Mastering auf Tonband - Sinn? Unsinn?

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Hallo zusammen,

ich stelle mir gerade die Frage, ob man einen schönen Bandsättigungseffekt nicht dadurch erzielen kann, dass man tatsächlich auf Tonband mastert. Der Mix würde In-The-Box erfolgen, der fertige Stereo-Track satt ausgesteuert auf Tonband aufgenommen und wieder zurück gespielt. Das müsste doch eigentlich besser sein als jeder digitale Bandsättigngseffekt.

Da ich kein Tonbandgerät habe, überlege ich, ob ich mir dafür eins anschaffen soll.

Was haltet ihr davon? Ist das Unsinn? Sind die Verluste durch die A-D-D-A-Wandlung zu groß? Findet man in einem angemessenen preislichen Rahmen überhaupt Geräte, die ordentlich klingen, oder versaut man sich den Sound? Oder ist das eine sinnvolle Idee? Wenn ja: Habt ihr Geräteempfehlungen und/oder -warnungen?

Schöne Grüße
Henk
 
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Die DA/AD Wandlung sollte für solche Aktionen eine gewisse Qualität haben, sonst hast Du dem Signal hinterher mehr Rauschen, als Bandsättigung hinzugefügt. Aber ein Interface der Mittelklasse sollte das hinbekommen, soweit man halt nur eine DA/AD Wandlung im Mastering macht und das nicht x-mal mit verschiedenen Geräten wiederholt.

Auch das Tonband sollte wahrscheinlich auch einem gewissen Qualitätsstandard genügen. Im Tonstudio kamen früher ja die 1 Zoll Bänder zum Einsatz, also nicht vergleichbar mit den Dingern, die man zu Hause hatte. Die waren damals schon teuer und sind heute nicht viel günstiger geworden, weil die Zahl der User ja eher Rückläufig ist. Und ewig oft kann man die Dinger auch nicht wiederverwenden soweit ich weiß (?).

Grüße
Nerezza
 
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Was haltet ihr davon?

Tipp: Lass es sein.



Nein, wenn man bereit ist den Aufwand zu tragen. Hast Du ausreichend gute Umsetzer? Bist Du bereit einen relativ hohen Preis für eine gut gepflegte und regelmäßig gewartete BM auszugeben und neben den Anschaffungskosten auch die Kosten für die weitere Wartung und natürlich auch das Bandmaterial selbst zu stemmen? (Ach ja, wenn Du dich nicht gerade im Selbststudium fit für die Wartung der BM machen möchtest oder einen entsprechend versierten Techniker in der Umgebung hast, kommen nochmal Anreisekosten oder horrende Versandkosten dazu, so Techniker sind ja heute noch seltener als die eigentlichen Maschinchen ;) )



Wenn ja: Habt ihr Geräteempfehlungen und/oder -warnungen?

Also eine Tascam würde ich mir nicht unbedingt an's Bein binden wollen.
 
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Im Tonstudio kamen früher ja die 1 Zoll Bänder zum Einsatz, also nicht vergleichbar mit den Dingern, die man zu Hause hatte. .
Zum Mastern reicht durchaus eine Maschine mit 1/4 Zoll Bändern. Einen guten Job macht da z.B. die Tascam 34, auch die TEAC A-3440 wäre eine Empfehlung.
Bei 1/4 Zoll sind auch die Preise für's Bandmaterial recht überschaubar und viele Verschleißteile als Nachfertigung wieder verfügbar.
 
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Mein Senf dazu: Das macht unterm Strich wahrscheinlich am ehesten für die Leute Sinn, die ihr Handwerk gewissermaßen schon "auf Band" gelernt haben und mit der Arbeitsweise so gut vertraut sind, dass sie auf dem analogen Wege bessere Ergebnisse erzielen als mit digitalen Plugins.

Wer jetzt sozusagen in die Bandtechnik neu einsteigt, wird wahrscheinlich erstmal keinen großen Qualitätsgewinn erzielen. So eine Bandsättigung ist von ihrem physikalischen Verhalten nicht sooo kompliziert, dass man das nicht in extrem guter Qualität digital nachbilden kann.

Dazu kommt: Der eigentliche Witz an dem, was man gemeinhin mit Bandsättigung verbindet, ist ein schon insgesamt ziemlich "heiß" gefahrener Mix, der auf den dafür geeigneten, berühmt berüchtigten Analogtischen (Neve, SSL und Co.) schon mit sattem Pegel in den Sammelschienen gefahren wurde - was eben auch schon einen Teil des Sounds ausmacht.

Und um mit einem DA-Wandler eine Bandmaschine "heiß" anzufahren, wird man möglicherweise vorher noch verstärken müssen, denn der DA kann ja naturgemäß über seinen Nominalpegel nicht hinaus, und wenn der gleich dem nominellen Eingangspegel der Bandmaschine ist, kriegst du kaum Sättigung hin.

Also: wenn du's aus Neugier probieren willst, dann mach es (aber sei dir im Klaren über den Aufwand!), wenn es wirklich besser klingen soll, dann würde ich das Geld, die Zeit etc. wahrscheinlich an anderer Stelle investieren - da gibt's in fast jedem Studio noch Potential, gerade in kleineren Home/Hobbystudios.
 
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Danke für eure Einschätzungen, die mir absolut helfen.
Fazit ist wohl: Ich lass es bleiben. Aufwand und Kosten stehen dann wohl ein keinem Verhältnis zum Ergebnis, und es ist auch nicht so, dass ich so wahnsinnig heiß darauf bin, mit Bändern herum zu experimentieren, dass es sich vom Spaß-Aspekt her lohnt. Und Jens Aussage trifft natürlich voll ins Schwarze, dass es noch genügen andere Optimierungsstellen gibt. Wenn ich die allesamt abgearbeitet habe und mich langweilen sollte (also schätzungsweise im Jahr 2070) kann ich mich ja dann um die Bandgeschichte kümmern. ;)

Merci!
 
Meiner Meinung nach bekommst du sowieso nur von dem Tonband eine bessere Qualität wenn der Mixdown auch analog stattfindet. Und für sowas mietet man sich besser im Tonstudio ein.
Steven Slate digital müsste eigentlich demnächst mal langsam seine virtual tape machine rausbringen (wie schon überall angekündigt), sie dürfte dann die bessere Alternative für einen reinen itb Mix sein. Ansonsten geben, da versteh ich dich sehr gut, die anderen bisherigen Emulationen kaum positives auf den Stereomix.
 
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Ansonsten geben, da versteh ich dich sehr gut, die anderen bisherigen Emulationen kaum positives auf den Stereomix.

Seh ich nicht so. Aber auch die Emulationen wollen mit Gefühl und feinem Gehör eingestellt werden, so wie das bei der echten Bandsättigung auch war. Man darf nicht erwarten, dass man einfach das Plugin einschleift und dann klingt es toll. Der Vorpegel muss eben genau stimmen - zu wenig, und du kommst gar nicht in die Bandsättigung (hörbarer Effekt = 0). Zu viel und es zerrt dann unangenehm. Da ist Erfahrung und Gefühl gefragt. Vor allem gibt es natürlich noch so Experten, die dann in der Master-Insertkette erst zu Tode komprimieren, dann noch einen Limiter bei 0dB setzen und dahinter dann meinen, mit einer Tape-Emulation noch was reißen zu können.
 
was soll ein Hauch seidiger 'Analogton' an einem klassisch in den Satz gesetzen 'in-the-box'-Mix retten ? ;)
(um es mal bewusst provokativ zu formulieren)

Auf den Werbeseiten von UAD und Konsorten wird bestenfalls ein Alibi präsentiert, im Regelfall eher Augenwischerei.
'Alle' haben dasselbe (in der DAW Standardausstattung), also muss irgedwas besonderes her
(nur nicht so teuer wie echte Hardware...)
das sollen sich dann möglichst viele anschaffen - um im Anschlus 'the next big thing' aus der Taufe heben zu können.
Weil ja wieder 'alle' dasselbe haben... usw... usw...

Parallelkompression gibt's auch seit Jahrzehnten - lange Zeit eher no-go, denn Thema.
Und mit einem Mal sind quasi über Nacht die Gazetten voll davon. ;)

einen typischen aktktuellen Master-Mix auf ein Band auszuspielen ist imho grotesk
Hinter der völlig anderen Sound-Aesthetik steckt teilweise auch eine ganz andere Philosophie....
Stems auf eine analoge 8- oder 16-Spurmaschine machen eher Sinn, speziell bei entsprechendem Analog-Equipment.

Nur weil analoge Hardware in der Regel teuer ist, wertet sie klanglich nicht automatisch auf.
(würde ich dem Suggestionsversuch der Werbung entgegenhalten)
imho extrem gute, aufwendige (rein analoge) Mixe im Pop/Soulbereich gibt's von der Rotary Connection
wer die Gelegenheit hat, sollte sich das mal auf einem guten Vinylplayer geben...

cheers, Tom
 
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Man darf nicht erwarten, dass man einfach das Plugin einschleift und dann klingt es toll. Der Vorpegel muss eben genau stimmen - zu wenig, und du kommst gar nicht in die Bandsättigung (hörbarer Effekt = 0). Zu viel und es zerrt dann unangenehm. Da ist Erfahrung und Gefühl gefragt.
Das ist mir klar nur diese griffige Tiefenwirkung der Bänder fehlt mir bei den plugins; vorallem auf den Stereobus bezogen.
 
imho extrem gute, aufwendige (rein analoge) Mixe im Pop/Soulbereich gibt's von der Rotary Connection

Tom, wie kannst du so auf YouTube verlinken, dass das Video an einer bestimmten Stelle startet?
Ich glaube, so etwas habe ich schon einmal von dir gesehen...
Sorry für OT

Verstehe aber nicht ganz, was dieses Beispiel zeigen soll... das ist eine Aufnahme aus 1967, oder?
 
rechten Mausclick auf die timeline, 'copy video-url at current time' (oder so ähnlich),
oder mit '#t=Sekunden' die Position dranhängen
http_adresse/watch?feature=player_detailpage&v=tvOQfy0n7kE#t=82s

richtig, die Aufnahme ist von 67 - im Grunde egal, welches Stück von denen man nimmt...
(das Beispiel hat gute Qualität und wirkt unbearbeitet, manche uploader 'remastern' ihre Sachen)
imo kommt die andere 'Soundaesthetik' selbst in dem Streaming Audio gut rüber.
Relativ zu einem typischen, aktuellen Pop-Mix... und das ist reine Analog-Technik.
Das von pH erwähnte outboard Zeugs ist da ausgesprochen entscheidend.
Es gab so gut wie kein 'post-processing' - das meiste musste gleich bei der Aufnahme mit auf's Band.
Das Verhalten der Bandmaschine war daneben integraler Bestandteil der Aufnahme-Strategie.
(bzw Ziel der Überlegungen)

Nach meinem Verständnis ist das was völlig anderes, als einem modernen Mix dieses pseudo-Flair draufzupacken.
Es geht gar nicht darum, die Strategien zu bewerten - man hört aber, dass sie verschieden sind.
Vergleich mal so eine Platte mit irgendwas aktuellem aus dem Bereich Neo-Soul... (auf Vinyl)
fällt mir eben ein: Mayer Hawthorne versucht ja die Komplett-Kopie, aber eben aus einer (laut seiner Aussage) 'etwas frischeren Perspektive'

cheers, Tom
 
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...es gibt ja nun einige Plug-Ins, die den Bandsättigungseffekt gut simulieren können...ohne neue Wandlerverluste hinzuzufügen.
Ich nehme das hier:

http://www.nomadfactory.com/products/ess/etube.html

Das simuliert einen Röhrenvorverstärker und eine analoge Tonbandmaschine ziemlich gut.
 
...es gibt ja nun einige Plug-Ins, die den Bandsättigungseffekt gut simulieren können...ohne neue Wandlerverluste hinzuzufügen.
Ich nehme das hier:

http://www.nomadfactory.com/products/ess/etube.html

Das simuliert einen Röhrenvorverstärker und eine analoge Tonbandmaschine ziemlich gut.


Igitt, Nomad Factory... :D Ich kenne das spezielle Plugin nicht, wenn es aber der Tradition der anderen NF-Plugins folgt ist das nur viel Schall und Rauch, würde ich niemanden empfehlen.
 
Von denen gibt's auch drei Emulationen des gleichen Hardware-Geräts... Wer mehr anbietet, verkauft wohl auch mehr.
 

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