Kaufberatung: Yamaha SY77 oder Korg N5ex

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Guten Tag allerseits,

ich stelle im Moment ein 70er/80er Jahre Projekt auf die Beine. Richtung: J.M. Jarre / Vangelis / Tangerine Dream.
Bis jetzt vorhanden: Korg Monopoly, Eminent String Ensemble, Roland JP8000, Korg Wavestation, Crumar Multiman SII
Akai S3000XL, Yamaha Qy700 Sequenzer, Roland R8 Drummaschine.

Jetzt hab ich zwei Geräte angeboten bekommen: Yamaha SY77 und Korg N5ex
Kenne beide Geräte nur von youtube. Das Gerät sollte als Masterkeyboard dienen, Multitimbral, Brot und Buttersounds sowohl auch schöne Flächen
haben.

Welcher würde eher ins Set-up passen? Wer hat Erfahrung mit diesen Geräten.

Freue mich auf Antworten

Schöne Grüße
Christian
 
Eigenschaft
 
Wie immer: Kommt drauf an ;)
Nämlich darauf, ob Du tief in das Gerät einsteigen möchtest (Bedienungshürden, Klangprogrammierung, Lust auf schrauben, entdecken...) oder das Keyboard einfach als unkomplizierte Presetmaschine nutzen möchtest.



Im letzterem Fall (Presetmaschine, einfach) ist der N5ex vorzuziehen:
++ etwas modernerer Klangvorrat
++ mehr Sound-ROM, ohne Ende Presets
++ simpler Klangerzeugungs-Aufbau der Korg 01/W-Generation, auch für Einsteiger relativ leicht zu durchschauen
++ übersichtliche und zweckmäßige Sound-Organisation in Programs (=Einzelsounds) und Combis (=Split/Layer/Multimode-Programme)
++ bessere Effektsektion als beim SY
++ rudimentäre Echtzeit-Controller für Soundparameter

-- eher als günstiges Keyboard konzipiert, Hardware daher weniger edel, vermutlich weniger hochwertige Tastatur
-- Klangerzeugung ist wirklich simpel, daher nicht so der Hit für ambitionierte Schrauber. Ist halt ein reiner ROMpler mit den üblichen Hüllkurven, LFOs, einem resonanzlosen Tiefpassfilter und dem mittigen, nicht sehr edlen Korg-Sound der frühen 90er.
-- mit der Wavestation hast Du schon einen Korg-Klangerzeuger mit dem gleichen Grundsound und mehr Synthesepotential - der N5 würde hier vor allem zusätzliches Brot-und-Butter-Material hinzufügen.




Für den Fall, daß Dich die Soundprogrammierung reizt und Du die Zeit und Leidensfähigkeit mitbringst, das Teil zu erlernen und zu verstehen, ist der SY77 die bei weitem interessantere Maschine. Zwar ist der ROMpler-Teil mit weniger und älteren Samples ausgestattet als beim N5, doch beinhaltet er zusätzlich quasi einen kompletten, stark erweiterten DX7 und damit das Potential, einen Großteil der typischen 80er-Jahre-Klänge im Originalzustand zu erzeugen und sogar mit Effekten, Filtern und Sample-Rom-Synthese zu kombinieren.
Gerade der Tangerine-Dream-Sound der 80er Jahre lebt zum großen Teil von FM-Sounds und sogar FM-Presets: "Stratocord" oder die typischen Slapbässe bzw. Varianten davon spielen in fast allen TD-Aufnahmen ab 1983 eine so tragende Rolle, daß Froese & Co bis heute nicht viel neues eingefallen ist.

++ Kombination von ROMpler und FM
++ ROMpler-Architektur vielfältiger (2 Multimodefilter mit Resonanz, viel mehr Modulationsmöglichkeiten u.v.m.)
++ stark erweiterter DX7 an Bord, unzählige typische DX-Presets sind auch im SY77-Format runterladbar, klingt mehr oder weniger identisch
++ daher ein Großteil der 80er-Jahre-Sounds authentisch produzierbar
++ ehemaliges Topmodell, daher solide Hardware, gute Tastatur, professioneller Look

-- Klangerzeugung komplexer, Bedienung komplexer
-- Klangorganisation (Voices, Performances, Multis, Seq Mode..) weniger komfortabel und simpel als bei Korg
-- weniger Presets (128 festpresets + 64 Usersounds)
-- Brot & Butter-Sounds sind nicht so der Bringer. Das ist halt der technische Stand von 1989/90 und damit die allererste ROMpler-Generation.
Obwohl die Klangerzeugung des N5 auf die gleiche Zeit zurückgeht (o1/W, 1991), ist der Wellenformvorrat des jüngeren N5 im Vergleich stark erweitert und es sind frischere, etwas authentischere und gut einsetzbare Sounds zu erwarten. Da hatte schon die Korg 01/W im Vergleich zum SY77 die Nase vorne gehabt, auch wenn sie technisch unterlegen und eigentlich viel uninteressanter ist.
 
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Bei der SY77 könnte der DX7-Faktor eine Rolle spielen, und ich meine, Vangelis hat den auch gern mal eingesetzt. Jean Michel Jarre hatte während der Aufnahmen zur Zoolook zwei Wochen lang einen, probierte ihn, spielte ein bißchen damit ein, brachte ihn wieder zurück und hat seitdem kein FM mehr benutzt. Aber: Die AFM-Abteilung der SY77 kann man als virtuell-analogen Synthesizer mißbrauchen (mehr Waveforms als nur Sinus, Filter etc.).

Nur im Hinblick auf Jarre spräche für die N5ex, daß Jarre die 01/W auf der Chronologie verwendet hat, und die Hoffnung, daß die Drumsounds von "Oxygène 13", im Original von einem Korg i4s (ja, eine Arrangerhupe) kommend, auch auf der N5ex zu finden sind. Für dich ist das aber eher irrelevant, weil du dich den 90ern eh nicht zuzuwenden gedenkst und die Chronologie von 1993 sowie die Oxygène 7–13 von 1997 ist. (Wenn du noch mehr Fragen zum Jarre-Sound hast, frag mich einfach.)

Die Post-M1-Korgs gehen generell sehr Richtung 90er-Jahre-Presetschleudern und waren nicht unbedingt so sehr als Synthesizer wie als Natursoundlieferanten für Bandmucker gedacht. Für elektronische Musik ist die SY77 erheblich besser geeignet. Du mußt aber auch bereit sein, in die Tiefen des Geräts und seiner Programmierung hinabzusteigen.


Martman
 
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Ja toll. Vielen Dank schon mal für die Rückmeldungen. Ist nicht einfach das passende Equipment zusammen zu stellen, gerade im Hinblick auf die Kosten. (Meine Frau guckt dann immer so komisch)
 
Ich denke, es ist relativ unerheblich, was J.M. Scharr oder sonstwer auf welcher Platte verwendet hat, solange es nicht explizit darum geht, diese 1:1 nachzubauen (und wozu sollte man dies tun?). Es geht für Dich, Stiefelknecht, darum, Equipment zu finden, das soundmäßig in den 80ern verortet ist und das im Rahmen Deiner Erfahrung und Fähigkeiten auch benutzbar sein muß, richtig?

Wenn ich mir die Schwierigkeiten mit der Wavestation im Nachbarthread so durchlese, dann denke ich, daß Dir mit einer weiteren Frickelbaustelle nicht gedient ist.
Bitte nicht falsch verstehen - man muß kein Technik-Einstein sein, um gute Musik zu machen.
Aber es hilft auch nicht, altes Equipment anzuhäufen, wenn schon elementare Dinge wie das Beschaffen und Draufladen von Soundbänken und SysEx-Software eine große Hürde darstellen.
Beim SY77 würdest Du auf genau die gleiche Problematik stoßen. Wenn schon das SysEx-Handling schwierig ist, vermute ich mal, daß die Editierfunktionen des SY Dir wenig bringen und Du nicht über Nacht zum Hardcore-FM-Programmierer wirst ;)

Von daher würde Dir der SY77 erstmal nur soviel nützen, wie er in Form von fertig spielbaren Presets mitbringt. Das wären 192 "Sounds", von denen viele einfach nur 1989er Brot-und-Butter sind. Mäßig authentische Natursounds also.
Fazit: selber ausführlich anspielen und nur bei Begeisterung und konkreter Verwendbarkeit der Presets mitnehmen.


Grundsätzlich würde ich raten, nicht wahllos Equipment zusammenzukaufen, nur weil es aus der gewünschten Dekade stammt, irgend ein berühmter Musiker damit gearbeitet hat oder jemand in einem Internetforum behauptet, daß man das braucht.
Ich habe den Eindruck, Dir geht es erstmal um das Horten von Klangmaterial, das dann "out-of-the-Box" funktionieren soll. Dabei kann man sich leicht verzetteln und am Ende steht man mit einem Haufen Elektrogeräte da, deren Funktionsweise man nicht versteht und deren Qualitäten man nicht ausreizen kann.
Mit den oben genannten Instrumenten hast Du mehr als genug Grundmaterial, um loszulegen. Ein weiteres Instrument würde ich erst dazukaufen, wenn mir klar wäre, warum ich es kaufe. Also daß ich seinen typischen Sound für einen bestimmten Einsatzzweck benötige und mit meinen vorhandenen Geräten nicht hinbekomme.

Konkret für den SY oder das N5 heißt das: ausführlich selber antesten. Wenn eins davon soundmäßig inspiriert und eine Farbe reinbringt, die Du vermisst hast - warum nicht?
Ansonsten eher: Finger weg, Geld sparen und bei konkretem Bedarf ausgeben.
 
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Hmmm... also das seh ich ein bischen anders. Also das Arbeiten mit Sysex Daten und Programmen sehe ich nicht als elementares Basiswissen eines Keyboarders an. Ich will die Werksounds in meine vermurkste Wavestation kriegen und nicht alle Nase lang neue Sounds reinladen. Ich mache seit 25 Musik und hab mir meine Sounds immer selbst zusammen geschraubt. Das arbeiten mit dem Computer war da nie nötig weil ich auch weitestgehend analoge Instrumente hatte.
Und so soll es ja auch jetzt sein.
Klar ist der Yamaha Sequenzer auch weitestgehend ein "Computer". Aber die arbeitsweise ist doch eine andere.
Mein JP 8000 kann z.b. maximal 2 Stimmen gleichzeitig produzieren. Daher brauche ich noch einen Klangspender am besten multitimbral um das Fundament zu bauen auf dem die Midilosen analogen dann ihr Tänzchen machen.
Mit Computer und DAW ist das kein Problem. Bei einem Hardwaresequenzer der "nur" Mididaten aufzeichnet braucht man schon noch das eine oder andere Gerätchen...
 
Nutzt du denn die internen Sounds des QY-700 auch mit?

Zwar kann man jetzt nicht sagen, die AWM-Synthese würde einen SY-77 ersetzen, aber mindestens als Rompler im Stile des N5 dürfte der doch zu gebrauchen sein! ;)
 
Also die sind schon grottig die Sounds im Q700.
 
Der N5 ist halt auch nicht wesentlich jünger. Da sind vielleicht 12 Monate dazwischen...
 
Also der N5 hat n paar wirklich nette Sounds drin (Brot und Butter eben..) während der SY77 nun halt auch sehr spezielle Sounds liefern kann.
Beim N5 erkennt man viele Sounds wieder (die Sounds waren in den 90ern breit gesäht) und sind meiner Meinung nach eher für Dein Vorhaben geeignet.

Ich nutze den N5 gerne für Pads und flächiges Zeug. Den SY77 verwende ich ansonsten einfach für Bässe, Metallisches und Glöckchen und FX. Pads eher weniger.
Daher: Nimm den N5
 
Thema hat sich erledigt. Hab ein paar Taler draufgelegt und einen Yamaha EX7 gekauft.
 
Auch ne nette Kiste. Wir haben die Rackversion (EX5R) in unserem Ambient Album "In a snowbound Land" verwendet...
 

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