ACHTUNG - Artenschutz!! Ggf. Nachweispapiere erforderlich!

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Streichinstrumentenbau
HCA
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Hallo liebe Streicher,

Elefantenfüße, Fell vom sibirischen Tiger, Horn des Nashorns, Elfenbein, Krokodilleder und Schilkrötenpanzer.

Ihr denkt vielleicht, das betrifft uns nicht? - vollkommen Flasch!!

Obersattel aus Elfenbein, Wirbel aus Eibe, Bogenfrosch aus Horn (??), Daumenleder aus Schlangehaut und Wickel aus Fischbein,
Stange aus Fernabuk (Pernambuk), oder Schlangenholz, Gitarren aus Rio Palisander..

Als Käufer auf z.B. ebay seid Ihr der Importeur und müsst den Nachweis für die Herkunft der Materialien erbringen. - Nicht der Verkäufer!

Bei Fernabuk z.B. sind, von den gefühlten 500 Arten, nur eine Hand voll für den Bogenbau geeignet und nur wenige Abbaugebiete zugelassen.

Es wird nicht mehr lange dauer und dann werden Hölzer wie Ebenholz schwierig.
Betterwood: "Viele Bäume dieser Holzartengruppe stehen auf der CITES-Liste für gefährdete Holzarten. Aus nachhaltiger Forstwirtschaft bisher nicht erhältlich."
"Heute steht Palisander auf der CITES-Liste der gefährdeten Holzarten und ist aus FSC-zertifizierter Herkunft nicht erhältlich."

Mongolisches Pferdehaar.. das wird kommen.
Perlutt - mother of pearl, unkritisch? .. keinesfalls!
..mit Zertifikaten alles kein Problem..

Importe in die EU werden (heute) von den Zollbehörden sehr gründlich untersucht.
Die habe da auch inzwischen sachkundige Experten.

Es gibt das Washingtoner Artenschutzübereinkommen und die EU-Artenschutzverordnung, deren Auflagen von
CITES durch die Zollbehörden heute sehr streng überwacht und durchsetzt.

Ich möchte lediglich warnen.
Man kann zwar aus China einen Schlangenholzbogen bestellen, aber das kann sehr unangenehme Folgen haben, wenn man sich
der Artenschutz-Verordnung nicht im Klaren ist. Dem chinesischen Anbieter passiert nix - da seid ihr schon selbst dran..


cheers, fiddle

p.s.
ich wünsche, daß dieses Thema gepinnt wird - es ist wirklich ein sehr, sehr heißes Eisen!
 
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p.s.
ich wünsche, daß dieses Thema gepinnt wird - es ist wirklich ein sehr, sehr heißes Eisen!
Diesen Wunsch erfülle ich dir gerne!

Danke, dass du uns auf diese Problematik hinweist. Es sind ja scheinbar schon einige Alternativen in der engeren Auswahl - z.B. bei Wirbeln,...

... die nächsten Threads hier sind gesichert: "Meine Erfahrung mit Buchsbaumwirbeln",... ;)
 
bei der Vorlage kann ich jetzt nicht widerstehen @cello und bass :

...meine Erfahrung mit Buchsbaumwirbeln


Sie sind leichter, sehen toll aus und funktionieren bei mir einwandfrei:

...meine Erfahrung mit einem Buchsbaumsaitenhalter


Er sieht toll aus, ist etwas leichter und funktioniert einwandfrei:

Beides war in der Grundausstattung meiner E-Geige.

Vielen Dank @fiddle für die Informationen!
 
Nachfrage: Wenn ich es richtig verstanden habe, geht es um die Einfuhr, nicht um den Besitz. Richtig?

Kann ich bei Neukauf in Deutschland erwarten, dass sich die Händler an diese Abkommen halten?
Wie sieht es bei Weiterverkauf aus, wenn z. Bsp. der Bogen mit mongolischem Pferdehaar bespannt ist?
 
Beim Neukauf innerhalb der EU sollte alles safe sein.
Man bekommt zwar vom Händler keine Zertifikate, aber eine Rechnung und mit dieser
kann man die Nachweispflicht auf den Händler bzw. Importeur abschieben.
Auf Nachfrage müßte eigentlich der Händler auch die Zertifikate herausrücken.
Ich würde mich aber nicht blind auf irgeneinen x-beliebigen shop verlassen.
Die Durchsetzung des Artenschutzabkommen greift noch nicht flächendeckend.. (leider).

Es gibt eine ganze Reihe unbedenklicher Materialien.
Dazu gehört auch mongolisches Pferdehaar, viele Palisanderarten und einige Ebenholzarten (noch).
Beim Pferdehaar habe ich keine Bedenken, denn das ist nachhaltig und die Art ist auch nicht bedroht,
wenn dem Pferd ein paar Haare abgeschnitten werden.

Bei den Bögen mit sog. Fischbein-Wickel handelt es sich zu 99% um Kunststoff.
Echtes Fischbein sind Barten von Bartwalen. Sowas gibts nur auf sehr alten (Museums-) Bögen.
Die Bezeichnung Fischbein verschwindet langsam vom Markt weil sie a) falsch ist und b) rufschädigend.

Außerdem betrifft das Artenschutzabkommen nicht Instrumente, die vor diesem Beschluß hergestellt worden sind.
Dazu gehört dann aber ein Echheitsnachweis über Alter und Herkunft -> eine Expertise.

Ich wäre trotzdem sehr vorsichtig mit den "heißen" Materialien wie z.B.:
Obersattel und (Bogen) Beinchen aus Elfenbein, Dämpfer aus Schildpatt, Stangen, oder Wirbel aus Schlangeholz.

Wer mit Instrument ins Ausland außerhalb der EU reisen will, sollte sich vorher informieren.
Ich hätte kein große Lust, mit dem Zoll herum zu debattieren, wenn einem der Jetlag gerade die Lichter ausschalten
will und das gebuchte Hotel nur n paar Minuten entfernt ist.

Mahagoni ist jetzt bei uns Streichern nicht so populär, aber wenn ein Gitarrist mit seiner Klampfe
in die USA reisen will, dann wird er beim Zoll sein blaues Wunder erfahren, es sei denn, er hat
das notwendige Zertifikat in der Tasche.


cheers, fiddle
 
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Nachfrage: Wenn ich es richtig verstanden habe, geht es um die Einfuhr, nicht um den Besitz. Richtig?


Wenn du so ein Musikinstrument besitzt und nicht ins Ausland durch den Zoll mitnehmen willst, wird das keiner bemerken. Dann wird es allerdings schwierig, ebenso, wenn du das Instrument ohne die CITES Papiere verkaufen willst.
 
Aufpassen solltet ihr auch, wenn ihr mit eurem Instrument in ein nicht-EU-Land reist (EU ist ja nicht gleich ganz Europa).
Insbesondere scheinen in Amerika da der Zoll recht rigoros zu sein (kennt man aber schon aus anderen Stories).

Aktuell wollte ich noch erzählen, da es mich bzgl. Bogen interessiert hat: Perlmutt ist lt. den auswärtigem Amt aktuell nur schwierig bei Import bzgl. Ukraine.

Ebenholz dagegen ist schwierig, da kann man sich höchsten auf Statistiken berufen (der Anteil macht jährlich anscheinend weniger als 0,1% aus). Glücklicherweise sind ja die meisten Griffbretter nur schwarz lackiert und nicht aus Ebenholz. Dafür bei Bögen praktisch alle Frosch-Enden außer von ein paar Carbonbögen. Mit weißem Frosch am Bogen müsst ihr besonders aufpassen, die sind häufig aus Elfenbein (Ohne Einschränkungen dagegen: Mammut bzw. fossiles Effenbein) - leider häufig bei den besseren Barockbögen.

Erfahrungsberichte sind sehr willkommen!
 
Grund: Korrektur bzgl. Elfenbein (fossil)
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Mit weißem Frosch am Bogen müsst ihr besonders aufpassen, die sind häufig aus Mammut
Ich bitte um Entschuldigung, dass ich mich hier als Nicht-Streicher einmische - Mammut-Elfenbein ist nach meiner Kenntnis völlig unproblematisch.
Das wird ja lediglich geborgen ...
Aus Wikipedia:
Der Handel unterliegt keinerlei Beschränkungen. Artenschützer hoffen, dass fossiles Elfenbein dazu beiträgt, die Nachfrage nach Elfenbein vom lebenden Elefanten zu senken.

Grüße,
Steffen
 
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Danke für den Hinweis. Ich habe meinen Beitrag entsprechend überarbeitet (ich habe versehentlich nicht den Überbegriff verwendet, sondern die auf einer Herstellerseite von Barockbögen angegebene Bezeichnung eines fossilen Elfenbeins). Ihr müsst dann lediglich ein entspr. Zertifikat des Herstellers mit euch führen.
 
Elfenbein kann man von Mammut aus dem sibirischen Permafrostboden mit dem Auge nicht unterscheiden.
Der springende Punkt ist der Nachweis, also: das Zertifikat.
Wer das in der Tasche hat, kommt problemlos durch jeden Zoll.

Es geht ja nur um den "aktuellen" Artenschutz und nicht den, von längst ausgestorbenen Arten.
Die Zöllner wollen auch nur eines wissen:
Ist das jetzt Elfenbein, oder nicht. Wenn kein Nachweis vorhanden ist, dann ist die Reise für das
betroffene Objekt vorerst beendet.

Bsp. Ziegenfell: Es gibt da ja jetzt ne Menge Ziegen auf der Welt, aber
es gibt auch die pakistanische Schraubenziege, die unter Artenschutzt steht.
http://www.spiegel.de/video/die-95-000-dollar-ziege-artenschutz-durch-abschuss-video-1184027.html

Wenn man mit einer Trommel mit Ziegenfell durch den Zoll kommen will, dann interessiert die Beamten nur eines:
Ist das eine geschützte Art, oder nicht. Ist das vielleicht eine pakistanische Schraubenziege?
Wenn ja, wo ist die Abschusserlaubnis für die 95.000 USD bezahlt wurden - wenn nein, ein anderes Papier?

cheers, fiddle
 
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Auf Nachfrage müßte eigentlich der Händler auch die Zertifikate herausrücken.

Hat das mal jemand probiert ... ich kann mir viel vorstellen, aber nicht, dass der Händler die Papiere besitzt, sie dann nicht mit zum Kunden gibt und lieber selbst einlagert bis der Kunde sie vielleicht doch mal haben will. Immerhin sollten diese Papiere laut Regeln der EU auf das Instrument personalisiert sein.

Beim Verkauf in den USA sieht es anders aus und die Pflicht die Regulären einzuhalten liegt beim Hersteller. Bringt er es im Umlauf, muss es den Vorschriften genügen. Ich persönlich finde dieses System besser, weil die Dokumentation beim Hersteller verbleibt, der es in einer großen Datenbank ablegen kann. Bei PRS führt dies z.B. dazu, dass sie ihr Brazilian Rosewood (Rio Plinsender) mit Aufdruck "Only USA" verkaufen. Im Gegensatz zur EU muss dort nämlich nicht jedes einzelne "Werkstück" durch den kompletten Produktionsablauf nachgewiesen in der Seriennummer XYZ landen, sondern es reicht, wenn der "Stapel Holz im Eingangslager" die nötigen Dokumente besitzt. (also # XYZ, ZXT, FHN ... stammen aus Stapel Holz "Z")

In Summe finde ich es etwas schade, dass einem der Spaß an den - legalen - tollen Werkstoffen etwas kaputt gemacht wird, weil gleich mal alles was damit gebaut wurde in Frage gestellt wird. Wie man an der Mammut - Elfenbein Diskussion erkennen kann. Mein Mammut wird mir schlecht geredet, weil es wie Elfenbein aussieht ...

Bei vielen Händlern in Europa kann man problemlos zertifiziertes Rio erwerben - am Rio selbst liegt es also nicht. Besonders die Spanier haben ihre Bestände rechtzeitig "angemeldet" und legalisieren lassen.


full



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Gruß
Martin
 
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Das mit dem Zertifikat von Neuinstrumenten ist nur ein Aspekt. Wenn Du aber eine 50-200 Jahre alte Geige oder Bogen besitzt und der Geigenbauer länst in Rente oder verstorben ist, ist es schon schwer genug nachzusweisen, daß Du überhaupt der Besitzer des Instruments bist. Beispielsweise hebe ich Kaufnachweise selten länger als 5 Jahre auf. Für meinen Bratschenbogen habe ich ihn nicht gefunden, als ich damals außerhalb Europas verreisen wollte.

Ich kann dann nur hoffen, daß mir ein x-beliebiger Geigenbauer helfen kann, einen Nachweis über das Holzalter zu erbringen oder beim urspr. Verkäufer nachfragen, ob er noch den Kaufbeleg hat (wenn es ein jüngerer Kauf war). Der Aufwand scheint mir so hoch, das es sich häufig lohnt in eine Alternative (sofern vorhanden) zu investieren.
 
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Ich kann dann nur hoffen, daß mir ein x-beliebiger Geigenbauer helfen kann,

Ist ja bei alten Gitarren auch nicht anders, denn selbst wenn das Instrument - aka Fender Strat Bj1962 - deutlich älter als das Abkommen ist, aber definitiv noch nicht "Historisch", so muss es auch vor dem Artschutzabkommen in der EU gewesen sein. Gerade damals wurden Instrumente des Gebrauchtmarktes oft nur per Handschlag vertickt oder gegen Verstärker usw. getauscht. Der Nachweis entsprechend schwierig.

Insofern finde ich die Möglichkeiten die jetzt langsam geschaffen werden - Instrumentenpass - recht gut. 1 x durch das Procedere des Nachweis - bei meinem Kumpel mit seiner Strat reichte Seriennummer und Bühnenbilder mit der Gitarre und ihm die vor 1991 gemacht wurden. Die Zulassung muss sich also nicht immer auf das Holz selbst beziehen und "Probebohrungen" beinhalten.

Bei Framus im Holzlager haben wir auch Rio Palisander gefunden. Dieses haben sie vom Dachboden einer Funierschreinerei ... und mit viel Glück und reichlich Suche hat man in den "Papier-Unterlagen" der Schreinerei auch noch die Kaufbelege dazu gefunden.

Holz zum Schwelgen ...




Der Aufwand scheint mir so hoch, das es sich häufig lohnt in eine Alternative (sofern vorhanden) zu investieren.

Das finde ich auch sehr schade an der Sache. Viele Instrumente werden "versteckt oder nur im stillen Kämmerlein" benutzt, weil die Besitzer - zu recht - den hohen Aufwand der Zertifizierung vermeiden wollen. Das schützt weder die Art (heute), noch ist es Ressourcen schonend. Wie sehr richtig angemerkt, wird dann oft noch ein Instrument angeschafft und damit mehr als nötig Rohstoffe verbraucht.


Gruß
Martin
 
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vor allem ist es ein Tropfen auf den heissen Stein der tatsächlichen 'Wald-Rodungs-Problematik'
das Eisen fasst aber keiner der Bürokraten an
Natur schützt man durch das Bilden von Bewusstsein für ihre Werte - nicht durch Statistik
dem Planeten ist es Latte, ob es dalbergia nigra oder homo sapiens gibt
alles und jeder ist ersetzbar im Sinn der Evolution

wird irgendwo ein Uhu gesichtet, wird praktisch der Wald gesperrt um den armen Vogel bloss nicht zu stören
gleich nebenan brechen sie sich das Genick in Stacheldraht Zäunen um Weideflächen...
die lokale Massentierhaltung produziert nur noch geschmacksfade Ware
no Problem... in Südamerika weiden sie ja noch draussen, lecker Fleisch... lasst es uns einführen
da muss man auch mal bei sich selbst anfangen und konsequent Produkte vermeiden
dann entsteht die Nachfrage nicht, die Weidefläche wird nicht gebraucht, der Wald bleibt stehen
am Anfang der Kette:
Otto Normalverbraucher, der nicht bereit ist für anständige Ware anständig zu zahlen

sorry for rant, aber ich kann den shice manchmal nicht mehr lesen...

cheers, Tom
 
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Ich stelle mir diesen thread als einen Streicher-orientierten Info-thread vor,
ohne politische Debatten, oder Diskussionen über Tropenhölzer an Gitarren.
Mal ehrlich: die Klampfer haben mehr als genug Alternativen.

(bitte nicht falsch verstehen: ich will euch keinesfalls hier herauskomplimentieren :D
Ich würde nur gerne vermeiden, daß der thread geentert würde ..)

In der Streicherwelt, die traditionell etwas konservativer aufgestellt ist, ist es langsam an der Zeit,
nach Alternativen für die wenigen Tropenholz-Komponenten an einem Streichinstrument zu suchen
und diese auch als vollwertigen Ersatz anzuerkennen. (das letztere ist das größere Problem..)

Es gibt bereits hochwertige Erstazprodukte und es kommen in Bälde die ersten tropenholzfreien
Instrumente auf den Markt. Diese müssen von den Menschen aber auch angenommen werden.

Man darf gespannt sein.


cheers, fiddle
 
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Die Zöllner wollen auch nur eines wissen:
Ist das jetzt Elfenbein, oder nicht. Wenn kein Nachweis vorhanden ist, dann ist die Reise für das
betroffene Objekt vorerst beendet

Das mit dem Zertifikat von Neuinstrumenten ist nur ein Aspekt. Wenn Du aber eine 50-200 Jahre alte Geige oder Bogen besitzt und der Geigenbauer längst in Rente oder verstorben ist, ist es schon schwer genug nachzusweisen, daß Du überhaupt der Besitzer des Instruments bist.

Oh, das wird dann für mich auch schwierig. :confused:
Meine alte Geige hat natürlich ein Ebenholzgriffbrett und ebenso Wirbel und Saitenhalter.
Meine E-Geige hat immerhin ein Ebenholzgriffbrett. Der Rest ist Buchsbaum.
Und meine Bögen haben alle an der Spitze ein Elfenbeinplättchen.
Sie sind alt und von Opa geerbt. Da habe ich keinerlei Nachweise...
Das heißt, ich darf mit diesen Dingen nicht aus Deutschland raus? :eek:

Es gibt bereits hochwertige Erstazprodukte und es kommen in Bälde die ersten tropenholzfreien Instrumente auf den Markt.

Aus was ist denn dann das Griffbrett?
Wird dann für Wirbel, Saitenhalter und Kinnhalter auch Buchsbaum verwendet?
Bekommt mann für Instrumente, die aktuell z.B. bei Thomann verkauft werden automatisch Zertifikate dazu, wenn sie Ebenholz enthalten?
 
Hi GeiGit,

Für alle Streichinstrumente und in diese Warengruppe gehörende Folkloreinstrumente,
die bei Thomann angeboten werden, liegen Zertifikate vor.
Das sind etliche dicke Aktenordner - davon weiß ich.
Zu anderen Warengruppen kann ich nichts sagen - das ist nicht mein Bereich.

Ersatzprodukte für Ebenholzgriffbretter und andere Bestandteile sind z.B. sog. "Blackwood",
nicht zu verwechseln mit african blackwood, welches immernoch eine Tropenholzart darstellt.

Dieses "Blackwood" ist aus gepresster Pinie.
Das ist ein schnellwachsender Nadelbaum (wie Fichte), der in Plantagen angebaut wird.
Das Holz wird unter großem Druck verdichtet (und evtl. mit Kunstharzen vor dem Zurückexpandieren gehindert).
Das genaue Verfahren kenne ich nicht - ich denke, das wird auch weiterhin ein Geheimnis des Herstellers bleiben.

Vorteile: Plantagenanbau, nachhaltig, hervorragende Bearbeitungseigenschaften und exakte Dichte an das
anzustrebende Original, kaum Wuchsfehler wie Äste, wilde Flammung, oder Maserung und: Verzugsfrei!

Nachteile sind mir bislang noch keine bekannt.

Die Haptik ist beim ersten Kontakt marginal etwas anders, als gewohnt.
(Wenn man nicht weiß, was man vor sicht hat, dann bemerkt man keinen Unterschied.)

Es gibt angeblich noch weitere künstlich hergestellte Harthölzer ähnlicher Art.
Diese kenne ich bislang nicht, weiß aber, daß hier einiges in diesem Jahr auf den Markt kommen wird.

Ich sehe das als eine sehr positive Entwicklung, die hier gerade beginnt.


cheers, fiddle
 
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Ich stelle mir diesen thread als einen Streicher-orientierten Info-thread vor,
ohne politische Debatten, oder Diskussionen über Tropenhölzer an Gitarren.
Mal ehrlich: die Klampfer haben mehr als genug Alternativen.

Bei deinen Alternativen mag ich dir als Gitarrist nicht im Wege stehen ... Allerdings betrifft der Transport und der Erwerb von Instrumenten mit gefährdeten Hölzern alle - daher sollten bitte auch alle Aspekte benannt werden.

Außerdem betrifft das Artenschutzabkommen nicht Instrumente, die vor diesem Beschluß hergestellt worden sind. Dazu gehört dann aber ein Echheitsnachweis über Alter und Herkunft -> eine Expertise.

Das ist z.B. nicht komplett, denn es geht auch um den Nachweis, dass das Instrument vor Inkrafttreten des Abkommens bereits in der EU war - siehe Punkt 3. Die Gitarristen haben da vielleicht bereits - basierend auf der schieren Menge an Instrumenten - mehr Erfahrungen gesammelt. Diese sind aber übertragbar.

1. Das Instrument muss vor dem 20.7.1992 hergestellt worden sein. Als Nachweis wird ein Gutachten eines Sachverständigen verlangt. Eine Liste von amtlich anerkannten Sachverständigen wird demnächst vom BfN veröffentlicht. Es wurden in der Vergangenheit aber bereits Gutachten von erfahrenen Händlern, Gitarrenbauern oder sogar privaten Sammlern mit nachweislich langjähriger Erfahrung anerkannt.

2. Das Instrument muss tatsächlich Teile aus Rio-Palisander beinhalten. Das würde sich aus obenstehendem Gutachten ergeben bzw. im Zweifelsfall wäre eine Vorführung im Thünen Institut in Hamburg bei Dr. Koch oder bei einem anerkannten Sachverständigen nötig.

3. Das Instrument muss sich nachweislich vor dem 20.7.1992 innerhalb der EU befunden haben.... und das ist der Knackpunkt! Hab ich das Instrument nun z.B. vor 10 Jahren von einem Privatmann gekauft und der Vorbesitzer ist womöglich nicht mehr auffindbar oder gar verstorben, wie soll ich dann diesen Nachweis erbringen? Da auch die Behörden dieses Problem mittlerweile erkannt haben, wird in den meisten Bundesländern nicht mehr der eindeutige Nachweis eines Kaufes vor 1992 verlangt. Es gibt z.B. die Möglichkeit, sich durch einen Zeugen in einer schriftlichen Erklärung den Vorbesitz bestätigen zu lassen, einigen Behörden genügt sogar die Zeugenaussage des Eigentümers. Je nach Bundesland meines Wohnsitzes muss ich mich nun an die für mich zuständige Behörde wenden und das CITES-Dokument beantragen. Die Bearbeitungszeit liegt in der Regel bei ca. 3 Wochen, die Gebühren variieren erheblich.

Falls du den Thread ausschließlich auf alternative Materialien für Streicher beziehen willst, dann lasse bitte den Threadtitel anpassen.

ACHTUNG - Artenschutz!! Ggf. Nachweispapiere erforderlich!


Gruß
Martin
 
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Als die Münchner Philharmoniker vor zwei Jahren in der New Yorker Carnegie Hall ein Gastspiel gaben, bekamen sie massive Probleme wegen dieser Thematik:

Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (Cites) regelt weltweit den Handel mit geschützten Tieren und Produkten daraus. Lange Zeit waren die Bestimmungen bei Orchester-Tourneen eher lax ausgelegt worden. Doch zum 1. April zog die US-Regierung die Zügel an. «Seither wird wesentlich strenger kontrolliert», sagt Mario Sterz vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) in Bonn.

Die USA verlangten nun für jedes Instrument eine sogenannte Instrumentenbescheinigung, ein Cites-Dokument, mit dem bestätigt wird, dass fragliche Materialien nachweislich vor den Handelsverboten verbaut wurden oder aus registrierten Altbeständen stammen. Betroffen sind vor allem Elfenbein, Schildpatt und geschütztes Rio-Palisander, ein Tropenholz, das ebenfalls im Geigenbau verwendet wird.

Keiner der Musiker der Philharmoniker konnte ein solches Dokument beim US-Zoll vorweisen. Auch eine für Sammeltransporte von Instrumenten in Containern vorgesehene Wanderausstellungs-Bescheinigung war nicht beantragt worden. Nur aufgrund intensiver Bemühungen der Carnegie Hall und der deutschen Botschaft konnte das Gastspiel trotzdem stattfinden. «Wir hatten schon Angst, dass der Zoll die wertvollen Bögen oder Instrumente beschlagnahmt», sagt Orchestersprecher Christian Beuke. Allein den Wert der betroffenen Bögen beziffert er auf 800 000 Euro.

Ähnlich ging es dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks:

Trotz umgangreicher diplomatischer Bemühungen im Vorfeld wurde auf dem New Yorker Flughafen ein Cello-Bogen mit Material des streng geschützten Pottwals beschlagnahmt. Fünf artenschutzrechtlich «besonders riskante» Geigenbögen hatte man aus dem brasilianischen Sao Paolo, wo das Orchester zuvor gastierte, vorsichtshalber in die Heimat zurückgeschickt.

http://www.nmz.de/kiz/nachrichten/a...-elfenbein-im-geigenbogen-sorgt-fuer-probleme
 
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Jetzt bin ich auch wieder etwas ins Grübeln gekommen. Da sich unter dem Anstrich des Saitenhalters meines Bastelprojektes ein Holz befand, das mir am ehesten noch Ähnlichkeit mit Palisander hat, hatte ich dazu passend Palisander-Wirbel bei dictum bestellt. Ein Anruf bei der Produktberatung von dictum ergab zwar keine weiteren Auskünfte zum Holz, aber da nur der Rio Palisander laut wiki auf der CITES-Liste steht, und seit 1998 bei Verkauf mit hohen Geldbußen belegt ist, gehe ich bei dictum von einem "öko-politisch-korrekten" Einkauf (Palisander aus Plantagen-Anbau, Sheesham-Palisander, Santos-Palisander…) aus.

Die Geige wird auswandern, noch innerhalb der EU, aber bei ihrem Besitzer weiß man nie …..jetzt frage ich mich, können die Experten am Zoll die verschiedenen Palisander-Arten auseinanderhalten, oder könnte er doch mal Probleme bekommen? … und ich verwende lieber gleich Buchsbaum sowohl für den Saitenhalter als auch die Wirbel? :gruebel:
 
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