Basslinie & Akkorde

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Hallo ihr Lieben,

tut mir leid, mein Threadtitel müsste besser gewählt sein, aber da ich selbst (noch) wenig Ahnung vom eigentlichen Thema habe, dass wir grade in der Ausbildung (C-Schein in Kirchenmusik) behandeln, hatte ich Schwierigkeiten mit der "richtigen" Definition der Aufgabe.

Ich hab jetzt leider in den letzten beiden Wochen gefehlt, (wir haben immer samstags Unterricht) und hab deswegen einiges verpasst bzw. alleine nachholen müssen. Ich hab mir bereits Unterrichtsmaterialien einer Mitschülerin besorgt, aber ich werde aus ihren Aufzeichnungen leider nicht ganz schlau.

Da wir für Samstag Hausaufgaben zu diesem Thema mitbringen müssen und ich nicht mit ganz leeren Händen dastehen möchte, wollte ich euch um Hilfe fragen. Es geht mir nicht darum, dass ihr die Aufgaben für mich löst (das möchte ich nicht), aber vielleicht könntet ihr mir ja einen "Weg" aufzeigen, sodass ich Schritt für Schritt vorgehen kann und zumindest ansatzweise eine Ahnung hab, was zu machen ist.

Es geht um folgendes: wir bekommen im Bass eine Melodie vorgegeben, zb. c (I), g (V) c (I) und müssen darauf dann einen Dreiklang erstellen, bzw. die restlichen Stimmen drüberschreiben. Dabei kommen auch verschiedene Lagen vor (Oktav, Quint und Terzlage).

Ich hab mir dazu alles wichtige aufgeschrieben, habe aber trotzdem Schwierigkeiten, die Aufgaben zu lösen.

Ich hab zB. eine Übung, die im Unterricht durchgenommen wurde, versucht, selbstständig zu lösen. Allerdings mit mäßigem Erfolg.

Trotz der Regeln, die ich versucht habe bestmöglich zu lernen, (Stimmführungsregeln, Stimmbewegung, Parallelbewegung, alles zum Thema Akkorde usw.), schaffe ich es nicht, die Übungen richtig zu lösen. Ich kenn jetzt zwar die Theorie, aber wenn ich aufs Blatt gucke, und die Basstöne vor mir stehen habe, hab ich keinen Plan, wie ich anfangen muss, damit ich die richtigen Akkorde zu der Melodie finde. Den ersten Basston schreibe ich meistens richtig (zb. c (in Oktavlage) - egc), aber die restlichen Töne die folgen (f in Terzlage zB.) schreibe ich falsch.

Bin für jeden Tip dankbar!!

Liebe Grüße,
Deva
 
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Es werden ja "lediglich" die Töne der Akkorde der Reihe nach oktaviert. Gleiche Töne bleiben ja liegen.
Wie im Genauen sieht deine Aufgabe denn aus?
 
Dabei kommen auch verschiedene Lagen vor (Oktav, Quint und Terzlage).
Sind die Lagen vorgegeben, oder darfst/musst Du alles selber entscheiden (klingt eher so, weil Du nur dann eine Stimmführung entscheiden kannst ...)?
Grüße
H.M.
 
Die Lagen sind teilweise (?) vorgegeben.

Eine Übung sieht zB. wie folgt aus:

Basslinie vorgegeben: c (Oktavlage), f, f (Terzlage) / c, f, c / g, c, c (Oktavlage) / g, c

Bei dieser Übung hatte ich nicht mal die Hälfte richtig.

Die zweite Übung ist jetzt im Violinschlüssel, dh. die Sopranstimme ist vorgegeben:

1Vorzeichen (b) (F-Dur?)

c (I), a (I), g (V), a (I) / b (IV), a (I), g (V), c (V)-->c(I), a (I), b (IV), a (I), g (V), e (V), f (I)

Die Bezeichnungen stehen für die erste, vierte und fünfte Stufe, also die Tonika, Subdominante und Dominante. Nur verstehe ich nicht, wie ich darauf den Bass und im Anschluss dann noch die restlichen zwei Stimmen (Alt und Tenor) erstellen soll.. ?!
 
Ich hab mal im Schnellgang einen "Aussetz-Kurs" verfasst. Der geht noch nicht auf Deine gegebenen Lagen usw. ein, aber er zeigt hoffentlich das Prinzip (und ist hoffentlich halbwegs richtig - aber das, was ich da beschreib, mach ich, wenn ich an der Orgel sitze und einen halbwegs ordentlich ausgesetzten Satz brauche ...). Ich hoff, die Bildgrößen passen ...

Gegeben ist z.B. die folgende Basslinie mit Stufen zur Eindeutigkeit:

Aussetzen1.png


Man beginnt mit dem Sopran. Warum? Weil beim Sopran die Stimmführungsregeln am härtesten gelten: Der Sopran muss eine "halbwegs schöne Melodie" singen, während man den inneren Stimmen "bösere Sprünge" zumutet (bis zum "Absprung vom Leitton"). Auf einer blauen Hilfszeile schreibt man sich (wenn man sich auch nur ein wenig unsicher ist) die Akkordnoten hin und sucht sich daraus eine Meloeienote. Beim ersten Ton ist das leicht:

Aussetzen2.png


Bei den weiteren Tönen ist es eigentlich auch leicht: Man nimmt den nähesten Ton aus dem Akkord, außer das führt zu einer verbotenen Parallele. Wenn es zwei "näheste" gibt (nach oben und unten), darf man sein Kompositionsgespür verwenden ... prinzipiell mögen die Leute, die das korrigieren, "Gegenbewegung", daher eher den, wo gegen des Bass eine Gegenbewegung entsteht. Hier ist ein weiteres Stück ...

Aussetzen3.png


... und jetzt sind wir fertig:

Aussetzen4.png


Beim Kontrollieren merkt man, dass die zwei letzten Töne eine Oktavparallele bilden - blöd. Also reparieren:

Aussetzen5.png


Jetzt kommt der Alt. Erster Ton ist wieder leicht:

Aussetzen6.png


Und weiter geht's mit demselben Patent wie im Sopran: Nähesten Ton suchen, nur muss man schon gegenüber zwei Stimmen aufpassen, dass keine Regelverstöße (Parallelen) entstehen. Dafür darf man innen weiter springen!

Aussetzen7.png


Aussetzen8.png


Und dann noch für den Tenor. Hier muss man außerdem aufpassen, dass man den Dreiklang vollständig macht = wenn bisher nicht alle drei Töne erklingen, den dritten nehmen. Dabei muss man im strengen Satz noch auf so Regeln wie "keine Terzverdoppelung bei ..." aufpassen.

Wenn es partout keinen Ton gibt, der gemäß dne Regeln passt, dann kann man
  • kann man eine der anderen Stimmen verschieben und sich so Platz für den Ton schaffen (das ist meistens schwerer, als man glaubt, weil man schnell vorn oder hinten eine neue Parallele produziert ... aber es wird in Übungsbeispielen in der Regel verlangt)
  • kann man eine Pause, Umspielung, ... schreiben
  • gegen die Regel verstoßen (das durfte Beethoven, ich leiste es mir auch, in Übungen darf man nicht, außer man spekuliert auf Durchkommen mit "genügend")

AussetzenB.png


Was rauskommt, ist meistens nicht wirklich gut, weil "konstruiert", aber häufig gut genug!
Hilft Dir das?

Grüße
H.M.

---

Mindestens ein Fehler ist drin: Der dritte Akkord hätte ein IV sein sollen, ist aber ein II. Das gibt mindestens 4 Punkte Abzug ... Korrektur überlasse ich den geneigten Lesern.

H.M.
 
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@hmmueller

vielen vielen Dank für die ausführliche Erklärung!!! ich hoffe, das Prinzip dahinter verstanden zu haben.

Falls der umgekehrte Fall vorhanden ist, sprich: nur der Sopran als Stimme vorgegeben ist, muss ich dann nach gleichem Schema verfahren?

Zu den verschiedenen Lagen hätte ich noch eine Frage:

Ich mache dazu grade eine Übung und werde nicht so ganz schlau aus der Sache.

In einem Takt haben wir im Bassschlüssel zB. ein e in Terzlage... daraus ergibt sich folgender Akkord: b-es-g (1-gestrichene Lage)

...das Stück geht weiter... irgendwann haben wir wieder dieselbe Situation, nämlich ein e in Terzlage im Bassschlüssel... jetzt wird es aber wie folgt geschrieben: b-es-g (und hüpft in die zweigestrichene Lage, sprich: b1, es2, g2)

Woher weiß ich, dass ich jetzt nach oben und nicht nach unten gehen muss?

Hab mir dazu die Stimmführungsregeln näher angeschaut, aber nix passendes dazu gefunden...
 
(Ich hoffe, ein zweites Posting von mir ist ok - ich hätt's gern getrennt vom vorherigen, weil's um eine eigene Aufgabe geht).

Ich hab zur Demo noch Deine erste Übung runtergeschrieben - hier sind die Schritte. Ich weiß natürlich nicht, ob ich gut genug wäre für Deinen Kurs - aber so irgendwie geht es sicher. Ich halte mich genau an das Verfahren aus dem vorherigen Posting - keine "Kreativität" oder so ;-)

Angabe hinschreiben:
Uebung1.png

Basslinie lt. Angabe:
Uebung2.png

Akkordtöne:
Uebung3.png

Vorgegebene Melodietöne aufgrund der Lage:
Uebung4.png

Ab jetzt kommt die wirkliche Arbeit.

Melodie ergänzen - wie gesagt: Nächsten Ton aus den Akkordtönen suchen, wo nicht gegen Regeln verstoßen wird:
Uebung5.png

Alt dazu - Achtung auf Parallelen:
Uebung7.png

Tenor dazu - Achtung und auf Parallelen und dass alle drei Töne in jedem Akkord vorkommen:
Uebung8.png

Das war's.

H.M.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
ein e in Terzlage... daraus ergibt sich folgender Akkord: b-es-g (1-gestrichene Lage)
Ich nehm an, Du meinst "es".

Und der Akkord liegt wie? so wie hier der erste? Normalerweise gibt man die Töne von unten nach oben an, und weil Du b-es-g geschrieben hast, hab ich den Akkord so hingeschrieben - oder meinst Du einen, wo alle 3 Töne eingestrichen sind, also es-g-b, so wie den zweiten?

Und der zweite, "zwei-gestrichene" ist der rechte - sind das die beiden?

AkkordeEsDur1.png
 
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Vielen Dank für deine Mühe!! :)

Zur ersten Übung: die wurde wohl laut Mitschülerin in der Klasse vom Lehrer korrigiert.

Sie hat folgendes in ihrem Heft stehen: ich werde, der Übersicht halber, die Lagen nur mehr mit Ziffern benennen.

c (8) --> e-g-c (von unten nach oben)
f --> f-a-c
f (3) --> f-a-c

c --> e-g-c
f --> f-a-c
c --> e-g-c

g --> d-g-h
c --> e-g-c
c (8) --> e-g-c

g --> d-g-h
c --> e-g-c

Umkehrungen sind hier auch schon mit bei. Nur weiß ich nie, wann eine Umkehrung eingesetzt wird?

--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Ich nehm an, Du meinst "es".

Und der Akkord liegt wie? so wie hier der erste? Normalerweise gibt man die Töne von unten nach oben an, und weil Du b-es-g geschrieben hast, hab ich den Akkord so hingeschrieben - oder meinst Du einen, wo alle 3 Töne eingestrichen sind, also es-g-b, so wie den zweiten?

Und der zweite, "zwei-gestrichene" ist der rechte - sind das die beiden?

AkkordeEsDur1.png

Ja genau, ich meinte im Bass natürlich auch es.

Erster Akkord stimmt, letzter auch.
 
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Sie hat folgendes in ihrem Heft stehen....
Da stehen ein paar Akkorde mehr als in Deinem ersten Posting - aber sonst ist das eine "normale Aussetzung" ...

Umkehrungen sind hier auch schon mit bei. Nur weiß ich nie, wann eine Umkehrung eingesetzt wird?

Ich sag einmal: Halte Dich an mein Verfahren - es ist ein "melodisches Verfahren", das heißt jede Stimme wird "waagrecht" konstruiert, nicht, wie einem häufig erklärt wird (und wie's auch in Deinem Bild offenbar passiert), ein "harmonisches Verfahren", wo man "Akkorde einsetzt". Bei dem melodischen Verfahren sind die Stimmführungs- und Parallelenregeln i.d.R. leichter einzuhalten - und außerdem singt ein Chor so!
Bei dem melodischen "waagrechten" Verfahren wird eine Umkehrung nicht "eingesetzt", sondern sie ergibt sich zufällig aus den Stimmen. Daran ist nichts falsch.

(Wenn Du - und ich - einmal wirklich gut aussetzen können, dann können wir auch Akkorde und ihre Umkehrungen bewusst einsetzen - aber das tun wir dann, wenn wir halbwegs schnell korrekt setzen können!)

Hier haben wir die Übung in ES-Dur: Bassstimme ist gegeben, Rest wird dazu geschrieben

Das wiederholte Es mit Terzlage ist wohl der erste Akkord in der zweiten Zeile - dort ist der Akkord oben drüber aber falsch, weil da ein B-Dur-Akkord steht, nicht ein Es-Dur-Akkord.
Also schreiben wir den schnell um ... und dann ist Deine Frage: Wieso plötzlich "so hoch oben", wo doch in derselben Situation ganz am Anfang die oberen drei Stimmen eine Oktav tiefer war?

Antwort: Die Melodie geht eben so! Leider wird hier nach der "vertikalen" ("harmonischen") Methode gearbeitet - das führt meiner Meinung nach zu solchen Fragen.

Singe (oder spiel) Dir einmal nur die Melodiestimme vor und lass den Alt und Tenor einmal rasten - wer immer da die Melodie erfindet, schreibt sie eben hier grad ziemlich weit rauf (das ist übrigens ein klassischer Aufbau von Stücken: Tief anfangen, in der Mitte rauf=Spannung erzeugen, zum Schluss wieder runter=Ruhe einkehren lassen). Hier komponiert eben jemand - Dein Lehrer, Du, wer immer.
Sing/spiel die Melodie einmal weiter (damit Du nur erlaubte Töne verwendest, würden diese blauen Akkorde von oben helfen) und schreib sie bis zum Ende auf.

Und jetzt erst ergänzt Du die beiden Mittelstimmen - dann ergibt sich eben, dass manchmal ein Akkordteil höher und manchmal tiefer ist (also die eine oder andere Umkehrung verwendet wird).

Wer immer diese Stimme erfunden hat, hat sich übrigens nicht an meine Regel "nimm immer den nähesten nächsten Ton aus dem passenden Akkord" gehalten - sondern er/sie "springt".
Dafür gibt es keine einzigen Grund außer dass er/sie es eben so wollte. Ich würde das aber nicht tun, außer die Übung schreibt das vor (Z.B. "Vertonen Sie folgenden Text ..." - und der ist eben "springlebendig").

(Wie gesagt, ich finde meine "waagrechte" Methode zumindest für den Anfang besser ... da treten einige Schwierigkeiten gar nicht auf - aber natürlich muss man alle solche "Methoden" irgendwann hinter sich lassen ...).

H.M.
 

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