Das Problem mit der Luft - wie atme ich richtig mit der Ziach

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Ich hab jetzt knapp zweieinhalb Monate mit meiner Ziach hinter mir und bin mit dem Fortschritt recht zufrieden. Eine Sache gibt es allerdings, mit der ich nicht klarkomme. Luft... Ich Stückerln die mal eine längere Druck- oder Zugphase haben, geht mir die Luft aus. Zwischen den Tönen habe ich kaum Zeit den Luftknopf zu betätigen, also muss ich es ja während des Spiels machen. Gibt es von den erfahrenen Spielern vielleicht einen Tipp, wie und wann man am Besten Luft holt oder Luft ablässt? Da ich bisher keinen Lehrer an meiner Seite habe, wäre ich da um jeden guten Tipp dankbar.
Schöne Grüße, Markus.
 
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Hi Markus,

das ist eines der großen Probleme bei Wechseltönigen Instrumenten und auch z.B. b eim Bandoneon, wo es viele spieler gibt, die Generell nur auf Zug spielen.

Um das Luftholen in 'Nullkommanix' zu ermöglichen sind bei diesen Instrumenten die Luftklappen gegenüber dem Akkordeon um ein vielfaches größer.

Wenn du also den Balg schon fast ganz zugeschoben hast und weiter auf Druck spielen musst, hilft nichts, als z.B. zwischen zwei Takten oder an anderen Stellen, die dafür geeignet sind die Luftklappe zu drücken und Luft zu holen. Bei einem versierten Spieler fällt das fast nicht auf. 'Fast nicht' bedeutet aber, dass es denoch zu merken ist. Zeitmäßig darf sich das nur innerhalt einer sechzehntel Note bewegen.

Du schreibst, dass du erst seit kurzen spielst, vopn daher kann cih dir nur raten: spielen, spielen spielen. Das klappt nicht auf Anhieb wie du dir das vorstellst. Schau mal in youtube, da gibt es bestimmt einige Videos dazu.
 
Ok, vielen Dank schon mal für die erste Antwort. Ich versuche immer wieder im Spiel richtig luftzuholen, aber das hakt ganz gewaltig und ich komme dann auch draus. Ich bin mir sicher, dass es mal klappen wird, nur bin ich halt so ohne Lehrer unsicher ob es so richtig ist. Im November besuche ich ein Harmonika-Seminar und ich hoffe, dass mir da einige Sünden ausgetrieben werden und einige Kniffe gezeigt werden können. :D
 
Hi, Markus,
Das Problem kenne ich auch von der Anglo Concertina. Die ist auch wechseltönig und hat kein so großes Luftventil, wie ein Bandoneon.
Diese "Kurzatmigkeit" ist z.T. ein Anfängerproblem, kann aber auch bei erfahrenen Spielern auftreten, die ein neues Stück einstudieren. Wenn du noch etwas unsicher spielst und mal zwischendurch überlegen musst, welcher Knopf als nächstes dran ist, zögerst du den Bruchteil einer Sekunde, und Schwupp! reicht die Restluft im Balg nicht mehr aus. Das Problem geht oft von alleine weg, wenn man die fragliche Passage zügig durchspielen kann.

Es gibt aber auch Fälle, wo man auch beim richtigen Tempo den ganzen Balg für eine Passage braucht. Es kommt auch vor, dass man eine lange Passage auf Druck spielen muss, gefolgt von einer kurzen auf Zug und wieder eine lange auf Druck. In diesem Fall braucht man mehr Luft, um den Balg von "ganz zu" nach "ganz offen" zu bringen, als durch die paar Ziehtöne hereinkommt. In diesem Fall betätigt der Concertinaspieler den Luftknopf während er die Ziehtöne spielt. Nicht einfach draufpatschen, sondern mit Gefühl teilweise niederdrücken, damit gerade genug Luft durchkommt. Dabei hält man den Druck (bzw. Zug) auf den Balg konstant, und dieser öffnet/schließt sich automatisch schneller als bei geschlossenem Luftventil. Anders gesagt, man verbraucht bewusst mehr Luft als nötig für die kurze Passage und erreicht so den Ausgangspunkt der nächsten Passage.
(Gilt sinngemäß auch für eine kurze Druck- zwischen zwei langen Ziehpassagen.)

Das klingt wie ein Klimmzug, ist aber fester Teil der Concertina-Spieltechnik. Deshalb liegt auch der Luftknopf der Concertina (wie beim Bandoneon) unter dem Daumen der rechten, führenden Hand.

Wenn das alles nicht reicht, kann man sich echte Klimmzüge überlegen, wie z.B. beim kurzen Balgweg dicke Akkorde und beim langen Weg Einzeltöne zu spielen (wobei ich nicht weiß, ob und wie es bei deinem "Ziach" geht. Die Bezeichnung habe ich noch nie gehört.)

Hoffentlich hilft dies trotzdem!

Cheers,
Jed
 
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@Jed
Die Steirische (von Hermann Härtel) http://www.volksmusikschule.at/harmonika.htm
Manche nennen sie "Knöpferlharmonika" und leiten den Namen von den vielen Knöpferln ab, die einem Laien etwas verwirrend erscheinen. Andere sagen "Quetsch'n". Der Name klingt wohl etwas derb, immerhin wird aber doch etwas gequetscht. Es gäbe noch andere Namen, die man diesem eigenartigen Instrument im Laufe vieler Jahre gegeben hat: Zugorgel, Zugin, Wanzenpress, Ziach, Ziachharmonie, Harmonie oder eben die "Steirische".
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Eine Sache gibt es allerdings, mit der ich nicht klarkomme. Luft... Ich Stückerln die mal eine längere Druck- oder Zugphase haben, geht mir die Luft aus. Zwischen den Tönen habe ich kaum Zeit den Luftknopf zu betätigen, also muss ich es ja während des Spiels machen. Gibt es von den erfahrenen Spielern vielleicht einen Tipp, wie und wann man am Besten Luft holt oder Luft ablässt?

Dein Thema ist für ziemlich Fortgeschrittene. Zunächst gilt ganz einfach: Je kürzer Du den Baß spielst, desto eher kommst Du mit der Luft hin. Also üben - üben - üben ;) Hier ist ein Auszug aus

http://www.volksmusikschule.at/spieltechnik.htm#Luft

Meiner Harmonika geht so schnell die Luft aus
Natürlich ist es möglich, dass der Harmonikabalg undicht ist. Vielleicht sollten Sie dies einmal überprüfen, die Harmonika zusammendrücken, ohne einen Ton zu spielen. Wenn dann wirklich die Luft merkbar ausgeht, sollten Sie das gute Stück reparieren.
Häufiger ist damit aber gemeint, dass bei langen Druck- (oder Zug-)Passagen nichts mehr geht, obwohl das Stück noch gar nicht zu Ende ist. Der Blasbalg ist am Ende und geht einfach nicht weiter zu (oder auf).
Um dies zu vermeiden, gibt es mehrere Techniken
Wenn Sie vorher wissen, dass Sie zu lang ziehen (oder auch drücken) müssten, so sollten Sie vorher schon während des vorherigen Drückens (oder Ziehens) zusätzliche Luft holen, den Luftknopf (oder die Lufttaste) leicht drücken, aber dabei sonst normal weiterspielen. Der Zuhörer darf nichts davon merken.
Betätigen Sie während des Spieles den Luftknopf, so sollte man das am Klang nicht hören, die Lautstärke sollte sich nicht verändern. Das braucht natürlich etwas Übung.
Sie könnten luftsparend spielen, etwa weniger Knöpfe drücken, also die Melodie statt dreistimmig nur einstimmig spielen. Sie können auch die Bassknöpfe nur kurz antippen, es klingt meist ohnedies besser, die Basstöne nicht zu lang auszuhalten (siehe nächsten Punkt weiter unten)
Wenn es Ihnen trotzdem passiert, dass Ihnen die Luft während des Spielens ausgeht, (oder wenn die Zugpassage viel zu lang ist, was manchmal auch vorkommt,) können Sie kleine bis kleinste Pausen benützen, um schnell wieder Luft zu holen (dabei Luftknopf drücken). Das sollte man aber üben, damit auch hier der Zuhörer nichts von diesem kleinen Trick hört.
Fortgeschrittene Spieler können auch statt Zug auf die nächstäußere Reihe wechseln und dort im Druck spielen, (oder statt Druck auf die nächstinnere Reihe im Zug,) dann aber inkl. Wechsel der Basstasten auf die neue Reihe. Das bedingt allerdings ein anderes Griffschriftbild, der Satz ändert sich, der Klang sollte sich aber nicht ändern, es sollten die gleichen Töne bzw. Akkorde erklingen.
Da die Balgführung so wichtig ist, muss man halt ein Stück einmal probeweise durchspielen, damit man merkt, wo (abhängig etwa von Lautstärke und Dichtheit des eigenen Balges) vorher schon Luft geholt werden muss, die man erst nachher braucht.
Gute Spieler haben den Balg am Ende einer Druckpassage fast geschlossen, ziehen ihn auch bei Zugpassagen nur so weit auf, wie unbedingt nötig. Enge Balgführung wirkt nicht nur optisch gut, sie erleichtert auch gefühlvolles Spiel. Dazu: Sehe ich im Fernsehen einen Harmonikaspieler der volkstümlichen Sparte, der seine Harmonika fast zerreißt, dann weiß ich, das er nicht spielen kann, bei ihm spielt nur das Playback.
Übungshalber können Sie auch einmal versuchen, ein einfaches Stück mit ständig gedrücktem Luftknopf zu spielen. Diese Übung lehrt, den Luftbedarf richtig einzuschätzen und mit der Luft sparsam umzugehen. Aber Vorsicht: Sie sollten dabei natürlich den Balg nicht zerreißen.

Die Bassknöpfe brauchen bei mir gar so viel Luft
Versuchen Sie, die Basstöne nur kurz zu spielen, höchstens halb so lang anzuhalten wie notiert. Vielleicht können Sie den Bass sogar staccato spielen. Sie werden merken, Sie brauchen nicht nur gleich weniger Luft, Ihr Spiel wird auch automatisch schwungvoller, tänzerischer, der Rhythmus prägnanter.
Das gilt übrigens häufig auch für die Melodie. Es ist oft besser, vor allem bei Polkas, die Töne nur kurz zu anspielen. Echtes legato ist in der Volksmusik ohnehin ziemlich verpönt. Weiches, gefühlvolles Spiel bedingt, dass man jeden Ton, jeden Akkord mit einer winzigen, eigentlich nicht hörbaren Pause an den vorherigen anschließt.
 
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