Wie geht Ihr beim Mischen vor?

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svenk
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Hi,

mich würde mal interessieren, in welcher Reihenfolge Ihr beim Mischen vorgeht... sprich: wie bereitet Ihr die Mischung vor, was mischt Ihr wie zuerst, welche Effekte setzt Ihr in welcher Reihenfolge ein etc...

Über viele Beiträge würde ich mich freuen, je mehr Praxistipps man bekommt, desto besser kann´s werden, denke ich...

Gruß,
Sven
 
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Das ist natürlich von Person zu Person unterschiedlich. Wichtig ist eine eigene schlüssige Arbeitsweise. :) (um mal den Standardspruch gleich zu Anfang rauszuhauen)

So, genug geschlaubergerd, meine Arbeitsweisen:

Ersteinmal ist es oftmals abhängig vom Material, also Song, Instrumentierung etc. Die ersten Schritte sind bei mir aber immer zu 99% gleich.

- Ich mache mir einen Kaffee, schmeiß den Song an und hör einfach mal ein paar Minuten rein. Dabei spiele ich ein wenig mit den Fadern, um ein Gefühl zu kriegen wie das Material klingt. Ich mache hier bewußt nicht mehr als, mit Fadern und Panning das Material ein wenig zu schieben. Oft speichere ich mir genau das jetzt einmal weg, alles was ich ab jetzt mache muss besser klingen, als diese erste viertel Stunde. :)

- Danach kommt die Aufbereitung des Projekts und das Editing. Als erstes lege ich alle Busse an, von denen ich jetzt schon weiß, dass ich sie brauchen werden und route die Signale entsprechend. Da kann sich später noch was ändern und noch weitere Busse hinzukommen, die Basics erledige ich gleich zu anfang. Oft hab ich das aber auch schon während der Aufnahme oder in einer kurzen Aufnahmepause erledigt. Dann kommt für mich das Editing der Spuren, ich mag es gar nicht im späteren Mixing Prozeß noch einmal irgendwas schneiden zu müssen, das hält mich an der Stelle von sinnvollerer Arbeit ab. Manchmal muss man zwar immer noch irgendwas nacheditieren, aber eigentlich will ich alles vorher erledigt haben. Das heißt alle Crossfades, Fades, geschnittenen Toms, Vocals usw.

- Bin ich mit dem Spurediting fertig mache ich oftmals noch ein zweite "Anhörsession" hier hat sich oftmals schon eine Menge getan, das Material klingt gleich aufgeräumter und es hilft mir einen Blick dafür zu kriegen was ich danach zu tun habe.

- Dann beginne ich in der Regel mit dem Aufräumen der Sounds, das gehört für mich noch zum Editing dazu. Das heißt als erster kommen mögliche Phase - Inverts, ich höre mir also alle mehrfach mikrofonierten Signale (Sn, Bd etc) ob ich die Phase drehen muss, ich will nicht später im Mix darauf stoßen. Danach kommt die Low Cuts an die Reihe, die werden im späteren Verlauf immer noch mal nachkorrigiert nur ich höre mir mit den LowCuts an wo in den Signalen der "Schmutz" ist und welche Bereiche da raus müssen. Der nächste Schritt ist dann ein Filter - Durchgang bei dem ich versuche störende, mumpfende, nervige Frequenzen in den Signalen zu unterdrücken. Bis hier hin achte ich peinlich genau darauf, dass ich nichts hinzufüge sondern nur wegnehme. Wenn ich beim Filtern eine Frequenz finde die mir gefällt und die ich später featuren möchte notiere ich mir das entweder schnell oder schiebe mir einen weiteren EQ rein in dem ich das einstelle und diesen danach sofort wieder ausschalte. Falls nötig setze kommen danach noch etwaige Gates.

- Sollte ich es für theoretisch nötig halten später noch Signale mit anderen Sounds ergänzen zu müssen kommt hier auf jeden Fall das vorbereiten von Trigger - Spuren. Ich will nicht später im Mix erstmal drauf warten eine Triggerspur fertig zu machen bis ich weitermachen kann. Lieber jetzt und nicht benutzen als später brauchen und anfertigen zu müssen. Das nervt mich sonst sehr schnell.

- Danach folgt eine weitere Hörsession. Hierbei hat sich in der Regel schon eine Menge getan, alles wirkt transparenter und wesentlich klarer. Jetzt kümmere ich mich um das generelle Panning, auch hier arbeite ich dann im Mix noch nach, aber es sollte erstmal grundlegend homogen für mich klingen.

Bis hier hin verhalten sich bei mir 99% aller Arbeiten gleich. Aber das ist auch noch kein Mix gewesen sondern das Aufräumen und Vorbereiten. Ich brauche so eine strukturierte Arbeit. Das hilft mir in größeren Projekten den Überblick zu behalten und mich dann voll auf den Mix zu konzentrieren. Habe ich mehrere Songs zum mixen erledige ich diese Schritte in allen Songs bevor ich weitermache. Das kann bei nem ganzen Album schon ziemlich dauern, aber ich halte nicht viel davon erst einen halben Tag lang zu editieren und meine Ohren zu belasten um dann noch irgendwie in der zweiten Hälfte mit dem Mix anzufangen wenn ich die ganze Zeit mich drauf konzentriert hab den Müll zu hören. :)
Und dann geht der Mix los. :)
 
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Hier mein Tipp

Nicht stumpf immer nach dem gleichen Schema abmischen!


Wer immer mit der Bassdrum anfängt und sich langsam über das Schlagwerk zum Bass bis über die harmonietragende Instrumente etc. durcharbeitet macht meiner Meinung nach einen Fehler.
Ein Song ist nicht gleich Song. Wer z.B. bei House-Music mit der Bassdrum anfängt anstatt mit der Bassline, läuft Gefahr den Track zu versauen.
Bei House ist die Bassline das Fundament. Da muss eine Bassdrum präsent sein, aber eben nur präsent.

Bei Rock spielt die Bassgitarre nicht so eine große Rolle wie bei House, deshalb kann die Gewichtung hier anders sein.
Bei einer Ballade ist zum Beispiel die Snare oder der Rimshot sehr wichtig. Hier würde ich mit der Snare anfangen...

Man sollte mit dem Herz eines Stücks anfangen und nicht stumpf immer mit der Bassdrum wie es viele empfehlen.

Bei Lullaby von The Cure ist z.B. die Bassgitarre im Vordergrund. Wäre dies nicht so, dann wäre dieser Track nur halb so gut.
 
Die Argumentation würd ich nicht teilen....
Welche Instrumente vordergründig sind, hat nicht zwangsläufig mit der Arbeitsweise zu tun, da auch die Elemente die nicht zu sehr im Vordergrund stehen gut sein müssen. In einem guten Mix muss alles gut sein und sich da nur auf die tragenden Elemente zu fokussieren wäre in meinen Augen keine gute Idee....
Um mal deine Aussage zu nehmen: "Bei Rock spielt die Bassgitarre nicht so eine große Rolle".... ist z.B. ein Trugschluss. Ein Rocktrack in dem der Bass schlecht gemischt ist, wird auch insgesamt schlecht klingen, weil die Bassgitarre einen riesen Anteil am Sound hat... nur der unmittelbar hörbare Anteil des Basses ist nicht so groß.

Ich denke eine Arbeitsweise ähnlich wie sie Navar geschildert hat, ist auch das einzig logische.
Erstmal organisiern und aufräumen, dann loslegen...
 
Auch als unerfahrener Hobbymixer kann ich wohl hinzufügen, dass die generelle Reihenfolge wohl sein sollte: Erst Organisieren und Aufräumen, dann Probleme beseitigen (also Brummen, Rauschen, störende Überlagerungen) bis der Mix an sich sauber ist und sich nichts in die Quere kommt. Danach erst Dynamikprobleme beheben mittels Automatisierung und Kompression eventuell und zum Schluss erst Effekte wie Hall und Delays. Gegebenfalls fängt man jetzt wieder von vorne an die Probleme zu lösen, die man durch Hall etc bekommt^^, wobei man sich immer Fragen sollte ob man wirklich den Bass komprimieren muss, wenn man gleichzeitig Brummen bekommt und dieses wieder filtert und die Bassdrum anhebt als Ausgleich und so weiter. Ganz zum Schlüss kommen wohl alle Verzierungen wie Modulationen und Gimmicks.

Mein Gedankengang ohne Profierfahrung.
Zum Vergleich der Tontechniker von Nirvana: Einfach Mikro vor Kurt stellen, während dieser nach 20 frustrierenden Fehlschlägen des Songs im gemeinsamen Aufnahmeraum, genervt auf der Couch im Regieraum Platz nimmt....später halt ein paar Fader verschieben bis es auf ne CD passt. *g*
 
Ich persönlich nutze mein Schema bei allen Tracks, seien es Kundenaufträge oder eigene Projekte. Drums anornden, meist Bassdrum, Snare/Clap, HiHats, Cambyals, Perc, usw. Bassline, anschließend Instrumente hier wiederum unterscheiden zwischen Verses sowie Chorusanteile. Master Fader mit allen Einstellungen belegen, Limiter, Matering EQ, Compr. nutze meist Precision dazu. dann wiederum Subgruppen erstellen, Fairchild für Drums zum Bsp usw. ebenfalls bei einigen Instrumenten. Ich beginne meist dann von links nach rechts alles als Solo abzumischen udn in den mix gleich mit Lautstärke udn PAN einzubringen zu guter letzt folgen die Vocals, gleiches Schema udn am Ende die Abmischung von Feinheiten.

Generell!!!! ERLAUBT IST WAS SICH GEIL ANHÖRT!
 
mich würde mal interessieren, in welcher Reihenfolge Ihr beim Mischen vorgeht... sprich: wie bereitet Ihr die Mischung vor, was mischt Ihr wie zuerst, welche Effekte setzt Ihr in welcher Reihenfolge ein etc...

Das kommt ganz auf's Material an.
Bei Aufnahmen, die ich selbst erstellt habe, ist vieles bereits beim Recording passiert. D.h. schon zu diesem Zeitpunkt habe ich gewisse Sachen so hingebogen wie ich sie später haben will (Mikropositionen, genereller Gitarrensound, passendes Mikro für den Gesang etc.). Auch sind dann bereits Gruppen und wenigstens zwei Hallräume und evtl. ein Delay an, weil ich ja bereits nach Bass und Drums einen Arbeitsmix für die restlichen Musiker anlegen musste.
Die ersten Schritte nach dem Recording:
- Spuren saubermachen (Plops, Clicks, generelle Störgeräusche rausschneiden)
- Arbeitsmix zum Durchhören etwas anpassen, halbwegs tauglichen Rohmix erstellen

Die Verfeinerungen kommen dann nach und nach, vor allem nachdem ich die ersten Rohmixes mal zuhause oder im Auto gehört habe.

Bei Fremdmaterial mache ich erstmal alle Spuren auf um einen Überblick zu bekommen, was da los ist, höre mir evtl. einen Referenzmix der gleichen Band oder einenArbeitsmix des aufnehmenden Kollegen an.
Danach ebenfalls Spuren säubern (falls nicht schon erledigt).

Meistens fange ich dann mit Bassdrum und Bass an, wobei ich (bei Rock) die Drums gleich in einen Summenkompressor auf der Subgruppe jage, um _mit_ (und nicht gegen) die Kompression arbeiten zu können.
Dabei kommen Bassdrum und Bass auf ungefähr -7dB am Master als Startpunkt. Danach die Overheads, Snare, Toms, weiter zu den Gitarren - zwischendurch mache ich aber immer mal den Gesang an, um mir nichts zu verbauen. Evtl. mache ich nach den Drums auch erstmal die Vocals, vor allem wenn viel Gitarren- und Tastenzeug im Mix untergebracht werden muß.

Interessante Lektüre dazu:
The Mixing Engineer's Handbook (Bobby Owsinski). Viele Hintergründe, Interviews mit hervorragenden Tonleuten und Darstellug verschiedenster Herangehensweisen.
 

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