Hohner Atlantic IV: Registerdrücker schalten nicht um

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teko
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Hallo,
bei meiner Atlantic IV (schwarze Register) lassen sich die Registerdrücker nicht mehr umschalten. Im ausgebauten Zustand der Registereinheit lassen sch die Registerdrückerjedoch leicht schalten und drücken. Dagegen kann man die 4 Metallschieber, in der die roten Kunstoffgabeln der Registereinheit (im eingebauten Zustand) eingehängt sind nur sehr schwer nach rechts und links bewegen. Wie kann man diese wieder gängig machen?
 
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Hallo,

das hört sich nicht sehr gut an. Wenn sich alle vier Hebel schlecht bewegen lassen, deutet das auf ein Problem in der Füllung hin. Die Registerschieber bei der Atlantic laufen zwischen der Unter- und Oberplatte der Füllung. Drankommen kann man da so gut wie garnicht, da diese Platten verschraubt sind und die Schrauben mit Spezialkleber gesichert sind. Es kommt manchmal vor, dass dieser Zwischenraum oxidiert ist und daher die Schieber schlecht laufen. Auf jeden Fall: Ja nicht mit Öl, Fett oder dergleichen drangehen, sonst geht gar nichts mehr.

Als erstes das Diskantteil abheben (an der Stirnseite die zwei Hebel um 180 Grad drehen und dann das Diskantteil nach hinten wegkippen) und die Stimmstöcke ausbauen (acht Stück, mit jeweils 1 Schraube rechts und links). Unbedingt vorher kennzeichnen, damit nachher die Stimmstöcke wieder an die richtige Stelle kommen. Dann die Betätigungshebel auf dem Steuerkasten vorsichtig bewegen und nachsehen, ob die Schieber grünspanartige Beläge aufweisen. Das kann man in den "Tonlöchern" beobachten, wenn die Schieber hin- und hergedrückt werden. Bei der Demontage der Stimmstöcke aufpassen, dass kein Ventil beschädigt wird.

Es besteht auch noch die entfernte Möglichkeit, dass die Betätigungswelle im Steuerkasten "gefressen" hat.

Aber jetzt erst mal die Schieber ansehen und dann berichten, am besten mit Bild.

Gruß Claus
 
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Hallo Claus,
zunächst mal vielen Dank für die Antwort!!!!
Ich habe soeben die Stimmstöcke ausgebaut und mit den Hebeln die Schieber bewegt. Auf den Schiebern kann man keine Beläge erkennen. Zusätzlich habe ich noch 2 Tasten ausgebaut, um die andere Seite der Schieber zu sehen Auch hier ist kein Belag zu erkennen.

Viele Grüße teko
 
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Hallo Teko.

dann machen wir halt mal weiter. Zunächst müssen wir feststellen, ob es 100%ig an den Schiebern oder an den Wellen im Steuerkasten liegt. Dazu legst Du das Diskantteil so vor Dich hin, dass Du bei ausgebauten Stimmstöcken auf die Tonlöcher mit den Schiebern sehen kannst. Falls Dein Steuerkasten in der Mitte der Füllung liegt (Bei älteren Atlantics war er auf der Seite), kannst Du dort sehen, dass jeder Hebel am Steuerkasten eine Schaltgabel besitzt, deren Enden die Schieber steuern. Diese Enden sitzen am Anfang der Schieber und drücken diese nach rechts und links. Die Gabelenden haben ein minimales Spiel, das nun beobachtet werden muss.

Jetzt halte ganz vorsichtig mit dem kleinen Finger in einem Tonloch einen Schieber fest und wackle ein bisschen mit dem zugehörigen Hebel am Steuerkasten. Nun muss sich das jeweilige Gabelende ohne jeden Widerstand in dem Spiel im Loch am Schieberende bewegen. Sollte das schwer gehen, ist das Problem im Steuerkasten.

Aber nun wird es ganz schwierig. Um an die Hülsen der Schieberbetätigung zu kommen, müssen die vier Hebel ausgebaut werden und da scheiden sich die Geister. Oben auf der Welle sitzt eine kleine Mutter (SW 4) mit einer Zahnscheibe. Die geht mit einem Steckschlüssel ganz gut runter. Aber die nächsten Hebel sind mit Sicherungsringen DIN 471 gesichert, die in einer Nut stecken. Die abzukriegen, ist ohne Spezialzange kaum möglich, denn die Dinger haben die fatale Neigung, beim Spreizen durch die Federkraft wegzuspringen, und dann fliegen sie durch den ganzen Raum und werden meist nie wieder gefunden.

Auf jeden Fall müssen alle Hebel und Kunststoffzwischenlagen raus, damit man an die Messing-Hülsen mit den Schaltgabeln rankommt. Diese kann man dann mit ganz wenig Silikonöl wieder gangbar machen. Aber ja nicht zuviel verwenden, sonst läuft das Öl in die Schieberbahn und dann ist alles aus. Anschließend alles wieder zusammenbauen, möglichst in der Reihenfolge, wie man es abgebaut hat.

Jetzt musst Du Dir halt überlegen, ob Du Dir das antun willst. Ansonsten halt zu einem guten HZIM gehen, der dürfte das sicherlich hinkriegen.

Gruß Claus
 
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Hallo Claus,

Ich habe jetzt die kleine Mutter (SW 4) entfernt und mit Hilfe einer Seegeringzange die Sicherungsringe entfernt. Allerdings lassen sich die Wellen nicht herausziehen sondern nur etwas vor und zurück bewegen. Muss man vielleicht das Steuergehäuse ausbauen? Ich glaube der Steuerkasten ist von der Rückseite mit 5 kleinen Schrauben befestigt und am unteren Rand mit einem transparenten Kleber abgedichtet.

Gruß teko
 
Hallo Teko,

Die Wellen lassen sich nicht herausziehen. Es geht nur darum, dass man die Betätigungshebel entfernt, um an die Zwischenräume der Schaltwellen heranzukommen und dort etwas Öl anzubringen. Das Steuergehäuse sollte man nicht ausbauen, denn es ist fraglich, ob man das jemals wieder richtig zusammenbringt. Das habe ich bis jetzt nur einmal gemacht, weil es nicht anders ging, und das war ziemlich schlimm. Es besteht halt die Gefahr, dass man das Steuergehäuse beschädigt, weil man die Abdichtung mit Gewalt sprengen muss.

Wenn man an die Zwischenräume der Schaltwellen etwas Schmierung gegeben hat, von der anderen Seite die Enden der Schaltgabeln solange bewegen, bis sie wieder leicht laufen. Mich wundert trotzdem, dass der Hund im Steuergehäuse steckt; das ist extrem selten.

Gruß Claus
 
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Hallo Claus,

Ich habe versucht den Wellen mit harzfreiem Präzisionsöl für feinmechanische Geräte etwas Schmierung zu geben.Auch nach sehr häufigem Bewegen der Schaltgabeln lassen diese sich kaum merklich leichter bewegen.
Wenn es vielleicht doch an den Schiebern liegen sollte, wie könnte man diese gangbarer machen?

Gruß teko
 
Hallo Teko,

das ist extrem schwierig. Jetzt beantworte doch erst einmal die Frage, ob sich die Schaltgabeln innerhalb des Spiels (höchstens zwei Zehntel) an den Enden der Schieber frei bewegen oder nicht. Wenn's da auch nicht leicht geht, liegt's halt doch am Steuerkasten.

Gruß Claus
 
Guten Abend Claus,
das Spiel zwischen Gabelende und Schaltgabeln ist wirklich sehr gering. Ich habe eine Lupe zu Hilfe genommen, um es besser beobachten zu können. Die Schaltgabeln konnten sich frei bewegen. Ich habe es an zwei verschiedenen Schiebern ausprobiert. Bei diesem Bewegungsweg brauchte ich auch nicht den Schieber im Tonloch festzuhalten. Erst als der Schiebedruck an den Gabelenden größer wurde musste ich den Schieber im Tonloch festhalten.
Könnte die Schwergängigkeit auch etwas mit den Plattenbelägen zu tun haben? Ich habe den Eindruck, als wenn sich mehrere Beläge sehr weit in die Tonlöcher eindrücken und evt. den Schieber berühren könnten.

Gruß teko
 
Hallo Teko,

den "Kisseneffekt" bei den Klappenbelägen gibt es schon, aber an sich nur bei sehr alten Filzleder-Belägen, die schon sehr abgespielt sind und sich tief in die Tonlöcher "eingegraben" haben. Du hast doch aber in einem anderen Faden geschrieben, dass Du die Diskantseite neu belegt hast. Bei einem neuen Belag kann das nicht sein. Du kannst es ja leicht überprüfen. Säge Dir zwei Holzleisten so zurecht, dass Du Ganz- und Halbtöne gleichzeitig komplett herunterdrücken kannst und ein zweiter Mann die Register schaltet. Wenn das wirklich von den Belägen käme, müsste die Sperre dann ja weg sein.

Was für ein Material hast Du denn zum Belegen verwendet? Was für eine Farbe hat der Filz?

Gruß Claus
 
Hallo Claus,

Ich besitze zwei Hohner Atlantic Instrumente. Das Instrument auf dem ich regelmäßig spiele ist das Instrument, bei dem ich kürzlich die Klappen ( im Diskant und Bass) neu belegt habe. Dieses Instrument funktioniert jetzt wieder hervorragend. Das Instrument, um das es aber jetzt geht ist mein zweites Instrument. Dieses Instrument ist mit roten Filz-Leder Belägen belegt.

Ich habe den Kisseneffekt überprüft und die Sperre ist nicht weg.

Gruß teko
 
Hallo Teko,

das wäre ja auch zu einfach gewesen. Wenn Du sicher bist, dass es an den Registerschiebern hängt, hilft nur noch eins: Schieber raus und versuchen, die Zwischenräume in der Füllung mit Pressluft auszublasen. Die Füllung kriegst Du nicht auf, die ist gut verleimt.
Um die Schieber herauszukriegen, muss erst das Steuergehäuse weg. Man macht die kleinen Schrauben auf und versucht, das Gehäuse mit einem Stechbeitel o. ä. vorsichtig wegzuhebeln. Jetzt kommt es halt darauf an, welches Baujahr die Kiste hat; wenn man Glück hat, ist das Gehäuse nur angewachst, dann geht's leicht. Bei manchen Modellen hat man das Ding aber mit Zweikomponentenkleber abgedichtet und dann muss man sehr aufpassen, dass man das Gehäuse nicht beschädigt.

Wenn das Steuergehäuse mit den Schaltgabeln weg ist, kann man die Schieber rausholen. Aber unbedingt so kennzeichnen, dass die Kunststoffstreifen genau nachher wieder dahinkommen, wo sie waren, und das richtig rum. Die Schieber werden mit Isopropyl-Alkohol gereinigt. Dann die Zwischenräume der Füllung ausblasen. Die Schieberstreifen müssen ja etwas gebogen werden, damit man sie ausbauen kann; das ist gefährlich, denn der Kunststoff ist meistens schon sehr alt und spröde.

Man kann die Schieberstreifen noch ganz leicht mit Talkum einreiben, dann gleiten sie etwas besser; jedoch ja nicht zuviel, sonst findest Du das Zeug anschließend in den Stimmstöcken wieder. Wenn das Steuergehäuse schon mal offen ist, kann man auch das ganze Schaltwerk ausbauen, säubern und ganz leicht einölen. Die Schieber kann man erst mal ohne Schaltwerk einlegen und prüfen, ob sie gut laufen. Wenn das Gehäuse wieder eingebaut ist und alles funktioniert, die Gehäuseunterkante mit Wachs abdichten.

Dann zum Schutzheiligen der Akkordeonflicker beten und hoffen, dass alles funktioniert.

Gruß Claus

P. S. Vielleicht solltest Du Dir mal das Buch "Alles über Reparaturen von Akkordeons etc." von Wolf Linde anschaffen, der war vor vielen Jahren der Reparaturpapst bei Hohner. Das Original-Buch ist zwar vergriffen, es gibt aber einen Nachdruck beim Jetelina-Verlag unter der Bestell-Nr. 60 003 815.
Da steht einiges über die Atlantic drin. Allerdings sind leider die Fotos darin von ganz schlechter Qualität.

http://www.jetelina-verlag.de/index....html/XTCsid/4ec2b060b492e3d7b959de07c53cc06a
 
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Hallo Claus,

zunächst möchte ich mich bei Dir für die unendliche Mühe, die Du dir mit mir gemacht hast recht herzlich bedanken. Ich habe deinen Rat befolgt und mir vor 2 Minuten das o.g. Buch bestellt. Die Reparatur werde ich weiter führen und dir über das Ergebnis berichten. Allerdings kann das ein paar Tage dauern.

Bis dann, viele Grüße teko
 
Hallo Teko,

na dann viel Glück. Ich habe mich heute nur zufällig an das Buch erinnert. Vor fast 30 Jahren habe ich bei Herrn Linde diverse Reparaturkurse gemacht (damals gab es das noch bei Hohner), da habe ich ein Exemplar bekommen.

Gruß Claus
 
Hallo Claus, zu der Zeit war wohl jeder interessierte in den Kursen vom Wolf Linde. Ich hatte damals in den Kursen die Atlantic dabei, um die es jetzt bei mir auch wieder geht. Lebt er eigentlch noch? er war ja damals in den achtzigern schon fast rentner.
 
Hallo Morigol,

über das Schicksal von Wolf Linde ist mir im Moment nichts bekannt; wenn ich mal einen passenden Hohner-Mann an die Strippe kriege, werde ich fragen.
Ich weiß nur, dass Ernst Zacharias, der Stimmzungenpapst, den Du ja dann sicher auch kennengelernt hast, vor einiger Zeit wieder zurück in seine alte Heimat nach Hamburg gezogen ist. Dass er das mit 87 noch gepackt hat, alle Achtung...

Gruß Claus
 

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