Spieltechnik bei The Entertainer von Joplin

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Ro1land
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Hallo Musikgemeinde,

Ich bin derzeit am Umziehen und habe daher keinen Musiklehrer. Dennoch habe ich über die Feiertage intensiv geübt. Scott Joplin - The Entertainer.

Dabei ergaben sich zwei Schwierigkeiten:

1. Ich glaube in Takt 56 (der zweite Takt in F-Dur) ist ein C-Dur-Akkord (2. Umkehrung) zu spielen. Dieser dauert den gesamten Takt an. Neben der Begleitung in der linken Hand sind noch weitere 5 Melodienoten gefordert. Wie kann man diese Noten gleichzeitig spielen? Nur mit Pedaleinsatz? Ansonsten spiele ich das Stück ohne Pedal.

2. Das erste Motiv. Ich spiele es (hier nur rechte Hand) mit Fingersatz 4 5 3 1 3 1. Das klappt soweit auch ganz gut - also zumindest das Motiv alleine für sich betrachtet. Unsauber wird es dann meist beim Sprung (1=C auf 4=G eine Oktave tiefer) auf das nächste Motiv. Gibt es dafür einen geeigneteren Fingersatz oder ist dieser Sprung i.O.?

Danke bereits im Voraus und weiter viel Spielspaß auch in 2010,
Roland

PS: Kann jemand den Schwierigkeitsgrad des Maple Leaf Rag im Vergleich zum Entertainer beschreiben? Ist dieser ähnlich, leichter oder eher schwieriger?
 
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1. Ich glaube in Takt 56 (der zweite Takt in F-Dur) ist ein C-Dur-Akkord (2. Umkehrung) zu spielen. Dieser dauert den gesamten Takt an. Neben der Begleitung in der linken Hand sind noch weitere 5 Melodienoten gefordert. Wie kann man diese Noten gleichzeitig spielen? Nur mit Pedaleinsatz? Ansonsten spiele ich das Stück ohne Pedal.

Mit Pedal, würde ich sagen. Bei Joplin passiert das, was auch andere (Ragtime-)Komponisten praktizieren: das Notenbild bildet den idealen Klang ab, aber nicht die einfachstmögliche Spieltechnik dafür. In den Noten steht also das, was klingen soll - wie man's ausführt, kann jeder selbst entscheiden. Das dürfte darauf zurückzuführen sein, daß sich Ragtimekomponisten durchaus darüber im klaren waren, daß sie technisch sehr anspruchsvolle Musik schreiben, die aber evtl. von technisch weniger versierten Pianisten auch ausgeführt werden können soll.

2. Das erste Motiv. Ich spiele es (hier nur rechte Hand) mit Fingersatz 4 5 3 1 3 1. Das klappt soweit auch ganz gut - also zumindest das Motiv alleine für sich betrachtet. Unsauber wird es dann meist beim Sprung (1=C auf 4=G eine Oktave tiefer) auf das nächste Motiv. Gibt es dafür einen geeigneteren Fingersatz oder ist dieser Sprung i.O.?

Der Fingersatz ist okay fürs erste Motiv. Danach (in Takt 2) springen beide Hände eine Oktave tiefer. Viel andere Möglichkeiten gibt's auch nicht, IMHO. Was du mit "(1=C auf 4=G eine Oktave tiefer)" meinst, kann ich nicht ganz nachvollziehen.

PS: Kann jemand den Schwierigkeitsgrad des Maple Leaf Rag im Vergleich zum Entertainer beschreiben? Ist dieser ähnlich, leichter oder eher schwieriger?

Ich finde den Maple Leaf Rag ein wenig leichter, weil nicht durchgehend die spieltechnisch aufwändige Marschbegleitung in der linken Hand gespielt wird (was sich später zum Stride-Piano entwickelte). Im Maple Leaf Rag ist diese Marschbegleitung etwas durchbrochen und nicht so streng durchgehalten. Dafür hat man's natürlich mit mehr Vorzeichen zu tun, aber grifftechnisch liegen die Akkorde und Phrasen alle recht gut, IMHO etwas einfacher als beim Entertainer.

Mein Favorite ist natürlich immer noch "Ragtime Nightingale", der viel lyrischer und farbiger ist als die Marschnummern...

Harald
 
Der Maple Leaf Rag erfordert mehr Kraft in den Händen, da durchgehend in einer oder in beiden Händen Oktaven zu greifen sind. Im Des-Dur-Mittelteil sind präzise Sprünge in der linken Hand nötig, das sollte gut geübt werden. Dass das Stück gut liegt, stimmt aber. Man kann es schnell auswendig, dann sind die Vorzeichen kein Problem mehr.

Für die betreffende Stelle im Entertainer ist das Sostenuto-Pedal ideal, sofern dein Klavier so etwas hat.
 
Von diesem "idealen Klang", der auf dem Notenblatt steht, muss man sich ab und an verabschieden, denn mehr als zehn Finger hat ein Mensch nun eben nicht. :)

Wobei die Ragtimer dies nicht erfunden haben - auch nicht die "Marschbegleitung", wie sie genannt wird, denn:

Alle angesprochenen Probleme finden sich schon bei Franz Liszt wieder (II. Ung. Rhapsodie/Grand Galop Chromatique/Variationen über B.A.C.H...)
 
Danke für die Antworten.

Ich spiele die Stelle jetzt einfach auch ohne Pedal, den Akkord einmal kräftig angeschlagen und dann quasi als Achtel gespielt. Das hört sich auch ganz brauchbar an.

Jetzt werde ich das Stück zunächst mal bis zum Ende lernen. Über einen evtl. Pedaleinsatz werde ich mir im Anschluss Gedanken machen. So wie ich das Stück jedoch einschätze ist da generell sehr viel Vorsicht geboten, mit zu viel Pedal kann man da schnell Einiges kaputt machen.

Danke auch für die Einschätzung zum Maple Leaf Rag. Ich denke, den werde ich mir dann im Anschluss vornehmen. Vor Vorzeichen hatte ich eh noch nie Angst, die hat mir meine erste Klavierlehrerin sofort genommen (musste alle Tonleitern in Dur und nat./harm./mel. Moll lernen, mein erstes Stück war stellenweise in Bb, Db und Gb-Dur).

Zusatz @Harald:
In meinem ersten Post war ein kleiner Fehler. Mit dem angegebenen Fingersatz zu Beginn des Stückes lande ich am Ende des ersten Motives natürlich mit (hier nur rechte Hand) 1, dem Daumen, auf G und muss dann den Sprung mit dem Ringfinger auf das darunter liegende D durchführen. Richtigerweise hätte es 1=G auf 4=D heissen müssen. Meine Bedenken lagen dabei, dass für diesen Sprung kaum Zeit ist. Evtl. gäbe es einen besseren Fingersatz mit Umsetzen, so dass keine zu große Lücke entsteht.
 
Geraume Zeit später. Ich habe mich in der Zwischenzeit immer wieder einmal mit beiden Stücken - Entertainer und Maple Leaf Rag beschäftigt.
Meiner Meinung nach ist der Maple Leaf Rag doch etwas schwerer zu spielen als The Entertainer.

Gerade die Sprünge in der linken Hand im dritten Teil, die haben es schon in sich, vor allem aber, wenn man auch wirklich sauber und dosiert, trotzdem aber schnell spielen will.

Ich meine auch, dass der Maple Leaf Rag an manchen Stellen eine größere Lockerheit in der rechten Hand benötigt (z.B. im Anschluss an den berühmten 4-Oktaven-Lauf), um wirklich gut spielen zu können. Das hat ne ganze Weile gedauert. Der Entertainer verzeiht es da etwas besser, wenn man noch leicht verkrampft ist.

Also gerade wegen der nötigen Lockerheit ist aus meiner Sicht, na wie soll man es nennen, für einen fortgeschrittenen Anfänger oder vielleicht gar Fortgeschrittenen (?) der Entertainer ein wenig einfacher, wenn man ihn sauber spielen will.

 

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