Flix schrieb:
Hi,
Meine Band und noch enie andere haben dieses Jahr ein kleines Konzi
organiesiert. Das ganze lief wahnsinnig gut, super Stimmung und mega umsatz.
Nun haben wir uns überlegt nochmal so was ähnliches zu machen.
Wir haben uns überlegt ein Open Air zu veranstallten.
Die Frage ist jetzt wie des Versicherungs technisch abläuft falls da jetzt
z.b. jemand absaufen würde oder so ....
kann man sich da irgendwie absichern oder von befreien ???
MFG Felix
Sorry, wenn ich nochmals ganz von vorne einsteige, aber ihr seid schon in der "2. Halbzeit" , aber wie jedes Spiel bei Minute eins beginnt, so ist das auch mit dem Veranstalterleben.
Ich möchte Euch den Spaß nicht verderben, aber die Zeltheringe, über die ihr schon diskutiert, stehen auf Seite 23 des Auflagenbescheides - um gleich mal das ominöse Wort ins Spiel zu bringen.
Ich darf mal kurz zusammenfassen:
Mega-Umsatz = viele Leute
Mega-Umsatz = Gastroausschank
Open-Air = wenig bis gar keine Konzert-relevante Infrastruktur
Mit Wunschzetteln geht man - bis zu einem gewissen Alter - zum Christkind.
Mit der Absicht ein Open-Air zu veranstalten geht man mit seinem Antrag bzw. einer Voranfrage an das zuständige Ordnungsamt oder auf dem Dorf zum Bürgermeister (so man überhaupt ein geeignetes Areal gefunden hat oder von einem Bauern pachten könnte / die Wiese kann der dann nämlich geraume Zeit nicht mehr bewirtschaften / vom Stadtpark mal ganz zu schweigen).
Aber mal angenommen, der Bauer findet sich oder die Wiese am Stadtweiher stünde zur Verfügung.
Dann erlässt die Kommune den oben erwähnten Auflagenbescheid. Der kann für ein Open-Air schon mal 30 Seiten lang sein. Kein Witz! Wir arbeiten bei unseren Veranstalterseminaren mit solchen Verwaltungsvorlagen.
Und wenn es eine größere GEmeinde ist, dann schreiben da auch viele Behörden oder Behördenabteilungen die für sie relevanten Dinge rein - und die sind meistens auch gar nicht so verkehrt.
Ich darf mal ein paar "normale" Punkte auflisten
- Naturschutz (wurde hier schon mal erwähnt / es gibt nichts schlimmeres für einen Veranstalter als einen Flecken Schachtelhalme und ein brütendes Vogelpärchen)
- Abwässer (gibt es Kanalanschlüsse für einen Toilettenwagen oder werden Dixies benötigt / zahlreiche für Männlein und noch zahlreichere für Weiblein / EIN Open-Air kommt bei Fans schnell in Verruf, wenn man beim Klo zu lange anstehen muss)
- Rettungswege (bezahlte Sanis / kommt der Rettungsdienst im Notfall frei vom und zum Gelände / wie sehen die Rettungswege bei leichtem Nieselregen oder bei Platzregen aus / ist hier eine Sanka-Abfahrt nicht mehr möglich, dann wäre das nicht das erste Open-Air, das deswegen gecancelt werden muss)
- Energieversorgung (muss mit Generatoren gearbeitet werden? Wie kochen die Stände auf dem Gelände? Evtl. mit Gas? Dann kommt gleich noch ein Schwung feuerpolizeiliche Auflagen hinzu...)
- Lärmbeschränkungen (wie weit ist das nächste bewohnte Haus entfernt / mittlerweile gibt es kaum noch Auflagenbescheide, wo der zulässige Lärmwert 85 dB (als Mittelwert gemessen ca. 3 m vor dem ersten Haus) überschritten werden darf
- Parkplätze (hier muss ggf. zusätzliches Wiesenareal angemietet werden / was ist, wenn ein PKW Ölverlust hat und ein angrenzendes Gewässer verunreinigt..)
- Notbeleuchtung auf dem Gelände und ggf. auf den Parkplätzen
- Gaststättenlizenz (ist als einfache Gestattung vermutlich noch am leichtesten zu bekommen / aber Open-Airs haben i.d.R. auch mit Hygieneproblemen zu kämpfen, weil es auf dem freien Feld halt keine geputzten Fliesenböden gibt...)
- Müllbeseitigung (es ist nicht einfach damit getan, die leeren Bierbecher wieder einzusammenln)
- Bauzaun (ihr wollt ja vermutlich Eintritt verlangen, um die hohen Produktionskosten zu erwirtschaften oder darf jeder kostenlos auf das Gelände
- Bühnenüberdachung (Abnahme nach fliegenden Bauten bis Windstärke 8...)
- Rekultivierung (das kann ins Geld gehen..)
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- (es gäbe noch zahlreiche Punkte, die man anschneiden könnte)
ABER:
IHR HABT BIS HIERHER NOCH KEINEN GEDANKEN AN MUSIK, BOOKING oder PLAKATE "verschwendet". Auf die Zelte, sprich die An-/Abreisewege oder die Übernachtungsfrage für die Besucher, seid Ihr ja bereits eingegangen, weshalb ich mir das mal spare.
Das alles aber bekommt Ihr von Eurer Kommune im Auflagenbescheid genannt. Und ihr seid verpflichtet, das vorher bei der Behörde zu melden (je nach Stadt auch unterschiedlich bei diversen gleilchzeitig: Ordnungsamt, Polizei, Feuerwehr, Baubehörde, Naturschutzbehörde...)
Bands schimpfen leider viel zu gerne und zu leichtfertig auf Veranstalter! Kaum einer macht sich Gedanken, was die alles anstellen müssen, bis dann mal 5 Mucker auf der Bühne 90 Minuten die Sau rauslassen dürfen.
Es gäbe noch so viel zu sagen, aber vorerst soll mal hier Schluss sein.
Vielleicht habe ich die Lust auf die Mega-Party im Freien ja jetzt leicht verdorben. Aber das ist Realität und hat relativ wenig im überbordendem Bürokratismus in Deutschland zu tun.
lg.