Kornfeld

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Hallo,

der folgende songtext ist für mein eigenes akustisches solo project gedacht und wird sehr langsam gespielt (inspiriert von angust stone)

ich würde mich freuen wenn ihr feedback gibt wie der text auf euch wirkt und ob euch bestimmte gedankengänge verwirren/ nach eurer meinung nicht gut reinpassen und warum

I
du liegst im kornfeld, es fällt schnee
du bist betäubt, nichts tut mehr weh
die farben, vermischen sich,
rot und weiß, und wo bin ich?

refrain
geht es dann noch weiter
-
oder sind wir schon am ziel?
-

II
wenn der himmel über uns brennt
und jeder deinen namen nennt
ein rotes licht, durchleuchtet dich
bis es dann, langsam erlicht

refrain
geht es dann noch weiter
oder sind wir schon am ziel?
geht es weiter?
oder bleibt es so?

III
die natur, hat noch niemand besiegt
mit der kraft, die in der erde liegt
das leben, geht weiter - auch ohne dich
das leben lebt, auch ohne mich
IV
kein schwarzer tunnel, kein weißes licht
alles was sie erzählten, seh ich (hier) nicht
leere, leere, entlose leere
und was, wenn es für dich anders wäre?

Refrain
 
Eigenschaft
 
"Kornfeld" - ich glaube, es gibt nur wenige Begriffe, die so in Beschlag genommen sind. Was hat man als erstes im Kopf, wenn man "Kornfeld" liest? Wie kann man nicht ans "Bett im ....." denken?

Und dann kommt der krasse Gegensatz.
Es geht ums Sterben. Teilweise kann ich folgen und mitempfinden.
Ende ist bei mir, wenn die zweite Person ins Spiel kommt - "wo bin ich".

Ich sehe das so - ohne dass ich es aus eigener Erfahrung wissen kann (klar, man stirbt bekanntlich nur einmal) - das Sterben ist eine hochgradig persönliche Angelegenheit, die kaum Platz für eine zweite Person lassen dürfte.
Und wieso spricht diese andere Person dann von "wir"? Stirbt die auch? Oder nimmt die sich so wichtig, dass sie selbst im letzten aller Augenblicke nicht davon lassen kann, sich in den Vordergrund zu drängen und sich auch in den höchst eigenen Tod einzumischen, ihn zu seiner Sache zu machen?

Worum geht es dir in dem Song?

Folgende Zeilen finde ich als Füll- und Reim-dich-zeilen, da sie für mich keine Bedeutung haben oder die Bedeutung der umstehenden Zeilen beliebig machen:

Strophe II
...
und jeder deinen Namen nennt.

Strophe III
...
mit der Kraft, die in der Erde liegt

Gerade bei so kurzen Texten solltest du wirklich jede Zeile gut abwägen. Und diese hier passen einfach nicht.

Interessant finde ich die am Schluss aufgeworfene Frage:
und was, wenn es für dich anders wäre?

Ja, was? Das ist die Frage. Damit stehe ich am Schluss da und bin allein gelassen. Ich weiss, da ist jemand gestorben und jemand anderes (vielleicht) ein bisschen mit. Was kommt jetzt?
 
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Wer nun letztlich alles tot ist wäre auch meine Frage (oder ob überhaupt einer stirbt und es nur um unterschiedliche Lebensperspektiven geht?):

Das LI schreibt ja über den Sterbevorgang eines anderen und stirbt anscheinend gerade selber. Dabei scheint es iwi einen anderen Weg zu beschreiten, weil es den eigenen Weg des Abdankens ja mit dem Weg der anderen Person vergleicht.

Wiederum gleichzeitig klärt das LI die andere Person über die Irrtümer auf; ab einem gewissen Punkt wird allerdings die Frage aufgeworfen, ob diese Irrtümer nur für sich selbst gelten und ob die andere sterbende Person vielleicht einen anderen Weg geht (z.B. auf Grund eines stärkeren Glaubens woanders landet usw...)

Oder der Text ist wie das in Klammern stehende gemeint. Dass es um Lebenssinn, Perspektiven usw. geht, und so ein Tod nur als Vergleich dazu bemüht wurde
??

Oder ich habe den Text völlig falsch verstanden:) , aber du wolltest ja Meinungen / Irrtumer usw. lesen.....
 
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hey, danke euch beiden schonmal für eurer feedback

@falcon
schön das du diese zeilen auch als füll-zeilen siehst, das ging mir auch so, ich habe jetzt zumindestens bevor ich dein feedback gelesen habe spontan die zeile davor geändert "die natur, hat uns beide besiegt" dadurch bekommt jedenfalls der folge satz "mit der kraft, die in der erde liegt", mehr bedeutung/ klarheit. Ich bin mir nur noch nicht sicher ob der satz dadurch an kraft verliert, aber dafür ist mir die änderung jetzt zu frisch.

"und jeder deinen namen nennt" empfinde ich jetzt nicht so störend, ich habe mir dabei die trauerfeier vorgestellt wo jeder über die toden spricht... naja ich lass den satz solange stehen bis mir was besseres einfällt.

zu deiner schluss frage, das es offen bleibt, ja wie auch sonst? niemand kann uns sagen was nach dem tod ist, das ende dieses textes ist meine auffassung, das "nichts" nach dem tod kommt, aber vill. ist es ja bei dir anders.

empfindest du/ihr die einführung des zweiten person als störend? Ich persöhnlich dachte an eine zweite person, die im selben moment/ etwas früher gestorben ist . Es ist freirraum für mehr interpretationen, ich finde deine anderen auch intressant und würde mich auf mehr interpretationen von anderen freuen.

@Vester
Wer alles tot ist, liegt in der interpretation, für mich gibs da kein richtig/falsch, auch wenn ich den text geschrieben habe und meine interpretation habe, schließt sie andere nicht aus.

ich kan deine anmerkungen gut nachempfinden und für mich klingt das als hättest du es richtig verstanden.

grüße
 
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Hallo Wüstenstaub,

Ich komme mit dem Text nicht zurecht.
Das liegt zunächst an mir. Ich kann schon mal nicht genau erkennen, ob hier von einer oder zwei Personen die Rede ist.

Ich habe beim Lesen Vexierbilder im Kopf. Über Vexierbildern lasich unlängst , dass sie aller 3 Sekunden wechseln, wenn man sie erst einmal erkannt hat. Das macht mich zu nervös, um den Text genießen zu können. Leider.

Vielleicht wird es Dich ja überraschen, dass ich mich von Anfang an frage, ob "DU" persönlich oder unpersönlich (man) gemeint ist. (Allerdings scheint mindestens falcone ähnliche Probleme zu haben.)

Ich würde deshalb nach meinen Maßstäben sagen: der Text ist zu kompliziert geschrieben. ICH neige prinzipiell dazu, in Liedtexten (anders als in Gedichten) komplizierte Aussagen zu vermeiden. Lieber füge ich, für den Hörer sichtbar, verschiedenen Stränge zusammen und zeige sogar, wie (s)ich die Stränge verknote(n).
Das ist wie mit dem Wort: Minderwertigkeitskomplex. Dieses Wort ist mir viel zu kompliziert. Denn es sagt ja, dass sich verschiedene Probleme scheinbar zu einem verknotet haben: zum Minderwertigkeitskomplex. Wenn aber die einzelnen Stränge gar nicht mehr benannt werden, wird "Minderwertigkeitskomplex" für mich zur komplizierten Null-Aussage.

Siehst Du mein (unser) Problem?



I
du liegst im kornfeld, es fällt schnee
Interessanter Einstieg -
aber gleich am Anfang die Frage: ist "Du" persönlich" - jemand geht weg _ Abschied für immer
oder unpersönlich (im Sinne von "man") gemeint - und würde damit "ich" meinen?

du bist betäubt, nichts tut mehr weh
Ich frag mich: Medikamente? -Oder erkaltete Liebe?

die farben, vermischen sich,
rot und weiß, und wo bin ich?
Hier wird es kompliziert: Wer ist "ich"? - steht dem Du ein LI gegenüber?



refrain
geht es dann noch weiter
-
oder sind wir schon am ziel?
-

II
wenn der himmel über uns brennt
und jeder deinen namen nennt
Hm... dann müßte ich ja auch "deinen Namen" kennen...:gruebel: aber ich stehe auf dem Schlauch
Hier höre ich mal auf. Mir ist die Erzählperspektive nicht klar. Es wird MIR zu kompliziert. Ich steige (leider) aus.
ein rotes licht, durchleuchtet dich
bis es dann, langsam erlicht

refrain
geht es dann noch weiter
oder sind wir schon am ziel?
geht es weiter?
oder bleibt es so?

III
die natur, hat noch niemand besiegt
mit der kraft, die in der erde liegt
das leben, geht weiter - auch ohne dich
das leben lebt, auch ohne mich
IV
kein schwarzer tunnel, kein weißes licht
alles was sie erzählten, seh ich (hier) nicht
leere, leere, entlose leere
und was, wenn es für dich anders wäre?
 
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@ Jongleur

dein "Minderwertigkeitskomplex" Null - Aussage - Beispiel+ Erleuterung ist genial
Ich würde es für mich nicht auf "diesen" Text anwenden; aber der Gedankengang an sich ist klasse. :great:
Hast mal wieder was in Worte gefasst, das irgendwo im Hinterstübchen rum-wabert aber nicht so recht artikuliert werden kann/will.

Hallo Wüstenstaub,

Wenn man versucht, dem Text zu folgen, ihn zu "verstehen", dann kommt man zwangsweise zu den Schlüssen und Problemen, die meine Vor - Poster ansprechen.

Ich versuch nicht zu "folgen" oder zu "verstehen" - "fühle" leider trotzdem nur wenig bzw. werden nur wenige Bilder ausgelöst, bzw. tieferliegende Gefühle angestoßen.

Ich finde die 1. Strophe noch mit am besten. Du versuchst eigene Bilder zu entwerfen.

Strophe 2 und 3 beginnen gleichermaßen mit, für mich, etwas "überstrapazierten" Aussagen:

"Wenn der Himmel über uns brennt"
"Die Natur hat noch niemand besiegt"

Aus Schreiber Sicht würde ich sagen, du trägst in diesen Zeilen/Strophen ein bisschen dicker auf - verlässt dich mehr auf "gängige" Zeilen - bemühst weniger dein Inneres, um, den evtl. zu interessanten, zu Eigenen Einstieg einzufangen/relativieren.
Ich beschreibe es so, weil ich es so machen würde.
Kein Text, keine Zeile, kein Wort kann zu 100% komplett "Eigen" sein; kann etwas komplett neu Erschaffenes sein (Was mein persönliches Ziel bei diesen Prozessen wäre).
Es kann nicht sein, weil die ganzen Informationen und Wörter ja schon da draußen sind - wir nehmen uns diese Buchstaben, Wörter, Informationen nur, leihen sie uns aus, versuchen daraus einen Teil von uns selbst zu basteln, irgendeinen Teil, der uns gerade besonders wichtig erscheint. Eine kreative Momentaufnahme eines (kleinen) inneren Teils unser selbst.
Äh - ja, ihr könnt mich gerne für verrückt erklären, aber so sehe ich es momentan. ;)

Sorry, dass ich so von deinem Text abschweife; jedenfalls finde ich die 4. Strophe wieder etwas stärker, abgesehen vom etwas "erzwungenen" letzten Reim.

Tja, evtl. kannst du mit dem Feedback was anfangen.

schöne Grüße

Dug
 
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Danke erstmal für eure Feedback

@Jongleur
das ein liedtext nicht so kompliziert sein sollte das der zuhörer beim text aussteigt hat mich gerade ins denken gebracht. Dafür schonmal danke!
welchen vorteil hat ein text der deutlich die stränge zusammen bringt und verknotet.
Ja natrülich das der zuhörer, dem text folgt, den wenn er das nicht macht, warum hat man dan einen text der inhalt vermittel sollte geschrieben. Und jetzt frage ich dich, schreibst du vorwiegend für kommenziele (pop) musiker? (die meiste musik die ich hörer hat keine zu deutlichen texte, kennst du vierkanttretlager? das ist irgendwie mein stil den ich entwickeln will, ich versteh nicht alles vill. eine grundaussage, und das reicht mir, (!, das geht den meisten wahrscheinlich nicht so) ich muss nicht jeden satz verstehen.
deine kritik ist bei mir (glaub ich) angekommen, ich weiß nur noch nicht wie ich damit umgehen will, natürlich will ich das der zuhörer den text folgt, aber auch das er selber was mit dem text macht (das machen wahrscheinlich nicht viele zuhörer). Wenn ich jetzt z.b text von "ich und ich" nehme, die sind auf einem hohen niveau und gut geschrieben, aber die aussagen stehen so erstmal fest, und für mich persöhnlich bietet sich da wennig möglichkeiten was "eigenes" daraus zu machen, ich kann die situation auf mich wirken lassen und an erinnerungen denken die ich damit verbinde, aber will ich das ? das frag ich mich jetzt gerade


@DugDang
schön das du vom text abschweifst ;) ich möchte ja mit eurer kritik was für zukünftige texte von mir anfangen können. Und ja genau das möchte ich, das der zuhörer den text für sich selber nochmal aufbaut (das passiert im normal fall auch (zumindest oberflächlich), man hört den text und braut sich das irgendwie zusammen, und darum geht es dan einem, was der "orginale text" sagt ist dan auch nicht mehr so wichtig).
 
Wüstenstaub schrieb:
kennst du vierkanttretlager?

Bisher noch nicht. Nun etwas. Danke für den Tip:) Allerdings sehe ich gerade nicht so viele Parallelen zu Deinem Text:gruebel: Außer natürlich Deinem dankenswerter Weise beschriebenen Anspruch.

Wüstenstaub schrieb:
das ist irgendwie mein Stil den ich entwickeln will, ich versteh nicht alles vill. eine grundaussage, und das reicht mir, (!, das geht den meisten wahrscheinlich nicht so) ich muss nicht jeden satz verstehen.

Eine Grundaussage! Genau, darum geht es auch mir. Wie lautet die in Deinem Text?

das geht den meisten wahrscheinlich nicht so

ich vermute da glatt das Gegenteil. Die meisten hören eh nicht so konzentriert auf den Text. Denen reicht ein witziger Refrain oder sonst eine Hook. Andere (zum Beispiel ich) mögen kryptische Zeilen und spielen gelegentlich und gern mit den möglichen Deutungen.
Selbst im Schlager, wo ja das Schwarz-Weiß-Denken am meisten akzeptiert wird, wissen die Autoren, dass ein Text Raum für Phantasie schaffen muss. Nur ist hier - wie üblich im konservativen Lager - der Mut zum Experiment so gering, dass die meisten Autoren gar nicht wissen, ob sie ihren Stammhörern mehr zumuten können. - Das auch Teile dieses Publikum Grönemeyer, Peter Fox oder Annette Louisan kaufen, gibt mMn vielen Autoren zu wenig zu denken.
(Allerdings selbst wenn sie mutiger texten würden, sie müssten natürlich auch das entsprechende Können haben....:cool:)

Kurz: Ich denke, so gut wie keiner braucht einen total verständlichen Text. Aber darum geht es hier mMn gar nicht.

deine kritik ist bei mir (glaub ich) angekommen, ich weiß nur noch nicht wie ich damit umgehen will,

Das ist wirklich NUR Deine Angelegenheit:)

natürlich will ich das der zuhörer den text folgt, aber auch das er selber was mit dem text macht

Aber B setzt A voraus.

Und die Kunst ist - eben auch bei "vierkanttretlager"- , dass

1. jede einzelne Zeile verständlich ist
2. Eine einfache Idee vorhanden ist, die mit verschieden Gedanken bebildert wird.
3. Dass EINE (!) schlüssige grundidee den Text beherrscht.

Nimm "Photoalbum":
1. Die Idee ist: "Alle Erinnerungen sind in meinem (Kopf)-Album". Eine scheinbar schmuckloser roter Faden, auf dem
2. lauter schöne Perlen aufgereiht sind: kleine Erinnerungen....Witziger Weise mit "Gute Nacht" eingeleitet. Das ist für mich übrigens auch ein BILD: Gute Nacht - das war 's.

Fazit:Einfache Idee, einfache Sprache - geniale Wirkungl:great:
 
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Eine Grundaussage! Genau, darum geht es auch mir. Wie lautet die in Deinem Text?
Es gibt zumindestens ums sterben (auch wenn das wort nicht im text vorkommt) die grundaussage für mich ist eher eine frage: ist der tod das ziel oder geht es danach weiter. Gleizeitig wird der raum geboten für weiter interpretationen (der tod als ende, und anfang von was neuem). Aber ja, ich will mich nicht komplett rausreden, ich merke selber das meine grundaussage viel deutlicher sein müsste/könnte , mein problem ist wahrschenlich das ich gerne einen text anfange ohne zu wissen worum es geht und sich langsam irgendwas herauskristalisiert (ich versuch beim nächstenmal erst die grundaussage zu überlegen, bevor ich anfange zuschreiben)



ich vermute da glatt das Gegenteil. Die meisten hören eh nicht so konzentriert auf den Text
Ja, stimmt in den meisten fällen. Da war ich wieder zu voreilig mit meinen aussagen.



1. jede einzelne Zeile verständlich ist
wo liegt der unterschied zwichen "verständlich" und verstehen? wenn man jede Zeile versteht, versteht man meistens auch den ganzen text (wenn man den wald sieht)

3. Dass EINE (!) schlüssige grundidee den Text beherrscht.
und wo könnte die deiner meinung stehen? im refrain und in den ersten zeilen? wenn mann direkt weiß worum es geht, fällt es jedenfalls wesentlich leichter den weiteren text zu folgen, der weitere text darf dan auch gerne undeutlicher sein.


so ich nehm mal soviel mit: ich sollte mal darauf achten das die erzähler pespective deutlich ist, das eine grundidee gut ausgearbeitet wird und das es nicht soviele verschieden themen aufeinmal behandelt. wobei das für mich echt schwierig ist, weil ich micht nicht gerne wiederhole, aber eig. bedeutet es ja dan das man das selbe immer mal wieder anders ausdrückt und vill. so varriert das eine geschichte/ ein verlauf entsteht.

ich will das jedenfalls mal probieren, versuchen schadet ja nicht
 
Hi Wüstenstaub,

zu zwei gerade angesprochenen Gedanken fällt mir folgendes ein:
Aussage, Grundgedanke - auch ich fange oft Texte an, ohne zu wissen, worauf es hinausläuft ... in gewisser Weise "schreibt etwas in mir" und ich versuche vor allem, am Ball zu bleiben. Bei anderen Texten geht es mir um eine Aussage, oft aber auch um ein Bild, eine Handlung, die mir eingefallen ist oder ein Thema, das mich gerade beschäftigt. Beides ist völlig legitim - man muss sich zu nichts zwingen: es erweitert meiner Erfahrung nach aber den Horizont und die handwerklichen Möglichkeiten, es mal auf verschiedenen Wegen zu versuchen. Bei dem ersteren Vorgehen ergeben sich bei meinen Texten die meisten Änderungen in der Bearbeitungsphase: oft ist es so, dass mir die Entwicklung natürlich klar ist, weil ich sie mit dem Texten gemacht habe, während sie sich anderen nicht erschließt/erschließen kann. Das muss nicht schlimm sein, so lange das, worum es mir mit dem Text ging, verstanden wird - wenn ich denn die Vorstellung habe, einen verständlichen Text zu schreiben. Na ja: jedenfalls schreibe ich diese Texte des öfteren um, bis beide - die Leser und ich - wissen, worum es geht.

Wo steht die Grundausage in einem Text?
Klare Antwort: sie muss nirgendwo stehen. Mir ist das sogar oft zu "Holzhammermäßig". Die Grundaussage muss sich aber aus dem Text erschließen lassen.
Oft ist es aber so, dass der Refrain sozusagen die Quintessenz eines Textes enthält. Ob jetzt ganz eindeutig oder mehr oder weniger verschlüsselt ist eher Geschmacksache.
Also: Du brauchst meines Erachtens die Grundaussage nicht im Nachhinein in Deinen Text "hineinzufriemeln" - wenn er sich denn aus dem Text selbst erschließt ...

Kurzes Feedback meinerseits: ich finde Deinen Text reizvoll, aber er erschließt sich mir nicht. Da dies ja von anderen auch schon geäußert wurde, will ich das gar nicht weiter ausführen. Es fehlt aber nicht mehr viel ... grade fällt mir dann doch eine Erweiterung ein: stell Dir eine Kameraperspektive von Oben vor, die auf das Kornfeld herunterschaut: Was siehst Du? Was willst Du beschreiben? Welche Situation soll von oben beschrieben werden?
Vielleicht funktioniert diese Perspektivsache auch nur gerade für mich ... wer weiß?

Herzliche Grüße

x-Riff
 
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Kurzes Feedback meinerseits: ich finde Deinen Text reizvoll, aber er erschließt sich mir nicht. Da dies ja von anderen auch schon geäußert wurde, will ich das gar nicht weiter ausführen. Es fehlt aber nicht mehr viel ... grade fällt mir dann doch eine Erweiterung ein: stell Dir eine Kameraperspektive von Oben vor, die auf das Kornfeld herunterschaut: Was siehst Du? Was willst Du beschreiben? Welche Situation soll von oben beschrieben werden?
Vielleicht funktioniert diese Perspektivsache auch nur gerade für mich ... wer weiß?
danke für dein feedback, das deiner meinung nicht mehr viel fehlt hat mich gerade spontan motiviert und ich habe den text verändert (eig. nur strophe 1 und 2), vill bleib ich doch bei der alten version, dafür ist mir das jetzt zu frisch.


so neu: die strophen könnten auch getauscht werden, dan wäre jedenfalls noch deutlicher worum es geht.

I
du liegst im kornfeld, es fällt schnee
du bist betäubt, nichts tut mehr weh
ein rotes licht, durchleuchtet dich
bis es dann, langsam erlicht

II
selbst beim sterben sind wir gleich
die hände rot, die gesichter bleich
unsere hände, bilden ein gleichgewicht
das im augenblick, auseinander bricht
 
auch ganz spontan und frisch: es heißt erlöschen - also "bis es dann, langsam erlischt"
http://de.thefreedictionary.com/erlischt

selbst beim sterben sind wir gleich
die hände rot, die gesichter bleich
unsere hände, bilden ein gleichgewicht
das im augenblick, auseinander bricht
das würde bedeuten, dass beide sterben - willst du das so? just a question ...
bei dem gleichgewicht - obgleich ich das Bild schön finde - stört mich die wiederholung des "gleich", ähnlich die wiederholung der hände ... aber ich möchte sagen, dass das direkt in die richtung geht, die mir vor augen schwebt ...

vielleicht noch mal sacken lassen oder hier die kommentare abwarten ...

x-Riff
 
@ wüstenstaub + x-Riff :)

x-Riff schrieb:
Aussage, Grundgedanke - auch ich fange oft Texte an, ohne zu wissen, worauf es hinausläuft ... in gewisser Weise "schreibt etwas in mir" und ich versuche vor allem, am Ball zu bleiben.

Jo. Mache ich ebenfalls . Fast täglich. Manchmal zum Beispiel für das Gedichteforum. Oder in Cafes, öffentlichen Verkehrsmitteln, Wartezimmern... Neuerdings während des Joggens. Ich ordne das aber als "Stoffsammlung" ein. Denn meistens geht es mir dabei nur um Beobachtungen. Noch nicht um Ideen. Dafür muss ich mich sehr konzentrieren.

Ideen sind für mich an zwei Sachen gekoppelt
a) an 2 (!)konkurrierende Aussagen, aus deren Interaktion sich
b) ein Sack voller Beispiele ergibt.

Ich improvisiere mal frech und versuche dabei irgendwie beim Beispiel zu bleiben.

Idee: Sterben macht Spaß (Genau so ginge auch zum Beispiel "der Tod öffnet die Herzen", "der Tod macht alle reich usw. )

Dazu fallen mir massig Beispiele ein.
- Die Beerdigung meines besten Schulfreundes. Ich war 15. Hinter mir in der Kirche saß eine (heute bekannte) Band. Auch sie blutjung und ebenfalls unfähig, mit dem Tod souverän umzugehen. Der Pastor natürlich uncool steif. Hinter mir begann ein bandtypisches Rumgewitzle, was bald nicht mehr zu stoppen war. Wir saßen mit hochroten Köpfen und drohten zu platzen vor Lachen. Ich bin mir noch heute sicher, meinem toten Freund Udo wäre es genau so ergangen.

- Ein anderer lieber Freund starb in Sekundenschnelle an einem Infarkt. Unser damals riesiger Freundeskreis traf sich Tage später zu einer Gedenkfeier. Es wurde gesungen, gekuschelt, zärtlich gelacht und die härtesten Kotzbrocken redeten leise und nett.

- Mein feinfühligster Freund ist Steinmetz. Wenn ich ihn an seinen krisenfesten Job erinnere, lächelt er zufrieden.

- nicht zu Reden von Erbschaften oder dem Ableben verhasster Diktatoren
- und so weiter....

Damit hab ich noch keinen Song. Aber ein Ziel. Und eine Methode: Die Strophen müssen als Beweis für meine Prämisse dienen. Alle anderen Gedanken scheiden mit größter Wahrscheinlichkeit aus. Selbst das Leid und die Tränen müssen sich diesem Beweis unterordnen!

Wem das jetzt zu herzlos erscheint, der urteilt mMn zu vorschnell. Alle anderen Themen wie natürlich "Tod bringt Leid" Tod bringt Unglück" oder "Tod macht einsam" können der Ausgang für 3 neue Lieder sein. Obwohl diese Aussagen leider kaum mit einenander konkurrieren. Hingegen: die frechste und krassesten Prämisse versprechen die glaubwürdigsten Beispiele.:D

Warum mach ich das am liebsten so? - Weil gerade so der Song für Dritte verständlich bleibt. Weil dieses Prinzip Spielraum für die gewaltigsten Gegnsätze bietet, ohne das 1.) ich und 2.) mein Zuhörer die Übersicht verliert. Die schrägsten Plots, oder Twists (wie das Annette gern nennt) könnte man einsetzen, ohne dass der Song unübersichtlich wird.

Und nun staunt nicht gleich Bauklötzer...;) Lest mal in Euren Krimis. Jeder banale Absatz ist nach diesem Prinzip geschrieben: Ein Gedanke und x-wiewiele Beispielsätze.

x-Riff schrieb:
Wo steht die Grundausage in einem Text?
Klare Antwort: sie muss nirgendwo stehen. Mir ist das sogar oft zu "Holzhammermäßig". Die Grundaussage muss sich aber aus dem Text erschließen lassen.

x-Riff, so sehr wie wir uns zu verstehen scheinen: in manchem verworrenem Text wäre es mr ein Vergnügen, die Grundaussage träte auf und würde mit ihrem Holzhammer den Autor daran erinnern, verständlich zu bleiben.:D

"Sterben macht Spass" wäre vermutlich nicht meine Hookline. Da müßte ich länger suchen. Glücklicher Tod, Spiel auf Gevatter. täglich tanzt der Sensenmann, ich würde stundenlang bis zur totalen Erschöpfung mit meiner Prämisse spielen. (Oh diese Instrumentalisten... da ringen sie manchmal jahrelang um einen Bandnamen, aber 1 Stunde ersthafte Hookline-Suche ist den meisten zu viel. Komisch...:gruebel:...:D)

Oder eine der Strophenzeile bringt mich auf die Hookline.

Nun gibt es ja nicht nur Schwarz und Weiß. Natürlich könnte sich die Geschichte um den Tod meines Schulfreundes verselbständigen. Zum Beispiel im Zusammenhang mit der bekannten Band. dann könnte mein Prämisse sich ändern in: "Rocker sind nicht reif für den Tod" Oh ja, das hätte doch was:D

Ich hoffe, ich hab mich verständlich gemacht: Auch so..."verständlich" versus "verstehen". Irgendwie versteht man fast jeden Text, Irgendwie. Das kann ich als Autor nicht beeinflussen. das hängt von fremden Sensoren ab.

Aber ich kann alles dafür tun, mein eigenes Anliegen zu suchen, zu verstehen und danach "verständlich" zu machen. Damit meine ich "verdeutlichen" klar "darstellen" auf geile, aber im Kontext überflüssige Zeilen verzichten, die die gewünschte Darstellung der Prämisse nur verwässern könnte.

So, dass ist eine Methode, wie ich ins Texten komme, ohne mich gleich von der Muse geküsst zu fühlen:D

Hier mach ich mal Pause
 
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Hi Jongleur,

fühle mich verstanden, verstehste? :)

"Rocker sind nicht reif für den Tod" ist schon mal arschcool, was hälst von "Der Tod ist noch nicht reif für den Rocker"?

Bzw. genau so meinte ich es: wenn ich schreibe, ohne zu wissen, was ich schreibe, passiert das meist irgendwo und auf irgendwelchen zetteln. entweder ich mache dann demnächst weiter oder er landet in einer schublade bzw. einem karton, um vielleicht irgendwann mal ausgebuddelt zu werden (ich bin da nicht so systematisch, weil es für mich hobbycharakter hat).
Wenn so ein Text entsteht, ist es sehr wahrscheinlich, dass er für andere nicht/schlecht verständlich ist, sofern er noch den Prozess des Themenfindens in sich hat (und dies nicht gleichzeitig das Thema ist) und von ihm geprägt ist. Das merke ich entweder selbst und überarbeite ihn bevor ich ihn anderen zeige oder ich merke es nicht und andere, denen ich den Text zeige, sagen es mir. Und dann fängt die Bearbeitung an, die in dem Fall nicht unerheblich ist und der oft sowohl schöne Bilder, Beschreibungen und Sprachspielereien zum Opfer fallen als auch zuweilen der Titel etc. Ein bißchen ist es mir bei meinem letzten Text (dead spot on the wall) so gegangen ... ich hatte zwar schon ein Bild und eine Handlung, aber das erste war unscharf, das zweite hat etwas transportiert, dessen ich mir beim Schreiben und bei der ersten Überarbeitung noch nicht gewiß war - die letzte Version ist aus meiner Sicht sowohl verständlich als auch atmosphärisch dicht und transportiert - zusammen mit der Musik - das, was ich am Wickel hatte ...

x-Riff
 
@ Oh wüstenstaub:great:

Betrifft #11

Diese Fassung liest sich für mich viel schlüssiger als der erste Entwurf. Vor allem das Gleichgewicht, welches auseinander bricht... das berührt mich. in meinem Kino geht noch nicht alles schlüssig auf.. aber dass mit dem Tod ein Pakt, eine Welt auseinander bricht, berührt mich einfach. Basta.

(Dazu noch eine merkwürdige Musik...Orchestrale Mollflächen entlocken mir zwar regelmäßig Tränen, aber das ist kaum mehr als Biochemie. Hingegen ein Geräusch, ein merkwürdiges Instrument erzählt die schlimmste Wirkung des Todes: qälende Einsamkeit...)

Jetzt wüsste ich gern, ob es auch Stimmen gibt, die diese Version für eine Verschlimmbesserung halten.
Ich würde es zunächst mal bei diesem positiven Feedback belassen wollen




------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

P.S.

x-Riff schrieb:
"Der Tod ist noch nicht reif für den Rocker"?

Jetzt hab ich wirklich schallend gelacht:rofl:

Vermutlich ein Zeichen dafür, dass DIESE Zeile sehr gut als Hook funktionieren würde.

x-Riff schrieb:
Ein bißchen ist es mir bei meinem letzten Text (dead spot on the wall) so gegangen ...

ja, x-Riff, DIESES lange Ringen um die deutlichste Darstellung Deiner Andeutungen habe ich gefühlt:)
Das Beobachten solcher einsamer Pinselstriche hat dann für mich etwas von einem Kunstfilm (Picasso malt;))

Ich würde jetzt auch gern Wüstenstaub über die Schulter gucken:)
 
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