Ergonomie des Bajan-Griffbretts

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Diversen Quellen zufolge hat die besondere Konstruktion der Bajan-Diskantseite mit dem nach vorn gerückten Griffbrett ergonomische Gründe.
Mir leuchtet allerdings nicht ein, worin hier der Vorteil bestehen soll; für den Daumen wird das Greifen eher ungünstiger, je weiter weg vom Körper das Griffbrett sitzt, aber auch wenn man mal vom ursprünglichen Spiel mit vier Fingern ausgeht, sticht mir hier kein Nutzen ins Auge.
Mein kleines Pigini Konverter ist so gebaut - und ich finde das sogar eher ungünstig: Im Gegensatz zu meinem anderen Instrument mangelt es bei Balgwechseln erstmal ein wenig an Stabilität, da zwischen Griffbrett und Körper so viel Spielraum ist.
Mich würden mal die Erfahrungen von euch interessieren, die ihr auch solch ein Instrument spielt oder mal ausprobiert habt.
Ich hab auf die Schnelle nur ein Bild von einem alten 3-Reiher gefunden, auf dem man das schön sieht:
Bajan.jpg
 
Eigenschaft
 
Im Gegensatz zu meinem anderen Instrument mangelt es bei Balgwechseln erstmal ein wenig an Stabilität, da zwischen Griffbrett und Körper so viel Spielraum ist.
Anhang anzeigen 222626

Also, der Kontakt ist bei mir von meiner Körpermitte zum Mittelteil des Diskants.
Der ist aber auch variabel: sitzt man gerade, ist es eng, beugt man sich, kann man es weg schieben - kein Querriemen!
Die rechte Schulter ist ziemlich frei, der Arm muß nicht so abgeknickt werden, weil er 15 cm Abstand vom Körper hat. Wenn Du einen dicken Pullover anziehst und dann mal den Arm einige Minuten ganz an den Körper (rechte Brust oder so) anlegst, hast Du einen Krampf in der Beuge. Nicht zuletzt stützt man beim Sitzen mit dem rechten Bein gegen das Griffbrett. Wenn das Brett ganz hinten ist, stützt man mit dem Bein entweder garnicht (alles lastet auf den Schultern) oder man ist relativ festgelegt was die Haltung betrifft. Stösst das Brett aber wie beim Bajan weiter vorn ans Bein, kannst Du den Winkel verändern. D.h. Du kannst auch das Instrument selbst nach links oder rechts schieben, mehr oder weniger Stabilität einräumen. Kasakov hat mit nur einem Riemen gespielt und alles sah unglaublich relaxt aus. Mit der 4 Finger Technik hat man durch den hinten angeklemmten Daumen noch zusätzlichen Gegendruck.

Ich kann immer nicht verstehen, wenn ein Lehrer auf eine bestimmte Haltung achtet. Ich propagiere dynamisches Sitzen.
 
Ich kann immer nicht verstehen, wenn ein Lehrer auf eine bestimmte Haltung achtet. Ich propagiere dynamisches Sitzen.
Das finde ich auch z.B. bei Shishkin faszinierend, wie er mit dem ganzen Körper arbeitet:
http://www.youtube.com/watch?v=hAf-ngwshNY
Also, dass der rechte Arm etwas weniger gebeugt werden muss (Ellenbogengelenk) leuchtet ein. Aber warum meinst du, lässt sich der Winkel nicht auch variieren, wenn das Griffbrett mehr zum Schritt hin an der Oberschenkelinnenseite anliegt? Bei mir klappt das eigentlich ganz gut. Liegt vielleicht aber auch daran, dass ich gern relativ hoch sitze.
 
Weil sich das Bein am Oberschenkel weniger bewegen kann als in Richtung Knie. (Hebel)
Um das Auszunutzen sollte man in einer Höhe sitzen, bei der die Oberschenkel waagerecht stehen. Wenn Du sehr hoch sitzt hängen sie herunter und das Instrument hat dort weniger Kontakt, ganz egal ob das Griffbrett vorn oder hinten ist.

Die Haltung ist auch eine sehr persönliche Sache. Shishkin macht das super, Kazakov auch aber ganz anders.
 
Das scheint ja bei ihm wirklich die "Alte Schule" zu sein, wenn er nach wie vor mit 3 Reihen, 4 Fingern und nur einem Riemen auskommt.
http://www.youtube.com/watch?v=Iej63oW0_b0&feature=relmfu
Er lehnt das Instrument ja ziemlich nach vorn, so dass er es auf Zudruck mit dem Bein am Diskantverdeck abstützt und gar nicht mal am Griffbrett. Muss ich auch mal probieren. Das linke Bein hält er hingegen sehr flach, ganz im Gegensatz zu Shishkin, der damit auf Zudruck oft die Bassseite anhebt.
 
Kasakov bekommt von mir wirklich Haltungsnote 1 A.
Shishkin spielt musikalisch natürlich viel tiefer und er ordnet die Haltung den musikalischen Erfordernissen unter. Wenn er einen langen Bogen braucht, wickelt er sich das Akkordeon eben einmal um sich herum und schert sich nicht darum, ob das gesund ist oder gut aussieht. Ich finde das zwar nicht immer so schick, aber es ist natürlich beeindruckend.
Kasakov war und ist ein Model. Für ihn war der optische Glanz mindestenss genauso wichtig wie die Musik und da wechselt er schonmal "zu früh".

Aber er hatte ein FANTASTISCHES INSTRUMENT!!!! Schau nur, wie lange er strahlend und glänzend laut spielen kann und wie wenig sich der Balg dabei öffnet. EIN TRAUM! Dafür bräuchten heutige Instrumente 3 mal so viel Luft.
 
Wirklich beeindruckend, wenn der Tonmitschnitt tatsächlich live ist!
 
Ich hatte mal gelesen, dass diese russische Bauweise mehr mit der damaligen "Technologie" zu tun hatte. Das war irgendwie damals einfacher. Gebaut wurden zuerst ja viel 2-reihge Garmoschkas und dann erst diese "Standard" 3-reihge Bajans. Dass es auch ergonomisch besser war verstand man erst später (ob das alles stimmt weiß ich nicht).

Kasakov's Art nur mit einem Gurt zu spielen, erinnert mich ebenfalls sehr an Garmoschka -Spieler. Dort hat man ebenfalls gerne nur mit einem Gurt gespielt, häufig im stehen. Diese Spielart im sitzen und mit beiden Gurten ist eben die akademische Art Bajan zu spielen.
Möglicherweise war der Kasakov auch ein Garmoschka-Spieler? (ich habe von Ihm nichts gehört, sorry müsste man nachlesen). Es war früher oft so, dass die Bajanisten zuerst als Garmoschka-Spieler angefangen haben, da die Garmoschkas verfügbarer und billiger (und sowieso wegen der Grösse besser für Kinder geeignet) waren.

PS
Klangbutter du suchst ja immer tolle Beispiele! Etwas nachgelesen, in seiner Biografie steht nix von Garmoschka aber Kasakov ist der, der das Instrument in dieser heutigen Form erfunden hatte! Sein Instrument war als erstes 4-Stimmig usw. (wog 18kg!) hergestellt von dem Meister F. Figanov. Auf diesem Instrument soll der Mann wohl sein Leben lang gespielt haben. Du kennst jetzt die Adresse für dein neues Instrument gell?
 
Bin etwa spät auf diese Tread gestossen :(

Die Frege des Ergonomie hat mir auch längst beschäftigt. So z.B. probierte ich vor einige Monate einer
Bugari Anatomic Bajan (Piano!) und fand dabei meine Fusse und Hände beim spielen nicht. Es war mir zu Schwer, ich konnte kaum bewegen usw. Auch die Tastatur konnte mich nicht Glücklich machen.

Neulich kaufte ich mich einer ca. 25 Jahre Alt Pigini Concerto 172 P de Luxe, mit 45 Tasten und MIII (Vorgelagert). Also ca. 16 Kg Akkordeon.. Die Ergonomie kann ich nicht ganz erklären, aber gerade diese Pigini entspricht meine Träume: Mir erscheint er sogar Kompakt zu sein - ich kann darauf alles machen, vorne und rückwert bewegen, sowie auch seidlich - eigentlich alles was ich möchte. Ich kann mich sogar dahinten "stecken" und ca. 25-30 cm Abstand zum Korpus nehmen - und dabei weiter spielen... Ich kann sogar ganz leicht von einer zu andere Manuell (von MII zum MIII) springen; alles in allen finde ich diese Akkordeon sowas fantastisch - musikalisch wie mechanisch, sodass ich ins Leben nie darauf verzichten werde.

Also wo liegt den Unterschied zwischen die Beide spitze Akkordeons? Grundsätzlich mag ich die 45 Tasten Akkordeons. Nun, anscheinend passt gerade diese Pigini Concerto zum meiner Körpergrosse und Fingerlänge, und zwar haargenau... Dabei denke ich nicht mehr auf einer Converter Instrument zu wechseln...

Gewiss, ich habe schon mehrere 454 Instrumente gespielt, aber keiner davon hat mir so glücklich gemacht. Vielleicht ist hier die Wort "Ergonomie" nur in Verbindung mit die andere Eigenschaften wirksam: Klang, ansprache, Tastatur, Balgarbeit... Übrigens, da der Luftverbrauch extreem niedrig hier ist, kann ich dabei sogar sehr lange Phrasen spielen, und das ohne Bedanken. Ich habe dabei also nicht das Gefühl dass ich, wegen der lange Balgöffnung, von meine Zentrum weg bin.

Grüß,
Mkl.454

Ach ja, das Alias Mkl.454 werde ich auch weiter behalten, denn der Pigini ist zweifellos ein 454 (45 Tasten, 4 Chöre) Instrument. Dass er die gesamte Meisterklasse leitet und regiert steht ausser Frage ;)
 
Da gratuliere ich recht herzlich. Du hast ja auch eine Weile gesucht...

Es ist schon ein Vorteil, wenn man für das MIII nicht schalten muß sondern beide gleichzeitig zur Verfügung hat. Aber die Ergonomie des vorne liegenden dritten Manuals stellt sich für meine Hände als eine mittlere Katastrophe dar und mit dem Konverter hinten spielen zu können als ein Segen.
 
Danke!! Ja, das war ein sehr lange, auch schmerzvolle Prozess... :( ist aber zu gute Ende gekommen :) :)

Apropos MIII: ich bewege mich in der Regel von MII Grund Reihe (oder auch Terz-Reihe) zum MIII. Die Reihen liegen so nahe, dass ich keine Anstregung dabei merke. Beim langspielen auf den MIII kann es schon zum etwa engpässe kommen... Aber für mich ist die Möglichkeiten von MII zu MIII und zurück zu kehren ein fantastiche Sache.

Grüß!!

Mkl.454
 

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