Mortal Sin / Face Of Despair / 1989 / CD

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Genre: Heavy/Thrash Metal
Label: Phonogram
Spielzeit: 43:35 Min

1. I Am Immortal
2. Voyage Of The Disturbed
3. The Infantry Corpse
4. For Richer For Poorer
5. Martyrs Of Eternity
6. Innocent Torture
7. Suspended Animation
8. H
9. Terminal Reward
10. Robbie Soles


Mortal Sin, ein Name der höhstens eingefleischten Ewigachtzigern was sagt. Auch mir waren die Australier nichtmal vom Namen her ein Begriff, bis ich sie eher zufällig als Vorband der mächtigen Overkill gesehen habe und mich sofort in sie vernarrte.
Was die Bandgeschichte angeht: Mortal Sin wurden in den 80ern in Australien, nähe Sydney gegründet - ein Ort, der eher für rockende Wechselstromhaarbüschel denn für harten Thrash Metal bekannt war und ist. Kein Wunder also, dass die Band sich mit ihrem Debut "Mayhemic Destruction" schnell an die Spitze der dortigen Knüppelbewegung setzte und als "australische Antwort auf Metallica" blabla angepriesen wurde... nach dem etwas durchdachteren, aber nicht weniger genialen "Face Of Despair", das ihren Status untermauerte, bröckelte es heftig: Unter diversen Umbesetzungen, Auflösungen, Reunions etc. wurde es still um Mortal Sin, denn mit Ausnahme einer mehr als zweifelhaften dritten Platte und einer eher dürftigen EP hauten die Jungs für Ewigkeiten nichts hörbares raus, und schon garnichts qualitativ hochwertiges.
Im Zuge des derzeitigen Reunion-Wahns meldeten sich auch Mortal Sin zurück, mit fast vollständig neuer Besetzung (nur Sänger Mat Maurer und Basser Andy Eftichiou sind von der "Mayhemic Destrucion"-Besetzung noch da, zumal beide in der Bandgeschichte schon ausgetauscht wurden) und veröffentlichten mit "An Abscense Of Faith" ein mehr als hörbares Neuwerk, das es hier aber nicht zu bereden gilt - vielleicht ein anderes Mal.


Nun, kommen wir zu "Face Of Despair", dem Zweitling von Mortal Sin.

Eine Bassline leitet I Am Immortal, den Opener, ein und damit einen Song, der schon bald zum Klassiker des ganzen Genres werden sollte. Der Song klingt erst so garnicht nach Thrash, aber nach und nach machen gezielte Doublebass-Attacken, der agressive (aber melodische!) Gesang von Mat und vor allem der Nackenbrecher-Refrain dem Zuhörer klar, wie guter Thrash zu klingen hat. Im Mittelteil wirds grooviger bevor der Speed-Knüppel rausgeholt wird, dann folgt ein echtes Ohrenschmaus-Solo in bester Metallica-Manier. Sehr geil!

Voyage Of The Disturbed wird von einem extrem geilen, fesselnden Midtempo-Riff eröffnet, legt dann ein bisschen an Tempo zu und baut sich zu einem hitverdächtigen Thrash-Monster in bester Flotsam&Jetsam-Manier auf. Definitiv einer der Highlights des Albums.

The Infantry Corps
beginnt ebenfalls im Midtempo und lässt an Metallicas "Seek & Destroy" denken, bevor der Song unerwartet Richtung Tankard (nur musikalisch, nicht textlich) schwenkt und den Knüppel schwingt, das es eine Freude ist! Generell ist die Nummer von Tempowechseln und variablem Drumming durchzogen, ohne aber in irgendeiner Form progressiv zu wirken - Thrash wie er sein muss.

Nach dem meiner Meinung nach eher schwächlichen For Richer For Poorer, was einfach nicht hängen bleiben will, eröffnet eine ruhige, beschwörende Clean-Gitarre Martyrs Of Eternity, einen weiteren Höhepunkt des Albums. Der Song ist wieder im Midtempo angesiedelt und lässt entfernt an Megadeth denken. Wieder extrem schöne Melodieführung und einer der besten Refrains der Platte, dessen letzte Zeile zudem als Namensgeber für das Album fungiert. Geiler Banger, definitiv!

Mit Innocent Torture folgt dann mein persönliches Highlight des Albums, leider sträflich unterbewertet. Das Intro wiegt einen in Sicherheit, und plötzlich bricht der mit Abstand schnellste und brutalste Song des Albums los und zerfetzt einem die Gehörgänge! Der Refrain ist melodischer, ohne an Agression zu verlieren, darauf ein kurzes Solo, eine der geilsten Überleitungen die ich kenne und die zweite Strophe, diesmal etwas gemächtiger. Was für ein Kracher!

Leider fällt das Album danach stark in der Qualität ab: Suspended Animation, H, Terminal Reward und Robbie Soles sind nicht unbedingt schlechte Songs, können aber auf keinem Fall mit dem Niveau der ersten Hälfte des Albums mithalten.

Unterm Stich präsentiert sich "Face Of Despair" als extrem gutes, wenn auch nicht durchgehend überzeugendes Thrash-Album, was zwar einige Ausfälle, aber auch definitive Glanzpunkte vorzuweisen hat. Vor allem Maurers melodische und zugleich agressive Stimme hilft der Band, sich aus dem Einheitsbrei des Thrash zu lösen und trotz der unüberhörbaren Querverweise Richtung Bay Area ihre ganz eigene Version der Metal-Musik einzuspielen. Die Produktion ist gut und auch heute noch mehr als zeitgemäß, aber immer noch definitiv mit dem Biss der 80er.

Fans der Bay Area, des Thrash Metal im Allgemeinen und des melodischen Thrash im speziellen sollten Mortal Sin unbedingt eine Chance geben! Wer auf Overkill, Megadeth, Testament oder alte Metallica steht, sollte auch damit was anfangen können...

8/10

Anspieltipps: I Am Immortal, Voyage Of The Disturbed, Innocent Torture
 
Eigenschaft
 
gutes review, gute, aber leider zu unrecht oftmals übersehene band, gute platte (die "mayhemic destruction" rockt aber auch das haus)


und ich hab beide auf vinyl, das hat man davon, wenn man in den 80ern schon musikjunkie war :D
 

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