@marcel71, bist Du dort in der Schulpflegschaft tätig, eventuell sogar im Vorstand? Wie sind die Eltern an der Schule überhaupt organisiert?
Ich frage, weil das von Bedeutung ist für Deine bzw. die Verhandlungsposition der Eltern allgemein.
Wie steht der Direktor/die Direktorin zu der Idee und wie steht das Kollegium dort dazu (sofern Du das schon in Erfahrung bringen konntest).
Es ist nämlich so, dass ich bei den Schulen die ganze Bandbreite kennen gelernt habe in Sachen Kooperation mit externen Kräften für Musikangebote und Musikunterricht. Von "sehr interessiert und engagiert" bis "absolut ablehnend und arrogant". Da das ganze mit einem gewissen Organisations- und Verwaltungsaufwand seitens der Schule und auch oft der dortigen Musiklehrer verbunden ist, sind eigentlich nur die Schulen interessiert, die ein gewisses musisches Profil ausbauen wollen. Da die Schulen mittlerweile um die Schüler konkurrieren, versuchen die Schulen, sich ein bestimmtes besonderes Profil zu geben und ihre Angebote einerseits zu spezialisieren, andere wiederum aber, sich möglichst breit aufzufächern.
Dennoch habe ich schon öfter erlebt, dass manche lieber ´ihr eigenes Süppchen kochen´ wollen und recht hochnäsig alle Angebote von außen ausschlagen, auch wenn sie selber gar nicht in der Lage sind, das Angebot adäquat zu bedienen.
Das gilt es also zunächst auszuloten um abschätzen zu können, ob man dicke Bretter bohren muss oder offene Türen vorfindet.
Selbstverständlich können die Schulen auf dem freien Markt nach geeigneten Lehrkräften suchen, die Musikprojekte betreuen oder sogar regulären Musikunterricht geben. Aber da die Schulpolitik in jedem Bundesland unterschiedlich ist und die Bedingungen und mögliche Fördertöpfe sich auch immer wieder ändern, muss man sich konkret vor Ort diesbezüglich schlau machen. Wenn eine Schule Interesse hat, wird sie sich auch selber darum kümmern, wie eine solche Stelle einzurichten ist, bzw. ob es überhaupt in dieser Form möglich ist.
Unsere Musikschule kooperiert auf vielfältige Weise mit einigen Schulen im Umkreis, zumal wir an mehreren Schulen im (recht großen) Kreisgebiet Außenstellen haben und am Nachmittag Räume für unseren Unterricht nutzen können.
Deshalb ist die Zusammenarbeit auch sehr verschieden je nach Schule und deren eigenen Möglichkeiten und Interessen. Während die eine Schule nur sozusagen als Vermittler oder Werbepartner auftritt und auf die Möglichkeit des Unterrichts im eigenen Schulgebäude hinweist was ja sehr praktisch und Zeit- und Wege-sparend ist, die jeweiligen Schüler/Eltern aber nur mit uns den Vertrag machen, kooperieren andere Schulen enger mit uns.
In einem anderen Fall fragt man nur nach, wer auf Honorarvertragsbasis Stunden in Musikprojekten geben möchte (z.B. "Bläserklasse"). Wer das machen möchte, schließt dann einen Honorarvertrag direkt mit der Schule ab, die Musikschule tritt hier nur als Vermittler auf.
In einem weiteren Fall ist die Kooperation deutlich enger, denn diese Schule schließt selber Unterrichtsverträge mit der Musikschule für ihre Musik-Projekt-Stunden ab. Die dort gegebenen Stunden sind dann Teil unseres Stundenplanes an der Musikschule und also ganz normaler Bestandteil unseres Angestellten-Vertrages mit der Musikschule.
Hinsichtlich der Bezahlung ist diese Art Kooperation in der Praxis die beste Form, da wir hier ganz normal nach den Bedingungen des TVÖD bezahlt werden.
Diese Schule legt allerdings auch einen sehr großen Wert auf ihr musisches Profil und hat diesbezüglich auch schon eine längere Tradition.
In den Fällen, wo die Schulen die Musikprojekte selber organisieren und die Verträge mit den Lehrern bzw. der Musikschule machen, werden für diese Projekte Elternbeiträge erhoben in denen auch meist die Miete für ein Instrument enthalten ist. Zusätzlich kommen fallweise Zuschüsse einer Fördergemeinschaft dazu (z.B. für die Anschaffung und Wartung von Instrumenten) und/oder aus Zuschusstöpfen des Landes.
Aus den Spendenmitteln einer Fördergemeinschaft dürfen normalerweise keine Honorare bezahlt werden, das gilt es unbedingt zu beachten!
Fördermittel des Landes - sofern verfügbar - sind von der Schule zu beantragen.
Was die Bezahlung angeht, sieht es insbesondere bei Honorarverträgen eher mau aus.
Da es nur für offizielle Lehrer-Stellen ein normales Lehrergehalt gibt, orientiert sich die Bezahlung für externe Honorarkräfte üblicherweise an den Honoraren wie sie an Volkshochschulen bezahlt werden. Wenn es Fördermittel gibt, orientieren sie sich auch daran. Und die Spanne ist eher gering, in der Stadt wo ich wohne, bezahlt die VHS 25,- € / 45 Min., in einer Nachbarstadt sogar nur 23,- € / 45 Min.
Die oben erwähnte Schule (der Träger ist ein kirchlicher Orden), die Honorarverträge mit externen Lehrern hat, zahlt 27,50 € / 45 Min (aber auch erst seit zwei Jahren nach Verhandlungen der externen Lehrer mit der Schulleitung, davor 25,- € / 45 Min.).
Die von Dir erwähnten 50-100,- € wären sozusagen ein fürstliches Honorar und sicher auch nicht unangemessen, aber zahlen wird das keine Schule, sie wird auch kaum in der Lage sein, die Mittel dafür aufzubringen. Man wird sich eher auf zähe Verhandlungen einstellen müssen, wenn die VHS vor Ort auch nur 23,- € zahlt, wenn man mehr heraus holen will.
Ob man für das Minimal-Honorar gute und kompetente Lehrer findet, wird sich zeigen. Wobei man zusätzlich bedenken muss, dass in aller Regel nur befristete Honorarverträge angeboten werden, und nur die gegebenen Stunden bezahlt werden (also nichts in den Schulferien, bei Feiertagen und bei Krankheit!), und Fahrgeld gibt es auch nur selten. Tatsächlich bezahlen viele private ´Musikschulen´ sogar noch weniger, aber das prangere ich ohnehin als skandalös an!
Vielleicht verhält es sich an Eurer Schule aber auch ganz anders, es wäre schön, wenn Du mehr dazu berichten könntest.
Die beste Lösung erscheint mir nach wie vor die Kooperation mit einer öffentlichen Musikschule zu sein (gibt es eine in eurer Stadt?) wo eure Schule die Stunden offiziell bucht und die Lehrer im Rahmen ihres (TVÖD-)Vertrages eingesetzt werden. Der Rest ist dann reine Kalkulation, was die Höhe der Elternbeiträge betrifft und das mögliche Anzapfen von offiziellen Fördermitteln usw.
Wenn dann noch die Musik-Projekt-Stunden, also Gruppenunterricht und Orchesterproben, im Rahmen des Schulstundenplans stattfinden, ist das Angebot zusätzlich attraktiver und sollte auf großes Interesse stoßen.