Stimmbandknötchen / Angst vor Operation

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Gast182827
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Liebe Musiker-Boarder,

seit etwa 4 Wochen habe ich erhebliche Probleme beim "klaren" Singen von hohen Tönen. Kurz vor Heiligabend konnte ich noch problemlos ein C2 in voller Bruststimme singen. Von Tag zu Tag verschlechterte sich der Zustand meiner Stimme und mittlerweile fällt es mir schon schwer ein Fis1 komplett klar zu singen. Es kratzt sehr stark und ich spüre, wie meine Stimmbänder komplett überfordert und belegt sind. Ich glaube, ich bin nach einer schweren Erkältung einfach viel zu früh mit voller Belastung wieder eingestiegen.
Ich hatte heute einen Termin in der phoniatrischen Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover. Dort wurde ein relativ großes aber wahrscheinlich gutartiges Knötchen auf der rechten Stimmlippe diagnostiziert (ich habe in etwa folgende Untersuchung genossen: http://www.youtube.com/watch?v=iYpDwhpILkQ ).
Dort wurde mir geraten, das Knötchen operativ entfernen zu lassen und ich weiß, dass für mich als Gesangsstudent eigentlich kein Weg daran vorbeigeht.
Ich habe allerdings furchtbare Angst vor der OP. Werde ich wieder so singen können, wie ich es früher konnte? Hat jemand von euch schon ähnliche Erfahrungen gemacht? Wo liegen die Risiken bei solch einer OP?
Ich muss dazu sagen (und ich weiß, ich werde von vielen von euch schändlich verurteilt, obwohl ich es heute direkt nach der Untersuchung aufgeben habe), dass ich rauche (geraucht habe ;) ).
Die behandelnde Ärztin hat mir auch gesagt, dass die MHH eine Prämisse vertritt, man müsse vor der OP drei Monate rauchfrei sein. Es gäbe allerdings auch sehr gute Ärzte, die mich sofort operieren würden. Die Heilungschancen an sich würden gleich bleiben, es würde nur "etwas" länger dauern, bis meine Stimmbänder sich vollkommen erholt hätten, würde ich nicht diese drei Monate abwarten (obwohl ich davon ausgehe, dass die MHH-Leute einfach wollen, dass ich aufhöre zu rauchen (was ich an sich wirklich gut und vorbildlich für eine Klinik halte)).
Aber ich studiere Gesang. Ich habe diese drei Monate nicht. Wenn ich nicht sobald wie möglich wieder gesund werde, könnte ich meinen Studienplatz verlieren.
Ich weiß, dass schon etliche bekannte Sänger wie Sarah Connor, Bill oder Adele solche Operationen hatten.
Trotzdem habe ich jetzt furchtbare Angst, meine Stimme könnte nie nie wieder so wie vorher werden, geschweige denn ich könnte sie sogar verlieren.
Hat jemand von euch Erfahrungen damit? Wie gut stehen die Heilungschancen?

Mit verzweifelten und dennoch besten Grüßen,

Gast182827
 
Eigenschaft
 
Aber ich studiere Gesang. Ich habe diese drei Monate nicht. Wenn ich nicht sobald wie möglich wieder gesund werde, könnte ich meinen Studienplatz verlieren.

Das verstehe ich nicht. Dass es Aufnahmeprüfungen gibt, ok. Aber den Studienplatz verlieren aus gesundheitlichen Gründen, wenn absehbar ist, dass Du wieder gesund wirst?! In anderen Studiengängen gibt es doch Urlaubssemester, geht das denn bei Gesang nicht? Oder hast Du nicht die Möglichkeit, Dich in dieser Zeit verstärkt mit der Theorie zu beschäftigen? Und habt Ihr kein Zweitinstrument? Ganz ehrlich, wenn ich studierte und die tatsächlich so rumzicken, dass ich mit Attest(!!) den Studienplatz verlöre - für mich wär's es dann gewesen. Es gibt genügend Berufe, die Spaß machen, da brauch ich mich diesem Stress nicht aussetzen (gilt aber für mich, Du wirst das vielleicht anders sehen :) )

Die Alternativen, die ich gerade sehe, sind entweder schauen, dass Du wieder gesund wirst (also entweder Stimmruhe oder OP, was halt die Ärzte für günstiger halten) und eine Chance hast, weitersingen zu können, oder das Studium sowieso aufgeben musst, wenn'st den Mund nicht zur rechten Zeit halten kannst, weil der Stimmknoten durch ständige Belastung der Stimmbänder garantiert nicht besser wird.

Wie auch immer, ich wünsche Dir auf alle Fälle gute Besserung.
 
Hallo Gast182827,

Mein Mitgefühl. Ich kann mir vorstellen, dass du um deinen Studienplatz bangst, deine Stimme dein Kapital ist und dich das deswegen sehr belastet. Da du von einseitig und relativ groß sprichst, geh ich mal davon aus, dass es ein Granulom und nicht das typische Sängerknötchen ist? Sängerknötchen könnte man sonst konservativ (mit Medikamenten, Stimmruhe und anschließender Logopädie) behandeln (solange es sich um weiche Knoten handelt).
Erst mal zum Studium, da schließe ich mich moniaqua an. Kannst du denn kein Urlaubssemester nehmen? Aus gesundheitlichen Gründen muss das doch irgendwie gehen. Du könntest ja auch aus anderen, unverschuldeten Gründen ausfallen wegen Krankenhauseinweisung oder so. Da müssen die doch irgendein Auffangnetz haben und nicht gleich jeden trotz Attest rausschmeißen. Du fällst ja nicht gleich ein ganzes Jahr aus! An meiner Uni ist zum Beispiel jemand verunfallt und konnte zwei Monate nicht in die Uni kommen. Er durfte die Kurse und Klausuren aber im nächsten Semester nachholen (ob er dabei ein Freisemester oder regulär weitergemacht hat, weiß ich nicht). Ich will also sagen, das wird sich doch irgendwie regeln lassen. Guck doch mal in deine Studienordnung und schreib mal den Dekan oder ähnlichen Verantwortlichen an.
Nun zur OP. Wenn es sich um ein Granulom handelt und du deine Stimme wiederhaben willst, führt kein Weg an einer OP vorbei. Das gute ist: Es handelt sich für Phonochirurgen um einen Routineeingriff. Sprich: sie könnens und haben so schon ganz vielen anderen geholfen. Die OP ist im Vergleich zu anderen Eingriffen eher harmlos. Es gelten aber die allgemeinen Operations- und Narkoserisiken (wirst noch drüber aufgeklärt). Der Erfolg der Operation hängt aber stark von der Mitarbeit des Patienten ab. Du musst nach der OP unbedingt absolute Stimmruhe einhalten (nicht ein Pieps!) und dich in logopädische Behandlung begeben. Wenn dir deine Stimme wichtig ist, solltest du das Rauchen nach der OP ganz sein lassen, weil Rauch die Wunde reizt, einen Hustenreiz auslöst (dann krachen die frisch operierten Stimmbänder aufeinander), zu Wundheilungsstörung führt und so zu einer chronischen Entzündung oder überschießender Narbenbildung führen kann. Deshalb wollen sie, dass du drei Monate vorher Rauchfrei bist, da es viele nicht schaffen direkt nach der OP die Zigarette links liegen zu lassen. Die Ärzte wollen schließlich das Gemeckere danach nicht hören, wenn der Patient nen Knacks in der Stimme hat, weil er sich nicht ans Rauch- oder Sprechverbot gehalten hat.
Kurz: Die Chancen stehen sehr gut, dass du nach der OP wieder deine Stimme zurückbekommst, wenn du dich ans Sprech- und Rauchverbot hältst und Logopädie nimmst. Kannst du das Rauchen nicht sein lassen, musst du dir über das Risiko im Klaren sein. Jedenfalls bildet sich das Granulom nicht von allein zurück, deshalb wagen und jetzt alles dafür tun, dass du deine Stimme wiederkriegst und sie behältst! (Will sagen: Hör auf zu rauchen!)
Gute Besserung! Drücke fest die Daumen!
 
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Oh jeh ... hast du nicht auch gerade erst deinen ersten Plattenvertrag unterschrieben? Ist das jetzt auch auf Eis?
 
Vielen Dank für eure ausführlichen Antworten. Ich bin gerade nicht mehr ganz so panisch, wie gestern.
Das mit dem Rauchen hat sich für mich erledigt. Ich habe es direkt gestern aufgegeben. Noch halte ich durch aber es ist echt nicht einfach (dieses verdammte Teufelszeug).
Das mit dem Studium muss ich auch irgendwie regeln. Es ist bestimmt nicht so, dass ich sofort meinen Studienplatz verliere, wenn ich jetzt ein paar Wochen nicht singen kann. Aber zum einen kann ich schon jetzt die Semesterabschlusspfüfungen nicht singen und verliere damit quasi ein ganzes Semester, für das ich hart gearbeitet habe. Das zweite Problem ist, dass ich nicht weiß was passiert, wenn meine Stimme eben nicht wieder so wird, wie vorher. Damit habe ich eigentlich meine Berechtigung verloren. Wenn sich ein Drummer die rechte Hand abschlägt, kann er auch nicht mehr ohne große Umwege Schlagzeug studieren.
Und davor habe ich ein bisschen Angst.

@Antipasti: Ja, das ist eigentlich noch das viel größere Problem. Jetzt stehe ich da mit meiner Band und dem Vertrag und muss dem Label sagen, dass ich erstmal für länger nicht singen kann. Das ist echt verdammt nervig. Das Label hat trotzdem sehr fair und ruhig reagiert, was mir auch ein bisschen den Druck rausnimmt. Trotzdem kommen wir jetzt natürlich nicht weiter, obwohl wir eigentlich genau jetzt richtig durchstarten wollten.
 

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