Hoffentlich hatte der bedenkentragende Pädagoge auch einen guten Tip zum zügigen Erlernen der Intervalle im Oktavraum auf Lager.
Für mich geht die "Kritik" allerdings am Sachverhalt vorbei.
Es ist fast unmöglich zu verhindern, dass etwas Gelerntes auf weitere Zusammenhänge (hier: musikalische Hörerlebnisse) angewendet wird. Die Ursache dafür ist "Generalisierung", das wurde in der Lernpsychologie schon vor vielen Jahrzehnten untersucht.
http://psychologie-news.stangl.eu/92/generalisierung
Zum praktischen Vorgehen
1. Anhören allein nutzt nicht viel, man muss den Song schon singen lernen.
Das Hören zum Singen lernen (und/oder auf dem Instrument nachspielen) trifft sich mit der Methode von Jochen Pöhlert.
2. Wer den Interval Song singen kann, kann die chromatischen Intervalle innerhalb der Oktav abrufen, der "Kopfrecorder" spult automatisch an die richtige Stelle.
Mögliche Abkürzungen zu nutzen, wenn sie etwas lernen gibt es nicht nur bei Menschen, das mach(t)en auch z.B. meine bisherigen Hunde.
Für die Intervalle kann man auch, wie bei earmaster empfohlen, seine Lieblingsliedstellen zusammenstellen und singen lernen, auch dann wird der Transfer des Gelernten beim Erkennen später automatisch funktionieren.
Kleines Beispiel: zur Quarte singt praktisch jeder, den ich kenne "Der Mond
ist aufgegangen" oder etwas prosaischer das Martinshorn und in meiner alten Heimat Köln gerne auch den Karnevalstusch.
www.youtube.com/watch?v=1CtQR9uJiQQ
Mir "abstrakt" oder nur durch Hören ein Intervall einzuprägen würde mir dagegen viel schwerer fallen.
Lernen besteht in der Ausbildung neuer Verbindungen in und zwischen Hirnarealen, die biologisch für verschiedene Aufgaben bei der "Signalverabeitung" zuständig sind.
Dieser Prozess des Lernens funktioniert immer dann am schnellsten und nachhaltigsten, je mehr Sinneskanäle an der Lernerfahrung beteiligt sind (sehen, hören, riechen, schmecken, körperlich fühlen).
Intervalle sind natürlich nur der Einstieg in die Gehörbildung, auch Jochen Pöhlerts Buch stellt eine eigene Methode vor, die viel weiter führt. Man kann sich dazu das Inhaltsverzeichnis z.B. bei stretta in der Buchvorschau ansehen.
www.stretta-music.com/search/q/jochen+p%F6hlert/jochen-das-ohren-buch-neue-wege-der-musikalischen-gehoerbildung-nr-167880.html
Als Popmusiker oder Jazzer könnte man sich u.a. mit dem Klang von Akkord und Arpeggio eines maj7, dom7, m7 und m7b5 Akkordes beschäftigen.
So erweitert man das hörende Verständnis wieder durch Hören des Akkords und Arpeggio singen.
Gleiche gilt für die wichtigsten Tonleitern oder typische Akkordverbindungen.
Falls man mal das kostenlose Jazz Handbook von Jamey Aerbersold liest und/oder sich mit Vol 1. und Vol. 3 aus seiner Play-Along Reihe beschäftigt, dann stößt man ebenfalls auf diese Strategien.
www.jazzbooks.com/mm5/download/FQBK-handbook.pdf
www.jazzbooks.com/jazz/product/V01DS
jazzbooks.com/jazz/product/V03DS
Gruß Claus