Songs/Riffs vereinfachen bzw. einfacher schreiben

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Hi Leute,

ich "schreibe" öfter mal Riffs, Licks und Lieder wie vermutlich der Großteil der Musiker hier im Board. Nun habe ich aber folgendes Problem. Ich bin komplett unfähig dazu, nen Song oder n Riff zu schreiben, welches einfach einfach ist. Als Beispiel mal sozusagen ein 4/4 Takt mit 8tel durchgespielt, jedoch ternär. Langsam, aber meiner Meinung nach recht wirkungsvoll und animierend zum mitwippen. Viele gute Lieder sind mit einfachen Riffs vollgepumpt bzw bestehen nur aus diesen. Ich bekomme das einfach nicht gebacken. Meine Riffs sind innerhalb kürzester Zeit zu überladen oder zu komplex und eignen sich dann eventuell als Bridge oder als Endung/Übergang zwischen den Parts, aber als Lead-Thema absolut ungeeignet. Mich hat seit längerem die Post-Rock/Instrumental Ambient Rock schiene gefesselt. Jetzt ist es so, dass gerade die Grundthemen und die einzelnen Parts recht lang und zum Teil sehr simpel sind. (Klingen auch späterhin gerne sehr komplex was aber nur an der Anzahl der Spuren mit verschiedenen, zueinander passenden Themen liegt) Meine Frage bezieht sich einfach nur darauf, wie komme ich an den Punkt, dass ich nochmal stinknormale einfache Riffs schreiben kann, ohne diese "künstlich" zu verkomplizieren. Es dürfte doch wohl nicht so schwer sein einfach nochmal Riffs/Akkordfolgen im Stil von C Am G Em zu schreiben.

Das artet immer in diversen Läufen/Rythmiken und Akkordverunstaltungen aus.

Ich komme einfach nicht mehr an die einfachen Riffs, ohne dass sie mir zu langweilig erscheinen. Muss ich mich eventuell dazu zwingen? Die zu komplexen Parts kommen ja auf dauer nicht beim Hörer an. Nichtmal bei mir wenn ich mir dann 5-6 Minuten "geduddel" anhören muss. (Ausser das Geduddel nennt sich z.B. Meshuggah oder Primus o.ä.) Aber die einfachen Songs kommen häufig besser an.

Wie macht ihr das denn? Schreibt ihr einfach drauf los und vereinfacht im nachhinein so gut es geht um z.B. ein Intro-Thema zu erhalten welches simpel ist? Oder zwingt ihr euch auch dazu?

Cheers

Ian
 
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Wie du schon sagst, die einfachen Riffs wirken meist nicht für sich selbst sondern erst im richtigen Kontext. Bei fertigen Stücken wird dir der Kontext gleich mitgeliefert und du hörst das Riff letzendlich nicht mehr für sich. Wenn du nun aber alleine auf deiner Gitarre klimperst fehlt natürlich a priori der Kontext und das Riff ist quasi entblöst. Da ist dann die Verlockung groß, hier und da noch einen Schnörkel anzubringen, um das ganze interessanter zu machen. Ich kenne das Problem nur zu gut. Wenn ich an Songs bastele, hangele ich mich immer noch von Instrument zu Instrument und am Ende klingt es denn gerne mal so als würden die Instrumente eher gegeneinander als zusammen spielen. Irgendwie muss man dahin kommen, sich automatisch andere Instrumente dazu zu denken.

Wie kann man daran arbeiten? Tja, wenn ich das wüsste. Wahrscheinlich einfach ausprobieren, ausprobieren, ausprobieren, und sich nicht zu schade sein, auch mal bei anderen abzugucken. In einer Band spielen und regelmäßig jammen wäre bestimmt auch gut, aber der Zug ist für mich zumindest abgefahren. ;)
 
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In einer Band spiele ich ja, aber die hat eben damit so ziemlich nichts zu tun. Jedoch bin ich in der Band Drummer und kann mich da wesentlich besser arrangieren was die Komplexität angeht. Wir schreiben und spielen auch nur eigene Songs.

Jammen tun wir schon ab und an, da bin ich ab und an auch an der Gitarre. Jedoch ist das dann meist etwas anderes.. Da hab ich spontan irgendwas gegriffen, oder schrubbe die Powerchords hoch und runter während ich die Finger in einer Position halte und nur übers Griffbrett rutsche :p . Da klappt das, und ab und zu sind so auch Songs entstanden. Aber für mich alleine ist das immer äußerst schwer. Gerade die anderen Instrumente vorstellen.. Da tu ich mir schwer. Wenn ich was habe, spiele ich die zwar alle selbst ein, jedoch hab ich am Anfang immer Probleme. Wie du sagtest, ausprobieren ist glaube ich irgendwie wohl die einzige logische Lösung...
 
1. Eine nützliche Technik dazu hat mir mein Gitarrenlehrer damals mit auf den Weg gegeben: sich selbst Beschränkungen setzen, Beispiele:
- ich spiele jetzt ein Riff mit nur 3 verschiedenen Noten, mehr ist nicht erlaubt.
- ich schreibe ein Riff ohne Bends, Palm Mutes etc.
- ich verwende ein Grundthema mit nur zwei Chords

Not macht erfinderisch - auch wenn man sich selbst künstlich "in Not" bringt. :)

Ich tendiere auch dazu, unnötig viele Frickeleien und Kleinigkeiten zu schreiben. Etwas Finesse ist ja auch fein (je nach Genre auch reichlich davon!), aber wie Du selbst schreibst, ist auch schnell der Grad überschritten, der dem Zuhörer noch Spaß macht.

Ich frage mich immer: was ist das Beste an diesem Song / Riff, was ist die "Essenz", die den Song ausmacht? Die zentrale Idee versuche ich stark herauszuarbeiten und in den Vordergrund zu stellen. Ein Song wird nicht unbedingt besser, wenn man immer weiter Ideen darin einfließen lässt, das verwässert im schlechten Fall die Kernidee oder führt zu einem Komplexitätsmonster. Wenn es in diese Richtung läuft, lieber die weiteren Ideen für weitere Songs verwenden. Wir haben aus diesen Gründen erst kürzlich eine komplette, recht nette und lange Bridge aus einem Song geworfen.

2. Ein zweiter Tipp meines Lehrers war: man muss sich auch trauen, mal was einfach zu spielen oder eine Pause zu machen. Pausen sind auch Musik, hat er gesagt. Tolles, recht aktuelles Beispiel: auf dem Foo Fighters Album "Sonic Highways" sind jede Menge Gastmusiker zu hören, in der 5 Min langen Nummer "Outside" ist nach gut 3 Minuten Zeit fürs Solo für Joe Walsh. Da ist erst Mal 8 Takte Ruhe, bevor es losgeht. Und das Solo ist völlig entspannt, geschmackvoll und ohne "Hey, schaut wie gut ich mein Instrument beherrsche"-Frickeleien.

Wenn ein Instrument gerade etwas komplexeres spielt, dann hilft es oft ungemein, wenn der Rest der Band sich dafür etwas zurückhält. Dann spielt der Bass eben mal durchgängig Achtel auf den Grundton (wie peinlich! das kann man doch nicht machen!) und der Drummer hebt sich seine Ghostnotes für später auf.

In meinem Lieblingssong schrubbe ich im Refrain in Achteln drei Powerchords vor mich hin, unser zweiter Gitarrist spielt eine einfache, eingängige Melodie mit 4 Tönen drüber. Beeindruckt niemanden, kommt aber gut an ;)
 
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Das stimmt wohl.. Man muss sich trauen auch mal Pausen zu machen.

Das sind eigentlich recht gute Tipps von deinem Lehrer. Ich denke man kann, wenn man sich wirklich solche Schranken setzt auch neue Inspirationen sammeln. Gerade was Umkehrungen und Variationen der Akkorde angeht etc. Wie du sagtest, Not macht erfinderisch! Ich versuche mich jetzt mal öfter irgendwie zu "beschränken" und die Frickeleien und Komplexität für entweder absichtlich Komplexe Songs oder eben bestimmte Parts innerhalb der Songs aufzuheben.

Aber dennoch, zwingen muss ich mich dazu.. Wirklich aufpassen. Ich glaube auch, ich sollte Part für Part rangehen. Sprich zuerst ein Grundthema bauen (mir ein Konzept dazu überlegen bzw. für den Song), dann anhand des Konzeptes Gitarre aufnehmen, dazu Bass, 2. Gitarre und Drums, und dann erst an den nächsten Part gehen. Das könnte die Sache für mich eventuell erleichtern. Muss mir dann nicht immer nur die Instrumente vorstellen. Das verleitet mich jedes mal dazu im späteren Verlauf doch in das genudel reinzufallen.
 
Schreibst du die Drums als letztes? Ich persönlich finde es ja von der Reihenfolge leichter, direkt nach dem ersten Instrument (bei mir meist Gitarre) erst ein paar verschiedene Drum Grooves dazu zu schreiben, um zu sehen, wie es zusammen wirkt. Erst wenn ich da nen passenden Entwurf habe, schreibe ich etwas für den bass oder die 2. Gitarre. Fände es schwieriger, das Schlagzeug später zu ergänzen.
Interessiert mich, wie das bei dir ist.
 
Ich habe meist irgendetwas programmiertes.. Ein Standard-Ding, evntl. leicht modifiziert. Die Mühe mit dem Recorden der Drums mach ich mir meist erst am Schluss wenn alles andere steht. Kann mich dann z.B. besser auf die Bass-Grooves einspielen sodass die Rhythmusfraktion solider wird.

Klick ist natürlich drauf, sonst kann ich das mit dem Schlagzeug nachträglich quasi vergessen (zumindest wenns sauber werden soll ;) ).

Da ich in erster Linie Drummer bin und erst an 2. Stelle Gitarre (und theoretisch eigentlich gar kein Bass, aber das läuft meist irgendwie, auch wenn mich jeder Bassist wegen der Spieltechnik steinigen würde vermute ich) klappt das ganz gut. Mir fällt es meist leichter zu bestehenden Riffs/Grooves eine Drumspur zu finden, als von der Drumspur ausgehend ein Lied aufzubauen (wobei das auch vorkommt aber dann doch schnell sehr wild und undurchschaubar wird :p)
 

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