Vom Blattspiel Übungen für Fortgeschrittene Musiker

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shakerunner
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Hallo zusammen,

ich habe ein Problem, das ziemlich an meinem Selbstbewusstsein nagt. Ich bin Musikstudent im 5. Semester, das ist ein Jazz/Rock und Pop Studium, heisst, es geht in meinem Studium vor allem um Musik, bei der ein genaues, korrektes vom Blatt Spiel nicht so sehr gefragt ist, wie es das wohl in einem klassischen Studium wäre. In den ersten 14 Jahren Klavierunterricht wurde ich klassisch ausgebildet, habe fast nur mit Noten zu tun gehabt, die habe ich stets auswendig geübt und dann nicht mehr aufs Blatt gesehen.
Um zum Punkt zu kommen: Ich habe wahnsinnig große Probleme mit dem vom Blatt Spiel komplexerer Musik. Zur besseren Einordnung: Ich habe mich mal bei diesem Blatt (http://www.wikihow.com/images/0/03/Sheetmusic1_222.jpg) an die obere Zeile gemacht, bei 65 bpm. Mal davon abgesehen, dass ich die untere Zeile zuerst automatisch als Bassschlüssel gespielt habe (den Fehler verzeihe ich mir jetzt mal :) ) war bei Takt 4 Schluss.
Bitte nicht falsch verstehen, so eine Notenzeile präge ich mir schnell ein und sie ist auch schnell geübt, ich muss mir aber immer erst ein "Tastenbild" aufbauen und dann achte ich nicht mehr auf die Noten.
Jetzt zu meiner Frage: Kennt jemand gute Übungsbücher oder Übungen an sich, die einem fortgeschrittenen Musiker (der nicht die ersten 40 Seiten des Buches umblättern möchte, weil es um halbe und ganze Noten geht) helfen können, das Blattspiel spürbar zu verbessern.
Ich sehe nicht ein, dass das einfach eine Schwäche sein soll^^; schon weil ich das auch beruflich einfach brauchen werde.

Viele Grüße
shakerunner
 
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Hmmja... mir geht's genau so, und aus dem gleichen Grund.

Literatur dazu kann ich nicht empfehlen (suche auch), aber einen Tip den mir mal ein Klavierlehrer (der selbst Meisterschüler von Claudio Arrau war) mal gegeben hat:
- Jeden Tag das Blattspiel üben, 10 Minuten
- immer a Tempo
- wenn man rausgeflogen ist, nicht anhalten und wiederholen, sondern im Takt weiter, als würde man mit einem Ensemble oder Orchester spielen, welches nicht anhãlt
- Anfangs ganz leichte einstimmige Melodien, dann zwei- drei- und später mehrstimmige Sachen; Bach's Inventionen wurden in diesem Zusammenhang genannt

Wolfgang sagte mir, mit dieser Methode und Regelmäßigkeit lerne man das Blattspiel in etwa 6 Monaten bis höchstens 1 Jahr.
Bei mir ist es bisher an meiner Faulheit gescheitert - sollten wir vielleicht über den Winter um die Wette Blattspiel üben? Wann fangen wir an? Samstag?

LG,
FLiszt
 
Wenn Du das Stück nicht vom Blatt spielen kannst, spielst Du es zu schnell. Es gibt für jedes Stück ein Tempo, in dem man es vom Blatt spielen kann. Man muß es eben einfach nur langsam genug spielen, am Anfang auch ohne exaktes Tempo, ohne Metronom, Schritt für Schritt: Ton (Töne) spielen, überlegen, welche Bewegung als nächstes kommt. Wenn man das sicher weiß, dann ausführen und die nächsten Töne spielen.

Erst mit der Zeit das Tempo erhöhen.

Wenn Du prima vista vom Blatt spielen lernen willst, mußt Du jedesmal ein anderes Stück nehmen. Wenn Du ein Stück das zweite mal spielst, ist es nicht mehr prima vista.

Daß das Stück nicht für Klavier geschrieben wurde, ist Dir klar? Wenn ich die Noten und Fingersätze richtig interpretiere, ist es ein Geigen-Duett. Vor allem die Fingersätze sind natürlich keine Klavierfingersätze und könnten zusätzlich verwirren. Zum Blattspiel Üben ist es natürlich sinnvoller, Stücke zu nehmen, die auch für das Instrument geschrieben wurden, das man spielt.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Erstmal vielen Dank für eure Antworten! Mein Pädagogiklehrer gab mir zusätzlich den Rat, ab und zu -ohne- Tempo, aber -richtig- zu spielen, also ohne Fehler von Note zu Note hangeln, mit wenn es sein muss einem Abstand von einer Minute zum nächsten "Griff" ^^ Ich werde jetzt hauptsächlich diese a Tempo Übungen machen, mit Metronom und ohne rauszufliegen und ab und an mal diese Hangelarbeit, ich melde mich in einem halben Jahr wieder falls es was gebracht hat... xb

Viele Grüße
Shakerunner
 
Ich weiß, was Du mit Deinem Problem meinst. Ich habe von meinem Musiklehrer gelernt, wie @McCoy hier es Dir schon geraten hat, und daß man trotzallem nicht aufhören und im "Fluß" bleiben muß, wenn man sich beim Üben oder auf der Bühne vertut. Allerdings kann ich Dir nicht wirklich viel anderes / weiteres bezüglich Klavier konkret raten, da ich Schlagzeugerin bin. Aber diese Probleme kann es auch bei uns geben, auch wenn wir meist die Noten / den Takt wegen allein des Zählens wegen auswendig lernen. Ich glaube, dieses Problem kann bei allen Musikern in der "Lehrzeit" auftauchen.
 
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Hallo Shakerunner und alle "Blattspiel"-Interessenten,

ich denke du musst zwei Dinge unterscheiden

Es gibt die Situation wo du beim Blattspiel "nur" die wichtigsten Dinge erfassen musst.
Wenn du zum Beispiel in einer Band aushilfst und man auf der Bühne prima vista spielt. Hier ist die Fähigkeit entscheidend zu wissen, was ist wichtig, was kann ich weglassen (weil es zb die Bläser oder der Bassist mitspielt). Es hilft hier, wenn man sich mit den gefragten Stilistiken beschäftigt. Bestimmte Muster und Rhythmen werden einem immer wieder begegnen. Essentiel ist es im Takt zu bleiben und nicht den Anschluss zu verlieren. Man darf seinen Part vereinfachen (zb die Linke Hand weglassen) muss aber wissen wann es drauf ankommt bestimmte Passagen abzuliefern.

Übestrategie:
- Spiele im (annähernd) original Tempo und versuche so viel wie möglich zu erwischen, am besten mit Click oder Aufnahme.
- Bringe dich in Situation wo du vom Blattspielen musst (Bigbandaushilfen, Jamsessions, Blasorchester, Sängerbegleitung)

Anders sieht es im Unterricht oder Studio aus. Hier soll natürlich "fehlerfrei" gespielt werden.

Übestrategie:
- Langsame Tempi wählen, nur so schnell spielen, das man möglichst keine Fehler macht
- regelmäßig (täglich ? ) Zeit für Blattspiel einplanen

Wähle Material was du brauchst. Es macht wenig Sinn Blattspiel mit Chopin zu üben, wenn man ständig Bigbandaushilfe spielt. Das Piano hat dort eine ganz andere Aufgabe, spielt andere Rhythmen etc. Dann geh in eine Unibibliothek oder frag eine Bigband nach der Mappe. Wenn du Musical-Auditions bestreiten willst, dann besorge dir die Klavierstimmen oder Klavierauszüge von Musicals. Wenn du in einer Salsaband spielst, übe Transkriptionen von Michel Camillo etc

Natürlich könnte man dazu noch sehr viel schreiben und einzelne Übungen besprechen, aber das sind so ein paar der Punkte die ich mit meinen Schülern/Studenten beackere.

Es gibt durchaus auch interessant Blattspielliteratur, wenn ich die Tage mal Zeit habe, versuche ich mal eine Literaturliste zu erstellen, kann es aber nicht versprechen, das ich es schaffe.
 
Hallo,

die drei zentralen Lernfelder zum Blattspielen sind nach meiner Erfahrung:
* Vorausschauendes Lesen
* Schnelles Erfassen von Notenmustern (Rythmus & Verlauf)
* Im Takt und gewählten Tempo durchspielen

Gute Blattspieler zeichnet gerade auch das letzte aus, also ggf. überkomplexe Abschnitte wegrationalisieren, ohne den Gesamtfluss des Stückes zu stöhren. Im Kern hilft wie ja schon angemerkt i.w. geduldiges Üben mit 'machbaren' Stücken. Bei der Suche nach geeignetem Material hilft da aber auch mal der Blick über den nationalen Tellerrand. So gehört z.B. in England die Vermittlung des vom Blatt spielen zum standardisierten Curriculum der staatlichen Musikschulausbildung (mit der Idee, das auch für 'Amateure' z.B. gemeinsames Kammermusikalisches musizieren weiteren Raum einnehmen sollte). Dafür gibt es dann auch entsprechend aufbereitetes Lehrmaterial, das versucht, die Fähigkeit zum Notenlesen systematisch auszubauen. Verbreitet ist da die Reihe 'Improve your sight-reading' von Paul Harris.

http://www.amazon.de/dp/0571533051

Das ganze ist über zehn Bändchen mit aufsteigender Schwierigkeit angelegt. Ich finde das ganz hilfreich, wenn man eben nicht immer selber nach passendem suchen will. Nach deinem obigen Notenbeispiel schätzte ich mal so auf 4er oder 5er Niveau dieser Reihe als passendes Einstiegsneveau - ist so aber natürlich keine belastbare Aussage :D

Was am Ende aber nur hilft, ist wo oben gesagt: Geduldig jeden Tag mal 5-10 Minuten diese Fähigkeit mit immer neuen Notenabschnitten üben.....
 
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@shakerunner

- Versuche dir Noten aus einem Fundus von verschiedenen Notenwerken auszusuchen, die du als
Prima Vista Übung für dich als umsetzbar haltest. Nur Teile daraus.

- probiere zuerst 2taktig und dann phrasenweise, gedanklich/bildlich erfassen und erst dann spielen.

- versuche In Akkorde zu denken.
_______________________

- mir bekannt sind noch 3 Werke vom Schott Verlag
http://www.schott-musik.de/shop/Not...mbaloschulen_fremdsprachig/show,222180,s.html
Ich kenne diese Werke aber persönlich nicht.

freundlichen Gruss
Emanuel
 
Bin zwar nicht Fortgeschritten aber trotzdem eine Frage dazu. Wenn ihr das übt, dann immer gleich mit beiden Händen?
Also lieber beidhändig sehr langsam oder alternierend einhändig etwas schneller beginnen?
 
@DieterB

nach meiner Methode, wie oben beschrieben , ja.
 
eine "ja" Antwort auf eine "entweder - oder" Frage ist sowieso immer schwer zu interpretieren ;)
 
Bin zwar nicht Fortgeschritten aber trotzdem eine Frage dazu. Wenn ihr das übt, dann immer gleich mit beiden Händen?
Also lieber beidhändig sehr langsam oder alternierend einhändig etwas schneller beginnen?

Hallo Dieter, sehe ich etwas anders, als meine "Vorgänger" - in meinen 6-8 Jahren klassischem Klavierunterricht wurde zunächst bei langsamem Tempo die rechte und die Linke Hand getrennt voneinander geübt und dann zusammengeführt. Gerade auch beim Heraustüfteln des richtigen Fingersatzes pro Hand ist das meiner Ansicht nach wesentlich zielführender.
 
in meinen 6-8 Jahren klassischem Klavierunterricht wurde zunächst bei langsamem Tempo die rechte und die Linke Hand getrennt voneinander geübt und dann zusammengeführt.
Es geht in diesem Thread ja ums vom Blattspiel, also prima vista, auf den ersten Blick, ohne die Noten vorher zu kennen. Wenn man da linke und rechte Hand getrennt übt, ist es ja nicht mehr vom Blatt gespielt.

Viele Grüße,
McCoy
 
Es geht in diesem Thread ja ums vom Blattspiel

Du hast Recht, was den Thread angeht, daher habe ich Dieter ja auch zitiert und angesprochen - ihm gings ums Üben, nicht ums Blattspiel!
 
McCoy hat schon recht, hier in diesem Zusammenhang war meine Frage unüberlegt ...
 
Wurde schon erwähnt, wie hilfreich das lesen von musik ist? Dabei kann man sich auch die bewegungsabläufe vorstellen. Das spielen freilich ist dann "auf den zweiten blick".
 

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