Dort wird u.a. empfohlen, sich immer nur auf einen bestimmten Aspekt des Übens zu konzentrieren.
Schade, dass Du den Autor und Titel nicht nennst, das würde ich mir gerne näher anschauen. Die Aussage widerspricht den unzähligen Untersuchungen, die zeigen, dass Lernen kontextuell stattfindet.
Mein Rat aus dieser Erkenntnis und vor allem aus der eigenen Erfahrung ist ein anderer.
Man schaut sich die Noten eines Stücks an, wenn möglich singt man es. Auf jeden Fall merkt man beim Lesen (ohne Instrument), wo die schwierigen Stellen liegen. Die kann man dann isoliert üben, denn sie benötigen natürlich mehr Aufwand. E macht auch Sinn, sich mit Bleistift Hinweise in die Noten zu schreiben,
Sinnvoll finde ich es auch, ein Stück zunächst langsam genug zu spielen, um Fehler zu vermeiden. Dabei hilft ein Metronom, die Time zu halten. Das langsame Tempo ermöglicht ohne Überforderung, von Anfang an die Dynamik und Artikulation zu beachten.
So übt und empfiehlt das z.B. Hakan Hardenberger, seit Jahrzehnten einer der weltweit besten Solisten auf der Trompete.
Ist das Stück länger oder enthält es mehrere hakelige Abschnitte, dann gliedere ich es in kleine und musikalisch sinnvolle Teile von 1 bis 4 Takten.
Je nach Schwierigkeitsgrad kann man das Stück oder einzelne Passagen auch "stumm fingern", also ohne Anblasen des Instruments, vorzugsweise mit Singen.
Hat man die kleinen Einheiten fehlerfrei drauf, kann man das Stück durchspielen und genießen, die Frage nach "Erarbeiten" des musikalischen Ausdrucks stellt sich gar nicht mehr.
Übt man ein Stück dagegen zunächst "mechanisch", allenfalls abgesehen von einem allerersten "kennenlernen" und fingern, so werden die Ohren bzw. das Gehirn genau auf diese unmusikalische Praxis programmiert. Ich fände es aufwendig und unnatürlich, den Notentext dann in einer zweiten Runde mit musikalischer Phrasierung umzulernen.
Kontextuell bzw. von Anfang an vollständig gelernt bilden bildet das Notenbild mit allen Anweisungen den Reiz für eine von Anfang an musikalische Reaktion. Das betrifft Sehen, innerliches Hören, vielleicht sogar körperlich fühlen, z.B. als angedeutete Tanzbewegung.
Gruß Claus