Darf ich unbetonte Silben höher singen als betonte Silben?

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DieLehrerBAND
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Hallo,

ich habe folgendes gelesen:

"Wenn du die Musik zuerst geschrieben hast, musst du dich außerdem an der Gesangsmelodie orientieren. Dein Text muss singbar sein. Nicht nur muss die Menge des Texts stimmen, so dass er in die Melodie passt; er muss auch, wenn er gesungen wird, seine natürliche Betonung beibehalten.

Beispiel:
Du hast eine Melodie: Der erste Ton ist tief, der zweite Ton ist hoch. Du musst für diesen kurzen Melodieteil nun auch ein Wort finden, dass zuerst eine unbetonte und danach eine betonte Silbe hat (betonte Silben spricht man höher aus!). Unpassende wäre etwa "Friede". Das kannst du leicht ausprobieren, indem du dieses Wort versuchst in der ersten Silbe tief und in der zweiten Silbe hoch auszusprechen. Frie-DE klingt unnatürlich. Es muss FRIE-de heißen. Ein Wort, das auf die kurze Melodie passen würde, wäre "ver-STEH'N" oder "be-KANNT."

Das ist der Link: http://alicehive.de/songwriting-crashkurs/

Aber in vielen Liedern verhält es sich nicht so. Oft werden unbetonte Silben höher gesungen. Das liegt nicht daran, dass ich die Silben falsch betone; ich habe schon im Duden nachgeschlagen.
Meine Frage lautet jetzt: Was ist richtig? Darf ich unbetonte Silben tatsächlich höher singen als betonte Silben? Oder nicht?


Viele Grüße,

DieLehrerBAND
 
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Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Meine Frage lautet jetzt: Was ist richtig? Darf ich unbetonte Silben tatsächlich höher singen als betonte Silben? Oder nicht?

Dürfen? Natürlich.
Genau der Effekt, den du da beschreibst, macht ja zum Teil den Unterschied aus, ob man etwas als gesprochen oder gesungen wahrnimmt ;)
Sobald man einen Text singt, ist diese "Betonungsregel" (für mein Empfinden zumindest) aufgehoben und stattdessen geben die Silben nun Töne wieder. Und die orientieren sich dann natürlich nach musikalischen Gesetzen und nicht nach Linguistischen.
(Und in der Musik heißts eindeutig: Ja, du darfst :great:)


Man geht ja auch nicht mehr nur "einfach runter", sobald man "ver-STEH'N", wie du es so schön dargestellt hast, singt anstatt es zu sprechen, ist klar vorgegeben, dass ich eine Sekunde, einen großen Terz, was auch immer nach unten gehe und das funktioniert aber genauso in die andere Richtung.

Stells dir mal so vor: Beim singen wird die Stimme "als Instrument eingesetzt" und das kann natürlich in beide Richtungen spielen :)

Gruß

EDIT
Ich glaub, du hast da eine kleine Verwechslung gemacht - unter "Betont" versteht ein Musiker etwas anderes als etwa ein Sprachwissenschafter. Klar, vordergründeg geht es darum, aus einer akkustischen Wahrnehmung einen bestimmten Abschnitt hervorzuheben. Dafür bedient sich der Mensch beim sprechen zum Einen dessen, das er "mehr Energie aufwendet" (vereinfacht gesagt lauter spricht), sobald dieser Part beginnt, er setzt einen Akzent, das funktioniert in der Musik genauso. Zum Anderen grenzt er es durch eine Änderung der Tonhöhe ab. Das man bei manchen Worten rauf- bzw. runtergeht, ist eine rein sprachliche Entwicklung.
Weil in der Musik wird dieses Ändern der Tonhöhe, dieses "Rauf-und Runtergehen" ja um einiges differnzierter und gezielter einsetzt und deswegen haben die Regeln, die fürs "normalle Sprechen gelten" schlicht und einfach Nachrang ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für deine sehr ausführliche Antwort!
 
Ist es denn so, dass man immer betonte Silben höher spricht?
Also von der Sprache her ists doch eher so, dass nicht wirklich die Betonung die "Tonhöhe" bzw. Stimmlage (darf man da Stimmlage sagen?) der Stimme ausmacht.
Da gehts doch eher darum, wie der Text, den man spricht eigentlich gemeint ist. Also, z.B. als Aussage, Frage oder Ausruf.
"Verstanden" könnte man auf mehrere Arten interpretieren, je nachdem, wie die "Tonhöhe" sich ändert. Sprich mal die folgenden Sachen laut aus:
"Verstanden?"
"Verstanden."
(Ein etwas genervter Ausruf) "Verstanden....!"

Grundsätzlich kann man über den Verlauf der Tonhöhe sagen:
Bei einer Frage steigt die Tonhöhe am Ende des letzten Worts im Satz, das unterscheidet eine Frage auch ganz deutlich von einem Aussagesatz, in dem die Tonhöhe am Schluss fällt (um auf den Punkt zu kommen).
Du kannst jeden beliebigen Satz nehmen und ihn zum Fragesatz machen, indem am Schluss die Stimme leicht nach oben geht.

Das solltest du auch mal bedenken.
 
...Meine Frage lautet jetzt: Was ist richtig?

Höre die Musik, die Du am liebsten magst und die dich inspiriert. Wenn es dir um die Einheit Text und Melodie sowie deren Gestaltung geht, dann wird dir auffallen, dass im Rock/Pop/Folk/Jazz die meisten Sänger/innen ihren eigenen Stiefel singen, der gelegentlich ganz ordentlich schön "gegen die Regeln" sein kann.
In der Musik, die Du magst, kannst Du hören, wie es geht.

Was die Einhaltung von Regeln betrifft, habe ich bei meinen folgenden Beispielen einige Zweifel.
Was dagegen die Wirkung ihrer Musk betrifft, machen die Künstler m.E. aber alles richtig.
Ihrem Erfolg entsprechend empfinden das viele andere Hörer genauso. Der Letztgenannte ist unter Jazzern durch seine Musik längst unsterblich geworden.
Campino: http://www.youtube.com/watch?v=4qGXavSwTmE&feature=player_detailpage#t=55s
Grönemeyer: http://www.youtube.com/watch?v=AunsPZYTjB0
Bob Dylan: http://www.youtube.com/watch?v=-ZsweuaqAf8
Chet Baker: http://www.youtube.com/watch?v=aegpqp2mNSM

Gruß Claus
 

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