das weiß ich nicht, ich kenne von dem Gedicht nicht mehr als das, was Du zitiert hattest.
Also, hier haben wir den ganzen Text von Weerth:
Sie saßen auf den Bänken
(Georg Weerth, 1886)
Sie saßen auf den Bänken,
Sie saßen um ihren Tisch,
Sie ließen Bier sich schenken
Und zechten fromm und frisch.
Sie kannten keine Sorgen,
Sie kannten kein Weh’ und Ach,
Sie kannten kein Gestern und Morgen,
Sie lebten nur diesen Tag.
Sie saßen unter der Erle –
Schön war des Sommers Zier.
Wilde, zorn’ge Kerle
Aus York und Lancashire.
Sie sangen aus rauhen Kehlen,
Sie saßen bis zur Nacht,
Sie ließen sich erzählen
„Von der schlesischen Weberschlacht.“
Und als sie Alles wußten, –
Thränen vergossen sie fast.
Auffuhren die robusten
Gesellen in toller Hast.
Sie ballten die Fäuste und schwangen
Die Hüte im Sturme da;
Wälder und Wiesen klangen:
„Glück auf, Silesia!“
Ein gut gemachter Text, finde ich, auch gut zu rezitieren
. Die drei Betonungen in jeder Zeile schreiten gleichmäßig voran, und das Reimschema ABAB wird rigoros eingehalten, was noch zur Festigkeit beiträgt (Weerth war im weitesten Sinne Rheinländer, also reimt sich "Tag" perfekt mit "Ach"!), aber die ungleiche Verteilung der unbetonten Silben verhindert jede Starre.
Nebenbei: Den Text von Weerth finde ich sehr interessant. Interkulturelle Kommunikation vor fast 150 Jahren...
Absolut! War es bis dahin beim politischen Lied darum gegangen, dem Volk beim Widerstand gegen die eigene Obrigkeit zu stärken, so ging es bei den Ur-Kommunisten darum, die internationale Arbeiterschaft gegen das international Kapital zu unterstützen. Man kann sich vorstellen, wie Weerth in seiner Zeit in Nordengland - Heimat des Kapitalismus - englische Arbeiter von dem Kampf deutscher Arbeiter erzählte, und bei seiner Heimkehr deutschen Arbeitern sein Gedicht von der begeisterten Solidarität ihrer englischen Klassengenossen vortrug. Ein Lied zum Thema "Proletarier aller Länder, einigt euch!"
Cheers,
Jed