Musikalische Fehleinschätzungen

Cerno
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Ist es euch auch schon mal so gegangen? Ihr hört irgendwo eine Newcomerband und denkt euch: das wird doch nichts. Und auf einmal sind es Stars?

Meine beiden größten Fehleinschätzungen:

1. München, Schlachthof, ca 1991: auf deutsch rappende Typen auf der Bühne, von denen der eine immer behauptet, er wäre der Hausmeister Thomas D. Eigentlich fanden es alle Sch... und es gab auch massig Pfiffe. Schnell vergessen, bis da auf einmal "Die da" war. -> Fanta 4

2. Fürstenfeldbruck, Stadtfest 1999: bin nur hingegangen, weil ich den Schlagzeuger kannte, und mal hören wollte, was er jetzt so macht. Ein Song (Walpurgisnacht) hat mir ganz gut gefallen, der Rest war für mich so typisches Lokalband-Geschrammel. Keine großen Erwartungen für deren Zukunft. -> Schandmaul

Was habt ihr für Beispiele?
 
Eigenschaft
 
Ist es euch auch schon mal so gegangen?
Das passiert vielen Leuten, nicht nur bei Musik: Fehleinschätzungen, weil es den eigenen Geschmack oder Anspruch nicht trifft...
Genau so wenig, wie ich nachvollziehen kann, dass offensichtlich viele Leute Stammkunden im Ein-Euro-Plastikkram-Nippes-Laden sind und der Umsatz dort brummt, kann ich bei manchen Bands / "Musikern" verstehen, dass die irgendjemand hören bzw. sehen will. Namen möchte ich jetzt keine nennen (um Fans nicht unnötig zu düpieren), aber ich habe schon bei manchem Kunstneuling gedacht, er/sie/es möge den Quatsch einfach bleiben lassen, weil das eh nix wird - und kurz darauf war er/sie/es ein "Star". Ich hatte eben keine "Antenne" für diese Art von "Kunst".
Und andere, die aus meiner Sicht echt was draufhaben, bleiben unbekannt...
 
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Da hast du sicher recht.
Aber um mal bei Schandmaul zu bleiben: die haben sich ja in den danach folgenden Jahren nicht verbogen, und ich fand die Musik, als es sie auf CD gab, auch gar nicht schlecht. Also "nur" Geschmackssache kann es nicht gewesen sein. Bühnentechnik? Vielleicht. Macht der Produzent die eigentliche Musik? Vielleicht auch das.
Wenn man also von den Dingen absieht, die einem sowieso ganz und gar nicht gefallen, sind es dann vielleicht doch nicht die Musiker und ihre Musik, die einem gefallen? Sondern "nur" die Art und Weise der Aufbereitung?

Bei den Fantas könnte ich wetten, dass einige, die sie damals im Schlachthof ausgepfiffen haben, hinterher sogar zu großen Fans wurden.
Macht es also teilweise vielleicht gar nicht der eigene Geschmack, sondern einfach die Wiederholung im Radio etc, dass man sich daran gewöhnt bis hin zum gut finden?

Das würde dann aber doch bedeuten, dass man selber gar nicht in der Lage ist, ein eigenes Urteil zu fällen, und gar keinen eigenen Geschmack zu haben?
 
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Bestes Beispiel vermutlich die bekannteste Band der Welt: The Beatles. Bekamen anfangs auch keinen Plattenvertrag weil man sich dachte, dass so eine E-Gitarren Musik keine Zukunft hat. So kann man sich täuschen...
 
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1979 oder so, In Würzburg, Carl-Diem-Halle,
wir waren wegen Eberhard-Schoener da
und als Vorgruppe spielte ein seltsames Trio,
ich fand es nicht so doll, hab gewartet, dass sie fertig
waren und endlich der Eberhard Schoener mit seinem Gedudel
und der Lasershow anfing,
o.k., es war The Police mit Sting am Bass/Gesang.
und im nachhinein doch irgendwie cooler
als der Haupt-Act.
 
Wollte bei uns in einer Musikkneipe damals die "Leningrad Cowboys" sehen.
Die waren auch erwartungsgemäß super. Aber die Vorgruppe "Stetson Power" die hatten echt Power vom Feinsten(Drummer Sticks verkehrt herum gehalten) und haben den Laden so richtig zum Kochen gebracht.
Wer da nicht mitgezappelt hat war entweder taub oder lahm. Von denen hab ich nie wieder was gehört oder gesehn.
Die LC hingegen waren danach bekannt (nicht zuletzt wegen ihrer Outfits) und erfolgreich. Aber für mich waren "Stetson Power" bis dahin die beste Liveband die ich gesehen habe.
So geht's manchmal...
 
Schöne Fragestellung. Aber was heißt schon Fehleinschätzung? Ich würde eher sagen, Geschmäcker ändern sich (zumindest meiner)...

Die Musik, die ich in den 80/90ern noch beschixxen fand, kann ich heute zum Teil richtig feiern.

Techno ist eine ganze Zeit lang total an mir vorbeigegangen (für mich war das Kraftwerk und Co.). Hätte auch nicht gedacht, dass sich das so lange hält (in entsprechenden Weiterentwicklungen). Vor allem könnte ich nicht verstehen, dass gebildete Freunde da ihren Spaß dran hatten. Heute kann ich guter Elektro-Musik ab und an durchaus auch mal was abgewinnen (natürlich nicht dem "Hyper" oder Euro-Zeug...).

Ich stand mal eine ganze Zeit auf technisch sehr gut gespielte Gitarrenmusik (Markus Memel, etc.). Wurde irgendwann einfach wieder uninteressant...

Waren das wirklich Fehleinschätzungen? Keine Ahnung. Ich lasse mich jedenfalls ungern auf eine Genre oder gar Hub-Su-Sub-Genre festlegen...

Gruß,
glombi
 
Ich habe die "Spider Murphy Gang" so um 80 im Theatron in München gesehen. Traten damals als Rolling-Stones Coverband auf und
mußten vorzeitig aufhören weil Dosen und Erdklumpen auf die Bühne flogen.
Der Erfolg kam ja erst dann später mit ihrem bayr. RocknRoll.
 
Ich war in den späten 90ern bei Slayer mit Sepultura in Böblingen in der Sporthalle. Die erste Band hieß "System Of A Down". Wir waren uns einig das das nix für uns ist und schon ne Komische Truppe. Hätte nicht erwartet jemals wieder was von denen zu hören (=Fehleinschätzung). Bis heute gefallen mir die frühen Sachen allerdings nicht so, je neuer das Zeug ist, desto mehr kann ich mich damit anfreunden. Ungewöhnlich, meistens finde ich bei ner Band die alten Sachen besser als die neuen.
Die Hypno/Mezmer Alben hab ich mir dann sogar gekauft. :nix:
 
Das würde dann aber doch bedeuten, dass man selber gar nicht in der Lage ist, ein eigenes Urteil zu fällen, und gar keinen eigenen Geschmack zu haben?
Das ginge mir dann doch ein wenig zu weit: Ich denke, jeder hat (einen eigenen) Geschmack - fraglich ist, ob er (aus Sicht anderer) "gut" ist.

Es scheint ohne Namen nicht zu gehen, dann oute ich mich eben hier mal ein wenig:
- Ich habe Adele einmal live gehört, als sie noch zu den unbekannten Newcomern zählte, und fand sie überhaupt nicht toll (und bin auch jetzt, wo sie hoch gehandelt wird, absolut kein Fan).
- z.B. Beatles / Slayer / Marilyn Manson / Unheilig u.v.a.? Die hätten bei mir niemals einen Plattenvertrag bekommen... :embarrassed:

Geschmäcker ändern sich
Das kommt auch noch dazu:
Ich bin -eher pflichtgemäß- auf ein Australian-Pink-Floyd-Show-Konzert mitgegangen, ein Freund von mir wollte das unbedingt sehen und hat mich eingeladen. Ich konnte mit Pink Floyd bis dahin nichts anfangen (außer vielleicht "Another Brick In The Wall"), seitdem geht's etwas besser.

Andererseits: Manche Geschmäcker bleiben - es gibt (berühmte) Bands, zu denen ich nicht mal mit Freikarte und anschließender VIP-Party gehen würde. Aber das geht wohl allen Menschen so... Geschmackssache eben.
 
Live ist es ja immer noch was anderes, weil einen da auch einfach die Power und Spielfreude mitreißen kann, .

Bei mir war es bei Neuentdeckungen auf CD eigentlich immer so: wenn mich etwas beim ersten Hören total umgehauen hat, dann hatte ich mich meistens nach ein - zwei Wochen daran satt gehört z.B. die Bloody Kisses von Type O Negative. Viele Alben, die ich später total geliebt habe, musste ich mir dagegen erst langsam erarbeiten, die frühen Dream Theater Sachen beispielsweise.

Die meisten Leute gehen ja auch daher eher auf Konzerte, wo Musik gespielt wird, die sie kennen (sei es jetzt Cover oder Originale), weil sie die Songs dann nicht erst kennenlernen müssen, den Aufbau, die Melodien, Breaks, Soli etc... Wenn man etwas zum ersten mal hört, dann bleibt halt häufig nicht so viel hängen und man hat weniger Spaß als wenn man jede Zeile mitsingen kann und weiß, wann man das Luftgitarrensolo spielen oder das Drumbreak mitmoshen muss.
 
Bestes Beispiel vermutlich die bekannteste Band der Welt: The Beatles. Bekamen anfangs auch keinen Plattenvertrag weil man sich dachte, dass so eine E-Gitarren Musik keine Zukunft hat. So kann man sich täuschen...
Mein Lieblingsbeispiel, ungefähr anderthalb Jahrzehnte später: Jean-Michel Jarre. Hatte gerade ein ganz neues Album fertig, sein bis dahin ausgefeiltestes.

Major Labels: "Elektronische Musik? Kein Gesang? Keine Gitarren? Keine Strophe-Refrain-Struktur? Sechs bis zehn Minuten lange Nummern? Wer will so'n Scheiß hören? Nee, das signen wir nicht."

Francis Dreyfus von Disques Motors, wo Jarre eh schon war: "Klar kann ich das veröffentlichen. Das ist echt gut, davon verkaufen wir bestimmt 5 Millionen."

Rumsbums gingen 10 Millionen davon über den Tisch. Und der Mann wurde zum Godfather der elektronischen Musik.


Martman
 

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