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Die Band als Unternehmergesellschaft (UG)

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Alle Tipps&Tricks im Internet und in Diskussionen hier im Forum gehen ja davon aus, dass eine Band als GbR funktioniert und dass man entsprechende Regelungen in einer Art "Bandvertrag" festhalten sollte.

Jetzt bin ich neulich zufällig über die "Unternehmergesellschaft" (UG), eine Art "Mini-GmbH" gestoßen. Gerade beim Thema Haftung (bzw. Beschränkung dieser Haftung, wenn etwas schiefgeht) bietet eine "echte" juristische Person auf den ersten Blick natürlich Vorteile gegen über der GbR, bei der ja grundsätzlich jeder mit seinem gesamten Vermögen haftet. Dagegen steht natürlich ein höherer administrativer Aufwand.

Ein paar Infos nachlesen kann man hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Europäische_Privatgesellschaft

Man könnte also aus meiner Sicht relativ einfach und mit relativ günstigen Kosten die Band als echte "Firma" gründen und viele der wirklich komplexen Themen in GbR-Verträgen (Verwertungsrechte, Anteile am Gewinn, Rechnungen für Gigs, etc.) recht eindeutig regeln. Da fragt man sich natürlich, ob der andererseits anfallende Admin-Aufwand für Bands, die nicht einzig und allein von der Musik leben wollen, überhaupt im Verhältnis dazu steht.

Wäre in jedem Fall ein ungewöhnlicher Weg - aber das muss ja nicht sein, dass es automatisch ein schlechter Weg wäre.

Mich würden daher Eure Meinungen, Ansichten zum Thema "Band als UG" interessieren.

Edit: der einzige Link, den ich bisher finden konnte, ist der hier: https://www.musiker-board.de/vb/mus...gabepflicht-f-r-bandleader-2.html#post3678388
 
Eigenschaft
 
Spontan frag ich mich, ob noch irgendwo Fallstricke lauern hinsichtlich Besteuerung... dass zum beispiel plötzlich Gewerbesteuer oder ähnliches fällig wird. Bei ner GbR ist das ja noch alles einigermaßen durchschaubar.
 
Hi Zauberer,

imho macht eine UG nur wirklich Sinn, wenn man wirklich vorhat, die Musik als nachhaltige, gewerbsmäßige Tätigkeit auszuüben. Wichtigster Punkt an dieser Stelle ist, Du unterliegst sämtlicher Pflichten des GmbH-Gesetzes. Du (als Geschäftsführer) führst eine Kapitalgesellschaft, bis Angestellter, führst Sozialversicherungsbeiträge ab und bist vor allem buchführungspflichtig. Dies widerum zieht nach sich, dass Du eine Bilanz statt einer einfachen Einnahme-Überschussrechnung zu erstellen hast. Die Kapitalgesellschaft ist zudem körperschaftsteuerpflichtig. Die Einnahmen des Geschäftsführers und der weiteren (wohlgemerkt angestellten Bandmitglieder) sind als Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit zu versteuern, die natürlich trotz allem jedes der Bandmitglied in einer persönlichen Einkommensteuer zu erklären hat.

Es sind Sozialversicherungsmeldungen, Lohnsteuer-Anmeldungen und ein umfangreicher Jahresabschluss nebst Steuererklärungen zu fertigen. Hinsichtlich der Gewerbesteuer gelten bei Kapitalgesellschaften die gleichen Grenzen wie Einzelfirmen oder Personengesellschaften.

Weiterhin ist zu beachten, dass min. 25% des jährlichen Jahresüberschusses (Gewinns) einer Rücklage zur Ansammlung des Stammkapitals also der Summe Geldes, mit der die "GmbH in spe" haftet, zugeführt werden muss und damit den Überschuss also die Summe verfügbaren "Geldes" schmälert. Geld habe ich deswegen in Anführungszeichen gesetzt, da bei einer Bilanz der Überschuss nicht zwangsläufig das derzeit verfügbare Geld, die liquiden Mittel der Kapitalgesellschaft darstellt.

Ich möchte das Ganze an dieser Stelle nicht unnötig verkomplizieren und in Steuer- und Handelsrechtsfachchinesisch ausarten, denke aber persönlich, wie vielleicht auch an den Basis-Beispielen oben ersichtlich wird, dass eine UG für die meisten hier im Board aktiven Bands keine wirkliche Alternative zur GbR darstellen kann.

Wie gesagt, das ist meine persönliche Meinung, die ich auch gerne noch weiter ausschmücke, falls das gewünscht wird ;)

Grüße
Marc

P.S.: Ach ja, und die Komplexität ist um ein Vielfaches höher als bei einer GbR (wird möglicher Weise aus diesem Post auch schon deutlich)...
 
magst du mir nicht meine steuer machen? :D
 
Wie gesagt, das ist meine persönliche Meinung, die ich auch gerne noch weiter ausschmücke, falls das gewünscht wird ;)

Gewünscht!

Was Du geschrieben hast, war mir vom Grundsatz her natürlich schon klar. Hab mich ja ein wenig informiert. Steuern usw. sollte man eigentlich in den Griff kriegen, wenn man in der Band z.B. ein paar studierte BWLer und praxiserfahrene Kaufleute dabei hat. Klar, wenn man eine Steuerkanzlei beschäftigen muss, dann wird's schon recht teuer.

Sowieso: die Kosten sind bisher das, was diese Form aus meiner Sicht am unattraktivsten macht. Recht hohe Set-Up-Kosten für Satzung, Eintragen, etc., plus evtl. hohe "running costs" für Steuer, Verwaltung, usw.

Gegen viele klassische Haftungsthemen bietet so eine "richtige" Gesellschaft allerdings reichliche Vorteile. Man spielt nen Gig, der Drummer bricht sich vorher den Arm, Ersatz ist nicht aufzutreiben - eine Schadensersatzklage des Wirts wegen entgangener Einnahmen (so sinnvoll sie denn ist, Klage ist erstmal Klage und daher Stress) gegen eine juristische Person ist erstmal angenehmer als gegen mich, da ich eben mit meinem gesamten Vermögen hafte.

Andere Ideen: Proberaumkosten als Miete für den Geschäftsraum absetzen, Mehrwertsteuer beim Bandequipment sparen, etc.

Aber wie gesagt: Mehr Überlegungen Deinerseits sind durchaus gewünscht.
 
Andere Ideen: Proberaumkosten als Miete für den Geschäftsraum absetzen, Mehrwertsteuer beim Bandequipment sparen, etc.

Hallo,

dafür spielt die Rechtsform keine Rolle! Mit anderen Worten: das kann die GbR auch.

Die "Angst" vor der GbR rührt letztlich doch daher, dass man glaubt, mit seinem Privatvermögen haften zu müssen und das bei einer GmbH umgehen zu können. Das ist auf den ertsen Blick auch richtig. Letzlich nimmt man sich mit einer GmbH aber viele Pflichten ins Boot, deren Verstoß schnell ebenfalls zu einer persönlichen Haftung führen kann.
Bei einer GmbH hat man in diesem Sektor wohl immer das Problem, dass sie kurz vor der Insolvenz steht, wenn man nicht der GmbH als juristischer Person entsprechende Mittel zufließen lässt. Mit anderen Worten: wer mit der Musik wenig verdient und viele Ausgaben hat, der rangiert immer am Rande einer Insolvenz.
Das Thema ist in letzter Zeit sehr relevant geworden, weil mittlerweile alle Krankenkassen, das FA usw. sehr viele GmbH-Geschäftsfürher persönlich (!) auf Schadensersatz verklagen, weil sie die Insolvenzanmeldung verschleppt haben (oft ganz ohne es überhaupt zu wissen!). Dieses Problem wird bei der neuen UG noch viel stärker werden: aufgrund mangelnden Gründungskapitals steht zu befürchten, dass manche dieser UGs schon eine juristische Sekunde nach ihrer Gründung insolvent sind. Entgegen landläufiger Vorstellung muss man für eine Insolvenzreife nämlich nicht mehrer Millionen Schulden haben. Wenn die UG mit 1 Euro Kapital gegründet wird, ist sie quasi schon insolvent, weil sie ihre eigenen Gründungskosten nicht tragen kann. Sobald man dann den ersten Satz Saiten auf die UG kauft, hat man theoretisch schon eine persönliche Haftung am Bein!
Wie das letztlich alles in der PRaxis gehandhabt wird, muss sich erst noch zeigen.
Jedenfall ist Ziel der UG die Erlangung der 25000 Euro Kapital einer normalen GmbH. Deshalb muss 1/4 des Überschusses auch in das Gesellschaftskapital einfließen. Macht man das nicht oder nicht richtig, kann schon wieder eine persönliche Haftung die Folge sein.

Dabei ist bei einer GbR die Haftung für Musiker doch recht überschaubar: vieles lässt sich mit Versicherungen abdecken, in vielen anderen Fällen (z.B. in dem Fall mit dem verletzten Musiker) besteht m.E. überhaupt keine Haftung usw.

Nochmal: auch eine Fahrgemeinschaft zur Schule ist bereits eine GbR! Meiner Meinung nach wird das alles viel heißer gekocht als gegessen!
 
Danke, sind alles gute Argumente.

Besonders schwierig wird die Argumentation für jemanden, der mit Leuten zusammenspielt, die (1) schon mal mit ihrer Firma pleite gegangen sind und nun bei der Band auf maximale Sicherheit setzen wollen oder (2) Erfahrungen aus anderen Bands mitbringen, wo die ganze Sache wegen Streitereien um die Kohle gescheitert sind oder einfach nur (3) selbstständig sind und immer nach Tricks suchen, wie wir als Band mehr Kohle machen können. Würde man jetzt rein hypothetisch annehmen, dass z.B. ich diese Konstellation in meiner Band hätte, wäre ich schon etwas genervt... ;-)
 
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Danke, sind alles gute Argumente.

Besonders schwierig wird die Argumentation für jemanden, der mit Leuten zusammenspielt, die (1) schon mal mit ihrer Firma pleite gegangen sind und nun bei der Band auf maximale Sicherheit setzen wollen oder (2) Erfahrungen aus anderen Bands mitbringen, wo die ganze Sache wegen Streitereien um die Kohle gescheitert sind oder einfach nur (3) selbstständig sind und immer nach Tricks suchen, wie wir als Band mehr Kohle machen können. Würde man jetzt rein hypothetisch annehmen, dass z.B. ich diese Konstellation in meiner Band hätte, wäre ich schon etwas genervt... ;-)

zu 1)
-> genau das meine ich: die absolute Sicherheit gibt es nicht, weder bei der GmbH noch bei der GbR. Auch bei der GmbH kann das eigene Vermögen ganz schnell weg sein. Zusätzlich hat man da eben das Problem dass viele Behörden und andere Beteiligte sehr viel genauer hinsehen. Im Übrigen ist es auch so, dass je nach Größe des Geschäfts wohl keiner mit 10-Euro-Stammkapital-UGs Geschäfte macht. Das wissen die Geschäftspartner auch, dass dann evtl. nix zu holen ist.

zu 2)
-> die Streitereien sind auch von der Gesellschaftsform unabhängig! Da gilt der alte Spruch: es kann auch der Gerechteste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Gesellschafter nicht gefällt!

zu 3)
-> mehr Kohle gibts es durch die GmbH nicht. Im Gegenteil, die ist ja auch noch eintragungspflichtig, unterliegt der Gewerbesteuer usw.

Letztlich ist es so: durch die GmbH kommen auf eine normale Band mehr Pflichten, Arbeit und Risiken zu, als in der normalen GbR!
Wer auf maximale Risikovermeidung aus ist, sollte sich informieren, ob für bestimmte Konstellationen
a) überhaupt eine Haftung besteht,
b) diese Haftung durch eine Versicherung abgedeckt werden kann,
c) schriftliche Vereinbarungen mit den Bandmitgliedern (=Gesellschafter!) treffen
d) mit etwas gesundem Menschenverstand und offenen Augen durchs Leben gehen ;)

Gruß
Chris
 

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