Eigene Versionen von Covers - und der Mut dazu

  • Ersteller GloriaThomas
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sie sollen die Songs zu "ihren eigenen" machen und nicht einfach "nachsingen". Die wollen keine "Coversänger". Und da gibt es schon immer wieder tolle Versionen zu hören - allerdings denke ich, dass die sehr wohl in eingehenden Proben vorher einstudiert werden - spontan ist da gar nix.

Ein Auftritt bei einer Castingshow ist nicht vergleichbar mit einer Jam-Session eines Folk-Ensembles. Selbstverständlich studieren die KandidatInnen Ihren Auftritt ein, schließlich haben sie nur 2 Minuten, um Jury und Fernsehpublikum zu überzeugen. Da probiert man nicht eben mal spontan auf der Bühne was Neues aus.

Was @Jed wahrscheinlich meint: In der "Findungssphase", wenn du "deine eigene Version" entwickelst, solltest du den Songs auf das Allernötigste reduzieren: Töne und Text. Also eben nicht das Original-Playback verwenden, denn das wird dich eher dazu verleiten, dich auch gesanglich mehr am Original zu orientieren.

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Ah, dann hab ich dich da missverstanden.
Dann ist es vermutlich der ganz natürliche Aspekt, dass man sich selbst immer anders hört und wahrnimmt, als einen andere hören. Ich denke das kennt aber hier jeder
Nein, das meine ich nicht. Ich bin jemand, der ganz genau hört. Und es gibt Songs, da gibts ganz bestimmte Stellen, zB Phrasen, die auf eine ganz bestimmte Art gesungen werden - oder die ich auf eine ganz bestimmte Art singen WILL. Und das gelingt dann oft nicht. Das ist allerdings dann nur für mich selbst relevant - Zuhörer kriegen das nicht mit.
 
So langsam verstehe ich dich. Das ist dann eine schwierige Kiste. Ich gehe davon aus, dass ein Zuhörer das schon mitkriegt, aber nicht wissen kann ob du das so beabsichtigt hast oder nicht.
Da bleibt dir dann wohl wirklich nur die Chance, dich immer wieder aufzunehmen, bis du auf einer Aufnahme die Version findest, die dir vorschwebt.
 
mittelblau
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Oder als Tribut XYZ auftreten.
 
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Ich habe eh' nie so recht verstanden, wieso mal ein Lied 1:1 kopiert.
Das mag eine technische Herausforderung sein, oder vom Auftraggeber bezahlt werden. Aber als Musiker ist man Künstler.

Es geht, meiner Meinung nach, darum, einen eigenen Weg zu finden, ein Lied mit der eigenen Kreativität und dem eigenen Vermögen zu spielen.
Und es ist auch abhängig von der Situation: Am Lagerfeuer ein Lied zu spielen wie in einer Halle vor 1500 Leuten? Das geht doch der ganze Reiz der Musik und des Musizierens flöten.

Also: Reinhauen. Mut haben. Gerne auch mal respektlos sein. Das ist für mich der Reiz, Musik zu machen.

LG mittelblau
 
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Mit einer Band ergibt sich das meiner Erfahrung nach eigentlich fast automatisch (außer man will es bewusst vermeiden und möglichst nah am Original bleiben). Man hört sich das Original an und schaut, wie man das umsetzen kann. Schon allein dadurch, das man meistens nicht exakt gleiche Besetzung und Equipment haben wird, bekommt der Song dann schon eine eigene Note (was gut oder schlecht sein kann). Beim wiederholten Proben bzw. damit auftreten macht es dann Spaß, es nach und nach mehr in eine andere Richtung (z.B. eher fetziger Metal oder langsamer Blues oder mit mehrstimmigem Gesang dazu oder längeres Gitarren-Solo oder andere Tonart oder Übersetzung in andere Sprache oder ...) zu entwickeln. Irgendwann wird es dann eine eigenständige Version, die man verinnerlicht hat und an der man sich auch orientiert, falls man versehentlich mal zu Karaoke-Begleitung trällern sollte.

Ich weiß aber nicht, ob das auch so einfach funktionieren kann, wenn man immer nur die gleiche Instrumenntal-Begleit-Spur hört - stelle ich mir auf jeden Fall viel schwieriger vor. Vielleicht geht es, wenn man sich hinsetzt und wirklich mal exakt ausnotiert, was man wie singen will, wo es von der bekannten Version abweicht. Dann kann man bewusst und gezielt darauf hinüben (z.B. da jetzt diese Variation in der Melodieführung, dort jetzt eine kleine Verzögerung, da jetzt mit viel mehr Power einsetzen, dort jetzt was eher Sprechgesang statt "schön" gesungen usw.). Wenn man das genug nach Noten geübt und sicher intus hat, kann man auch in Stress-Situationen vor Publikum auf diese eingeprobte Version zurückkommen, wenn das freie Improvisieren mal nicht so locker läuft.

Ich denke, die Angst, falsch zu singen kann nur durch proben, proben, proben überwunden werden. Dabei aufnehmen und dann kritisch anhören, das was nicht überzeugt noch mehr üben oder vielleicht doch eine andere Version finden, die besser funktioniert. Bei Casting-Shows wird auch so gearbeitet - in den Final-Runden mit Unterstützung durch Vocal-Coaches. Da wird stunden- oder manchmal tagelang am 2,5-Minuten-Auftritt gefeilt, bis eine perfekte Basis da ist, auf der aufbauend dann im Idealfall locker drauflos gesungen werden kann.
 
Aber als Musiker ist man Künstler.

Schön wär's: Die meisten Berufsmusiker sind Dienstleister. Wenn man in einer Tanzband, Hochzeitsband oder Top-40-Band spielt, erwarten Publikum und Auftraggeber eine einigermaßen originalgetreue Wiedergabe der Songs. Zumindest so weit wie möglich.

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Hallo,

Aber beim Singen spielt sich das rein körperlich ab, ob ich will oder nicht. Ich hab den Eindruck, ich kann das gar nicht wirklich beeinflussen. Es kommt einfach anders heraus, als ich mir das vorstelle.
Ich weiß nu gar nicht mehr wo, aber hier hat es meiner Meinung jemand schon richtig beschrieben (neben vielen anderen guten hoffnungsvollen Dingen). Sobald das Mic an ist, will man es besonders toll und sauber machen und man ist nicht mehr bei Sich.

Es wird immer geschrieben, dass Musik etwas sehr persönliches ist. Wenn man sich da Gedanken darüber macht, was Andere denken wird es nicht gut.

Ich würd fast wetten, wenn du so für dich singst kommen bestimmt manches Mal Dinge raus wo du dich fragt wie du das gemacht hast,,, du versuchst es noch Mal,,, und,,, ist ja gar nicht so schwer,, kaum Mic an und alles wech... wie es viele beschrieben haben.

Wie hier auch bereits geschrieben wurde, ist es sicherlich nicht nur die Routine, sondern halt eine Gefühlswelt für sich selber zu erzeugen und aufrecht zu erhalten. Mit Routine hört es sich gut an...Mit Gefühl einfach satt.

Dazu ein Beispiel von welchen ich grad nicht mehr loskomme:
Dragonborn comes
 
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Mir fällt halt immer auf, dass bei diversen Casting-Shows, dioe ich mir gelegentlich anschaue, immer von den Leuten gefordert wird, sie sollen die Songs zu "ihren eigenen" machen und nicht einfach "nachsingen". Die wollen keine "Coversänger".
Der letzte Satz passt da nicht hin. Gesucht wird keine exakte Kopie, sondern eine Interpretation. Beim Covern geht es ja nicht darum, etwas möglichst genau nach zu singen, sondern eben so, wie es einem selbst gefällt.
Das beste Cover ist eine Nummer, die man schrecklich findet, so zu spielen, dass was tolles draus wird.
 
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Die erste Voraussetzung, wenn man den Gesang eines Songs frei interpretieren möchte, ist, dass man sich von der Originalversion trennt. Das klappt natürlich nicht in einer Karaokebar, wo üblicherweise die Originalversion als Playback gespielt wird. Je näher man am Original bleibt, um so mehr erwartet das Publikum auch die Original Vocals, und das geht einem selbst sicherlich auch so. Je mehr man sich vom Original entfernt, um so freier kann man auch die Vocals interpretieren.
 
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Der letzte Satz passt da nicht hin. Gesucht wird keine exakte Kopie, sondern eine Interpretation. Beim Covern geht es ja nicht darum, etwas möglichst genau nach zu singen, sondern eben so, wie es einem selbst gefällt.
Das beste Cover ist eine Nummer, die man schrecklich findet, so zu spielen, dass was tolles draus wird.
Entschuldige, da war ich nicht ganz genau - COVER ist natürlich der nachgesungene Song an sich schon - ich meinte in dem Fall KOPIE. Und die Frage ist eben, wann wird aus der Eigeninterpretation eine "Verhunzung"?
 
Und die Frage ist eben, wann wird aus der Eigeninterpretation eine "Verhunzung"?
Ich denke, da wird Dir niemand exakte Kriterien aufzählen können - wenn es "gut" ist, passt es, wenn es "schlecht" ist, ist es halt verhunzt.

Ein paar objektive Kriterien gibt es da im Allgemeinen zwar schon ("schlecht" sind stimmliche Mängel, grob zu hoch oder zu tief gesungene Töne oder verschlampte Einsätze, "gut" ist eine mitreißende Performance oder sind überraschende musikalische Ideen, die einem Song einen anderen Charakter geben usw.) - aber wahrscheinlich fallen selbst da jedem auch gleich wieder ein paar Gegenbeispiele ein:

Helge Schneider könnte auf seine geniale Art wahrscheinlich einen Song so covern, dass zwar jeder Ton krautfalsch gesungen, ich aber trotzdem schwer begeistert wäre.

Helene Fischer hingegen macht bei einem Cover sicher formal alles richtig, da wird von allen Beteiligten mit Perfektion höchst professionell gearbeitet - aber mir wäre das Ergebnis halt trotzdem zuwider.

In erster Linie soll es für Dich musikalisch befriedigend sein und Dir vor allem Spaß machen. Wenn es darum geht, dass man damit auch was verdienen will, muss man halt auch schauen, was beim Publikum ankommt - wenn die mitgröhlen wollen, muss man mehr am Original dranbleiben und darf eher nicht mit gefinkelten rhythmischen Verschiebungen und überraschenden Oktavierungen aufwarten ...
 
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Ich denke, da wird Dir niemand exakte Kriterien aufzählen können - wenn es "gut" ist, passt es, wenn es "schlecht" ist, ist es halt verhunzt.
Zustimmung. Für mich zählt das Kriterium "Stimmigkeit" noch dazu. Das richtet sich vor allem an die Aussage und die Atmosphäre des songs. Ein gelungenes oder sogar congeniales cover nimmt die Aussage und Wirkung auf, interpretiert es aber neu und steigert damit im besten Fall seine Wirkung. Dazu kann auch gehören, den Original-Song "gegen den Strich" zu bürsten oder ihn musikalisch in einem neuen Genre zu platzieren.

Ob das dann aber gelungen ist, liegt auch im Auge des Betrachtenden - ein Indiz für mich wäre allerdings so etwas wie "Trifft nicht meinen Geschmack, hat aber was." oder "Verleiht dem Stück neuen Glanz.". Letztlich ist eine eigenständige Interpretation wie ein neuer song: Auch da gehört Mut dazu, ebenso wie ein Dahinterstehen. Halbgares erkennt man sofort und ein cover bringt zudem durch das Original eine Fallhöhe mit, die ein neuer eigener song nicht unbedingt aufweist. Dabei kommt es auch auf das Genre an. Im Jazz ist es üblich, songs, die zum üblichen Standard gehören, mit individueller Note zu singen und zu interpretieren. Da ist nichts Bahnbrechendes dabei, das ist das Gegenteil von Tabubruch - das ist das, was erwartet wird. Insofern ist auch die Erwartung daran gemildert: wenn es okay ist, ist es okay.

Bleibt für mich die Frage, ob die Suche nach "objektiven" Kriterien nicht im Wesentlichen eine Entlastungsfunktion hat: Es braucht die innere Überzeugung, vielleicht sogar eine Art innere Notwendigkeit oder zumindest die Lust am Experiment, ein cover anders und neu zu interpretieren. Das läßt sich nicht durch die Überprüfung objektiver Kriterien ersetzen, es braucht diesen Mut, zu springen.

Ich empfinde hier in diesem thread einen gewissen Spalt zwischen dem Wunsch, gesanglich neu zu interpretieren, dabei aber eine Technik zu benutzen, die auf bestehende Backingtracks und generell ein niedriges technisches Level setzt und damit eine wirklich eigenständige Interpretation gar nicht erst zuläßt. Wonach wird gefragt: Nach der "Erlaubnis", den "Kriterien" oder "Grenzen" von "eigenen Versionen" - ohne die Möglichkeit zu haben, tatsächlich welche zu machen? Ist das eine Art Rückversicherung, bevor man überhaupt anfängt? Sich die tatsächlichen Möglichkeiten zu schaffen, wirklich eigene Versionen von Covers anzugehen, ist doch die Voraussetzung, reale Erfahrungen damit zu machen. Um dann konkret zu entscheiden, welche dieser Covers die Qualität der Eigenständigkeit erfüllen. Ich habe das Gefühl, das Pferd wird vom Schwanz her aufgezäumt. Aber immerhin: wenn mittlerweile klar geworden ist, dass es mehr als backingtracks braucht, um eigenständige Covers anzugehen, ist ja auch schon einiges gewonnen.

Herzliche Grüße

x-Riff
 
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Vielen Dank!
Zum ersten Punkt:
So ein Beispiel kenne ich - es gibt eine geniale Swing-Version von ARE YOU LONESOME TONIGHT von den Mavericks, die ich total liebe.

View: https://www.youtube.com/watch?v=NVMyIqU_48s

Zum Zweiten:
Die Frage war auch zweigeteilt - zum einen ging es tatsächlich um INTERPRETATION versus VERHUNZUNG, zum anderen um das eigene Vemögen oder Unvermögen, unbefangen zu singen und sich etwas zu trauen, sobalds "ernst" wird.
Über die technischen Möglichkeiten habe ich mir, ehrlich gesagt, überhaupt keine Gedanken gemacht - es ging mir auch eher ums Singen, als um irgendwelche komplizierten Aufnahmemöglichkeiten.
 
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Interessantes Beispiel! Im Original ein langsamer Walzer, als Swing durchaus eine gewagte Interpretation, aber genauso schön schnulziger Charakter, daher in meinen Augen weniger eine Verhunzung, als die Pop/Rock-Coverversionen, an denen sich Paul Anka versucht hat.
 
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Mir ist die Diskussion hier nicht klar. Beispiele wären hilfreich.

Der Mavericks-Track ist gut - aber eigentlich doch genau ein Anti-Beispiel ??
Die Band spielt statt Walzer einen Bigband-Swing, der Sänger bleibt aber weitestgehend in der alten Rolle. Nur halt mit rhythmischen Anpassungen, damit es zum 4er-Beat paßt. Das ist ja m.E. auch genau der Gag an diesem Track.

Hier im Thread müßte es aber doch genau andersherum sein:
Karaoke - identischer backing track. Das einzige, was sich ändern kann, ist die Gesangslinie.
Was muß/kann/darf ich tun, um hier eine eigene "Version" draus zu machen.

Damit wir nicht aneinander vorbei reden, wären Beispiele gut, mit Gesang, der vom Original abweicht, aber denselben Backing track (oder sehr ähnlich) nutzt. Also selbes Tempo, selbe Tonart.
 
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Das war auch eher eine Nebendiskussion - um Coverversionen, die in ein anderes Genre gehen.
Hat mit der eigentlichen Fragestellung nix zu tun, stimmt.

Beispiele sind ein bissl schwierig - weil es im Grunde JEDEN Song betrifft, den man nachsingt.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ja, klar ist es schwierig mit Beispielen. Grad das wäre aber wohl gut ;)

Die Bewertung selbst einzelner Töne geht halt schnell ziemlich auseinander. Ich habe schon öfters erlebt, daß jemand erzählt von der eigenen Note in den Songs - und ich denke mir nur "ja, wo isse denn, diese eigene Note ?".
Und dagegen gibt's dann andere, die selbst gar nicht wahrzunehmen scheinen, daß sie gerade kreativ sind ...
Die Spanne der Wahrnehmung ist breit.
 
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Es betrifft ja auch keinen konkreten Song, sondern immer die, die ich grade singe. Und das wechselt ja.... ich bin ja in einer Karaokegruppe - und da singe ich immer was anderes. Allerdings ist das in dieser Gruppe sowieso toll - weil man sich da eh ausprobieren kann.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich möchte hier mal nebenbei erwähnen, dass GloriaThomas sich für ihren Gesang absolut nicht zu verstecken braucht . Bis heute höre ich mir gerne ab und zu das Cover "Denk in deine Tram an mi" an, weil es mir so gut gefällt:


View: https://www.youtube.com/watch?v=o3X9u96F_KY

Von daher: Nur Mut :great:
 
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