Komme nicht weiter beim Blues

  • Ersteller milamatik
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Ja, was findest Du denn, dass das beweist oder belegt, lieber Herr Dr. Dulle?
 
Ja, was findest Du denn, dass das beweist oder belegt, lieber Herr Dr. Dulle?
Das er viel mehr über Charlie Christian und Django Reinhard weiss als ich,
und sich bereits in den Fünzigern/Sechzigern damit befasst hat......
 
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Sicher hat er die gehört und sich von ihnen inspiriert gefühlt. Auch nur irgendwas mit D-Moll-Skala im 7. Shape oder mixolydisch über V. kommt dagegen genau nicht vor. Wenn das jetzt schon gute Theoriekenntnisse sind, einiges von Django Reinhardt oder George Benson anzuhören und auch mal zu versuchen ... d'accord.
 
Was trägt es eigentlich zur Fragestellung bei, über die Theoriekenntnisse von irgendwelchen verstorbenen Blues-Musikern zu hypothetisieren?

Richtig. Nix.
 
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Was trägt es eigentlich zur Fragestellung bei, über die Theoriekenntnisse von irgendwelchen verstorbenen Blues-Musikern zu hypothetisieren?…
Eigentlich recht viel, weil wir viel durch Vorbilder lernen, seien es Lehrer oder Musiker in direkter Nähe oder weiter entfernt. So ist es imo schon aussagekräftig, ob die Großen ihre Töne und Skalen kannten, um sich selbst daran zu orientieren, ob man es dann selber will oder nicht. Keiner von uns lernt alleine und viele von uns orientieren sich an Vorbildern, so lernt man doch, nachahmen und weitermachen und anpassen und neues bilden. Wäre es da nicht hilfreich zu wissen, wie es andere gemacht haben? Lernen heißt ja nicht, alles selbst zu erfinden.
 
Ja ich finde das auch interessant. Ich kann das bei BB King auch relativ gut für mich beantworten, da ich u.a. gerade die King-Biographie von de Vise (sehr empfehlenswert) gelesen habe. Es gibt auch die Videoreihe Three Kings, in der er sein Spiel mit vielen Licks einem ausgezeichnet theoretisch gebildeten Gitarristen erklärt, der ihm die "richtigen" Fragen stellt, die King theoretisch gar nicht einordnen kann (oder so tut). Im Sinne von "Wow you are bending 3 semitones up to the major sixth!" - "If you say so, I think you're right, I never thought about it that way".

Und letztendlich sagt King: er hat sehr viel durch Imitation gelernt, u.a. durch Imitation von Blues-Bläsern (Im Video zur Erklärung seines Vibratos: I can still hear the alto.) Er hat auch mit unzähligen Profi-Musikern gearbeitet, die theoretisch fundierte Kenntnisse hatten. Ein beträchtlicher Teil seiner Stücke wurde von anderen Profis "mitgeschrieben" bzw für seine Big Band arrangiert.

King erklärt immer wieder, er hatte keine theoretisch fundierte Musikbildung ("I couldn't read music"), aber er würde es allen angehenden Gitarristen empfehlen, damit sie nicht den selben steinigen Weg wie er gehen müssten.

Man weiß natürlich auch nie ganz, wieviel King seinen eigenen Mythos als Blues Man einfachster Herkunft weiter kultivieren wollte. In der Biographie von de Vise wird das schon deutlich, dass es hier auch ein Image zu pflegen galt, das vor allem vom weißen Publikum außerhalb USA von zünftigen Bluesmusikern erwartet wurde.

Das soll jetzt bitte nicht so verstanden werden, dass King nur Mythifizierung betrieben hat. King kam aus einfachsten Verhältnissen und viele Jahre seiner musikalischen Karriere waren, auch als er schon ganz gut Geld mit Musik verdiente, geprägt davon, tagsüber auf dem Baumwollfeld zu schuften und abends Konzerte zu geben.
 
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Eigentlich recht viel, weil wir viel durch Vorbilder lernen, seien es Lehrer oder Musiker in direkter Nähe oder weiter entfernt. So ist es imo schon aussagekräftig, ob die Großen ihre Töne und Skalen kannten, um sich selbst daran zu orientieren, ob man es dann selber will oder nicht.
Da bin ich bei dir. Aber es ist eben wirklich müßig, auf die Ebene zu gehen, wo es hier zuletzt hingedriftet ist:

Sinngemäß, etwas überspitzt:
- "BB King & Co. hatten musiktheoretisch keine Ahnung"
- "hier ein Video, das das Gegenteil beweist"
- "ja aber, das hat der bestimmt erst später gelernt"
- "hier ein Video vom jungen BB King, der da auch schon einen breiten Horizont hatte"
- "ok, aber ist das schon Musiktheorie-Wissen?"

Das bringt Niemanden weiter.

Übergreifend kann man doch ganz klar sagen:
Es gibt in der Populärmusik (...und damit meine ich das ganze Spektrum beginnend mit Folk/Country/Blues/etc. über Rock in allen seinen Spielarten und auch bis in die aktuelle Pop-Musik) durchaus Musiker, die über fundiertes musiktheoretisches Wissen verfügen ... und genauso solche, die "keine Ahnung" von Noten und Harmonielehre haben. Wobei "keine Ahnung" da auch wieder ein Spektrum ist - die meisten Rocker wissen schon durchaus, was Akkorde sind und wie sie funktionieren... und alle Musiker, die mit anderen spielen, finden eine Form der Kommunikation.

Und leider posaunen viele selbst "ungebildete" Gitarristen gerne mal raus, dass man keine Theorie braucht, weil es "die großen Helden" auch nicht brauchten ... und gehen nicht den Weg von Mr King, der sagt "naja wäre schon besser wenn man das frühzeitig gut lernt".
 
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Wir sind froh, dass Du aufpasst.
 
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Wir sind froh, dass Du aufpasst.
Ich bin froh, dass ich viel Spaß an Musik habe und auf gewisse Dinge gar nicht eingehen will und muss ;)

Aber um nochmal die Kurve zum Thema zu kriegen:

Hört mal in dieses Stück rein (sorry, ein live-Video gibt es dazu nicht ... das ist von 1928, ja, A-Gitarre, aber die E-Gitarre kommt in weiteren Links unten):

View: https://www.youtube.com/watch?v=cIcrvhnQeDc

Hoffentlich sind wir uns einig, dass der Mann an der Gitarre was kann.
Da sind mehr musikalische Ideen drin, als der durchschnitts-Gitarrist in seinem Leben so verarbeiten kann.
Dann kann man ewig drüber diskutieren, was das nun für ein Genre ist ... ist das noch Blues oder ist das Jazz oder was ist das?
Wer genau hinhört, hört auch die eine oder andere nicht-perfekte Stelle... aber denkt dran, das ist live&direkt eingespielt.

Der Künstler dahinter, war ziemlich erfolgreich, und das über mehr als 30 Jahre. Im Jazz, Blues, bis hin zu softem R&B. Seine Duetts mit dem (übrigens weißen) Gitarristen Eddie Lang sind ein geniales Stück Musikgeschichte. Er hat mit Armstrong und Ellington aufgenommen, ein breit aufgestellter Gitarrist also.
Nebenher hat dieser Mann hat quasi das Gitarrensolo erfunden.

Und... er ist in einer musikalischen Familie aufgewachsen und hat von klein auf alle möglichen Instrumente gelernt. Er hat dann aber an einem Blues-Wettbewerb teilgenommen, war damit erfolgreich, und hatte dann den Blues-Stempel. Gegen Ende seiner Karriere hat er auch gerne den elektrischen Blues-Menschen gegeben, weil es sich halt auch finanziell gelohnt hat.

Dabei hebt er sich auch ganz bewusst von den eher ländlichen (...und implizit ungebildeten...) Blues-Musikern ab, mit denen er so zusammenspielen musste. Lest mal in dieses Interview rein: https://weeniecampbell.com/yabbse/index.php?topic=8823.0

Wir haben also auch hier einen "kompletten" Musiker, der mehr oder minder "zufällig" im Blues erfolgreich war. Und auch einen, der Musik auch gelernt hat und nicht nur gespielt. Natürlich ist auch hier viel Erfahrung drin, aber eben auch fundierte theoretische Grundlagen.

Wenn man "weiterkommen" will, kann ein Blick auf seinen Output nicht schaden, auch mal der Versuch, das eine oder andere Stück nachzuspielen oder seine Soli zu studieren sind tolle Inputs. Gerade auch, weil er eben eine feste Basis in der akustischen Rhythmusarbeit hat, dort aber auch schon mit Soli unterwegs war, und dann zur elektrischen Gitarre gewechselt ist. Neben dem viel zitierten T-Bone Walker, auf den ja viele referenzieren für Inspiration, halte ich Lonnie Johnson für eine tolle Quelle von Anregungen für die persönliche Blues-Reise.
 
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Ich wollte noch etwas zur ursprünglichen Fragestellung nachreichen - und zwar das Thema "Diagonals". Es wurde je bereits vieles zu den Pentatonikboxen gesagt und auch B.B.Box und House-Pattern erwähnt. Gerade als Bindeglied zwischen den Pentatonikboxen und B.B.Box oder House-Pattern finde ich die Diagonals erwähnenswert - also die vertikale Bewegung entlang des Griffbretts.
Hier ist das - wie ich finde - ganz gut dargestellt: https://deftdigits.com/2013/08/20/diagonal-pentatonics/

Die obige Seite habe ich heute erst gefunden, ich hatte mir früher eigene Aufschriebe/Tabs erstellt, darin habe ich auch markiert, in welcher Box man sich jeweils befindet. Vielleicht kann es jemand brauchen, ich hänge es mal an als PDF ...
(der Slide ist jeweils mit einem roten > gekennzeichnet - am besten mal mit Seite 2, A major, beginnen ;) )

Edit: die Bezeichnungen "3+2" bzw. "2+3"-Pattern kommen daher, dass (über die Saiten von tiefer E nach hoher e betrachtet) abwechselnd mal 2 Töne und mal 3 Töne auf derselben Saite gespielt werden ;) (Ich hatte jedenfalls eine Weile gebraucht, das zu kapieren :redface:)
 

Anhänge

  • Pentatonik_run.pdf
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Grund: Typo und Formulierung korrigiert, Erläuterung hinzugefügt
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In jeder Kunstform lernt man Vorbilder und Techniken kennen, studiert die.... um seinen Geschmack zu entwickeln, und dann irgendwann alles über Bord zu werfen was man nicht haben will und seinen eigenen Stil zu finden, mit dem was einem am besten taugt, wofür man talentiert ist, was man im Gefühl hat.

Schon mal darüber nachgedacht, wenn es einfach nicht reingehen will, dass es dann vielleicht einfach das falsche ist?
Viele gehen das viel zu verkopft an. Blues ist nun wirklich von allen Musikstilen der, bei dem am meisten vom Gefühl abhängt. Wenn da etwas gefühlsmässig nicht landet, ist es einfach nicht das richtige für dich.
 
Bei mir ist es eher so: ich bin mega verkopft aber beim Blues Spielen kann ich was fühlen :) oder mir mal Gefühlsregungen erlauben, die eher "uncool" sind.
 

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