Davidsbündlertänze, Nr. 2, Schumann - Probleme zu zählen

wit
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Ich bin sicher, dass mir jemand helfen kann und dass ich einfach nur völlig dämlich auf dem Schlauch stehe... :embarrassed:
Klavierstunde habe ich erst in ein paar Wochen wieder.

Ich übe gerade ein Stück aus den Davidsbündlertänzen von Schumann, aber ich kapiere einfach den Rhythmus nicht. Außerdem bin ich mir nicht so richtig sicher, was ich mit welcher Hand spielen soll.
Vielleicht ist das Hauptproblem auch, dass ich nicht richtig durchblicke, um wie viele Stimmen es sich handelt.
Ich kopiere mal beispielhaft den ersten Takt, ich hoffe, dass das bezüglich Copyright in Ordnung ist:


upload_2018-4-11_10-50-45.png


Bisher habe ich das E auf der zweiten Achtel im Bassschlüssel mit links gespielt, das G und die folgenden Töne (dritte Achtel, Violinschlüssel) mit rechts - so kommt es jedenfalls einigermaßen hin.

Die Basstöne zu zählen ist auch noch logisch.

Aber dann im Violinschlüssel... die Verwirr-Noten sind G und Cis (punktierte Achtel) - verstehe ich es richtig, dass das G auf 2 und das Cis auf "und" kommt?
Das würde ja heißen, das D (punktierte Viertel auf 1) bleibt liegen, während das G angeschlagen wird, aber nicht mehr beim Cis, oder?
Die Melodie höre ich dann als D-Cis-G (rot eingekringelt).

Ich freue mich, wenn mir jemand helfen kann, den Knoten zu lösen.
Danke!
 
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Hallo wit!
Die Taktart 3/4 sollte wohl besser 6/8 heißen? Die Melodie in der rechten Hand geht vom d´' zum cis´'. Im Grunde musst Du, wie Du
schon selbst angedeutet hast in der rechten Hand die Tonlängenbezeichnungen einfach wörtlich nehmen! Um im 3/4-Takt zu bleiben,
spielst Du auf 1 mit dem dritten Finger das d´' und lässt den Finger liegen, bis auf 2 und das cis´' erscheint.Auf 2 spielst Du mit dem
Daumen das g' und lässt es liegen bis auf die 3. Die darauffolgende Melodienote cis´' lässt Du ebenfalls liegen, während Du mit dem
5. Finger das hohe g´' anschlägst. Auf 3 und schlägst Du anschließend wieder mit dem Daumen das tiefe g' an, während Du das cis''
und das hohe g´' loslässt. Wichtig ist, die Melodie hervorzuheben, indem Du vor dem Anschlag die entsprechenden Finger hebst
und mit Schwung und Gewicht die beiden Töne hervorhebst. Natürlich darfst Du dabei nicht vergessen, das Pedal zu drücken. Die übrigen Töne spielst Du mit der linken Hand.

Ich hoffe, Dir ein wenig weiter geholfen zu haben und verbleibe

MfG

habadawi
 
Du wirst wahrscheinlich keine Hilfe mehr brauchen. Ein guter Tipp bei solchen Problemen ist allgemein immer: Stück anhören (von einem guten Interpreten gespielt) und versuchen mitzulesen. So lösen sich viele Probleme im nu, wenn Notentexte uneindeutig sind oder scheinen.
 
@habadawi und @Annino
Danke für eure Hilfe!
Sorry, dass ich mich nicht früher gemeldet hab, bin verreist und habs vor meiner Abreise nicht mehr geschafft, ernsthaft an dem Stück zu arbeiten bzw. deine Hinweise, @habadawi umzusetzen.
Wir nach meiner Reise nachgeholt!
 
Die selbe Stelle kommt ja im viertletzten Takt nochmal fast identisch (in der l.H. ist ein Ton mehr):

upload_2018-4-21_3-5-42.png


Die ganze Stelle ist mehrstimmig zu verstehen.

Zunächst fällt auf, daß die erste Note der r.H. zwei Notenhälse hat, einen nach oben und einen nach unten. Diese Note ist also zweistimmig, so, als würde sie von zwei verschiedenen Instrumenten gespielt.

Wenn man analytisch liest, kann man feststellen, daß der Punkt hinter der Note nur zum oberen Notenhals gehört, also eine punktierte Viertel darstellt.

Die erste Stimme wäre dann:

upload_2018-4-21_3-16-55.png


Also d'' auf 1 sowie cis'' auf 2und.

Die zweite Stimme hat auf Zählzeit 1 genau das gleiche d'' wie die erste Stimme, allerdings als Viertel. Für diese Note, die den Notenhals nach unten hat, gilt der Punkt nicht:

upload_2018-4-21_3-21-4.png

Allerdings müßte korrekterweise auf Zählzeit 3und noch eine Achtelpause stehen. Warum die fehlt, weiß der Geier ... Oder es müßte das letzte g' im Takt noch einen Notenhals nach oben mit Achtelfähnchen haben:

upload_2018-4-21_3-24-23.png


Die dritte Stimme hat lauter Achtelnoten. Wichtig ist: Die im Notenbild erscheinenden Punkte gelten nicht für diese Achtelnoten:

upload_2018-4-21_3-46-58.png

Das ist im Grunde ein 6/8 Takt. Diese Unterteilung in 2 x 3 Töne, die wie ein 6/8-Takt aussieht, ist ein Gegenrhythmus zum vorgezeichnteten 3/- Takt.

Die vierte und fünfte Stimme sieht so aus:

upload_2018-4-21_4-6-7.png

Hier fehlt im Grunde die Viertelpause am Schluß, vermutlich aus Übersichtlichkeitsgründen.

Die letzte Stimme lautet (im viertletzten Takt):
upload_2018-4-21_4-10-58.png

bzw. (im ersten Takt):

upload_2018-4-21_4-12-6.png

Hier ist deutlich der 3/4-Takt zu erkennen.

Wenn man all diese Stimmen zusammenaddiert, kommt Schumanns Notenbild heraus.

Warum im ersten Takt des Stückes der zweite Notenhals der erste Note in der r.H. fehlt, ist mir nicht ganz klar.

In der Praxis heißt das: Die Achtelnoten spielt man gleichmäßig, sie geben den Rahmen, an dem man sich für den 3/4-Takt orientieren kann. Dann muß man versuchen herauszubekommen, welche von den oben aufgeführten Stimmen man versucht, durch längeres Aushalten und durch Betonung klanglich herauszuarbeiten.

Viele Grüße,
McCoy
 

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Es erklingen glelchzeitig 3/4 und 6/8, daher das beabsichtigte träumerische "schweben". Technisch: zartes betonen der verschiedenen schwerpunkte.
Typisch für Schumann und Brahms, nennt man "polyrhythmik" oder besser "polymetrik".
 
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@McCoy
Wow, großartig, vielen Dank!
Das macht es viel klarer - ich wußte doch, dass meine Schwierigkeiten darin besteht, dass ich die einzelnen Stimmen nicht auseinanderdividiert kriege!
Leider kann ich es im Moment nicht am Klavier ausprobieren, weil ich verreist bin, aber ich freue mich schon darauf, mich hinein zuvertiefen!
Dank auch an @Günter Sch.
 
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Ein kleines Update: Inzwischen klingt es schon ein bißchen wie Musik und einen sinnvollen Fingersatz habe ich auch zurechtgefummelt...
Es war eine große Hilfe zu begreifen, dass in einer Stimme einfach gleichmäßig Achtel durchlaufen. Daran orientiere ich mich jetzt.
Alle Feinheiten hab ich noch nicht durchdrungen, aber immerhin wird es spielbar.
Mal sehen, was meine Lehrerin nächste Woche dazu sagt!
 
Wenn du nicht mehr zählen musst, sondern der musik folgst, bist du auf dem richtigen wege. Versuch, die tasten gemäß dem notenwert zu halten, d.h. polyphon zu spielen.
Das pedal hilft, das rechnen zu verschleiern. Es ist eine Eusebius-stelle. verträumt, schmeichlerisch und leichtfüßig. Nicht jedes klavier gibt es her. Versuch, es dir vorzustellen.
Ich halte sehr viel davon, musik zu lesen, bevor man sie spielt.
 
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