Hallo Leute,
hier kommen ja die allerverwegensten Ideen über das Stimmen!
AnDro hat schon recht!
Nach einer gewisser Übung stimmt jeder Geiger nach jeder Vorgabe, ganz egal ob Klavier, Stimmgerät (eher schwierig, wenn es zu piepsig ist), Oboe (im Orchester sowieso), Orgel, notfalls Grammophon oder Kindertröte. Und ob jetzt 440 oder 443 - das hören eh die wenigsten so genau. Diese Stimmgabeln sind ziemlich unnötig - allenfalls für den Orchestermusiker zuhause! Im Orchester selbst kannst du als Geiger (oder besser gesagt als Tuttischwein) eh überhaupt nix gegen das Oboen-A ausrichten; da hältst du's Maul und stimmst nach!
Aber für den Anfänger, der kein Klavier hat und kein elektron. Gerät braucht ist das (4-stimmige) Pfeifchen das sicherste; und vermutlich auch das billigste. Und wenn er nicht volle Pulle reinrotzt dann hält das auch so lange wie er eines braucht.
Und die historischen Stimmungen können dem Geiger eh gestohlen bleiben. Was hat er davon - außer, dass er mit dem tiefen a' (ca.415 Hz) nie zurechtkommt, weil sein Gehör an Normal-A gewöhnt ist? Und das braucht er auch, sonst kann er nie eine einigermaßen sichere Intonation hinkriegen.
Und wenn der Geiger mal mit Klavier (das aber gestimmt sein sollte!!!) spielt, dann vergleicht er eben seine g- und evtl. auch die d- und e-Saite auch noch mit dem Klavier, weil die Quinten da enger gestimmt sein müssen; also das d minimal höher, das g ein bissel mehr und das e ganz wenig tiefer. Auf genaue Frequenzen verzichte ich hier; damit fängt doch sowieso keiner was an.
Aber noch eins zu der heutigen Orchesterstimmung: wer den Stimmton immer höher treibt das sind eindeutig die Bläser (Pauschalurteil). Logisch: je höher der Ton, desto kürzer das Blasinstrument, desto leichter zu heben und desto billiger herzustellen (auch wenn es nur einen Cent ausmacht). Offiziell wird natürlich von "gesteigerter Brillanz" gequasselt...
Das ist natürlich Quatsch, weil die nur im direkten Vergleich zu erkennen ist, Aber die olympische Idee hat unseligerweise auch in der Musik Einzug gehalten: höher, schneller, na ja usw.
Aber: für alte Streichinstrumente ist die stärkere Spannung der Saiten nicht förderlich und wer schon mal den Schlusschor von Beethovens "Neunter" im Sopran oder Tenor singen musste, der weiß wovon hier die Rede ist.
Und noch eins zu den alten Stimmungen: wenn früher bei der Vergabe eines Orgel-Neubaus nicht genau die Tonhöhe festgelegt wurde (für Pfarrer und andere Musiklaien doch nicht wichtig!!), dann hatte der Orgelbauer freie Hand und hat so hoch gestimmt wie er wollte. Klar: je höher die Stimmung, desto kürzer die Pfeifen, desto billiger das Material... Bach hat deshalb seine Orgelstimmen immer einen Halbton tiefer schreiben müssen (wenn er nicht selbst spielte - er konnte transponieren) damit die Orgel mit den andern Instrumenten zusammen passte.
Und jetzt gehen wir alle zum Üben!! Tschüss...