[Vorstellung] Direktes MIDI-to-Light für kleine Bands/Gigs

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Hallo Community,

in Rahmen meiner kleinen Musiktruppe haben wir uns ein Konzept für eine Lichtsteuerung direkt über MIDI überlegt, um auf kleinen Gigs eine Lichtshow zu realisieren. Dieses Projekt möchte ich kurz vorstellen. Wenn es allgemeines Interesse gibt, würde ich das Projekt vollständig Open-Source zur Verfügung stellen.

Vorwort
Mir ist bekannt, das zur Lichtsteuerung üblicherweise DMX genutzt wird. Dieser Aspekt wurde bei diesem Projekt bewusst außer Acht gelassen (Erklärung weiter unten). Es kommen auch keine komplexen Beleuchtungsgeräte wie Moving Heads oder Scanner zum Einsatz.


An wen richtet sich das Projekt
An kleine Bands oder an kleine Gigs, wo es evtl. gar keinen FOH für den Sound und schon gar nicht für das Licht gibt. Bei meiner Band ist das der Fall, da wir hier und da mit anderen Bands in Kneipen spielen, wo es - bis auf eine PA - im Prinzip nichts gibt.
Natürlich kann aber jeder/jede Musiker/Band das Projekt nutzen, wenn es gefällt und eine Anwendung findet.


So kommt die Lichtshow zu Stande
An einen MIDI-to-Light-Gerät (siehe Bild) wird ein 12V-RGB LED-Strip angeschlossen. Dieses Gerät hat zudem ein MIDI-In und MIDI-Thru Port.
IMG_20230206_153016a.jpg

(MIDI-to-Light-Gerät)

Gesamte MIDI-Traffic wird von dem MIDI-to-Light-Gerät mitgelesen. Kommt ein Note-On Event auf dem voreingestellten MIDI-Channel und liegt die gesendete Note innerhalb einer voreingestellten Oktave, wird ein dahinter abgelegter RGB-Farbwert auf dem LED-Strip angezeigt.
Die Velocity der Note wird zudem als Helligkeits-Faktor interpretiert. Eine Velocity von 127 entspricht 100% der Helligkeit.

Mittels des MIDI-Thru Ports können mehrere dieser Geräte mit über MIDI-Bus verbunden werden. Um jedes MIDI-to-Light-Gerät individuell anzusteuern, kann der MIDI-Kanal oder auch die Oktave individuell eingestellt werden. Die Quelle der MIDI-Signale kann beliebig sein.
Wir verwenden bei uns einen herkömmlichen Laptop, welcher bei Live-Gigs über ein Behringer XR18 das gesamte Licht ansteuert aber auch Backing-Tracks über die PA abspielt. Die einzelnen Songs können wir über ein Smartphone remote auf dem Rechner starten und somit
auch die Lichtshow individuell für jeden Song anpassen (vorprogrammiert).
Da die Vorprogrammierung viel Zeit in Anspruch nimmt, war ein Schlüsselelement, eine Farbe pro Ton einer Oktave zu hinterlegen (also insgesamt 12 Farben). Programmieren können wir das Licht dann über ein herkömmliches MIDI-Keyboard, wo man pro Farbe einfach eine
Taste drücken muss. Der Rechner zeichnet die MIDI-Spur von Keyboard auf, womit eine Lichtspur quasi schon programmiert ist (Feinanpassungen sind natürlich hinterher noch notwendig).

Wir sind insgesamt drei Leute (Gitarre, Bass und Drums) in der Band. Jeder hat so ein MIDI-to-Light-Gerät und seine eigene Lichtspur im Rechner pro Song hinterlegt. Wenn es in einem Song Solo-Parts oder bestimmt Akzente gibt, können die einzelnen LED-Strips und damit
Personen individuell beleuchtet werden. Eine andere Anwendung oder Erweiterung des Systemes ist natürlich möglich.


Das MIDI-to-Light-Gerät
Das Gerät selber besteht aus ein wenig Elektronik und viel Software. Die zweite Version (siehe Foto oben) befindet sich gerade noch in der Entwicklung und enthält ein kleines Display und einen Rotary Encoder zu Einstellung. Es hat sich gezeigt, dass es von Vorteil ist,
Einstellungen direkt an Gerät vornehmen zu können. Die Alternative wäre über USB und einer Software an einem Rechner - was aber jeder Mal einen Auf- und Abbau des MIDI-to-Light-Geräts mit sich bringt, wenn der Rechner/Laptop nicht direkt daneben steht.

Neben der eigentlichen MIDI-to-Light-Funktion, stellt das Gerät eine voreingestellte Farbe auf dem LED-Strip dar, wenn eine gewisse Zeit keine MIDI-Traffic zu verzeichnen war. Das sorgt dafür, dass es zwischen Songs auf der Bühne nicht dunkel bleibt. Auch kann ein permanentes weisses
Licht eingestellt werden, um die Bühne beim Auf- und Abbau zu beleuchten. Für den Proberaum gibt es noch einen Jam-Mode, der zufällig die Farben wechselt, wenn frei musiziert wird.


Warum kein DMX?
Wir haben kein Equipment/Beleuchtungsgeräte die das können und müssten den Kram erst anschaffen und dann auch transportieren. Ein LED-Strip ist günstig, leicht und klein und gibt es auch Bier-geschützt im Silikonschlauch.
Zudem nutzen wir MIDI auch um Effektgeräte von Laptop umstellten zu lassen und mit dem jeweiligen Timing des Songs zu synchronisieren. Somit sparen wir uns auch ein Extra-Interface für DMX und wir können alles (Klick, Licht, Einspieler) in Studio One in einem einzigen Projekt verwalten.



Ich habe hier im Forum ein wenig gelesen und bisher kein vergleichbares Gerät gefunden. Es gibt zwar MIDI-to-DMX Adapter, ich sehe hier aber den Vorteil nicht, da extra Hardware benötigt wird.
Wenn Interesse besteht, würde ich das ganze Projekt mal aus Open-Source auf GitHub zur Verfügung stellen - ist aber noch WIP.
Auch kann ich den Link zu einem Video meiner Band posten, wo wir zusammen mit einer programmierten Lichtshow spielen - wenn Interesse besteht (will hier keine Werbung machen).


Beste Grüße und ich freue mich auf Feedback,
Chris
 
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Ich bin normalerweise in einem hochgradig arbeitsteiligen Bereich unterwegs, in dem Musiker, Tontechniker, Lichttechniker und Videotechniker oft genug ihr eigenes Süppchen kochen, ohne zu viel vom anderen zu wissen. Wenn es sich nicht um eine Tourproduktion handelt, werden Künstler und Gewerke oft genug zusammengewürfelt, ohne dass irgendjemand weiß, was der andere gerade vorhat. Damit das nicht ins Chaos führt, machen meistens alle ihre Sache so, wie man es immer schon gemacht hat. Eine charakteristische Show kommt dabei selten genug heraus.
Das von dir beschriebene System ist vermutlich brauchbar für kleine Auftritte unter den beschriebenen Umständen, aber mangels Schnittstellen nicht skalierbar.
Ich finde euren Ansatz aber interessant, um ihn hochskaliert zu benutzen. Ob der Lichtler seine Informationen per Midi, DMX oder Artnet bekommt, ist mir dabei relativ egal. Spannend dabei ist: Im Gegensatz zu den lokalen Technikern hinter den Pulten wisst ihr, zumindest nüchtern, in der Regel, was ihr als nächstes auf de Bühne tut. Wenn diese Informationen jetzt live in verwertbarer Form da hinten ankommen, dann kann eine vom Örtlichen live gedrückte Show wie eine Tour-Timecodeshow dastehen.
So besonders viele Daten braucht es dafür gar nicht, aber zum Beispiel wenn auf irgendwelchen Positionen irgendetwas passiert, was gesehen werden soll, ein Solo, ein Stunt, etc., braucht es die Info „Frontlicht beim Bass USL“. Drohende Publikumsinteraktion ist interessant zu wissen. Zwei Farben pro Song für die Grundstimmung zu definieren ist sinnvoll. Und zu wissen, wann gespielt wird und wann es vorbei ist… Ich finde es spannend über dieses Thema nachzudenken in einer Größenordnung ZWISCHEN Kleinstbühne und budgetbehafteter Timecodeshow. Weil gerade in dieser Liga das Licht oft deutlich schlechter ist, als die technischen Gegebenheiten es zuließen.
 
Hallo,
mit großen Produktionen kenne ich mich nicht wirklich aus und kann daher nicht beurteilen, wie so etwas professionell gemacht wird.
Mangelnde Schnittestellen ist Ansichtssache meiner Meinung nach. Für unsere Anwendung sind alle Schnittstellen vorhanden die benötigt werden. Für die Integration in ein anderes Beleichtungssystem vermutlich nicht.

Es lassen sich mit dem System sicher solche Timecodeshows "herstellen". Die Grundlegende Anzahl der MIDI-to-Light-Geräte ist von der Konfiguration her eher nicht begrenzt. Threotisch könnte man 16 MIDI Kanäle mal 10 Oktaven gleich 160 MIDI-to-Light-Geräte über einen einzelnen MIDI-Bus verbinden. Da vermute ich aber eher, dass die Bus-Last zu hoch werden würde.

Hättest du einen Vorschlag bzgl. Erweiterung oder Weiterenticklung des MIDI-to-Light-Geräts? :)
 
Die Idee ist grundsätzlich interessant.
Trotzdem ist sie eine persönliche Insellösung.

Ich habe auch nur ein kleines Setup und nutze dafür den Standard DMX. Fernsteuereung würde bei mir via MIDI über den Controller gehen und dort vorbereitete Szenen abfeuern.
Ich habe 2 Controller selbst gebaut.
So ist das Licht erst einmal autark und für sich funktionsfähig. Deine Lösung funktioniert nur in deiner Umgebung.
Ich kann mein Setup leicht mit Standardgeräten erweitern. Einfach weitere DMX Scheinwerfer dazu verkabeln. Enweder welche parallel zu existeiernden Adressen, dann machen die das Gleiche wie die anderen. Oder neue Adressen. Dann muss ich eben die Programmierung ändern und das geht bei mir einfach durch Text Files.

Standards haben durchaus ihre Berechtigung.

Für RGB Strips würde ich eine Umsetzng von DMX nach Strip bauen, enweder per Arduino selber oder einen Bausatz von Ulrich Radig.
Bei den Strips mit seriellem Protokoll und Einzel -LED Ansteuerung würde ich wohl RGB + Durchlaufgeschwindigkeit als DMX übertragen, also 4 Kanäle DMX (Arduino Eigenbau).
 
Hallo Chris,
danke für deine Einschätzung. Das die von mir vorgestellte Lösung einer Insellösung nahekommt, ist auf jeden Fall berechtigt. Aus diesem Grund habe ich bisher kein Gerät mit einer ähnlichen Funktion finden können.

Wenn ich dich richtig verstehe, nutzt du MIDI -> DMX-Wandler, um deine Beleuchtung zu steuern. Auf Basis welcher MIDI-Botschaften/Events findet die Steuerung statt?
Ich frage aus dem Grund, da ich mit solchen Anwendungen bisher nicht in Berühung gekommen bin. Die vorgestellte Lösung ist selber ausgedacht und entwickelt. Wir nutzen ausschließlich MIDI Note On und Note Off Events zum steuern der LED-Strips.

LED-Strips mit individuell ansteuernbaren LEDs (z.B. WS2812, WS2801) kann man sicher auch verwenden. Die Prgrammierung der Effekte wird dann nur ungleich komplexer. Aus dem Grund haben wir bisher auf individuell ansteuerbare LED-Strips verzichtet.

Beste Grüße,
Chris
 
Bei mir ist nur ein Controller vorbereitet dafür, weil ich keine direkte MIDI nach Licht Steuerung brauche.
Aber ich würde mich an andere Geräte halten wie z.B. das hier
https://www.thomann.de/de/adj_dmx_operator_i.htm
und daraus der Auszug aus dem Manual:
Midi.png


Hier werden abhängig von Notenwerten eines ausgewählten Kanals Szenen abgerufen.
In anderen Threads (siehe oben) wird darüber diskutiert, ob das mit spezieller Hardware abgespielt wird oder Software darauf reagiert.
Aber im Prinzip wird hier alles im Lichtsteuergerät aufgesetzt und dann Szenen / Settings / Chases mit einer MIDI Nachricht (Note, Control Change ... ) getriggert.
Ich würde das unbedingt auch so entkoppeln. Dann kann man beim Licht z.B. die Szenen erweitern während im Musikablauf weiterhin nur das Steuerkommando abgeschickt werden muss. Auch Übergänge kann das Lichtsteuergerät übernehmen, so dass das nicht in MIDI programmiert werden muss.
Theoretisch könnte man MIDI natürlich auf DMX Mappen (also z.B. Noten einem Kanal zuweisen und Velocity der Helligkeit). Aber dann braucht es trotzdem eine Hardware dazwischen, weil MIDI Not On und Note Off schickt während DMX das Pattern für alle zyklisch schickt. Nicht zu vergessen: DMX hat 256 Stufen, MIDI nur 128.
 
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