Da ich mit einer meiner Gitarren noch in diesen Thread passe, will ich meine 1969er SG Custom einmal vorstellen.
Hoss, Dir dürfte die Gute vielleicht noch bekannt sein. Ich hole mal etwas weiter aus (bei Bedarf einfach nur die Bilder schauen
).
Schon sehr lange hatte ich einen ganz bestimmten Gitarrentraum: Eine SG Custom, am besten mit großem Batwing Pickguard und in schwarz.
Seit ich Angus vor 30 Jahren auf der Let there be Rock –
VHS mit so einer SG gesehen habe, wollte ich irgendwann mal so ein Brett haben.
Es wurde dann aber erstmal eine 62er Reissue, die ich damals zur Konfirmation bekam.
Trotz dass ich mittlerweile eher auf den Paula Trip gekommen war, hatte immer ein (halb)offenes Auge für so eine SG Custom...
Bis ich im März 2015 spät abends gemütlich auf der Couch sitzend, halb weggedöst und dann blitzartig adrenalinisiert, schnappatmig die Anzeige in den Kleinanzeigen sah (frei zitiert):
Gibson SG Custom Bj. 1969, ziemlich gebraucht, natürlich großes Guard, 3 PUs, keine Brüche, Risse etc., Lyre Vibrato, No Volute, No „Made in USA“ und das beste:
Kein Originallack mehr und damit bezahlbar und genau richtig für eine mögliche spätere „Ebonyisierung“
...ich will das Ding ja rocken und nicht in einen Sammlerschrank stellen.
Für so altes Gibson-Holz war der Preis wirklich extrem verlockend (weit unter Reissue-Kurs), aber ohne Anspielen geht halt auch nicht... also gleich mal Kontakt mit dem Verkäufer aufgenommen, SN verifiziert, etwas mit der besseren Hälfte diskutiert... (der WAF nimmt ja mit zunehmender Anzahl an Gitarren exponentiell ab). Dann noch den surfgitarrenverückten Kumpel (der noch viel mehr Klampfen hat) angerufen und Bestätigung für die Wichtigkeit dieser Anschaffung eingeholt. Zu guter Letzt einen Anspieltermin fürs WE ausgemacht... Jetzt noch hoffen, dass keiner reingrätscht (man weiß ja nie), aber der Verkäufer hatte schon per mail einen super netten und korrekten Eindruck gemacht.
Dann gings an einem Samstagmorgen los: Bergercombo und 62er Reissue zum Vergleichen eingepackt, Freundin eingepackt und ab gings (bissle romantisch wars ja schon - unsere dritte gemeinsame GAS-Reise
)
Auch live war der Verkäufer super: Etliche AC/DC Accessoires, leckere Whiskys und eine noble Hifianlage... also genau meine Wellenlänge.
Er hat früher wohl mal Gitarre studiert, dann aber (auch deswegen?) das Klampfen an den Nagel gehängt. Die Gitarre lag dann die letzten zehn Jahre im Case, bis der Entschluss zum Verkauf kam.
Das Anspielen und Vergleichen war gar nicht so schnell erledigt, da nicht nur die Tonabnehmer erstmal grob justiert werden wollten. Es stellte sich dann aber doch deutlich heraus, was für ein Potential die Gitarre hat und wir wurden uns sehr schnell einig. Er war froh, dass die Gitarre nun wieder in guten Händen weitergerockt wird und ich fands auch schön, sie aus so netten Händen zu bekommen.
Zuhause war erstmal Grundreinigung angesagt. Da kam schon einiges an sehr altem Schmutz runter, aber die Custom wurde dabei immer schöner und schöner. Mit neuen Saiten und einer kleinen Halsjustage erstrahlte sie nun wieder fast in altem Glanz. Der Hals ist schön gerade und das Ebenholzgriffbrett einfach ein (porenloser
) Traum. Die Bünde sind ziemlich „fretless-woder“-mäßig und das ist schon Gewöhnungssache. Man kommt mit den Fingern nicht so richtig „unter“ die Saiten... schwer zu sagen, aber z.B. bei extremeren Bendings hat man die Saite einfach anders am Finger... aber alles halb so wild.
Die Bünde zeigen schon Abnutzung sind aber, bei sehr komfortabler Saitenlage, bis auf ein, zwei Stellen schnarrfrei. An den schmalen Sattel musste ich mich erst noch gewöhnen (v.a. wenn ich kurz vorher eine Paula in der Hand hatte), aber mit meinen medium Händen geht auch das ganz gut.
Das alte Holz schwingt sehr laut und ausgewogen (schöne runde Bässe, bei gleichzeitigem Draht im Ton und dabei relativ mittig).
Das Beast klingt trocken etwas leiser und drahtiger aber auch etwas direkter, powervoller (ist ja aber auch ne ganz andere Konstruktion).
Der recht dünne refinished (Klar-) Lack ist ein bisserl strange, da man die Poren des Mahagoni noch fühlt... aber auf jeden Fall besser, als ein dicker Anstrich mit einer komischen Farbe.
Das Lyre macht einen ganz guten Job und ist relativ stimmstabil (wenn man nicht gerade dive bombs ausprobieren möchte).
Verstärkt rockt sie wie die berühmte Sau! Eine super komfortable, vielseitige, (für mich) bildhübsche Rockriff-Gitarre.
Der Kofferist nicht original, aber ebenfalls etwas älteren Datums und passt sehr gut, wie ich finde.