Rauschende Interface-Vergleiche

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Hallöchen :)

Letztens erst war wieder eine Frage im Forum: "mein Mikrofon rauscht zu sehr" - und auf dem Weg zur Fehlersuche stieß man schnell auf die Ursache: nicht das Mikro, sondern das in einen Kleinmixer integrierte USB-Interface rauscht. Darum habe ich mich gefragt, wie man als normaler Anwender ohne Meßequipment feststellen kann, ob und wie stark ein Interface rauscht?

Die Antwort vorweg: mir ist nichts Vernünftiges eingefallen, man müßte ein sehr hochwertiges Interface als Referenz haben, aber wer sich z.B. das leisten kann, braucht sich um's Rauschen auch keine Gedanken mehr zu machen:


Dennoch habe ich alle 4 mir zur Verfügung stehenden Interface mal rauschend recordet; als da in der Reihenfolge ihrer späteren Auftritte wären:


Ok, letzteres nicht die aktuelle 24 Bit Variante, sondern das alte Modell, gekauft vor 13 Jahren.

Jede Aufnahme besteht aus 5sekündigen Blöcken mit kurzen Pausen dazwischen. Der Gain stand zunächst auf 7 Uhr Linksanschlag, dann 12, 15, 16 und 17 Uhr, also Maximum. Diesen 5 Blöcken folgt noch ein 6., da habe ich bei Gainmaximum die Phantomspeisung dazugeschaltet. Ist egal, denkt Ihr? Na, Ihr werdet ja hören und sehen :)

Spaßeshalber hat die erste Aufnahme (M-Track) einen 7. Block, da habe ich den Inputschalter von Mic/Line auf Guitar umgeschaltet.

Mein FF (vorläufiges Fazit) verrate ich jetzt noch nicht, so kann sich jeder unbeeinflußt seine Meinung bilden. Hier nun die 5 Hörproben, 5 deshalb, weil ich den Phonic auch einmal mit eingeschaltetem PAD hab mitlaufen lassen:

M-Track mit 7 Blöcken:



Nun der Phonic, der hat so einen Umschalter nicht:



und nochmal der Phonic, aber mit PAD (wozu das gut ist, weiß ich auch nicht, ich hab's halt einfach gemacht :nix: :)):



der Behringer:



und das Yamaha-Pult:



Die Aufnahmen habe ich alle um den gleichen Wert (55,1dB) normalisiert, gehört haben wir's ja schon, optisch sieht das dann so aus:

5Vergleiche.jpg

Und nun noch zu jeder Aufnahme ein Analyserbildchen:

EQ_MTrack.jpgEQ_Phonic.jpgEQ_Phonic_PAD.jpgEQ_ADA8000.jpgEQ_02R.jpg

Ich will in den nächsten Tagen den Test noch etwas präziser wiederholen, so ganz ohne zu wissen, wie hoch das Nutzsignal bei den Einstellungen von 7 - 17 Uhr, bringt nicht den von mir erhofften Nutzen. Man kann ja nicht davon ausgehen, daß die Verstärkung jedes Interfaces bei Stellung 12 des Gainreglers die gleiche ist. Trotzdem (finde ich so für mich) habe ich den Test schon jetzt nicht umsonst gemacht :D
 
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Und hier nun der 2. Teil, wie bereits vermutet, schert sich die Vorverstärkung der Preamps einen Dreck um die Zahl, die gerade am Regler steht :D Ich hab sie trotzdem protokolliert:

  • M-Track - 14:20Uhr
  • Phonic - 15:10 Uhr
  • ADA8000 - 14:55 Uhr
  • 02R - 12:20 Uhr

Mein erstes Fazit aus diesem kleinen Test lautet: gerasterte Potis sind Mist!

Zuerst habe ich dem NT1-A in 30cm Abstand einen kurzen Zeitungsartikel vorgelesen (keine Angst, das müßt Ihr Euch nun wirklich nicht anhören ;)) dabei habe ich beim etwas kräftigeren Sprechen 80dB mit einem billigen Schallpegelmesser in Höhe der Mikrokapsel gemessen. Statt meines Kopfes habe ich einen kleinen Aktivlautsprecher vor das Mikro gestellt und mit einem 1kHz-Ton die 80dB am Mikro simuliert.

Ob das wirklich genau 80dB waren ist völlig wurscht, wichtig ist nur, daß bei jedem Durchlauf exakt der gleiche Pegel vor dem Mikro herrschte. Während der Meßton fiepte, pegelte ich mit dem Gain das jeweils aufzuzeichnende Interface so ein, daß in Samplitude zwischen -19,6 und -19,8dB angezeigt wurde, was gar nicht so einfach war und zu dem oben angesprochenen ersten Fazit führte.

Das Weitere hat sich dann 4x wiederholt: ein paar Sekunden Meßton aufzeichnen, dann während der Aufnahme das Mikro ausstecken und dabei nicht an den Gain kommen! und danach ein paar Sekunden den offenen Mikroeingang aufnehmen. Ich weiß, das Mikro an- oder abstecken bei eingeschalteter Phantomspeisung ist so eine Sache, davon wird oft abgeraten, ich habe es für den Test ausnahmsweise mal so gemacht - und bei meinem 02R weiß ich seit 13 Jahren, daß da (bei ausgeschalteten Endstufen) nix passiert :)

Den Kracher beim Abstecken habe ich rausgeschnitten, die Spuren einzeln normalisiert, dann alle 4 Aufnahmen hintereinander geschoben und 2 Sekunden Pause eingefügt - hört sich so an:



Die Waveform sieht unter der Vergrößerung so aus:

Vergleich.jpg

Und nun die Auswertung:

1. Platz

Mit -66,1dB Rauschen unter Vollaussteuerung ist der oft geschmähte Behringer ADA8000 klarer Testsieger, das war mir gestern schon aufgefallen, auch klingt sein Rauschenam angenehmsten, irgendwie wärmer, man könnte vermuten, da sei mindestens eine Röhre drin :D

2. Platz

Mit 3,1dB Abstand, -63,0dB rauscht das Yamaha 02R. Hier würde mich ein direkter Vergleich mit dem Nachfolger 02R24 ja mal sehr interessieren.

3. Platz

Das M-Track von M-Audio hat es immerhin noch auf den 3. Platz geschafft, es rauscht mit -59,2dB doch schon 6,4dB lauter als der erstplatzierte Behringer.

Letzter Platz

Er sieht schick aus, ist sehr gut zu handeln, seine Software läuft (unter Win XP und 7) total stabil - aber er rauscht mit -56,2dB am lautesten, um ganze 9,9dB lauter als der Testsieger! Und sein Rauschen klingt, selbst wenn man es etwas leiser abhört, irgendwie ätzend, das ist Digitaldreck vom Unfeinsten. Ich war eigentlich bisher ganz zufrieden mit meinem Phonic Firefly 808U, bin selbst von diesem Testergebnis sehr überrascht.

Bei der Auswertung ist natürlich zu bedenken, daß es sich hier um sehr unterschiedliche Geräte handelt, ich hab halt genommen, was mir zur Verfügung stand.


  • das M-Track ist ein ganz einfaches, kleines 2Kanal-USB-Interface ohne eigene Stromversorgung.


  • der Firefly808U hat 8 Kanäle, ganz ordentliche Ausstattung und - hier mag ein großer Unterschied begründet liegen - er hat zusätzlich zum USB-Out einen Firewire-Anschluß.


  • der ADA8000 ist auch ein 8Kanäler, hat aber weder USB noch Firewire, sondern nur ADAT. Das eigentliche Interface war die Prodif Plus Karte in meinem Rechner.


  • und das alte 02R ist halt ein Mischpult, was einen Master-SP/DIF und einen AES/EBU- Ausgang hat. Der SP/DIF ging ebenfalls über die Prodif Plus.
 
Du hast die Werte also mit unterminierten Eingängen ermittelt?
 
Ja, denn ich fand niergendwo einen Schaltplan. Es ging mir ja auch nicht um die Absolutwerte des Rauschens, sondern um den Vergleich der Interfaces untereinander.
Deswegen schrieb ich ja eingangs:
Darum habe ich mich gefragt, wie man als normaler Anwender ohne Meßequipment feststellen kann, ob und wie stark ein Interface rauscht?
Die Antwort vorweg: mir ist nichts Vernünftiges eingefallen

Das einzige, was ich im Netz dazu gefunden habe, steht bei Thomann:
Beachten Sie, dass die Hersteller z.T. unterschiedlich messen. Bei kurzgeschlossenem Eingang („input shorted“) kommen scheinbar bessere Werte zustande als mit thomann 150 Ohm Ersatzwiderstand gemessen („input 150 ohms terminated“).

Einfach je 150 Ohm von von 2 und 3 nach Masse schien mir zu simpel? Ich denke, da müssen auch Induktivitäten und Kapazitäten berücksichtigt werden? Oder sehe ich das zu kompliziert?
 
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Deswegen schrieb ich ja eingangs:

Verdammtes Kurzzeitgedächtnis, hatte ich wohl ausgeblendet.


Ich muss mal alte Notizen suchen, ich glaube ich hatte mal was zum Thema gespeichert.
 
Ich muss mal alte Notizen suchen, ich glaube ich hatte mal was zum Thema gespeichert.

Ja, mach mal. Den Test mit einem Abschluß"widerstand" für den Mikroeingang an den Interfaces zu wiederholen, ist keine große Sache. Mich würde da mal interessieren, wie es im Vergleich mit den im Forum üblicherweise empfohlenen Kandidaten aussieht, ev. müßte ich mal mit einem Mitarbeiter von Thomann reden :gruebel: :)
 

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