[Gitarre] 1986-er Pre-Factory PRS ("PRS-Guitar")

mr.coleslaw
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PRS Gitarren sind bei mir eine Hassliebe, ähnlich wie die Paulas von Gibson. Habe ich eine will ich sie wieder loswerden, habe ich keine denke ich das ich eine brauchen könnte.
Bisher hat es nur eine einzige gepackt, bei mir zu bleiben, eine Mark Tremonti Signature, Bj. 2003, also das erste Modell und für mich die ultimative Metalpaula überhaupt.
Alle anderen, darunter eine Custom 22 Artist mit toller 10 Decke aber schrecklichen Dragon 2 Pickups, eine vintage yellow McCarty, eine 91er Standard, eine SC mit P90 Pickups sowie eine DGT mussten in der Zwischenzeit wieder das Haus verlassen, da sie letztendlich doch nicht meinen klanglichen oder optischen Vorstellungen entsprachen bzw. sich auf Dauer nicht das gewünschte Spielgefühl einstellen wollte.
Nun hört man ja oft etwas von den sagenhaften Pre-Factory Exemplaren der Anfangsjahre von Paul Reed Smith, die quasi noch weitgehend per Hand hergestellt worden sind und deren Preis sich schon in Regionen bis 9.000 US$ bewegen, wenn man dem Vintage Guitar Catalog von 2017 zur Preisfindung heranzieht. Nur spielen kann man sie kaum, weil der Markt hier recht leer zu sein scheint und PRS Gitarren momentan eh nicht so gut verkäuflich zu sein scheinen.

Wie es aber der Zufall so will, bin ich kürzlich in eBay auf ein Angebot gestoßen, wo just in meiner Heimatstadt von einem gewerblichen Verkäufer ein solches Exempar angeboten wird, das von vorne herein meinen optischen Vorstellungen entspach und sich auch preislich in einem akzeptablem Rahmen bewegte. Diese Pre-Factory PRS, auch kurz als PRS Guitar bezeichnet mit dem Baujahr 1986 landete dann nach dem üblichen anschauen, anspielen und über den Preis verhandeln in meinem Zuhause und wurde gestern das erste Mal in der Bandprobe ausgiebig über einen Röhrenverstärker (Ampete One mit 412 Friedman Cab) gespielt.

Bei der PRS Guitar handelt es sich um die Ur-Form wie wir sie heute auch z.B. bei der McCarty wiederfinden, allerdings mit ein paar besonderen Features die es heute so nicht mehr gibt. Body und Hals bestehen aus Mahagony, wobei der Body einteilig ist und der HAls ein shaping aufweist, welches ich als Zwischenstufe sehen würde zwischen wide fat und wide thin neck auch wenn es in der Literatur etwas anders beschrieben wird (dort liegt es mehr am Regular oder wide fat shaping). Bei der Decke handelt es sich um Riegelahorn die eine optische Tiefe aufweist, wie sie heute kaum noch bei den 10 Top Decken sondern eher bei den Wood Library Decken zu finden ist. Das Griffbrett besteht aus Riopalisander (mit CITES), hat 24 medium jumbo bünde und half moon mother of pearl inlays, wobei der Griffbrettradius bei 10" liegt und somit sehr komfortabel zu bespielen ist. Bei den Tonabnehmern handelt es sich um die sog. Standard Treble and Bass Pickups, die Elektronik besteht aus einen Volumenregler für beide Pickups sowie einem 5-weg Drehschalter zu Anwahl der Pickups bzw. Pickupspulenkombinationen. Ein Tonregler ist nicht vorhanden, dafür gibt es einen sog. Sweetswitch der wie ein Booster auf die oberen Mitten wirkt. Die damaligen PRS wurden nur Tremolo System angeboten, welches verstimmungsfrei funktioniert.

Was mir sofort auffiel ist, das diese PRS einerseits etwas filigraner wie ihre neuzeitlichen Brüder und Schwestern wirkt, andererseits aber massiver und wertiger erscheint. Was erst auf den zweiten Blick auffällt ist, das der PRS Schriftzug auf dem Headstock kleiner als bei den heutigen Exemplaren ausfällt und damit unauffälliger ist.

Spielt man nun die Gitarre an fällt schon trocken das hervorragende Schwingungsverhalten auf. Ich hatte beim ersten Anspielen zum Vergleich eine PRS Custom aus dem Jahr 2010 zu Hand die in dieser Disziplin schon Längen hinter der 86er lag wobei ich besonders interessant fand, das die 2010er trotz stoptail Bridge vom Sustain her nicht mit der 86er mithalten konnte.

In den Amp eingestöpselt ist der Ton klar und druckvoll mit hervorragender Durchsetzungskraft, egal ob clean, mit medium Gain oder im Highgain Bereich gespielt wird. Ich denke es macht sich bemerkbar, das kein Tonepoti dazwischengeschaltet ist. Eine so direkte Tonentfaltung kenne ich bisher nur von meiner Music Man van Halen, wo die Dimarzios auch direkt auf das Volumenpoti gehen. Vergleich man den Sound mit anderen Gitarren bekannter Herkunft, so kommt mir sofort meine ehemalige 64er Gibson SG mit PAT Tonabnehmern in den Sinn wenn man den Bridge Pickup bemüht. Auf dem Halspickup kann man schöne SRV Sounds zaubern und beide Pickups zusammen haben die Qualität einer guten Paula.

Fazit: Eine echte, viel gespielte Vintage PRS Gitarre in sehr gutem Allgemeinzustand zum Preis einer Custom Shop Les Paul oder Strat, dieser Kauf hat sich gelohnt. Dazu ein Stück Musikgeschichte denn wer die Gitarre spielt dem wird klar, welches Konzept Paul Reed Smith damals verfolgte: eine Gitarre zu kreieren, die sowohl Gibson wie auch Fender Sounds abbilden kann und dazu eine eigene Persönlichkeit besitzt.
PS: bessere Fotos folgen

PRS1986_1.jpg
 
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Hier ein besseres Foto


PRS_1986_2.jpg
 
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