Tenorhorn gängig machen und lernen für ein Tag

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Trötenheinz
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Hallo,

ich bin der Jan, vor ein paar Wochen Vater geworden und möchte demnächst am Vatertag um die Häuser ziehen.
Ich denke, den Brauch kennen die meisten hier.

Zum Zweck der maximalen Beschallung habe ich jetzt ein altes Tenorhorn vom Dachboden ausgegraben, das ich dazu mitnehmen möchte.
Allerdings bin ich weder musikalisch, noch spiele ich irgendein anderes Instrument. Noten lesen kann ich schon gar nicht.
Darum gehts mir auch gar nicht.
Nur für den Fall, daß hier Tips mit "Musikschule" oder "Verein" kommen.

Allerdings möchte ich das Instrument doch ein wenig gängig machen.
Zwei der drei Ventile sind schwergängig.
Technisch für einen Werkzeugmacher im Flugzeugbau eher kein Problem.

Um was ich Euch konkret bitten möchte, sind Tips (Links, Buchvorschläge) zum Aufbau und der Funktion eines Tenorhorns samt dessen Wartung.
In Minimalausführung, weil ich eigentlich kein neues Hobby suche.

Außerdem vielleicht noch eine verständliche Anleitung, wie ich aus dem Monstrum kleine Sachen wie etwa "Hänschen Klein" für andere wiedererkennbar herauskitzeln kann.

Das wars schon mit meiner ernst gemeinten, aber nicht ganz ernsten Angelegenheit.
Danke für Eurer Interesse


Gruß vom Jan
 
Eigenschaft
 
Hallo Jan, als ungeübter kriegst du ohne Ventile zu drücken 3-4 verschiedene (einigermaßen stabile) Töne raus. Wenn du den untersten davon nimmst und den nächsten darüber, dann hast du schon oben den ersten und unten den letzten Ton von Hänschenklein.
Die Ventile verlängern das Rohr um 1 Ganzton (das obere), um einen Halbton (das mittlere) und um 3 Halbtöne (das untere). Gängige Kombinationen: 1/2 = 3 Halbtöne (kl. Terz), 2/3 = 4 Halbtöne (gr. Terz), 1/3 = 5 Halbtöne (Quarte).
Runterwärts kannst du also spielen: 0 - 1 - 1/2 - 1/3. Wenn du beim zweiten Naturton anfängst, erreichst du unter dem 1/3 Griff den unteren Naturton (0). Raufwärts: 0 - 1/3 - 1/2 - 1 - 0.
Hänschenklein geht so: 0 - 1/2 - 1/2, 1 - 1/3 - 1/3, 0 - 1/3 - 1/2 - 1 - 0 - 0 - 0,
0 - 1/2 - 1/2, 1 - 1/3 - 1/3, 0 - 1/2 - 0 - 0 - 0.
Viel Erfolg. Der Beifall ist des Künstlers Brot.
 
Ja, danke.
Ich werde das mal probieren. Soll ja auch keine Kunst werden.
Macht aber doch Spaß, wenn da richtige Töne rauskommen.

Jetzt werde ich mich mal der Mechanik widmen.
Ist das Ventilöl zwingend?
Oder tuts auch harzfreies Nähmaschinenöl?

Gibts bei den Drehventilen was Grundsätzliches zu beachten oder ist das alles selbsterklärend?
Ich hab bisher noch nicht dran geschraubt.
Eine Ventilachse scheint krumm und ein weiteres Ventil ist so schwergängig, daß es nicht mehr alleine zurückfedert.

Mit was reinigt man die zerlegten Sachen?
Ich hatte an einen Ultraschallreiniger mit Wasser und einem Tropfen Spüli gedacht.
Evtl. unterstützt durch eine nicht zu harte Pfeifenreinigerbürste.

Vermutlich dürften die Korkteile auch hin sein.
Aber solche Sachen mache ich für meine "Everbest". Benzinhähne auch mittlerweile selbst.
Schön, das man dabei auch eine gute Flasche Wein trinken muß.

Aufgefallen ist mir, daß sowohl in der Literatur als auch im Internet das Tenorhorn sehr stiefmütterlich behandelt wird.
Trompeten, Posaunen und Tubas werden dagegen bis zum Abwinken abgehandelt.
Das Horn scheint also auch im Gebrauch nicht so häufig zu sein.

Eigentlich stand mir auch mehr der Sinn nach einer Tuba, aber einem geschenkten Gaul....
 
Ob sich eine Instandsetzung der Schäden lohnt, kann man nur anhand des vorliegenden Instruments beurteilen. Ich traue dir als Werkzeugmacher mit weiteren Qualifikationen die erforderlichen Arbeiten "im Prinzip" natürlich zu.
Das Problem sehe ich darin, dass derart detaillierte Anleitungen, wie Du sie eigentlich benötigst, meines Wissens nicht im Netz erhältlich sind.
Für dich wäre dieser Kontakt vermutlich hilfreich, kannst ja mal anrufen: http://www.blechblaswerkstatt.de/

Im Prinzip müsste das Tenorhorn grundgereinigt und dann die Maschine instand gesetzt werden. Eine Beurteilung der Maschine am offenbar vernachlässigten Instrument ist nur durch In-Augenscheinnahme und Funktionsprüfung möglich.
Herzlichen Glückwunsch zum Nachwuchs! :hat:

Gruß Claus
 
vor ein paar Wochen Vater geworden
Glückwunsch! :)


Tips (Links, Buchvorschläge) zum Aufbau und der Funktion eines Tenorhorns

Frei nach den Feuerzangenbowle: "Stellen mir uns mal janz dumm und fragen uns: Wat is en Tenorhorn?" ;)

Im Prinzip mal nichts anderes als eine lange Röhre, bei der mittels Ventilen gewisse Rohrabschnitte/Umleitungen zur Längenänderung geschaltet werden können.
Der Ton entsteht durch die Lippen des Spielers am Mundstück und ohne Ventile zu drücken, kann man die Naturtöne spielen, das wird nur durch den Ansatz/Lippenspannung gesteuert.
Aufgrund des relativ großen Mundstücks ist es für beim Tenorhorn leichter für Anfänger, Töne zu erzeugen, als beispielsweise bei einer Trompete.

Weil die Naturtonreihe Lücken aufweist, die es verhindern, eine vollständige Tonleiter zu spielen, hat man den Trick mit den Ventilen erfunden.
Durch geschicktes Verkürzen lassen sich Naturonreihen auf anderen Grundtönen spielen, so daß diese Lücken geschlossen werden können.
@rohrfrei hat Beispiele genannt, es gibt Grifftabellen oder Du könntest es Dir sogar ausrechnen. ;)


Zwei der drei Ventile sind schwergängig.
Technisch für einen Werkzeugmacher im Flugzeugbau eher kein Problem.
Sehe ich auch so.
Röhrensystem. Solange keine Maus oder ein Lockenwickler drinsteckt (alles schon dagewesen :D) alles gut.
Und solange die Ventile gangbar und dicht sind, auch alles gut.
Ein geübter Werkzeugmacher sollte das können, so etwas wie musikalische Feinabstimmung, die eine spezielle Ausbildung und Erfahrung benötigt, sehe ich erst einmal nicht.
Ein Ventil funkioniert oder nicht. Basta.

Außerdem vielleicht noch eine verständliche Anleitung, wie ich aus dem Monstrum kleine Sachen wie etwa "Hänschen Klein" für andere wiedererkennbar herauskitzeln kann.
Ein wenig Übung ist eben doch erforderlich - es reicht nicht, nur die richtigen Ventile zu drücken, denn der Ton (und auch die Kunst, den richtigen Naturton zu erwischen, denn mit einer Ventilstellung lassen sich ja mehrere Töne spielen). Ob da ein Tag reicht, ... ? :gruebel:


Aufgefallen ist mir, daß sowohl in der Literatur als auch im Internet das Tenorhorn sehr stiefmütterlich behandelt wird.
Das liegt daran, daß das Tenorhorn eigentlich ein eher spezielles Instrument ist, das vor allem in Musikvereinen/Blaskapellen/Militärmusik zum Einsatz kommt.
Im klassischen Orchester oder einer Big Band wirst Du es eher nicht finden.

Aber das macht nichts - technisch gesehen ist Ventil Ventil und Metallröhre Metallröhre.
Die Funktionsweise ist eigentlich immer gleich, nur der Toncharakter und vor allem die Tonhöhe der verschiedenen Instrumente unterscheidet sich.
Wenn Du von den Griffen her "Hänschen klein" auf dem Tenorhorn spielen kannst und der Ansatz mitmacht, kannst du das auch auf einer Tuba, einer Ventilposaune oder (da wir der Ansatz aber wohl streiken) auf einem Flügelhorn oder einer Trompete.

Viele Grüße
Torsten
 
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Prima, Ihr macht mir Mut.

Ich hatte tatsächlich geglaubt, daß man nur mit einem Grundton vorne reinbläst und den Rest mit den Ventilen macht.
Wie bei einer Melodica etwa.
Hatte mich auch schon gewundert, wie man das dann mit nur drei Ventilen durch die Tonleiter schafft....selbst bei Kombinationen der Ventilstellungen.
Mittlerweile habe ich aber schon ein paar stabile andere Töne "vorne" erblasen und für den Rest müssen erst die Ventile wieder gescheit arbeiten.

"Ob da ein Tag reicht, ... ? :gruebel:"


Der Titel wurde durch die Administration geändert, weil er ursprünglich nicht so aussagekräftig war.
Da war von "einem Tag" aber noch keine Rede, auch wenn die Frage wirklich in die Richtung geht.
Ein bischen Zeit hab ich ja noch mit Üben.

Das mit dem "Blaskapelleninstrument" kommt mir sogar entgegen, weil ich das streng genommen ja auch für so was (ähnliches) brauche. :rolleyes:


Bis auf die klemmenden Ventile und den ausgehärteten Kork scheint das Instrument aber noch ziemlich gut in Schuß zu sein.
Es sind nur zwei oder drei minimale Dellen im Korpus; der empfindliche Schalltrichter ist komplett beulenfrei.

Das Messingblech ist stark angelaufen und deshalb vermutlich nicht lackiert, kann aber mit entsprechenden Mitteln wie Autosol oder Elsterglanz (mein Geheimtipp für Messing und Alu ist allerdings Nevr Dull) sicher leicht auf Hochglanz gebracht werden.
Die Frage: Lohnt sich das?
Oder wird das Teil dadurch wesentlich empfindlicher und schneller unansehnlich, wenn man nicht ständig hinterherpoliert? Lieber so lassen?

Nochmal die Frage nach dem Öl. Für die beweglichen Teile außerhalb des Atemluftstroms funktioniert sicher preiswertes Nähmaschinenöl super. Dafür ist es ja da.
Aber ich habe schon gelesen, daß es in Verbindung mit dem Speichel besondere Anforderungen gibt, die in den Ventilkammern auftreten können.
Ist das für einen Gelegenheitsspieler so wichtig, daß man entsprechendes Öl nehmen sollte?


Dann noch eine andere Frage; den Preis solcher Instrumente betreffend.
Tenorhörner von der Bauart wie das, was ich besitze, werden z.B. in den Ebay-Kleinanzeigen sehr oft für teilweise deutlich unter hundert Euro in brauchbarem Zustand (heißt: mit geringem Aufwand überholbar) angeboten.
Für eine Trompete oder gar eine Tuba muß man in der Regel ein Vielfaches auf den Tisch legen.
Woher kommt der Unterschied?
Material- und Bauaufwand sind doch mit einer Trompete mindestens identisch.
Und das Alter der angebotenen Instrumente läßt vermuten, daß es sich noch nicht um irgendwelche asiatischen Großseriennachbauten handelt die hinterher gebraucht für ein Butterbrot den Besitzer wechseln.
Ist es wirklich nur die geringere Verbreitung und die dadurch geringere Nachfrage?

Es grüßt der Jan
 
Lese dir mal die erste Zeile des ersten Beitrags durch, da steht's ;-)

Ich gebe zu, den "Tag" aus dem Threadtitel übernommen zu haben (die ursprüngliche "Fünfminutenterrine" war zwar humorig, aber entsprach dennoch nicht unseren Kriterien für aussagekräftige Titel;)).
Ich glaubte, unabhängig vom Eingangstext, herauslesen zu können, daß es vor allem um schnellen Erfolg aus Spaß an der Freud' und als Gag geht. Da wollte ich nur ein wenig bremsen und sagen: "Vorsicht, gaaanz so einfach ist das nicht!".
Motto: "Tag" im Sinne von "Rom wurde nicht an einem Tag erbaut."


Ich hatte tatsächlich geglaubt, daß man nur mit einem Grundton vorne reinbläst und den Rest mit den Ventilen macht.
Wie bei einer Melodica etwa.

Das hatte ich vermutet und deshalb auf die besonderen Herausforderungen bei der Tonerzeugung durch Lippenschwingung hingewiesen. :)
Aber Du willst ja nur ein wenig tröten und das ist schon zu schaffen. Wenn ein Ton mal danebengeht, sich überschlägt oder "abstürzt", trägt das ja nur zur Heiterkeit bei, das paßt. :great:
Erkenntnis: Blechblasinstrumente zählen zu den lustigsten Instrumenten überhaupt. :)


Das mit dem "Blaskapelleninstrument" kommt mir sogar entgegen,

Hörner allgemein haben einen sehr schönen, weichen, voluminösen Klang (gut, darauf kommt's Dir im Moment weniger an :D), die "Blaskapelle" war auch nicht abwertend gemeint, sondern nur als Begründung für relativ geringe Verbreitung durch starke Spezialisierung.
Die Dinger können aber auch ordentlich "bratzen". :rofl:

Zum Öl kann ich nichts sagen. Die Flüssigkeit, die sich im Inneren des Instruments sammelt, ist übrigens in erster Linie Kondenswasser: die Feuchtigkeit der Atemluft kondensiert und sammelt sich unten in einem Rohrbogen, bis es blubbert. :) Stichwort "Wasserklappe":

Viel Spaß und Erfolg jedenfalls, Jan!
Torsten
 

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