Powervoice oder klassischer Gesangsunterricht?

  • Ersteller McMolli
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Ohje da besteht noch Nachholbedarf.

Oder zumindest die Einsicht, dass jemand auch andere Erfahrungen gemacht haben kann, die deshalb nicht falsch sind.

antipasti schrieb:
Klassischer Gesang ist keine Methode.

Bestreite ich nicht und habe ich auch nicht behauptet.

Foxx schrieb:
Denn die Sänger, die überzeugend wechseln können, lassen sich an einer Hand abzählen.

Nunja das sind deine Erfahrungen. Ich kenne bisher mehr als 5 klassische Profis, die entsprechend wechseln können.

Bell schrieb:
Damit müssen die klassischen Sänger nun einmal leben, wenn sie denn schon Ausflüge ins Populargenre machen müssen (es sei ihnen ja gegönnt!): man hört, wo sie herkommen. Immer.

Das kann ich in keinster Weise unterschreiben, sorry.

Gruß Birgit.
 
Bestreite ich nicht und habe ich auch nicht behauptet..

Grmpf:

Powervoice oder klassisch? Mir wurde beigebracht, es ist egal. Es gibt nur die (deine) Stimme und den (deinen) Gesang. Alles andere sind nur Methoden, nach denen man Singen lernen kann. Und jede Methode hat ihre Befürworter und Gegner gleichermaßen.


Ich kenne bisher mehr als 5 klassische Profis, die entsprechend wechseln können..

Namen? Homepage? YouTube? Her damit!! Ich lass mich gern überzeugen..
 
Zuletzt bearbeitet:
Das kann ich in keinster Weise unterschreiben, sorry.

Dann nenne mir doch bitte ein paar Beispiele. Ich kenne nämlich wirklich niemanden, dem man den klassischen Hintergrund nicht anhören würde.
 
Sorry, aber dann scheint es so gut wie keine guten Lehrer zu geben. ;) Denn die Sänger, die überzeugend wechseln können, lassen sich an einer Hand abzählen.


Das würde ich ein wenig anders sehen. ;-)
Es kommt nämlich dabei auf verschiedene Kriterien an. Diese haben sowohl etwas mit der sängerischen als auch etwas mit der gesangspädagogischen Ausbildung zu tun, die jemand hatte und sind zudem auch abhängig von der (sängerischen) Persönlichkeit der Lehrerin oder des Lehrers.

Ich zum Beispiel würde mich selber als Pop-, und Musicalsängerin bezeichnen. Wobei ersteres überwiegt und zwar in einer eindeutig individuellen Form. Ich habe jahrelang in meinen Bands überhaupt nicht gecovert, nur eigene Stücke gesungen. Da ist es unvermeidlich, daß man sich nur an sich selber und den eigenen sängerischen Vorlieben entlang entwickelt und der persönliche Style sich entsprechend ausbildet.

Dies hindert mich aber überhaupt nicht daran, ohne hier angeben zu wollen, den klassischen Ansatz und den Musicalansatz sowohl selber einsetzen zu können als auch zu unterrichten. Letzteres sogar besser als ich es selber überzeugend bringen könnte. Das betrifft vor allem den klassischen Gesangsansatz. Den kann ich zwar, aber da mir die Klassik selber immer fern geblieben ist käme ich nicht auf die Idee, mich als "klassische Sängerin" zu verkaufen ;-) Ich kann das aber unterrichten und in manchen Fällen klingen diese Sängerinnen am Ende klassischer als ich selber. Es kommt auf die Stimmveranlagung an und auf den Willen, das klassische Ideal zu erlernen und umzusetzen. Wenn dann jemand richtig Blut lecken und ernsthaft Richtung Oper weiterlernen wöllte würde ich diejenige an eine rein klassische Lehrerin weitervermitteln. Und zwar deshalb, weil ich mich mit dem Repertoire und den Stilmitteln verschiedener klassischer Richtungen nicht auskenne. Den klassischen Stimmklang kann ich aber unterrichten und auch demonstrieren.

Musical kann ich sowohl selber singen als auch kenne ich mich mit dem Repertoire und den stilistischem Feinheiten gut aus. Auch das hat nichts mit mir als Bandsängerin zu tun. Meine Musicalschülerinnen können daher im Musicalgesang überzeugender werden als ich es wäre.

Ob man als "klassisch ausgebildete" Sängerin einmal überzeugend Pop singen kann ist so einfach auch nicht zu beantworten. Es kommt drauf an, wer man selber ist. Ich glaube, antipasti sagte es schon oder Foxx. Ich z.B. hatte ausschließlich klassische LehrerInnen. Eine war Jazzerin. Was mich stilistisch null geprägt hat, weil ich Jazz persönlich nicht höre. Den klassischen Ansatz habe ich dennoch erst richtig gelernt als ich beschlossen hatte, das zu wollen.

Es ist vielleicht eher so:
Wer vom Contemporary kommt und das vorher schon empfinden konnte, den verbildet die klassische Gesangsausbildung wahrscheinlich eher nicht und derjenige kann möglicherweise später auch switchen. Was aber meist zu Lasten des absoluten Ideals geht. Wer WIRKLICH klassische SängerIn werden will muss sich GANZ darauf einlassen. Sonst erreicht man nicht den geforderten Grad der Perfektion. Wer solchermaßen "klassisch ausgebildet" wurde wird meines Erachtens meist untauglich für stilechten Pop/Rock/Jazzz/Musical usw.
 
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Ich zum Beispiel würde mich selber als Pop-, und Musicalsängerin bezeichnen.

Ich schätz deinen Gesang sehr und kenne bestimmt zu wenig von dir. Aber bei den Songs,die ich von dir kenne, finde ich schon, dass man die klassische Prägung hört (hab mir gerade nochmal was angehört).

Das heisst nicht, dass sie nicht als Pop überzeugen. Gerade bei den mittlerweile ja auch recht populären Genres, die so in Richtung Mittelalter, Irish Folk gehen, ist so eine Färbung ja gewünscht und auch passend.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich schätz deinen Gesang sehr und kenne bestimmt zu wenig von dir. Aber bei den Songs,die ich von dir kenne, finde ich schon, dass man die klassische Prägung hört (hab mir gerade nochmal was angehört).

Das heisst nicht, dass sie nicht als Pop überzeugen. Gerade bei den mittlerweile ja auch recht populären Genres, die so in Richtung Mittelalter, Irish Folk gehen, ist so eine Färbung ja gewünscht und auch passend.

Ja mag sein. Ich denke aber, das liegt auch ein wenig an der Stimmprägung. Weiß ja nicht, was du da jetzt gehört hast? Ich hätte ein klassischer Sopran werden können, wenn ich das gewollt hätte. Das war aber nicht mein Ziel und ich höre auch bis heute privat wenig Klassik. Mittelalter, Irish Folk und Orientalisches hat mich dagegen schon geprägt. Da kann man den halbklassischen Ansatz gut brauchen. Aber ich habe auch teilweise so typische orientalisch oder irisch angehauchten Phrasierungen verinnerlicht und in meinen eigenen Stücken verwende ich das auch und auch einzelne Beltpassagen. Inzwischen belte ich mehr als früher und die Songs würden daher jetzt live anders klingen. Bei "The Cat" zum Beispiel habe ich in der Aufnahme gar nicht gebeltet mache es aber inzwischen meistens. Wobei der Belt bei einer dunklen und tiefen Veranlagung immer durchschlagender sein wird. Es gibt auch Soprane mit Beltveranlagung, die dann sehr metallisch und fetzig klingen. Ich habe das belten erst relativ spät gelernt. Bei meinen früheren klassischen Lehrerinnen kam das leider gar nicht vor.
 
Weiß ja nicht, was du da jetzt gehört hast?

Jungens und Hexen. 4 Songs. Da ich sonst aber so gut wie nichts kenne, will ich mich auch gar nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen.

Mittelalter, Irish Folk und Orientalisches hat mich dagegen schon geprägt. Da kann man den halbklassischen Ansatz gut brauchen.

Da bin aber froh, dass ich mich offenbar nicht komplett täusche.

Es gibt zugegeben heute auch mehr Popmusik-Subgenres, wo das gut funktioniert.
 
Ich glaube Shana hat es gut auf den Punkt gebracht: Ein Contemporary-Sänger singt meist seinen eigenen Stil, ein Klassiker singt einen Stil, der in der Klassik als "ideal" angesehen wird. Dadurch gibt es im Prinzip drei Möglichkeiten:

1. Ein Sänger wird von Beginn an auf Klassik getrimmt. Das führt letztlich dazu, dass das klassische Klangideal mit dem Singen (als Kunst) gleichgesetzt wird. Aus dieser Sicht würde man dann (etwas überspitzt) sagen: "Contemporary ist gar kein Gesang als Kunstform, sondern einfach nur lautes Reden auf bestimmten Tonhöhen". Sänger, die aus dieser Sparte kommen haben es sehr schwer sich an den vergleichsweise "rohen" Pop-Stil anzupassen, weil gewisse Ideale und Phrasierungen einfach als selbstverständlich eingetrichtert wurden.

2. Ein Sänger übt von Beginn an eher Pop-Gesang und wechselt irgendwann zur Klassik. Das kann auch ganz gut klappen, hört sich aber meist weniger glaubwürdig (und weniger perfekt) an als ein Klassiker aus 1, weil für solche Sänger (idealisiert) klassischer Gesang intuitiv "gekünstelt" klingt, sozusagen nach Singen mit verstellter Stimme.

Das alles heißt natürlich nicht, dass es nicht einen gewissen Crossover gibt. Wie Antipasti schon schrieb, gibt es gewisse Genres (Mittelalter, Gospel, Jazz, bestimmte Metal-Subgenres, Power-Balladen), in denen eine klassische Prägung durchaus als schön klingendes Stilmittel im Vergleich zu "normalem" Pop-Gesang wahrgenommen wird. Wenn es jetzt allerdings um "typischen" Pop á la Brooke Fraser oder Lady Gaga geht, dann wird es schwierig sich an die Hörgewohnheiten des Publikums anzupassen, was natürlich nicht heißt, dass es unmöglich ist.

Es ist sicher möglich zwischen den Stilen zu switchen, aber beides auf wirklich hohem Niveau zu können halte ich für sehr sehr schwierig. Es gibt ja bspw. auch wenige Fußballer, die gleichzeitig Weltklasse-Stürmer und Welktklasse-Verteidiger sind, obwohl sie sich in der jeweils anderen Position durch die vielen grundlegenden Gemeinsamkeiten durchaus gut machen würden.

Daher ist es sicher ratsam sich eine der beiden grundsätzlichen Stilistiken auszusuchen und diese zu perfektionieren, während man die andere eher so zum Spaß betriebt, "um mal über den Tellerrand zu schauen".
 
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Außerdem hängt sich - außer dir viellecht - niemand an irgendwas auf oder sieht klassischen Gesang als einen Makel,.

Ne, ich nicht :) Ich habe auch nirgends behauptet, dass hier irgendjemand klassischen Gesang als Makel sähe.

Ich weiß zwar nicht, warum du selbst wiederholt das Wörtchen "unzumutbar" in Bezug auf Klassik reinmogelst....

Weil die Frage ursprünglich nun einmal
Kann man eigentlich davon ausgehen, dass man, wenn man klassischen Gesang "beherrscht", weitestgehend auch normale (eben halt Mainstream) Lieder singen kann. Ich meine nicht rockröhrenmäßig, aber durchaus so, dass man es einem Publikum oder einer Band zumuten kann?
war :nix:

Was hast du bloß immer mit dem Geschmack?

Tja, ich habe halt die Erfahrung gemacht, dass es ganz offensichtlich unterschiedliche klassische Klangideale geben muss. Das schließe ich aus verschiedenen Äußerungen von Klassikern und aus verschiedenen Klängen, die ich von klassischen Profis gehört habe. Und da ist für mich die logischste Schlussfolgerung, dass diese Klangideale, wie ein bestimmtes Genre zu klingen hat (in diesem Fall Klassik, das gilt aber auch durchaus für andere Genres), etwas mit Hörgewohnheiten und eben Geschmack zu tun haben müssen. Sonst wäre es nicht stimmig für mich.
 
Aha. Das kam - zumindest für mich - bisher nicht so richtig raus, dass du verschiedenen Stufen der Klassik meintest.

Weil die Frage ursprünglich nun einmal
...
war

Dacht ich mir fast. Ich selbst habe das unzumutbar gar nicht auf klassisch klingend bezogen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hatte heute eine Schülerin da, eine ältere Dame, die die italienische Sprache über alles liebt und gerne "O sole mio" singen wollte, sich aber noch nicht so wirklich aus sich heraustraut. Das heißt, erstmal mußte ich es vorsingen.... es ist zwar, soweit ich weiß, ein altes napolitanisches Volkslied, aber man hat doch immer diese Operntenöre im Hinterkopf... ich setze also an und versuchte, dabei wenigstens ein bißchen klassisch zu klingen. Letzten Endes habe ich es wohl doch gebeltet, zumindest ab "Ma n'atu sole chiù bello, oi ne...." ... Da hat mich irgendwie das Heimweh überwältigt und die Emotion hat wohl dafür gesorgt, daß es ganz gut klang. Na ja, ist ja auch wirklich ein sehr schönes Lied, diese Hymne an den Süden.
Aber ich habe wiede einmal festgestellt, daß der ganze klassische Unterricht bei mir keine grundlegende Veränderung bewirkt hat - ich klinge ganz und gar nicht klassisch, und wenn ich mich auf den Kopf stelle ;)
 
Kann man eigentlich davon ausgehen, dass man, wenn man klassischen Gesang "beherrscht", weitestgehend auch normale (eben halt Mainstream) Lieder singen kann. Ich meine nicht rockröhrenmäßig, aber durchaus so, dass man es einem Publikum oder einer Band zumuten kann?

@McMolli
Wie du siehst, gehen die Meinungen zu dieser Frage etwas auseinander ;). Und wirklich schlüssig kann es in deinem konkreten Fall so oder so niemand beantworten, da niemand weiss, wie deine neue GL unterrichtet, wie ihre Schüler singen...

Ich persönlich bin der Meinung, dass man, zumindest solange wie die Stimme sich stilistisch noch nicht gefestigt hat, besser zu einem GL geht, der aus der gleichen Ecke kommt, wo man auch selber hinmöchte. Dass du dich bei deiner neuen Lehrerin aber so wohl fühlst und spürst, dass ihr Unterricht deiner Stimme gut tut, ist, wie ich denke, ein starkes Argument, um zumindest vorerst mal dort zu bleiben.

An deiner Stelle würde ich vermutlich folgendes machen: erstens mal überlegen, wo du stimmlich hinwillst. Muss es zwingend Pop oder Musical sein, oder käme im Prinzip auch Klassik in Frage, d.h. lässt du dich stimmlich einfach mal etwas treiben und schaust wohin dich deine Stimme führt. Wenn es so ist, kannst du, sofern die guten Gefühle gegenüber der GL anhalten und deine Stimme sich positiv entwickelt, dich ihr ohne wenn und aber anvertrauen. Es kommt wies kommt, aber es kommt gut :).

Wenn du aber ganz klar in eine Richtung willst, die nicht Klassik ist, wäre ich etwas vorsichtiger. d.h. ich würde sehr genau mitverfolgen, wie sich die Stimme entwickelt: den Gesang oft aufnehmen, damit du dich auch von aussen hörst. Hast du irgendwann das Gefühl, jetzt wirds zu klassisch, musst du wechseln. Und was ev. auch nützlich wäre: versuche zu erfahren, ob deine GL noch andere Schüler hat, die nicht klassisch singen wollen. Höre sie dir an (Klassenstunden, Schülerkonzerte) und falls sie dir gefallen, frage sie etwas aus: wie lange sind sie schon bei dieser GL, haben sie vor dem Unterricht bei ihr schon längere Zeit nicht-klassisch gesungen und sind mit einer bereits gefestigten Pop-Stimme zu ihr gekommen oder waren sie vorher ein stimmlich unbeschriebenes Blatt oder sogar klassisch unterwegs!

So bekommst du etwas einen Eindruck, ob und wie gut deine Lehrerin längerfristig Nicht-Klassiker betreuen kann.
 
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An deiner Stelle würde ich vermutlich folgendes machen: erstens mal überlegen, wo du stimmlich hinwillst. Muss es zwingend Pop oder Musical sein, oder käme im Prinzip auch Klassik in Frage, d.h. lässt du dich stimmlich einfach mal etwas treiben und schaust wohin dich deine Stimme führt. Wenn es so ist, kannst du, sofern die guten Gefühle gegenüber der GL anhalten und deine Stimme sich positiv entwickelt, dich ihr ohne wenn und aber anvertrauen. Es kommt wies kommt, aber es kommt gut :).

Wenn du aber ganz klar in eine Richtung willst, die nicht Klassik ist, wäre ich etwas vorsichtiger. d.h. ich würde sehr genau mitverfolgen, wie sich die Stimme entwickelt: den Gesang oft aufnehmen, damit du dich auch von aussen hörst. Hast du irgendwann das Gefühl, jetzt wirds zu klassisch, musst du wechseln.

Unterschreib
Es soll ja auch vorkommen, dass sich die Vorlieben und Ziele im Laufe der Zeit ändern... ;)
 
Letztlich singen wir doch alle, warum müssen wir uns jetzt am Klang aufhängen? Vali hatte klassischen Unterricht, Foxx und Bell* ebenso, und Ihr seid Euch doch wohl einig, dass keine/r der Genannten unzumutbar klassisch klingt.
Weil der Klang einen deutlichen und, wie ich finde, sehr klar erkennbaren Unterschied zwischen klassischem Gesang und Rock-, Pop- und Jazzgesang darstellt. Ja, ich hatte Unterricht bei einer klassischen Sängerin. Aber ich wurde nie in klassischem Gesang unterrichtet - das ist ein Unterschied.

Ich weiß, wie eine klassische Einstellung grundlegend funktioniert und ich kann das innerhalb gewisser Grenzen nachmachen - wahrscheinlich ausreichend, um der Oma zu Weihnachten ein Ave Maria zu trällern, das ihr gefällt, aber gleichzeitig einem echten Klassiker oder bei einem passionierten Klassikhörer ein Schmunzeln (im besseren Fall) oder ein verächtliches Schnauben (im schlechteren) provoziert. ;) Es ist - wie antipasti richtig meinte - eine Immitation, kein richtiger klassischer Gesang.

Ich selber stand vor Jahren vor diesem "Dilemma", ich bin zu einem klassischen GL und bin bis heute glücklich damit, was ich mache. Ich selber finde nicht, dass ich unzumutbar klassisch klinge und anscheinend sehen das einige Leute genauso, vielleicht ist das in Euren Ohren anders, aber die Geschmäcker sind halt verschieden.

Eine klassischere Prägung finde ich bei dir schon hörbar, aber passt doch auch voll mit deinem "Profil" als Sängerin und deinem Repertoire zusammen und ist stimmig. :) Das ist ja nicht gleichbedeutend mit Operndiva. ;) Chorgesang ist für mich aber schon eher klassisch als poppig geprägt, was den Stimmklang angeht. Ich glaube eine Stimme wie die von Duffy würde in einem Chor ziemlich stören. ;)
Ich denke sowieso, dass man nicht mal so eben in eine Richtung "gedrängt" werden kann, wenn die nicht dem eigenen musikalischen Empfinden entspricht.

Wenn ich jedenfalls nach einem Gottesdienst, wo "mein" Chor gesungen hat, in strahlende Gesichter sehe, wenn ich höre, dass Leute extra gekommen sind, weil sie gehört haben, dass wir singen, dann denke ich, dass irgend etwas an meiner Entscheidung damals richtig gewesen sein muss.
:great: Glaub ich. Dann ist man offensichtlich richtig aufgehoben.

Oder zumindest die Einsicht, dass jemand auch andere Erfahrungen gemacht haben kann, die deshalb nicht falsch sind.
Hey, klar, keine Frage. Jede Erfahrung ist subjektiv und jeder mag andere gemacht und diese für sich jeweils interpretiert haben. Ich glaube nicht, dass das hier irgendwer in Abrede spricht.

Nunja das sind deine Erfahrungen. Ich kenne bisher mehr als 5 klassische Profis, die entsprechend wechseln können.
Ohne die gehört zu haben, kann ich schlecht was dazu sagen. Vielleicht kenne ich eine statistisch unrepräsentative Zahl derer die es nicht können. Oder du kennst eine statistisch unrepräsentative Zahl derer, die es können. Oder wir haben unterschiedliche Ansprüche daran, wie "entsprechend wechseln" klingen sollte und kommen daher zu einem unterschiedlichen Ergebnis. :nix:

Das würde ich ein wenig anders sehen. ;-)
[...]

Dies hindert mich aber überhaupt nicht daran, ohne hier angeben zu wollen, den klassischen Ansatz und den Musicalansatz sowohl selber einsetzen zu können als auch zu unterrichten.

Ich weiß nicht, ob wir uns hier missverstanden haben. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass du den klassischen Ansatz sowohl einsetzen als auch unterrichten kannst. Ich glaube, dass es auf jeden Fall Lehrer gibt, die beides unterrichten können. Ich glaube aber gleichzeitig, dass die wenigsten Lehrer wirklich beides selbst umsetzen in beidem gleich gut sind. Du schreibst ja selbst, dass du dich nicht als klassische Sängerin bezeichnen würdest. Ich hoffe, ich trete dir nicht zu nahe, aber ich verstehe dich so, dass du zwischen "klassischen Klang anwenden und demonstrieren" und "als klassische Sängerin überzeugend und authentisch sein" einen Unterschied machst, oder? Ich glaube dann sehen wir das ziemlich gleich.


Analogie Jazzstilistik: Aus mir wird - und das ist in dem Fall weniger eine Frage der Gesangstechnik als des Rhythmusgefühls - in diesem Leben vermutlich kein Jazzsänger mehr. Ich hab mich jetzt zwei Jahre lang mit der Thematik beschäftigt, ich weiß theoretisch, was Jazzphrasierung und -feeling auszeichnen sollte (habe davon auch enorm profitiert) und könnte das auch jemand anderem erklären. Trotzdem klingt Jazz, wenn ich es singe, bestenfalls nach "angejazztem" Pop.


Es ist vielleicht eher so:
Wer vom Contemporary kommt und das vorher schon empfinden konnte, den verbildet die klassische Gesangsausbildung wahrscheinlich eher nicht und derjenige kann möglicherweise später auch switchen. Was aber meist zu Lasten des absoluten Ideals geht. Wer WIRKLICH klassische SängerIn werden will muss sich GANZ darauf einlassen. Sonst erreicht man nicht den geforderten Grad der Perfektion. Wer solchermaßen "klassisch ausgebildet" wurde wird meines Erachtens meist untauglich für stilechten Pop/Rock/Jazzz/Musical usw.

Sehe ich ebenso.
 
antipasti diese Haarspalterei muss echt nicht sein. Genau ich schrieb "alles andere sind nur Methoden, nach denen man Singen lernen kann" dass sich das auf klassischen Gesang beziehen würde, hast du hinzu gefügt. Ich spreche nur von verschiedenen Methoden, wie man Singen lernen kann.

Shana schrieb:
Es kommt nämlich dabei auf verschiedene Kriterien an. Diese haben sowohl etwas mit der sängerischen als auch etwas mit der gesangspädagogischen Ausbildung zu tun, die jemand hatte und sind zudem auch abhängig von der (sängerischen) Persönlichkeit der Lehrerin oder des Lehrers.

Richtig. Dazu möchte ich ergänzen, dass ebenso die gesangliche Erfahrung und das know how eines Sängers/in mit eine trangende Rolle spielt. Stimme ist stimme, ob ich klssisch klinge und singe, oder Pop singe und danach klinge, liegt rein an Technik und ist Übungssache.

Und das ist so, da könnt ihr mir jetzt widersprechen wie ihr wollt. ;)

broeschies schrieb:
Es ist sicher möglich zwischen den Stilen zu switchen, aber beides auf wirklich hohem Niveau zu können halte ich für sehr sehr schwierig.

Richtig. Weil es so schwierig ist, es wirklich top und sauber hin zu bekommen, können es auch die Meisten nicht. So etwas klappt schon garnicht auf Anhieb, nicht einmal bei den Top of the Tops Sängern, auch die müssen es mühsam lernen.

Da es aber kein Muss ist so etwas zu können, eigentlich egal ob man es kann und wie gut und sauber. Es war ja nur die Frage ob es möglich ist.

Gruß Birgit.
 
Das ist doch genau der Punkt.
Wieso soll man denn beides können wollen oder müssen ? Auf Hobby-Ebene mag das ja durchaus Sinn machen, weil da andere Qualitätsmaßstäbe gelten und jede/r so frei ist zu singen, was ihr/ihm beliebt.
Aber bei den Semiprofis und Profis sieht es doch schon anders aus. Ich kenne persönlich niemanden, der sich nicht spezialisiert hätte.
Wenn ich z.B. für die Abendunterhaltung einer Hochzeit gebucht und gefragt werde, ob ich auch während der Trauungszeremonie in der Kirche singen könnte, dann lehne ich das ab, wenn klassisches Repertoire erwünscht ist, und gebe den Kirchenjob an eine klassische Kollegin weiter - schließlich möchte ich mich weder blamieren noch meinen guten Ruf ruinieren. Stücke wie das "Ave Maria" könnte ich höchstens imitieren, ich würde mich damit aber so unwohl fühlen, daß die Sache nur zum Scheitern verurteilt sein kann. Zumindest wenn ein Qualitätsanspruch dahinter steht. Ebensowenig könnte aber eine klassische Sängerin einen Abend mit Jazz, Dinner- und Tanzmusik bestreiten. Man kommt sch da einfach nicht ins Gehege.
Und dann prallen auch Berufswelten aufeinander....eine klassiche Sängerin würde wahrscheinlich in Ohnmacht fallen und um ihre Stimme bangen, wenn in dem Saal, wo sie singt, geraucht wird - bei uns Contis ist es eher Alltag. Oder wenn die Band etwas anderes spielt als in den Noten steht - und sie nicht spontan darauf einsteigen kann. Nur so als Beispiel...
 
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antipasti diese Haarspalterei muss echt nicht sein. Genau ich schrieb "alles andere sind nur Methoden, nach denen man Singen lernen kann" dass sich das auf klassischen Gesang beziehen würde, hast du hinzu gefügt. Ich spreche nur von verschiedenen Methoden, wie man Singen lernen kann.

Tut mir leid. Wenn du schreibst: Es zählt nur die Stimme, ALLES ANDERE sind nur Methoden , dann bezieht "alles" auch Klassik und Powervoice mit ein (schließlich ist das ja auch das Threadthema).

Dass du mit "alles" was anderes als alles meinst, kann ich nun wirklich nicht erraten.

Vlada schrieb:
Da es aber kein Muss ist so etwas zu können, eigentlich egal ob man es kann und wie gut und sauber. Es war ja nur die Frage ob es möglich ist.

Ein gutes Stichwort: ich denke, wir gehen hier auch teilweise von sehr unterschiedlichen Vorstellungen aus. Die einen denken bei PopRockContemporary eher an Musical oder Celine Dion usw, die anderen mehr an Chuck Berry oder vielleicht David Bowie, wieder andere an Nina Simone oder Janis Joplin. Ein "My Heart will go on" gilt zwar auch als Popsong, ist aber für einen klassischen Sänger prädestinierter als ein "Good Golly Miss Molly" oder "My Baby don't care".

Die Frage ähnelt übrigens sehr einer anderen, häufig diskutierten Frage: Kann jeder singen lernen? Klar, die Frage ist nur, wie...

Bell* schrieb:
es ist zwar, soweit ich weiß, ein altes napolitanisches Volkslied, aber man hat doch immer diese Operntenöre im Hinterkopf

Ma n'aaaaaauauaaaa tu sole

...herrlich. Hatte ich auch mal im Programm.

Es ist mWn weder eine Arie noch ein Vollkslied und gar nicht mal so alt. Es wurde Ende des 19ten Jahrhunderts komponiert. Caruso ist es verschuldet, dass jeder nach ihm folgende Tenor es in sein Programm aufgenommen hat. (das weiß ich übrigens nicht aus Wiki - aber da steht es auch)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ma n'aaaaaauauaaaa tu sole

...herrlich. Hatte ich auch mal im Programm.

Es ist mWn weder eine Arie noch ein Vollkslied und gar nicht mal so alt. Es wurde Ende des 19ten Jahrhunderts komponiert. Caruso ist es verschuldet, dass jeder nach ihm folgende Tenor es in sein Programm aufgenommen hat. (das weiß ich übrigens nicht aus Wiki - aber da steht es auch)

Das wär doch eine herrliche Duett-Idee für den upcoming Vocal-Treff ;)
Es war übrigens auch das Lieblingslied meines Vaters, der zwar nie eine Gesangsausblidung genossen hatte, trotzdem aber mit einer schönen, sonoren Tenorstimme gesegnet war. Und auch wenn es "nur" ein altes Volkslied ist: die Italiener können singen, anders gesagt: sie müssen keine ausgebildeten Opernsänger sein und trotzdem klingt es oft wie eine Arie....
 
Hier noch ein ganz interessantes Interview mit Thomas Quasthoff, in dem die Thematik kurz angesprochen wird. Dabei outet sich Quasthoff (ob absichtlich oder nicht) ganz klar als Klassiker, wie ich ihn unter 1. beschrieben hab:

http://www.youtube.com/watch?v=EME3FZs2Bss

Wer zu faul ist das Interview durchzuschauen, hier mal grob zusammengefasst:

Auf die Frage, wie er denn darauf kam, mal was nicht-klassisches zu machen antwortet er sinngemäß: "Wenn ich Klassik mache, weiß ich, das ist was, das kann nicht jeder. Ich wollte einfach mal was machen, wo die Leute sagen, 'Oh, das kann ich auch...'". Ob nun absichtlich oder nicht, aber ein bisschen abwertend gegenüber Contemporary-Gesang ist es schon, wenn man sagt "das kann ja jeder..." ;-)

---------- Post hinzugefügt um 09:52:41 ---------- Letzter Beitrag war um 09:50:15 ----------

Das wär doch eine herrliche Duett-Idee für den upcoming Vocal-Treff ;)
Es war übrigens auch das Lieblingslied meines Vaters, der zwar nie eine Gesangsausblidung genossen hatte, trotzdem aber mit einer schönen, sonoren Tenorstimme gesegnet war. Und auch wenn es "nur" ein altes Volkslied ist: die Italiener können singen, anders gesagt: sie müssen keine ausgebildeten Opernsänger sein und trotzdem klingt es oft wie eine Arie....

Dazu muss man natürlich sagen, dass die italienische Sprache durch ihre weichen Übergänge und ihre günstigen Vokalstellungen quasi ideal für klassischen Gesang ist. Nicht umsonst wurde sie lange Zeit (und wird vielleicht noch) als die "einzig wahre" Sprache angesehen, in der Opern geschrieben werden.
 

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