Was bedeutet euch das Singen? Was meint euer Umfeld dazu?

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blow
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Hallo zusammen,

doofe Überschrift vielleicht, mich würde es aber sehr interessieren. Warum singt ihr, welche Motivation habt ihr dafür, wie reagiert euer Umfeld darauf? Ich muss leider immer wieder feststellen, dass ich in meinem Freundes/-Bekanntenkreis immer wieder etwas schräg angeschaut werden, weil ich mich so fürs Singen begeistere. Ich bin jetzt 28 Jahre alt, singe seit 1 Jahr erst so richtig, nehme jetzt ab nächtster Woche wieder Unterricht und singe zudem in meiner Band (Richtung Deutsch/Pop-Rock). Die meisten Menschen haben anscheinend die Vorstellung, dass nur Superstars à la Robbie Williams singen dürfen.

Also, erzählt doch mal :)

Gruß,
blow
 
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Tja das alte Lied:
'Was du bist in einer Band ? Welches Instrument spielst du denn ? Saenger ? Ja schon klar *grins*. Du kannst doch gar nicht singen.'
War schon immer so und wird sich nie aendern das die Mehrzahl Leute erstmal dumm rumgrinsen wenn man sagt das man Saenger ist.

Was mir das Singen bedeutet : Alles. Ich hatte in den Jahren nur einmal 6 Monate Pause als ich aufhoeren wollte Musik zu Machen und war am Abdrehen. Meinen damalige Freundin hat mich dann 'gepruegelt' das ich mir wieder eine Band suche. Die Buehne ist mein Leben und ich liebe es auch eben der Frontmann zu sein auch wenn ich die meiste Pruegel einstecken muss. Zudem brauch eich die Musik fue rmich selbst als Therapie. Irgendwo muss ich ja alles rauslassen. ;)
 
Bei mir bedeutet es mehr, als ich wahrhaben. Ich war erst Gitarrist, dann Bassist, dann erst Sänger. "Im richtigen Leben" bin ich niemand, der zwangsläufig im Mittelpunkt stehen muss. Halte mich eher zurück. Als Sänger ändert sich das schlagartig und ich verwandel mich in eine rechte Rampensau. Man hat als Sänger den direktesten Draht zum Publikum, diese Verantwortung reizt mich. Da stehen ein Haufen Leute, und die wollen jetzt was von Dir. Und wenn das Feedback kommt, dann ist das, als würden mehrere hundert Leute Dir gleichzeitig ein Kompliment machen. Da bewegt sich was in einem. In jedem anderen Job musst Du wochenlang Knüppeln, bis Du mal ein nettes Wort oder ine Anerkennung kriegst. Für die Bühne musst Du zwar auch Buckeln, aber Du kriegst den Input direkt und geballt. Die Anerkennung als Sänger/Performer gibt mir mehr als die Anerkennung in meinem normalen Job.

Therapie trifft es ganz gut. Ich denke, einige Neurosen und Schwächen werden da kompensiert. Warum sonst braucht man es dringend, dass Leute einem zujubeln.

Das singen selbst: im Proberaum hasse ich es, weil ich meine Stimme auch nicht immer akzeptieren kann und ich gar nicht weiss, warum ich das mache. Dann wieder gibt es Momente, wo ich sie sehr schön finde, und gar nicht genug von mir kriegen kann. Hängt viel von der Form ab, wie gut ich die Musiker kenne und vom Sound.
 
Whych schrieb:
Tja das alte Lied:
'Was du bist in einer Band ? Welches Instrument spielst du denn ? Saenger ? Ja schon klar *grins*. Du kannst doch gar nicht singen.'
War schon immer so und wird sich nie aendern das die Mehrzahl Leute erstmal dumm rumgrinsen wenn man sagt das man Saenger ist.

Was mir das Singen bedeutet : Alles. Ich hatte in den Jahren nur einmal 6 Monate Pause als ich aufhoeren wollte Musik zu Machen und war am Abdrehen. Meinen damalige Freundin hat mich dann 'gepruegelt' das ich mir wieder eine Band suche. Die Buehne ist mein Leben und ich liebe es auch eben der Frontmann zu sein auch wenn ich die meiste Pruegel einstecken muss. Zudem brauch eich die Musik fue rmich selbst als Therapie. Irgendwo muss ich ja alles rauslassen. ;)

Das merkt man Deinen Gesang an :) Hab mir mal gerade "Corruption" von eurer Page angehört - Respekt! Bin zwar musikalisch aus einer ganz anderen Ecke, aber das gefällt mir!
 
hi,

interessante frage. bei mir war es so:
gesungen an sich habe ich schon immer, aber nur in meinem kleinen kämmerlein und in der badewanne. deshalb war ich auch immer ziemlich unsicher und wußte nicht, ob meine stimme überhaupt nach irgendwas klingt. als ich mein eigenes geld verdient habe, hab ich dann gesangsunterricht genommen, dann kamen erste auftritte und der applaus und zuspruch des publikums. und das ist einfach das geilste schlechthin. mittlerweile habe ich auch eine kleine band und es macht einfach tierisch spass und man kann alles vom tag hinter sich lassen, wenn man da steht und singt. ohne die musik könnt ich mir mein leben nicht mehr vorstellen.
und mein umfeld (freunde und arbeitskollegen) ist total begeistert und unterstützt mich wo`s nur geht. meine familie ist eher zurückhaltend in der sache, die lassen mich einfach machen. aber es sagt keiner etwas negatives.

gott sei dank gibt es die musik...... ;)

viele grüsse an alle, die auch nicht OHNE leben könnten

die liane
 
Für mich bedeutet Gesang auch...alles. Er ist eine Möglichkeit, mich auszudrücken, wo ich sonst sprachlos wäre. Ich bin keine Rampensau und mich törnt mehrstimmiger Gesang an. Ich genieße den Klang,wenn Instrumente und Gesang einfach den richtigen Groove bringen, wenn die Musik mich quasi trägt. Singen macht mir auch körperlich Spaß.Undund: man lernt nie aus. Jaaaa und wer singt , ist immer nur ein Schritt von der Blamage entfernt. Ich meine, niemand erwartet von einem Hobbypianisten einen Vortrag in der Qualität eines- na sagen wir mal Petrucciani und hier und da mal die falsch angeschlagene Saite ist längs keine Aufforderung für Tomatenwürfe. Genauso sollte es eben mit dem Instrument Stimme sein.Isses aber nicht. Wer viel probiert, haut auch viel daneben. Da gibts nur eins: einfach weitermachen und das Belächeln ignorieren. Musik soll doch Spaß machen, oder? Ein beginnender Läufer gewinnt eben auch nicht nen Marathon. Als ich mich von diesen Ansprüchen freimachen konnte, habe ich erst richtig was lernen und genießen können. Und siehe da : so sehr belächt werde ich gar nicht mehr...AAAber: wir haben einen echten Vorteil gegenüber z.B. dem besagten Pianisten. Wir könne auch mit ner eher mäßigen Stimme über den Ausdruck ne Menge rausholen. Die richtige Stimmung treffen, irgentwo zwischen ängstlichem Piepsen mit verschluckten letzten Tönen und hingebungsvollem Grölen. Be straight!
 
Hi

Gesang ist das was der Musik die Seele gibt...so ungfähr. Es ist interessantm, wie verschiedene Kulturen singen. In "meiner" Musik, also Richtung amerikanisch-britische Musik, wird Gesang sehr häuftig mehrstimmig angewendet. Und wenn man bestimmte Melodien und Stimmen hört denkt man sofort: "ah!!! das kommt aus Irland" oder so.
Singen ist einfach Musik die zum Leben gehört. Ich kann nicht immer Klavier spielen und ich hab auch nicht immer meine Autoharp oder so dabei. Aber ich kann einfach singen und das ist schön. Gerade jetzt zur Zivi-Zeit: Wenn man mitten in der Nacht ein Treppenhaus durchwischen muss...neben her eine tolle englische Ballade mit 12 Strophen oder so singen und alles geht leichter :)
Mein Umfeld reagiert unterschiedlich, denk ich mal, es gibt welche denen gefällts, andere finden das blöd. Aber ich finds lustig und das ist für mich die Hauptsache weiter zu singen.
 
Hm, als Moderatorin gerade des Vocal-Forums ist das vielleicht ein schweres Eingeständnis: ich bin mit Leib und Seele Bassistin. Das ist meine geheime Liebe. Aber ich bin nicht gut. Ich singe viel besser als ich Bass spiele. :D Aber nichts macht mich glücklicher als eine gute Basslinie, grandioser Bass-Sound und unsere Band mit 2 (!!!) Bässen.
Auf der Bühne sind die Ausdrucksmöglichkeiten als Sängerin natürlich viel größer. Man kann viel mehr draus machen und das macht mir irre viel Spaß. Trotzdem ist es der Bass-Sound, der mir ein glückliches Grinsen aufs Gesicht zaubert.

Singen ist für mich Therapie. Wenn ich nach Hause komme und total fertig und angspannt bin, dann gibt es nichts besseres als Singen. Zum Runterkommen, zum Entspannen. Danach geht es mir wieder viel besser.

Die Umwelt reagiert aber bei mir ganz normal darauf. Ich glaube, es wird bei Frauen immer noch als viel selbstverständlicher hingenommen, daß sie singen. Und Frontfrau einer Band zu sein erzeugt eher sowas wie Hochachtung und Neugierde als ein seltsames Lächeln. Singen ist irgendwie "weiblich" belegt, fürchte ich.

Die Band bedeutet mir sehr sehr sehr viel. Und zu Hause singen zu können ist mir sehr wichtig. Auch Gesangsunterricht ist mir wichtig, weil er mir regelrecht körperlich gut tut.
Aber innerhalb der Band wäre ich auch als Bassistin glücklich. Wenn mir jemand meinen Bass wegnimmt und sagt "Du singst ab jetzt nur noch"... das wäre sehr traurig.

Liebe Grüße
Elisa
 
ich hab eigentlich auch schon immer gern gesungen (beim radio hörn, duschen usw...)
dann hab ich angefangen gitarre zu spielen. als ich dann die ersten lagerfeuer-sessions hinter mir hatte und immer mehr leute erstaunt waren wie gut ich singen kann und mir das auch gesagt haben hat mich das schon ziemlich gestärkt. der "durchbruch" mit dem singen war aber dann ne cd, die wir bei nem freund einfach so gaude halber aufgenommen haben, und ich hald da gesungen hab. konnte meine eigene stimme nie richtig ausstehen (auf videos usw...das kennt ihr ja auch).
nur auf der cd hat sie mir dann tierisch gefallen

das war dann der grundstein dafür das ich mehr in richtung gesang gehe als gitarre. spiele jetzt auch in 2 bands (in einer nur gesang, und die andere is ne akkustik band wo ich gitarre spiele und singe).

und ehrlich gesagt ich hab mir bis jetzt noch nie dumme sprüche, was das singen betrifft, anhörn müssen.

thx
gruß
 
ausdruck von emotion, Wut alles mögliche einfach ein gefühl

was das umfeld davon hält

naja meine nicht metalfreunde geht mein gekreische auf die nevren wo wobei sie die leistung darin anerkennen

meine metalfreunde findens geil

so einfach ist des
 
Einige sehr schöne Antworten, vielen Dank dafür. Und nein, ich finde weder die Überschrift des Threads und erst recht nicht die Idee dazu irgendwie "doof". Im Gegenteil, schöne Sache, auch das mal zu besprechen.

Für mich ist Singen zuerst einmal etwas, das Regelmäßigkeit und Struktur in mein Leben bringt. Samstags habe ich um 11.15 Uhr Unterricht. Das Hinfahren mit dem Rad, der Unterricht, das Zurückfahren, das ist Ritual. Dann ist Wochenende. Dann habe ich alles abgelegt, was ich aus der Woche mitgenommen habe. In mind. 9 von 10 Fällen fühle ich mich danach besser als vorher oder besser: Ich fühle mich super! :great:

Womit wir beim zweiten Aspekt wären: Singen tut mir gut. Es ist hier schon mehrfach angeklungen, dass es geeignet ist, Stress abzubauen, dann man es macht, um zu Entspannen, Abzuschalten, Energie - möglicherweise aufgestauten Ärger oder auch Wut und Stress - loszuwerden. Ich würde sagen, mental ist es unglaublch befreiend und auflockernd. Aber was ich für mich persönlich auch vor allem festgestellt habe ist, dass es auch körperlich einen Effekt hat, dass es mir körperlich, rein physich, gut tut. Dass sich Verspannungen lockern, Kopfschmerzen verschwinden, Nebenhöhlen sich öffnen, die Nasenatmung besser wird, Bauchschmerzen verschwinden, der Atem ruhiger und gleichmäßiger wird, ich spüre Muskeln, wo ich vorher nie welche gespürt habe :D , was meinen Gesangslehrer dann auch immer dazu animiert, sie mich noch ein bisschen mehr spüren zu lassen :great: - und das ist in Ordnung. Es ist eine ganz körperliche und handwerkliche Arbeit, sehr physisch, sehr handfest, mit Anfassen, mit "Kniffen", die man kennen muss, mit "Handgriffen", die sitzen müssen. Es gefällt mir, das zu lernen und zu beherrschen, das interessiert mich und das tut mir gut.

Der dritte Teil ist der, für den man letztendlich doch alles tut: Der Auftritt. Zu merken, dass sich die Arbeit gelohnt hat, dass man es, egal wie schwierig ein Song manchmal zu erarbeiten ist, schaffen kann, dass es funktioniert. Das finde ich immer wieder großartig. Einen neuen Song zu singen, der dann plötzlich "fluppt". Aber auch bei Songs, die man schon öfter gesungen hat, findet man - zumindest geht es mir so - immer mal wieder etwas neues, eine neue Phrase, ein neues Wort, die man plötzlich "versteht" oder anders versteht, die man anders bringt und denkt: "Warum habe ich das vorher nicht gesehen und so gemacht?" So etwas finde ich ganz interessant. Merkwürdigerweise passiert mir das eher vor Publikum, warum auch immer.

Schön ist es dann natürlich auch zu spüren, dass, wenn man etwas gibt, auch etwas zurückkommt. Dass die Impulse, die man sendet, auf Empfänger stoßen und zurück kommen zu einem. Nun, ich bin noch nicht vor 20.000 Leuten aufgetreten (auch nicht vor 1.000 oder 500 ;) ), aber so eine gewisse "Crowd" reicht schon, um Feedback zu erzeugen und das sehr deutlich zu spüren. Und ich denke, dass ein richtig großes Publikum auch einfach etwas mit einem macht, dass einen süchtig danach werden lässt, wenn man dafür empfänglich ist und möglicherweise auch angewiesen ist darauf. Manchmal singt man einen Song - und beim ersten Mal hat mich das etwas irrirtiert für einen Augenblick - und plötzlich gehen die Leute mit, jubeln irgendwie, wenn sie den Song erkennen oder singen Teile mit und klatschen.

Oben schrieb jemand was von wegen, er sei eigentlich ein eher Stiller, aber auf der Bühne würde sich das ändern. Und dann der Begriff von der "Rampensau". Lustig, weil Leute teilweise sagen, dass es bei mir ganz ähnlich sei. Dann wird mir gesagt, ich sei so anders und würde mich verändern, aber ich spüre das so gar nicht. Ich mache nur mein Ding, das, was in meinem Kopf abgeht, aber das ist nicht nur da, wenn ich auftrete, sondern natürlich immer, nur da kommt es dann raus. Generell dir größte Sache ist aber m. E. zu spüren, dass etwas zurück kommt, dass ein Austausch da ist. Ich finde, das ist wichtig in einer Zeit, wo man im Job vielfach Dinge nur für sich macht, ohne immer direkt Feedback und vor allem die Form von Feedback (nämlich eine unmittelbare) zu haben. Ich denke schon, dass es auch durchaus mit Selbstbestätigung zu tun hat, mit einem gewissen Narzissmus und dem Wunsch danach, solche Anerkennung zu bekommen bzw. dem Wissen, dass man sie so eben bekommen kann. :great: Aber ich finde, da ist nichts schlimmes dran. Vielleicht gäbe es keine Kriege, wenn alle Menschen das so handhaben könnten, wer weiß. Es macht einen auf jeden Fall ruhiger, relaxter und ausgeglichener.

Meine Umgebung sagt dazu eigentlich gar nichts großes. Was sollten sie auch sagen? Viele Freunde haben mich einmal auftreten sehen und ich denke, da gab es dann keinen Grund für sie, das irgendwie zu belächeln oder dumme Sprüche zu machen. Sie bestätigen mich eher darin, finden es gut und würden es teilweise sicherlich auch ganz gerne selbst so machen. Da frage ich mich dann immer, warum sie es nicht machen? Ich meine, ich bin, wie gesagt, eigentlich nicht der Typ, der sich immer und gerne und lauthals produziert, aber das kann ich dann merkwürdigerweise.

Es hat aber auch viel damit zu tun, dass ich weiß, dass ich das kann, weil ich vorbereitet bin. Weil ich mich in der Hinsicht auf mich verlassen kann. Und das wäre übrigens mal ein Punkt, wo mich interessieren würde, wie ihr das erlebt: Wenn ich einmal beim Auftritt angekommen bin und endlich auf der Bühne bin, dann bin ich eigentlich locker und relaxt, weil ich weiß, jetzt endlich kann ich das machen, was ich geprobt habe, woran ich gearbeitet habe. Ich bin vorher meist ziemlich nervös, aber auf der Bühne? Eigentlich nicht. Da passiert dann vielmehr eigentlich oft etwas, was mich immer wieder erstaunt und was ich oben schon ansatzweise beschrieben habe: Plötzlich läuft es - wie von allein ...

Es ist ganz komisch, plötzlich kommt der Text geflossen, plötzlich sitzen Atempausen und ich singe die Bögen so, wie es sein sollte, aber vorher nicht (immer) geklappt hat. Plötzlich "verstehe" ich den Song dann auch und kann ihn viel besser gestalten als im Probenraum. Wisst ihr, was ich meine? Auf einmal singe ich Sachen, wo ich sonst textliche Probleme hatte, voll durch, die Atmung ist voll da, ich spüre mein Zwerchfell arbeiten und kann es sogar kontrollieren, plötzlich passt das alles. Schwer zu beschreiben, vielleicht wissen manche, was ich meine. Es ist echt so, dass das genau der Punkt ist, an dem es klappen musst, für den du es gemacht hast. Und wenn du auf den Punkt abliefern kannst, dann ist es das, wofür sich alles gelohnt hat. Dann gibt einem das eine ungeheure Genugtuung. Für mich ist das fast noch wichtiger als der Applaus. Wenn ich merke, dass ich gut gesungen habe, ist mir irgendwo "egal", wie sehr es den Leuten nun gefallen hat, versteht ihr?

Ich habe mal Green Green Grass Of Home gebracht, das war schwierig zu vermitteln, wenn ihr versteht. Es ist eine Country-Schnulze (aber halt eine erstklassige) und nicht jeder kommt mit der Sorte Song klar. Aber ich - wenn ich das so sagen darf, ohne dass es missverstanden wird - fand mich selbst "so gut", ich habe gemerkt, dass da alles gepasst hat, dass es geklappt hat, dass ich Dinge erreicht und gehört und umgesetzt habe, die vorher nicht da waren, dass ich am Ende völlig alle war. Das Ganze kam auch einigermaßen an, das ist nicht die Frage. Trotzdem kam nachher jemand und sagte "Tolle Sache, aber der Song ist nicht so meine Tasse Tee ... Kannst du nicht was anderes machen?" Ganz ehrlich, ich habe nur gedacht "Na, und?", weil ich zufrieden war - und es abgesehen davon ein großartiger Song ist.

Kann das jemand nachvollziehen oder ist es irgendwie egoistisch?

Das war jetzt viel Text. Vielen Dank, wenn ihr es bis hierhin geschafft habt! :)
 
MysteriousRider schrieb:
"Warum habe ich das vorher nicht gesehen und so gemacht?" So etwas finde ich ganz interessant. Merkwürdigerweise passiert mir das eher vor Publikum, warum auch immer.

Du sprichst mir in vielen Punkten aus der Seele. Im Ü-Raum singe ich oft mit "angezogener Handbremse", auf der Bühne probiere uch auf einmal Dinge, die ich vorher nicht gemacht, gebe vielmehr. Vielleicht liegt es daran, dass:

Musiker kein Publikum sind, die inerressiert es nicht so sher.
Oder am Sound. Oder daran, die Musiker sebst noch proben, um man sich deswegen weniger auf sich konzentrieren kann. Es fehlt das richtige Feedback. Oder macht das Adrenalin einen mutiger?

MysteriousRider schrieb:
Schön ist es dann natürlich auch zu spüren, dass, wenn man etwas gibt, auch etwas zurückkommt. Dass die Impulse, die man sendet, auf Empfänger stoßen und zurück kommen zu einem. Nun, ich bin noch nicht vor 20.000 Leuten aufgetreten (auch nicht vor 1.000 oder 500 ;) ), aber so eine gewisse "Crowd" reicht schon, um Feedback zu erzeugen und das sehr deutlich zu spüren.

Ich hab zwar schon vor über 1000 gesungen, aber das ist egal, es können auch nur 50 sein. Wichtig ist mir, dass die ersten Reihen da sind, um das Feedback zu spüren. Ich muss Gesichter sehen können.


MysteriousRider schrieb:
Oben schrieb jemand was von wegen, er sei eigentlich ein eher Stiller, aber auf der Bühne würde sich das ändern. Und dann der Begriff von der "Rampensau". Lustig, weil Leute teilweise sagen, dass es bei mir ganz ähnlich sei. Dann wird mir gesagt, ich sei so anders und würde mich verändern, aber ich spüre das so gar nicht.

Das war ich. Mir geht es genauso. Die "anderen" nennen mich Rampensau, ich selber fühle mich recht authentisch.



MysteriousRider schrieb:
Und das wäre übrigens mal ein Punkt, wo mich interessieren würde, wie ihr das erlebt: Wenn ich einmal beim Auftritt angekommen bin und endlich auf der Bühne bin, und ...dann bin ich eigentlich locker und relaxt, weil ich weiß, jetzt endlich kann ich das machen, was ich geprobt habe, woran ich gearbeitet habe.

ansatzweise geht es mir ähnlich und ich kann mich auf mich verlassen...aber äußere Einflüsse machen mir oft Angst. Sowas wie: ich rauche gerade nicht mehr - bin ich als Nichtraucher auch gut? Oder: der erste Auftritt nach 8 Monaten (BTW; HEUTE ABEND), neue Band, neue Songst, nur 6 Proben...schaff ich das heute auch...kann ich mach immer noch darauf verlassen oder kommt jetzt ein echter Flop. Schaff ich die Pasagen, die beim Proben oft in die Hose gingen. Werde ich auch unterhaltsam sein (als Sänger hat man ja oft auch diese Entertainer Funktion, die mir ebenso wichtig ist wie das Singen selbst)

MysteriousRider schrieb:
Es ist ganz komisch, plötzlich kommt der Text geflossen, plötzlich sitzen Atempausen und ich singe die Bögen so, wie es sein sollte, aber vorher nicht (immer) geklappt hat. Plötzlich "verstehe" ich den Song dann auch und kann ihn viel besser gestalten als im Probenraum. Wisst ihr, was ich meine?

Ja - und ich hoffe, dass es mir heute abend auch so gehen wird.


MysteriousRider schrieb:
Ich habe mal Green Green Grass Of Home gebracht, das war schwierig zu vermitteln, wenn ihr versteht. Es ist eine Country-Schnulze (aber halt eine erstklassige)

Lustig - hab ich auch schon mal gesungen...

MysteriousRider schrieb:
Kann das jemand nachvollziehen oder ist es irgendwie egoistisch?

Jedes Wort. Was soll daran egoistisch sein?

MysteriousRider schrieb:
Das war jetzt viel Text. Vielen Dank, wenn ihr es bis hierhin geschafft habt! :)

Aber jedes Wort war es wert. Ich gehe heute etwas beruhigter auf die Bühne.
 
@ Blow

Sehr schöne Frage :great:


Ich kann nur jedem empfehlen, der einmal angefangen hat zu singen/Musik zu machen, das nicht aufzugeben. Ich hab irgendwann als Teenie mal angefangen, zu klampfen ( schrammel-schrammel-schrumm ) und zu trällern. Dann war 20 Jahre Ruhe, da mein Ehemann VÖLLIG ANDERE Interessen hatte und ich mich weitestgehend angepaßt habe...die Gitarre ist auf dem Schrank verrottet und gesungen hab ich auch nicht. 20 Jahre verloren...mein heutiger Lebensgefährte ist gleichzeitig mein Gesangspartner, ohne Musik geht gar nix und das täglich ( da kann die Bude auch schonmal im Chaos versinken, erst wird Musik gemacht *gg*)...anders kann ich mir das auch nicht mehr vorstellen. Ich lege keinen gesteigerten Ehrgeiz an den Tag, irgendwie erfolgreich zu sein, für mich steht der Spaß an der Sache im Vordergrund und ich bemühe mich, mich zu verbessern...ein Umfeld, was dieses Hobby nicht zumindestens tolerieren würde, würde ich mir gnadenlos vom Halse schaffen...ergo ist auch der Bekanntenkreis mehr oder weniger musikalisch. Und die family freut sich, wenn sie zu Weihnachten mit ner CD beschert wird ;)

Carrie
 

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