Teilnahme an einem Akkordeon-Vorspiel

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Minze
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Immer wieder läßt mein Lehrer einfließen, daß er mich gerne ( nach Corona) bei einem Vorspiel dabei hätte.
Ich weiß auch warum: ich bin immer ziemlich nervös, wenn ich ihm meine gelernten Lieder vorspiele, obwohl ich ja weiß, er ist auf meiner Seite.
Deutlich besser ist es, wenn wir erst an einem neuen Lied arbeiten und ich ihm danach vorspiele.

Er ist der Meinung: das wird besser, je öfter man vorspielt.
Ich merke: auch nach einem halben Jahr Unterricht hat sich das noch nicht geändert.

Meine Gedanken:
Ich bin Ü50, lerne nur aus Freude und für mich. Auf Tante Fridas nächstem Geburtstag vorzuspielen ist wirklich das Letzte, was ich will.
Ich spüre keinerlei " ich würde so gerne, bin aber so nervös" , sondern nur " Nein, das will ich nicht"

Eigentlich ist die Sache klar : ich laß es einfach, trotzdem interessieren mich Eure Meinungen dazu. Vielleicht habe ich ja irgendetwas nicht bedacht.

Mein Lehrer ist wirklich super nett, -hartnäckig, wenn er denkt, das kann ich , aber nie überfordernd. Auch lobt er mich viel und ist erfreut (und auch erstaunt) über meinen Lernfortschritt. Das bringt mich natürlich ins Grübeln, ob er doch recht hat.....

lg Minze
 
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"Nein, das will ich nicht"
Hei Minze,
kann ich gut nachvollziehen als Ü60, der mit 60 nach über 40 Jahren wieder mit dem Orgeln angefangen hat. Anfangs große Konzentrationsprobleme: nach gefühlten 15-30 min. war Schluß. Dann Soundfrust, Motivation sank deutlich. Heute: seit 4 Monaten optimaler Sound aus der Hammond, jetzt mit richtigem Röhrenleslie, kommt Spielfreude auf, lerne autodidaktisch wieder die "einfachen" Rockklassiker zu spielen. Stellte fest, das viele Transkriptionen aus YT so nicht ganz genau stimmen, kriege das aber auch meist hin. Auch bei gedruckten Noten hapert es oft.
NUR; VORSPIELEN; WÜRD ICH NIE WOLLEN! Das ist mein privates Hobby. Und wird es auch bleiben. Ein Stündchen Orgeln am Tag macht Spaß, was auszutüfteln kann auch länger dauern. Aber dann muß ich auch mal wieder raus an die Luft...
Grüße
Achim K.
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P.S.: bleibt für mich die Frage: was will Dein Lehrer und warum? Mit Dir angeben, schaut mal was ich aus einem "alten Sack" :biggrinB: noch rausholen kann? Oder Dich motivieren?
 
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Aus Deiner Sicht eine völlig verständliche Haltung.

Aus Lehrersicht würde ich Dich doch auch zu überzeugen versuchen. Die Gründe dafür lass ich hier mal weg.


Für Dich: Du möchtest JETZT niemandem vorspielen, aber wird das immer so bleiben?
Ich denke, der Wunsch und Sorglosigkeit kommt, wenn Du Dich sicher fühlst.
Im Unterricht sind ständig neue frische Inhalte in Arbeit. Du kannst nicht sicher sein. Woher soll sie denn kommen?
Ein Vorspiel muss nicht, kann aber durchaus auch in einer Katastrophe enden. Dann wäre niemandem geholfen.
Deshalb, die WELT DES VORSPIELENS ist ein Feld, in dem noch mehr gilt als beim Üben:
Fehler nicht einüben/Misserfolge vermeiden.

Wenn sich Dein Gefühl so sträubt, wird es wohl stimmen.
Vollkommen ablehnen würde ich die Sache aber an Deiner Stelle nicht.
Frage ihn nach Sicherheitstraining.
Ein Vorspiel ist da nur der letzte Schritt. Du musst für Dich vorher sicher sein, dass das Ergebnis akzeptabel und schön wird (nicht dass alles klappt).

Allerdings kann das auch komplett den Unterrichtsraum einnehmen.

Einer meiner sehr ehrgeizigen 60 Jährigen Schüler macht das gerade mit mir.
Er spielt aber auch schon lange und sehr gern vor, ist aber trotzdem mit seiner Sicherheit unzufrieden, woran man sieht, dass vorspielen allein nicht hilft.
 
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Ich habe schon Fingersalat, wenn ich mir nur vorstelle, irgendwem vorzuspielen. Wahrscheinlich wird mich nie jemand ausser meinem Lehrer und meinem Mann hören, und das ist auch gut so.
Meine Mutter (92), 1 Jahr Klavierunterricht als Kind, autodidaktische Wiedereinsteigerin mit Ü50, hatte nie Hemmungen, vor anderen zu spielen.
Jeder Jeck ist anders...
 
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Liebe @Minze, deine Bedenken und Befürchtungern kann ich nur zu gut verstehen. Vor wenigen Jahren wollte ich auch nur und ausschließlich für mich spielen und jede Fliege an der Wand hat mich als Zuhörer überfordert. Allein die Vorstellung, jemand könnte mich spielen hören, weil das Fenster offen war, führte zu einer Kaskade an Fehlern. Als ich unbedingt einer Freundin eine Freude mit meinem Spiel machen wollte, musste ich leider in Kauf nehmen, das etliche andere Leute das auch hören würden. Das Bedürfnis Freude zu machen, war stärker als meine Angst, meine Fehler unzählig und die Resonanz hat mich überwältigt. Sollte ich jetzt irgendwo Vorspielen, um meine Leistungsfähigkeit am Instrument zu demonstrieren( mein Lehrer hatte auch mal solche Ideen) würde ich dankend ablehnen. Für mich ist die Frage warum, für wen und in welchem Setting spiele ich, von zentraler Bedeutung. Das ergibt schon eine große Anzahl an Reaktionsmöglichkeiten. Da kann man sich selbst gut ausprobieren, mit sich selbst ein wenig experimentieren. Die Fliege an der Wand ist übrigens inzwischen ein problemloses Publikum für mich.;)
LG Tygge
 
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Mir tun die Erfahrungen hier gut, sind Balsam für die Seele. Es geht anderen also tatsächlich genauso. :) Im Speziellen geht's mir so, dass wenn ich nur an ein Auditorium denke oder die Frau zufällig ins Zimmer kommt, ich schlagartig Fehler mache. Wenn die Frau im Nachbarzimmer ist und auch was hört, klappt's besser - it's magic! 🤡

In einem anderen Post berichtete @MacMilllan, dass er manchmal bei geöffnetem Fenster übt. Das mache ich vielleicht auch mal.

Grundsätzlich fände ich es toll, auch mal vor anderen zu spielen. Vielleicht liegt die Lösung auch einfach darin, dass man beim Spielen vor anderen nicht die Stücke spielen sollte, bei denen man noch mitten im Übungszyklus ist, sondern solche Stücke geringeren Schwierigkeitsgrades, die man schon ziemlich gut kann. Klingt irgendwie fast zu banal, um wahr zu sein. *lach*

Besten Gruß

PitFfm
 
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Vielen lieben Dank für Eure Meinungen und Denkanstöße ! Das bestärkt mich, erst mal auf mein Bauchgefühl zu hören...

Tatsächlich spiele ich mittlerweile meinem Mann sogar gerne vor ( " Was gefällt Dir besser ? So ,oder so ...? ) , auch als meine Tochter mich bei einem Besuch bat,
weil Sie einfach Interesse hatte, was ich denn schon gelernt habe, habe ich gerne vorgespielt. Das Fenster darf mittlerweile aufbleiben, die Nachbarn sind mir völlig egal geworden :)

Das ist doch schon mal was ! Falls sich meine Meinung zu einem Vorspiel in der Musikschule ändert (was ich nicht glaube) , kann ich das ja jederzeit angehen.

@Klangbutter : Die Gründe aus Lehrersicht fände ich interessant .

lg
Minze
 
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Ein kleiner Hinweis: vor Fremden spielt es sich meistens besser (unbeschwerter) vor, weil die a) dich nicht kennen und b) deren Meinung dir vermutlich unwichtiger ist als die von Verwandten oder Freunden ...
 
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Ein Leben ohne Vorspiel? Da käme ich mir doch vor wie im Hamsterkäfig. Wo ist das Ziel? Was ist der Sinn des Lebens (oder des Übens)?

Eine Darbietung - sei es im kleinen privaten Rahmen oder gar öffentlich - sehe ich als Krönung meiner Übungsanstrengungen. Ich mache Musik doch nicht nur für mich, ich möchte auch anderen eine Freude bereiten.

Das ist doch so als würde ein Schriftsteller einen Roman schreiben und ihn dann nie veröffentlichen. Es sei denn, das Werk fängt mit den Worten an "Liebes Tagebuch ...".

Aber natürlich erfordert ein Auftritt ein intensives Üben. Eine Blamage ist kontraproduktiv. Kleine Patzer hingegen merkt ein Großteil vermutlich nicht, wenn man selbt souverän damit umgeht. Also einfach weiterspielen.

Und jeder Auftritt ist - hoffentlich - auch eine Werbung für diese wunderbare und vielseitige Instrument namens Akkordeon.

Soweit meine Meinung hier aus der Eifel
 
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zusammenfassend kann man sagen: "jedem Tierschen sein Pläsierschen".
Der eine ist halt mehr Rampensau, der andere eher ein "Cellar Blosom", so hieß auch mal die Schülerband, der ich verbunden war.
 
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Eine Darbietung - sei es im kleinen privaten Rahmen oder gar öffentlich - sehe ich als Krönung meiner Übungsanstrengungen. Ich mache Musik doch nicht nur für mich, ich möchte auch anderen eine Freude bereiten.

Das ist reine Geschmacks und Ansichtssache - Und in der Hinsicht kan ich Minze sehr gut verstehen. Ich spiele ebenfalls sehr ungern vor ... auch immer wieder aus dem Grund: weiß ich denn, ob der andere das überhaupt hören mag, was ich spielen will? und gehe ich dem nicht unter Umständen eher auf die Nerven?

Aus dem Grund spiel ich auch gern mal irgendwo in freier Landschaft. Alleine schon durch die "ungewohnte Umgebung ist das ein völlig anderes Spielgefühl und macht schon dadurch so was wie n bissl Stress - aber im positiven Sinn. Und wenn dann jemand vorbeikommt und sich hinsetzt und zuhört, dann weiß ich dass derjenige das hören mag und es ist ok.

Und es ist auch nicht jeder ne Rampensau - auf offner Bühne vorspielen macht mir nach wie vor ziemlich viel Stress. Aber ab und zu sowas machen tut auch für die eigene Spielstabilität gut, denn es bringt einem Sicherheit. Ich hab auch schon mehrfach auf offener Bühne völlig verkackt... und klar- in dem Moment wünscht man sich die Erdes solle sich auftun und einen verschlingen...auf der anderer Seite bringt einem das auch wieder Stabilität. Denn mittlerweile seh ich es eher so, dass ich das als Trainingsgelände für mich sehe um zu testen , wie gut ich das Stück schon kann... da muss dann das Publikum eben mituinter durch.. Stress kann auch auf der anderen Seite sein!:evil:
 
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@Klangbutter : Die Gründe aus Lehrersicht fände ich interessant .

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

Aus Lehrersicht ist es pädagogisch wichtig, dass sich die Schüler gegenseitig hören und auch einschätzen. Am besten regelmäßig.
Sie können sich einordnen und voneinander lernen und anspornen. Auch wenn die Leistung des anderen schlechter war, entsteht eigener Stolz oder Hochmut, wenn sie besser war entsteht Ehrgeiz oder Aufgabe.

Kinder sehen auch Erwachsene, die Sache wird als generationenübergreifend wahrgenommen und gewinnt an Bedeutung.

Der Lehrer zieht seinerseits hoffentlich Befriedigung als Lohn seiner Arbeit aus einem Vorspiel und ebenso wichtig - es baut natürlich einen gewissen Leistungsdruck auf, den er verbal nicht ausüben kann oder will.


Nicht zuletzt wie schon geschrieben, lernt der Schüler nur in dieser Situation etwas über sich was sonst verborgen bleiben würde. Er kann zum Vorbild werden.

Der Lehrer hat auch irgendwo die Pflicht irgendetwas etwas abzuliefern.
Wenn alle Schüler erwachsen sind und wählen dürfen, ob sie öffentlich spielen oder Prüfungen machen und alle wählen ab, tritt der Lehrer mit seiner Arbeit überhaupt nicht in Erscheinung.
"Was macht der Typ eigentlich hier?" "Der unterrichtet Akkordeon" "Der guckt waaaaas? ins Aquarium?"

Vorspielen wird als Teil des Musikmachens betrachtet und ist damit Teil des Musikschulbetriebes. Klingt die Musikschule nicht nach außen wird sie auch in der Bevölkerung und vor der Politik noch irrelevanter als sie sowieso schon ist.
 
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Kleine Patzer hingegen merkt ein Großteil vermutlich nicht, wenn man selbt souverän damit umgeht. Also einfach weiterspielen.
Da muss ich von einem Chortreffen vor ein paar Jahren berichten:
Zuerst habe ich, anders als sonst, im Stehen vor dem Chor gespielt, einfach weil auf die Schnelle kein Stuhl greifbar war.
In einer kurzen Pause haben die Ehefrauen meiner Sänger einen Stuhl für mich organisiert, damit man ihre Männer hinter mir besser sieht.
Ich habe dann in der selben Lage weitergespielt wie im Stehen, ohne zu berücksichtigen, dass das Instrument jetzt nicht mehr so tief hängt, war also ein Intervall zu hoch, aber ohne es mir anmerken zu lassen.
Nach ein paar Takten, bevor ich etwas korrigieren konnte, hat unser Dirigent das Lied abgewunken.
Aus dem Publikum war laut zu hören: "Warum hearts denn auf? Es war doch grod so schee."
Nach dem Auftritt musste sich unser Dirigent vor mehreren Leute rechtfertigen, warum er das eine Lied so grundlos abgebrochen hat.
Ein paar Wochen war das ein running gag, wenn in der Probe eine Stelle abgebrochen wurde, um an irgendeinem Detail zu feilen.
 
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Hallo Akkordeonfreunde,

dieses Thema beschäftigt mich auch sehr. Ich würde mir so wünschen, dass ich meine Spielkunst vor
Publikum abrufen kann.... unmöglich. Ich mit meinen noch 58 Jahren sollte eigentlich abgekocht genug
sein, um vor Publikum zu spielen. Dabei war ich auf einem so guten Weg. Im Urlaub z.B. hatte ich mich
an einen Wiese oder Waldrand gesetzt und angefangen zu spielen. Leute die dann vorbei gingen hatte
ich natürlich bemerkt, ich konnte aber relativ gut weiterspielen. Dann hatte ich mit meinem Handy
Übespielen aufgezeichnet. Das hat mich total aus der Bahn gebracht. Durch die momentane Situation,
dass auch der Akkordeonuntericht ausfällt, ist es noch schlimmer als am Anfang. Vor ein paar Wochen sollte
ich jemandem was kurz vorspielen und totaler Blackout. Es ging überhaupt nichts mehr. Das alles nervt, da ich denke,
dass das Vortagen wichtig ist. Sicher will man doch auch mal zeigen was man erreicht hat. Ich habe über dieses
Thema schon viel gelesen, auch hier im Forum. Für mich habe ich leider noch kein Patentrezept gefunden.
Einen längeren Vortrag halten über Geschäftszahlen, habe ich schon hinbekommen und hat mir relativ wenig
ausgemacht. Also woran liegt es ?

Gruss Alexander
 
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Hallo Alexander,

DANKE für deinen Bericht! Du bist, wie du hier liest, in guter Gesellschaft! Allein das tut doch schon mal gut.

Mich lässt das Thema auch nicht mehr los.

Ich frage mich mittlerweile, ob man nicht einfach eine Art Türöffner braucht, um sich langsam heranzutasten. Niemand wird von null auf hundert zur "Rampensau" - oder?

So ein Türöffner könnte vielleicht ein Lied sein, das man auch in einem getragenen Tempo vorspielen kann und das trotzdem oder gerade deswegen gut klingt. Ein solches Lied könnte "Amazing Grace" sein. Das klingt auch langsam gut, ist mäßig schwer, sodass man - wenn man wegen der Aufregung gedanklich nach den Noten sucht - Zeit für eben dieses Suchen hat. Eine ähnliche Idee ist das gemütliche Klimpern von Tonleitern oder Akkorden, auch wenn es kein ausgesprochenes Lied ist. Mit zunehmender Sicherheit dann auf Liedgut switchen.

Ein zweiter Türöffner könnte sein: ein erfahrener Spieler, an dessen Seite man sich, quasi als Praktikant, langsam aus der Deckung wagen kann. Spontan fällt mir da das Spiel in der Fußgängerzone ein. Die Leute verweilen meist nicht lange, gehen zügigen Schrittes vorüber. Vorher ein paar Lieder einstudieren und dann peu à peu souveräner werden und mehr ins "Rampenlicht" treten. Würde hierfür sogar auf die Gage verzichten... :cool:

Tja, das sind so meine Gedanken - irgendwie ein bisschen verrückt.

In diesem Sinne: Ein wunderschönes Wochenende dir und euch!

Gruß

PitFfm
 
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gute Tipps @PitFfm !!! (y)
Habe ich alle auch schon probiert. Die können durchaus helfen, ich schreib trotzdem mal kurz die Kontras:

ein Lied sein, das man auch in einem getragenen Tempo vorspielen
Das vermindert natürlich technische Schwierigkeiten die schief gehen könnten. Man kann aber als Spieler auch das Gefühl bekommen, es langweilt die Leute - ergo unangenehm - deshalb fisplig, es wird schneller und unmusikalischer. Und schließlich klingt es doch vermurkst und man spürt entsprechendes Feedback des Publikums.

gemütliche Klimpern von Tonleitern oder Akkorden, auch wenn es kein ausgesprochenes Lied ist. Mit zunehmender Sicherheit dann auf Liedgut switchen.

Das hat vor allem den Effekt, dass keiner mehr zuhört. Wenn man gleich mal so tut als hätte man nichts zu bieten, bleibt das auch so. Es ist super schwer dem Publikum hinterher noch Aufmerksamkeit abzugewinnen. Und genau da drückt ja eigentlich der Schuh. Das bedeutet, wenn sich einige dann doch aufmerksam zuwenden, kann sich die Situation durchaus wieder verschlechtern.

ein erfahrener Spieler, an dessen Seite man sich, quasi als Praktikant, langsam aus der Deckung wagen kann

Ähnlich.

Der Ansatz, schrittweise Ängste abzubauen ist genau richtig.
Feines Gespür für sich selbst ist nötig - was hemmt mich eigentlich genau?
Die Konzentration ist weg - logo. Aber wie schaffe ich es, diese aufrecht zu erhalten? Was genau stört dabei eigentlich?
Jeder Psychologe sagt Dir - fehlendes Selbstbewusstsein, jeder Musikpraktiker erklärt, Du brauchst mehr Durchblick in der Musik, mehr Fokus auf Details. usw.

Dabei is alles miteinander verwoben.

Wie schon weiter oben geschrieben, die Arbeit an Sicherheiten ist durchaus musikalisch - technischer Natur. Woraus soll sich sonst das Selbstbewusstsein speisen? Eine Arbeit, die beim Psychologen 10x teurer ist als beim Musiklehrer.
 
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So ein Türöffner könnte vielleicht ein Lied sein, das man auch in einem getragenen Tempo vorspielen kann und das trotzdem oder gerade deswegen gut klingt.
Ich würde sagen, es muss kein "langsames, getragenes Lied" sein, sondern einfach eines, das man gut beherrscht. Also nix, was an die Leistungsgrenze geht.
 
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Amazing Grace dürfte für mich auch weniger beherrscht vorgetragen sein.
Das ist ein wunderbares Lied ähnlich wie Highland Cathedral (etwas schwieriger).
Beide kommen mit wenigen Tönen aus und es klingt auf dem Dudelsack mit den Basspfeifen sehr schön obwohl diese nur einen Dauerbrummton machen und die Flöte nur glaube 9 Töne hat.
Amazing Grace war das erste Lied daß ich versucht und als Anfänger auch (etwas hakelig) vorgespielt habe,
 
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Wie schon weiter oben geschrieben, die Arbeit an Sicherheiten ist durchaus musikalisch - technischer Natur. Woraus soll sich sonst das Selbstbewusstsein speisen? Eine Arbeit, die beim Psychologen 10x teurer ist als beim Musiklehrer.
Das scheint mir deutlich zu kurz gesprungen @Klangbutter. Selbstbewusstsein kann sich aus Fähigkeiten speisen, muss es aber nicht. Es gibt genug Menschen, die unabhängig von ihren jeweiligen Fähigkeiten sehr selbstbewusst sind und auftreten, mit manchmal fatalen Folgen für die Objekte ihrer daraus resultierenden Taten. Sich seiner selbst gewiss zu sein, ein realistisches positives Selbstbild zu haben, sind oft formulierte Ziele, die oft mit Hilfe von Psychotherapien angestrebt werden. Um auf den speziellen Kreis der Musiker zurückzukommen; Lampenfieber ist nach meinem Kenntnisstand ein Phänomen, dass sich bei Musikern aller Leistungsstandards findet. Die Ausprägungsformen sind so vielfältig wie die Menschen, die darunter leiden. Bedeutsam dürfte auch sein, welche existentielle Relevanz es für den Einzelnen hat. Ein Profimusiker, der wegen des Lampenfiebers nicht mehr auftreten kann, wird zu anderen Maßnahmen greifen als ein ein Amateurmusiker. Zu klären wäre dann weiterhin, was das Lampenfieber speist: Ängste, mangelndes Selbstvertrauen, mangelnde Fähigkeiten, problematische Kognitionen usw.usw. Das Thema ist komplex. Manchmal kommt man nach Eigenbeobachtung auf hilfreiche Ideen, manchmal hilft es von einem guten Musiklehrer an die Hand genommen zu werden und manchmal hilft ein guter Psychotherapeut. Hier gibt es m.E. kein generelles Richtig oder Falsch. Schrittweise vorangehen, das Anspruchsniveau immer etwas über dem aktuellen Leistungsstand halten, die technische Fähigkeit optimieren, thematisches Wissen vergrößern - vieles davon wurde in den Beiträgen erwähnt und hat seine Berechtigung. Im Zentrum steht für mich die Freude mit und an der Musik - für andere oder für sich allein. In diesem Sinne:m_akk:
LG Tygge
 
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1974 hatten wir als Teenies ein glaube ich freieres "Selbst"bewußtsein in dem Leistungsstandarts nicht so bedeutend waren und es gab auch weniger Vergleichsmöglichkeiten.
Wir konnten im Waschkeller mit wenigen Funzeln und billigen Abspielgeräten Disco machen und hatten reichlich Spaß.
Meine Kinder hatten da deutlich höhere Ansprüche und keine Disco im Keller.
Dabei war unser Selbstbewußtsein damals sicher auch mehr aus dem Kollektiv geschöpft als aus dem Selbst.
 

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