Basser braucht Tipps

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Hallo Musiker,

ich benötige ernsthaft Hilfe oder Tipps zu einem Thema, welches mir seit Jahren die Nerven raubt!

Zu meiner Person:
Ich bin gelernter Bassist, spiele seit knapp 20 Jahren dieses Instrument in der popular/Jazz/Funkrichtung und habe für meine Begriffe viel erreicht. Ich habe in über zehn europäischen Ländern in verschiedensten Gruppierungen mit renommierten Leuten gespielt und bin nunmehr an einem Punkt angelangt, zu dem nur ein Wohnortwechsel ein musikalisches Weiterkommen versichert. Und dies neben einer beruflichen Vollbeschäftigung.

Zum Ausgleich betätige ich mich am Klavier in klassischer.- und Jazzrichtung. Und da kommen wir zum Problem. Am Klavier geniesse ich immer noch eine klassische Ausbildung. Analysiere ich dort Stücke von Komponisten wie Cimerosa oder Schumann, Mozart oder Beethoven zerbreche ich mir nicht den Kopf. Mit klaren musikalischen Regel lässt sich fast alles lösen und der Begriff der Progression findet dort selten Ansatz.
Möchte ich schöne Klavierstücke des Jazz nicht nur spielen sondern auch ergründen was dort harmonisch geschieht, sitze ich teilweise stundenlang und zermartere mir das Hirn. Um hier weiterzukommen studierte ich Sikora und andere diverse Autoren. Ich habe so denke ich auch vieles verstanden, stosse aber stetig auf harmonische Abläufe die ich nicht zu entziffern vermag.
Eventuell bin ich in dieser Thematik zu akribisch denn richtig gute Musiker mit denen ich spielte hatten mit Verlaub, weniger Ahnung als ich. Auch meine Klavierlehrerin, eine Russin die an der Moskauer Oper den Flügel bediente fragt mich ab und an, ob es nicht besser wäre die Zeit mit dem Klang zu verbringen. Ich möchte aber wissen was geschieht.

Vor kurzem und damit zum Thema zurück stellte ich eine solche verzwickte Frage in diesem Forum. Ich bekam verschiedene Antworten und alle sind nach Überlegung und unterschiedlichen Ansatzweisen richtig. Aber was ist jetzt wirklich wahr und korrekt, oder weiß dies nur der Urheber. Gibt es einen ulimativen Lösungsschlüssel den ich mir erarbeiten kann und wo finde ich diesen - oder ein Realbook mit Funktionsanalysen (dafür würde ich einen Tag meines Lebens opfern!)

Nicht falsch verstehen, aber ich bin mir scherzhaft gesagt über den Quintenzirkel im Klaren und habe auch die modalen Interchanges bei Sikora begriffen. Aber trotz meines Wissens tauchen ständig musikalische Kombinationen auf die für mich spielbar; aber nicht lösbar sind. Und das bringt mich zum Verzweifen - das ist keine Floskel, es macht mich fertig. In solchen Situationen sitze ich am Klavier und spiele den Part 143221 mal und verliere den Verstand. Dann kann nur meine Schnecke und mein kleiner Sohn mich auf andere Gedanken bringen.

Es werde Licht - wer weist mir den Weg zum Schalter?

Liebe Grüsse aus Frankreich

Marc
 
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ist ein großes Thema :)
möchte dazu nur zwei kleine Sachen beitragen:

1. es wird im Jazz (etc.) teilweise falsch aufgeschrieben. Viel wird über die Jahre verbessert, manches bleibt womöglich falsch in Umlauf.
Ob das Wort "falsch" seine Berechtigung hat (beim offenen Charakter der Musik und allen möglichen Variationen) ist Stoff für eine ganze Diskussion; ich meine damit, wenn ich mir (alte) Aufnahmen anhöre und Stücke rausschreibe, werden stellenweise gewaltige Unterschiede zu den Noten die ich vorliegen hatte deutlich. Oft bekommt eine Stelle Sinn, die vorher überhaupt keinen Sinn ergab, das Stück gefällt mir dann auch besser^^
Bücher wie das Real Book haben einen geradezu verheerenden Ruf.
Das wird vermute ich im klassischen Bereich nicht so ausgeprägt sein, man kann sich da eher auf die Noten verlassen. (Hoffe ich.)
Mein Rat also, eh du über einem Stück verzweifelst, hör dir an und transkribiere was andere gute Leute daraus gemacht haben - womöglich vergangene Geschlechter, die noch Zugang zu mündlichen Überlieferungen u.ä. hatten, also Wissen, das heute wirklich verlorengegangen ist.

2. es muss nicht alles Sinn ergeben... man kann auch Musik einfach so machen...
das sag ich nicht weil ich es nicht besser weiß (ich hab auch Jazzgitarre studiert und war ziemlich gut in Harmonielehre), aber dieser etwas anarchistisch-punkige Ansatz hilft mir beim Verständnis oft. Mal die Sachen ein bisschen mit Humor nehmen.
 
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stimme auch michums punkten zu.


zumal es ja auch vorkommt das jemand nen stück schreibt oder spielt und selber gar nicht weiß was da funktionstheoretisch vor sich geht. es hört sich für ihn einfach gut an. und dann kommen leute wie wir und wollen das analysieren und sagen 'ah ach so und so ist das, das hat er sich dabei gedacht' und manchmal gibt es halt verschiedene theoretische erklärungen wo ein akkord wohl herkommt. aber vielleicht klang er einfach in den ohren des komponisten gut.

was ich damit sagen will: natürlich gibt es viele regeln die das meiste erklären. aber regeln werden nunmal gebrochen und dann ist es nunmal nicht möglich das ganze zumindest eindeutig zu analysieren, dann gibt es halt verschiedene thesen.
 
Es werde Licht - wer weist mir den Weg zum Schalter?

Man könnte vielleicht besser auf das eingehen, was Du als Dein Problem siehst, wenn Du ein Beispiel nennen würdest für das, was Dir harmonisch so "unerklärlich" erscheint ...

LG, Thomas
 
Zum Ausgleich betätige ich mich am Klavier in klassischer.- und Jazzrichtung. Und da kommen wir zum Problem. Am Klavier geniesse ich immer noch eine klassische Ausbildung. Analysiere ich dort Stücke von Komponisten wie Cimerosa oder Schumann, Mozart oder Beethoven zerbreche ich mir nicht den Kopf. Mit klaren musikalischen Regel lässt sich fast alles lösen und der Begriff der Progression findet dort selten Ansatz.

Richtig, es ist eine "andere" Musik, die nach anderen "handwerklichen" Regeln entstanden ist.

Möchte ich schöne Klavierstücke des Jazz nicht nur spielen sondern auch ergründen was dort harmonisch geschieht, sitze ich teilweise stundenlang und zermartere mir das Hirn. Um hier weiterzukommen studierte ich Sikora und andere diverse Autoren. Ich habe so denke ich auch vieles verstanden, stosse aber stetig auf harmonische Abläufe die ich nicht zu entziffern vermag.
Eventuell bin ich in dieser Thematik zu akribisch denn richtig gute Musiker mit denen ich spielte hatten mit Verlaub, weniger Ahnung als ich. Auch meine Klavierlehrerin, eine Russin die an der Moskauer Oper den Flügel bediente fragt mich ab und an, ob es nicht besser wäre die Zeit mit dem Klang zu verbringen. Ich möchte aber wissen was geschieht.

Vielleicht hilft es, dass Du Jazz und "Klassik" (jedenfalls bis zu den Impressionisten) als zwei getrennte Kulturen betrachtest. Die "klassische" Musik ist sehr nach formalen Regeln gestaltet, jedenfalls hinsichtlich der Harmonik. Dies ist der Jazz nicht in dem Maße. Michum und froo haben das schon erwähnt. Und in der "Klassik" findest Du auch seit dem Impressionismus teilweise Klänge, die "nur" als Farben, aber nicht mehr funktionstheoretisch verstanden werden können. Insofern kann ich die Position Deiner Lehrerin an dem Punkt nachvollziehen.
 
... sitze ich teilweise stundenlang und zermartere mir das Hirn.

Vielleicht ist DAS das Problem ? Verbring´ die Zeit lieber mit Musikhören, mit BEWUSSTEM Musikhören und mit dem "Verinnerlichen" des Gehörten. Was man richtig verinnerlicht hat, braucht man nicht mehr intelektuell begreifen ! Man WEISS es einfach ...

LG, Thomas
 

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