Ich finde das sehr beängstigent, auch suche ich noch immer Eklärungen dafür, warum sich niemand gegen diese Gleichschaltung wehrt. Lieder bitte nur 3 Minuten, "ach wer braucht schon eine Gitarrensolo"; " Dynamik bitte nicht hier du spielst das über E-Drum ein sonst gibts keinen Deal". Etc. ----

Zum Thema CD's und Klangqualität: Von 70 Personen in meiner JGST hören 60 ausschließlich über Mp3 Player Notebook Boxen oder 5.1 System. Von HiFi haben viele noch nichts gehört, wie auch? bei Saturn eine ganz normale Stereo Anlage (Vollverstärker Bausteinprinzip) zu finden gestaltet sich mehr als schwer. Für DVD ist 5.1 und 7.1 sicher ganz toll, aber wenn ich Musik höre brauche ich das nicht, da möchte einen für Musik optimierte HiFi Anlage und kein Iphone mit subwoofer. Dabei kostet eine gute Stereo-Anlage fast nichts mehr, denn viele schmeißen sie einfach auf den Müll!

Das fällt für mich unter etwas, das uns verloren gegangen ist: bewusstes Hören!
 
Ich finde das sehr beängstigent, auch suche ich noch immer Eklärungen dafür, warum sich niemand gegen diese Gleichschaltung wehrt. Lieder bitte nur 3 Minuten, "ach wer braucht schon eine Gitarrensolo"; " Dynamik bitte nicht hier du spielst das über E-Drum ein sonst gibts keinen Deal". Etc. ----
Ich wüsste ehrlich gesagt kein einziges Zeitalter in dem der Musikgeschmack weniger gleichgeschaltet wäre als heute. Ich bin ehrlich gesagt schon froh dass wenn mans ich mit jemanden auf einer Party unterhält man überhaupt überhaupt die Genres kennt auf die der jeweils andere gerade abfährt.

Zum Thema CD's und Klangqualität:
Ich bin auch durchaus Hifi Freak (was ich aber ungern sage weil man dann schnell mit diesen esoterischen Spacken die sich Kabel im Wert eines Kleinwagens ins Wohnzimmer legen in einen Topf geworfen wird) und bin auch öfter mal erstaunt über was andere Musik hören.
Aber das war noch nie anders. Früher hatte auch nicht jeder Jugendliche mannshohe Boxentürme in seinem Zimmer stehen.

Das fällt für mich unter etwas, das uns verloren gegangen ist: bewusstes Hören!
Ich will nicht für dich sprechen, aber bei mir nicht, und den meisten Leuten die ich kenne geht es ebenso.
 
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Momentan ist alles im Fluss technologisch bei Musik & Internet, deswegen ist es für aussenstehende schwer da durchzublicken oder es sieht nach Tohuwabohu aus. Aber wo es hin geht ist imho klar:

Spotify/Grooveshark http://www.digitalmusicnews.com/stories/022811grooveshark

momentan haben itunes & Co noch die Oberhand, aber vereinzelte Labels machen jetzt schon Deals mit Spotify/Grooveshark.

Es wird sich durchsetzen was einfacher & billiger & SOZIALER nutzen lässt. In Spotify/Grooveshark kannst du per twitter/facebook Link ganze Playlisten zu deinen Freunden schicken - Lawineneffekt, es ist einfacher & schneller & hat höhere Qualität als bei P2P/torrent. Aber es dauert noch bis sich das durchsetzt, da Breitband und Mobil UMTS eben noch nicht Standard sind. Ich nutze obige jetzt nur noch (youtube gar nicht mehr), Mainstream POP findest du darauf nach wie vor kaum, den such ich garnicht, neue unbekannte Künstler sind darauf eher besser vertreten.

Was dieses Jahrzehnt wohl stattfindet ist eine erstmalige gesellschaftliche Bewertung und Neubewertung der Musik, davor hat das die MI gemacht "für uns". Und dann muss man nur mal in ähnlche Bereiche schauen wie die sich entwickelt haben, also in Bereiche die jetzt keinen unmittelbar notwendigen gesellschaftl. Wert haben (ja sry, Musik gehört da auch zu wie der Zauberer geschrieben hat bzw. nur für ne Minderheit). Bundesliga-Fussball hat einen (überhöhten), Regional Fussball schon nicht mehr, da wirds semiprofessionell. Oder der Videomarkt, es ist eben nicht nur einfacher an Musik zu kommen sondern auch sie zu produzieren in guter Qualität. Im DVD Verleih setzt sich auch Streaming durch, wer geht noch in Videothek in 5 Jahren, die Leute laden ja auf youtube und youporn schon ihr eigenes Zeug hoch und offensichtlich gibts Nachfrage nach dieser "Minderqualität". Man könnte es auch mit Wissenschaftlichen Betrieb vergleichen, Wissenschaftler an den öffentl. Einrichtungen arbeiten auch meist nur auf Zeit und niedrigen Gehalt, ihre Ideen werden digitalisiert veröffentlicht und bewertet von der social community, wer oft zitiert/verlinkt wird hat genug Qualität eine feste gut bezahlte Stelle zu bekommen oder in der Industrie anzuheuern in der kreativen Forschung, für die anderen bleibt ein Büro Job, was macht Durchschnitts Musiker da zur Ausnahme auch mit Studium? Ihre musik. Ideen sind mittlerweile auch immer besser digitalisierbar durch MIDI Files und Samples wie ein wiss. Paper (für das man keinen Pfennig bekommt) und Kapital kann daraus erst durch Nachfolge/Nebenleistungen geschlagen werden (Konzerte, Auftritte, Lehre etc.) Ich denke auch beim ebook markt der sich momentan noch wehrt, wird sich so etwas wie flattr im Blogging durchsetzen ausser für Ausnahme Autoren.

Die Folge, die Qualität der Mainstream Musik wird wohl leiden, die des Underground durch diesen Systemwandel wohl eher steigen und rentabler werden und darum hab ich eigentlich keinerlei Probleme damit. Wer damit von den Musikern nicht zurechtkommt muss eben auf Bildhauer umschulen wenn er keinen Büro Job will. Auch im Kunstobjekt/Schauspieler Bereich können meist nur wenige, dann aber über die Massen gut, davon leben. Dieses Berufsrisiko nehmen ja auch viele bewusst in Kauf, nur bei der Musikindustrie scheinen mir zu viele zu jammern weil ihnen die Felle davon schwimmen.
 
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Es ist meiner Meinung nach sehr einfach geworden alles komplett alleine auf die Beine zu stellen. Booking Agentur, Label, Recording etc... mache das selbst auch zusammen mit nur einem Kollegen bei der ---gelöscht von UranusEXP--- . Kann es nur jedem ambitionierten Profi-Musiker empfehlen wenn er Kontakt zu jemanden hat der den Business Part für Ihn übernimmt.:great:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Die Musikindustrie wird noch schnelllebiger und noch undurchschaubarer werden.
Musik"genuss" gibt es eigentlich kaum noch.

Es gilt nur noch: Höher, schneller, weiter, mehr Profit.
 
Musik"genuss" gibt es eigentlich kaum noch.
Warum eigentlich immer diese Verallgemeinerungen? Ich glaube dir ja gerne dass du nciht in der Lage bist - aus welchen Gründen auch immer - Musik zu genießen. Aber ich kann dir versichern, das geht nicht jedem so.

Es gilt nur noch: Höher, schneller, weiter, mehr Profit.
Geschätzte 99% aller heutigen Musiker werden in ziemlich bitteres Lachen ausbrechen wenn du ihnen erzählst dass sie das ganze doch nur wegen dem vielem Profit machen. ;)
 
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Wo die Reise hingeht wird maßgeblich vom Internet diktiert. Sollte das Netz in den nächsten 20-30 Jahren seinen offenen Charakter verlieren und stärker reglementiert werden, mag das einerseits für den gemeinen User ziemlich Scheisse sein, würde aber für die Musik bedeuten, dass aufgrund künstlicher Verknappung wieder eine höhere Nachfrage entsteht.

So wie es momentan läuft ist Musik jedenfalls keinen Pfifferling mehr wert. Konsumenten rennen achselzuckend durch den Saturn, gucken sich CD's an, stellen wie wieder ins Regal und denken sich "zu teuer".
Und wenn doch was interessantes dabei war laden sie sich den Kram zuhause entweder illegal und massenhaft oder Songweise selektiv bei iTunes runter.

DJ's, Redakteure und Szenegurus haben keinen Einfluss mehr. Durch das Netz ist jeder Experte. Musikfanatiker können sich nicht mehr durch Investition und Selektion vom Normal-Fan agrenzen, denn jeder ist jetzt ein Nerd der alles hat.

Durch den Zwang zur Selbstvermarktung wird Musik mehr und mehr an Intention verlieren und zur Dienstleistung degradiert. Irgendwann werden Fans dann "requesten" und der Musiker liefert ab. Songweise versteht sich. Alben sind ja zu anstrengend geworden. Für beide Seiten. Dem Musiker zu teuer in der Produktion und dem Hörer zu langweilig.

Die jetzt noch im Hintergrund stehenden rationalen und technischen Musiker werden stärker in den Vordergrund rücken. Der Mythos der Personality verliert sich im digitalen Universum der globalen Profilneurose. Ein charismatischer und begabter Mensch ist in der Masse der Selbstverwirklicher Konkurrent geworden und taugt nicht mehr als Vorbild und Idol.

Lasterhaftes Verhalten und Freude an der Lust und Muse werden in der Musikbranche von Morgen verpönt sein.
 
Sollte das Netz in den nächsten 20-30 Jahren seinen offenen Charakter verlieren und stärker reglementiert werden, mag das einerseits für den gemeinen User ziemlich Scheisse sein, würde aber für die Musik bedeuten, dass aufgrund künstlicher Verknappung wieder eine höhere Nachfrage entsteht.
Wie weit willst du denn das Angebot künstlich verknappen? Das ginge ja nur wenn man Musikern ein Publikationsverbot erteilen würde damit der Rest wieder mehr Erfolg hat.

Nebenbei würde ich jeden Musiker der das was am Internet so großartig ist zerstören will sowieso boykotieren - im besten Fall.
 
Das illegale Angebot ist natürlich gemeint.
 
Das illegale Angebot ist natürlich gemeint.
Wenn ich mal zurück schaue welche Alben ich letzte Zeit so für mich entdeckt habe habe ich da vielleicht 1 von 20 traditionell im Laden gekauft - ohne illegal etwas runter zu laden.

Selbst wenn es einen wirksamen Kopierschutz gäbe (den es nicht geben kann, das wiederspricht allen Grundsätzen der Technik) würde wohl kaum mehr Geld für Musik ausgegeben werden. Ich würde das schon deswegen begrüßen weil dann frei veröffentlichende Künstler nicht die Konkurrenz illegaler Downloads hätten, aber das "Problem" des kulturellen Reichtums - sprich gigantisch großes Musikangebot - wird bestehen bleiben.
 
Ich möchte jetzt nicht nur über diesen Punkt meiner Ausführungen diskutieren, auch wenn es ein populäres Thema ist.

Aber nur soviel nochmal dazu: Ein kostenloses Überangebot hat selbstverständlich eine ganz andere Qualität (nämlich gar keine) im Vergleich zu einem kommerziellen Angebot, das zumindest im finaziellen Rahmen des Konsumenten eine gewisse Selektion erfordert.
 
Aber nur soviel nochmal dazu: Ein kostenloses Überangebot hat selbstverständlich eine ganz andere Qualität (nämlich gar keine) im Vergleich zu einem kommerziellen Angebot, das zumindest im finaziellen Rahmen des Konsumenten eine gewisse Selektion erfordert.
Ich hab eigentlich immer versucht Musik nach der Qualität zu bewerten und nicht wie viel mich der Tonträger gekostet hat. Das mag bei anderen anders sein. Ich wüsste nicht warum zum Beispiel eine großartige Songwriterin auf einmal schlechter sein sollte weil sie mir ihre Musik direkt unter CC Bedingungen gibt - und dass ich dann für den Download bezahle und/oder flattre weil ich will dass diese Songwriterin weiter macht ist dann auch selbstverständlich.

Aber das ist eh ein anderes Thema - freie Lizenz heißt ja nicht dass jemand unkommerziell agiert.


Ich stellte mal eine steile These in den Raum: Kein Musiker hat das Problem dass er unlizenziert gehört wird - aber eine Menge haben das Problem dass sich kein Schwein für ihre Mukke interessiert. Komischerweise schaffen es die Künstler die die höchsten illegalen Downloadzahlen haben irgendwie doch ziemlich gutes Geld zu machen während andere es sehr effektiv schaffen weder legal noch illegal gehört zu werden.
 
Der illegale Download wird in 5 Jahren das kleinste Problem der Musikindustrie sein. Die müssen eher dafür sorgen, dass das "illegale" Streaming über youtube und Konsorten irgendwie für sie und ihre Künstler lukrativ wird. Wenn sie den Fortschritt aber weiterhin so behindern, wie sie es derzeit bei Diensten wie Spotify oder Simfy machen, die wirklich versuchen auch die Künstler gerecht zu entlohnen, aber viel zu wenig Material zur Verfügung gestellt bekommen, dann werden die Mayors den nächsten Zug, auf den sie derzeit noch aufspringen könnten, auch verpassen. Wenn ich mir derzeit die ganzen Kids anschaue, die mit ihren Smartphones mit UMTS Anbindung herumlaufen, weiß ich aber wohin der Musikkonsum in Zukunft gehen wird.
Das große Problem wird dann neben der Bezahlung (Pay per Click / Flatrate) aber noch die Filterung/Musikauswahl werden. Ich persönlich schaue z.B. höchst selten fern und versuche auch so gut es geht Formatradios zu vermeiden, sondern habe meist am Handy oder PC irgendwelche Genre-Webradios laufen. Wenn ich nicht ab und an ausgehen oder Musiknachrichten lesen würde, hätte ich keine Ahnung von der derzeitigen Popmusik. Genau das wird das große Problem für die großen Labels werden, wenn alle nur mehr ihre eigenen Playlists oder die von LastFM o.ä. empfohlenen Tracks hören. Ich bin jedenfalls gespannt wohin vorallem das Musikmarketing in Zukunft führen wird...
 
@MatthiasT
Das ist eine sehr romantische Vorstellung. Songwriter XY mit seiner CC-lizensierten Musik wird ohne Marketingmaschine nur nie über seine 30 Hörer hinauskommen. So ziemlich jeder Musiker, der die Industrie verteufelt , wird früher oder später merken, dass er der Doppelbelastung Künstler und Selbstvermarkter im vollen Umfang nicht gerecht werden kann.
 
Das ist eine sehr romantische Vorstellung. Songwriter XY mit seiner CC-lizensierten Musik wird ohne Marketingmaschine nur nie über seine 30 Hörer hinauskommen.
Was schließt denn die Marketingmaschine aus? Musterbeispiel Nine Inch Nails - ich hab mir sagen lassen dass die schon mal vor mehr als 30 Leute gespielt haben - und auch bei kleineren Bands hab ich eher Gegenteiliges fest gestellt.

So hab ich schon so viele Bands gesehen die versucht haben ihre 20 CDs am Abend an das Laufpublikum los zu werden während andere im ähnlich "professionellen Status" Leute auf Konzerten haben die von weit her reisen weil diese die Musik kennen und mögen. Ich und einige Bekannte sind schon öfter mal 400+ km gefahren um ein Konzert für 3 Euro Eintritt zu besuchen - aber sowas macht man nur wenn man die Musik kennt und liebt.
Nebenbei ist es mit einer Fanbase auch deutlich einfacher auch mal eine Auflage Tonträger selber raus zu hauen.
Wobei wir vielleicht definieren müssen über was wir reden - kleine Bands die im Endeffekt als ausgebautetes Hobby betrieben werden oder professionelle Bands die vor weniger als einigen tausend Menschen gar nicht erst auftreten?


Übrigens, was spricht dagegen als Musiker das Marketing einfach komplett abzugeben? Einfch jemanden bezahlen der das für einen macht und fertig - als Labels das gemacht haben war das auch nicht umsonst und wurde am Ende vom Künstler in Form von kleineren Anteilen bezahlt.
 
Erstens möchte ich immer wieder für einen weiteren Blickwinkel plädieren, man darf nicht von dem kleinen Ausschnitt den man persönlich von der Welt sieht immer gleich auf das ganze Bild schliessen. Natürlich sind alle Menschen letztlich stark von Digitalisierung und Internet betroffen, aber der Netzbewohner - und ich sehe diese Diskussion hier sehr stark auf dessen Blickwinkel eingeengt - ist gesellschaftlich ein Randphänomen. Das liegt schon alleine in der Altersstruktur der westlichen Welt begründet.

Im Hinblick auf die Musik bedeutet das z.B., dass in Deutschland an der Spitze des Musikgeschäfts Künstler stehen, von denen etwa der 16-jährige Nerd nie was gehört hat und vermutlich nie hören wird. Was war das erfolgreichste deutsche Album im '00er Jahrzehnt? "Andrea Berg: Best of". Tourneen von Wolfgang Petry waren in D besser besucht als die der Rolling Stones. Dagegen sind die deutschen "Stars" der Jugend schlicht nichts und niemand. Man mag es hassen, aber DAS ist die Masse. Die BILD ist "mit einer verkauften Auflage von 2.900.355 Exemplaren[1] weltweit die auflagenstärkste Zeitung außerhalb Japans" (Wikipedia). Diese Phänomene sind dieser seltsame, versteckte Mainstream, der quantitativ weit überlegen ist, dem aber seltsamerweise aus "unserer" Sicht niemand angehört. Die wenigsten von uns kennen leidenschaftliche Andrea Berg-Fans nehme ich an. Der Schlüssel liegt also in der Individualisierung der Lebenswirklichkeiten, einer Zersplitterung in viele Parallelgesellschaften, die mehr und mehr den Bezug zueinander verlieren. Sehr gut passt hier dieser Artikel, der sich damit beschäftigt, wie das Internet - am Beispiel Facebook - schnell zu einem Medium werden kann, dass nur noch die eigene Weltsicht widerspiegelt und verstärkt, sei sie noch so nischenhaft:

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,750111,00.html

Die Gefahr ist klar: Man kann in die Falle tappen, dass man schnell den Eindruck gewinnt, die ganze Welt wäre genauso wie man sie sich denkt, obwohl man vielleicht eine verschwindend geringen Minderheit angehört. Ein faszinierendes, aber sicher auch gefährliches Phänomen: Die klassischen Massenmedien bergen die Gefahr der Gleichschaltung und kollektiven Desinformation, das Internet birgt die Gefahr der "autistischen Individualisierung", jeder kann sich durch selektive Wahrnehmung seine eigene Welt basteln, die irgendwann im Extremfall keine Schnittmenge mehr mit denen der anderen hat.

Im Bezug zu unserem Thema:

Ich selbst kenne auch sehr gut aufgestellte, aber in weiten Kreisen wenig bekannte Nischen-Labels, wo man auch ohne großen Namen regelmäßig gut 500 Einheiten (physikalische CDs wohlgemerkt) pro Album und Quartal über mehrere Jahre hinweg absetzen kann, wobei man da sogar halbjährlich eine oder sogar mehrere neue VÖs machen kann. Das gibt es. Wenn ich dann wiederum von den "coolen" und "trendigen" Nerd-Labels wie Audiolith oder Tapete lese, dass es für sie schon ein riesiger Erfolg ist, wenn sie mit einem ihrer Newcomer 1000 Einheiten absetzen, erstaunt es mich echt, dass es offensichtlich viele widersprüchliche Wirklichkeiten innerhalb der Musikbranche gibt.

Die Wahrnehmung, dass die Branche in der totalen Krise ist, ist also nur ein möglicher Blickwinkel und nicht zwingend allein gültige Wahrheit. Dass der Trend generell im Bereich der Tonträgerfirmen eher negativ ist, ist klar, aber offensichtlich gibt es innerhalb dieser Tendenz noch erhebliche Unterschiede. Man sollte daher schon auch überlegen, ob das nicht eher ein Phänomen im oben beschriebenen Sinne ist, dem man vielleicht auf den Leim geht: Für jede Branche gehört jammern immer zum Propaganda-Handwerk und die Gegner dieser Branche nutzen natürlich auch jede Gelegenheit um deren angeblichen Niedergang zu belegen und zu Feiern.

Bis jetzt beschränken sich die Betrachtungen auch rein auf die Plattenfirmen und es ist Teil des Problems dieser Diskussion, dass man immer viel zu vereinfachend von DER Musikbranche spricht. Betrachtet man die GEMA-Umsätze, kann man sogar eher einen positiven Trend beobachten, jedenfalls keinen erheblichen negativen. Das heißt also das heute mehr Musik denn je legal und bezahlt genutzt wird.

Was Modelle angeht, die auf freiwilliger Bezahlung durch die Nutzer basieren, so sehe ich da mittelfristig nicht die geringste Chance. Vielleicht findet da langfristig ein Umdenken statt, aber derzeit das brachial-ökonomische Gedankengut noch viel zu tief in den Köpfen verankert: Was ich umsonst haben kann, nehme ich mir umsonst. Diese enttäuschende Erfahrung durfte auch unser frischgebackener Oscar-Gewinner Trent Reznor schon machen:

http://www.spex.de/2008/01/04/trent-reznor-katerstimmung-nach-saul-williamsvertrieb/

Strom kommt aus der Steckdose, Fleisch aus dem Kühlregal und Musik eben aus dem Internet. Dass das nicht selbstverständlich ist weiß natürlich jeder, es fehlt aber, wie so oft, ein Bewusstsein, das stark genug ist, um wirklich das Handeln des Konsumenten auch nur ansatzweise zu beeinflussen.

Ich denke eher das die bestehenden Strukturen und Modelle angepasst werden:

YouTube und Streaming-Dienste sind z.B. letztlich nicht weit weg von privaten Rundfunk. Für den User kostenlos, das Geschäftsmodell der Anbieter basiert auf Werbung, die Rechteinhaber werden angemessen entlohnt.
YouTube schaffte es ja nicht einmal mit größtenteils unlizenziertem und unbezahltem Content wirklich Geld zu verdienen. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass da ein funktionierendes Geschäftsmodell entwickelt wird. Wenn man sich dann mit den Rechteinhabern bzw. deren Vertretern (GEMA, etc.) einig wird - und zwar dergestalt, dass wirklich auch kleinste Urheber fair partizipieren können - dann sind wir doch schon einen großen Schritt an einer Idealsituation: Ein Plattform die jedem Anbieter "demokratisch" offen steht, egal ob Kellerkind oder Konzern-Multi und die den User nichts kostet. MTV 2.0, nur das hier jeder Künstler die - sicher nicht faire, aber immerhin eben EINE - Chance hat "mitzuspielen". Selbst wenn ein Modell wie YT weiterhin Minus machen würde, könnte ich mir vorstellen, das die Rechteinhaber irgendwann sogar noch anfangen würden es mitzufinanzieren.

Viele werden es vielleicht nicht wissen, aber im Hintergrund haben wir längst Strukturen und Geldströme, die dem Modell Kulturflatrate nahekommen: Jeder der einen PC, eine Festplatte, einen Rohling, einen MP3-Player, ein Handy, etc. kauft ZAHLT dafür HEUTE SCHON Abgaben - genau gesagt als Vergütung für die legale Privatkopie -, die über die ZPÜ an die GEMA, GVL etc. weitergeleitet werden und dort dann an die Künstler, Plattenfirmen, Verlage, etc. verteilt werden.

Es wurde ja schon oft kritisch festgestellt, dass "die Kiddies" ja lieber ein paar hundert EUR für Handies, etc. ausgeben, aber nicht für Musik. Dabei wird vergessen, dass eben ein Teil dieses Geldes über Umwege doch "bei der Musik" ankommt! Wenn immer weniger direkt für Musik ausgegeben wird, kann ich mir vorstellen, dass diese Art der Abgaben eben steigen werden bzw. der Kreis der Abgabepflichtigen erweitert wird. Wie ich mal an anderer Stelle gesagt habe: Es ist letztlich völlig wurscht WER mit dem Musikkonsum ein Geschäft macht. Irgendwer wird es ZWANGSLÄUFIG IMMER sein. One-Klick-Hoster, Gerätehersteller, Serverbetreiber, Internet-Provider, etc., egal, letztlich kann die "Musikindustrie" immer mit denen verhandeln, die davon profitieren und für diese Leute ist es ja auch wirtschaftlich klug, wenn sie sich auf entsprechende Deals einlassen, da sie genau wissen, dass ihre Angebote nur mit den Inhalten der Rechteinhaber attraktiv sind.

Wie gesagt hier ist Vieles schon LÄNGST Realität, nur bekommt der Nutzer das gar nicht mit. Insofern kann ich mir gut vorstellen, dass das letztlich in dieser Richtung ausgebaut wird und bestehende halb- oder illegale Angebote in legalen Formen aufgehen. Dann werden vielleicht die Geräte, DSL-Anschlüsse, Premium-Accounts, etc. ein paar Prozent teurer, das merkt der Nutzer vielleicht gar nicht und das warum ist ihm eh' egal. Diese ganzen Abgaben gehen dann - wie heute eben auch schon - in einen Topf und werden - hoffentlich fair auf Basis exakter Nutzungsdaten - an die Künstler, Urheber, Plattenfirmen, Verlage, etc. verteilt.

So eine Entwicklung könnte passieren, ohne dass das die Öffentlichkeit überhaupt großartig mitbekommt. Das ist eben wie gesagt im Hintergrund strukturell schon alles da, das wäre nichts Revolutionäres, eigentlich nur ein relativ kleiner Schritt. Der einzige Unterschied, den Otto-Normal mitbekommen würde, wäre z.B. dass es plötzlich heisst, dass alles was auf YT und Rapidshare passiert jetzt völllig legal ist, wenn man als Uploader den Content einfach nur korrekt deklariert.

Das wäre also quasi eine Kulturflatrate durch die Hintertür in Kombination mit werbefinanzierten Angeboten.
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